Sonntag, 18. August 2024

Summer Breeze am Samstag

Als ich samstagmittags aus dem Bett krabbelte, hatte Patrick schon sein Zelt abgebaut. Wie...?!
Ja, es ist ganz neu und Patrick will nicht, dass es nass wird, weil es soll dann später regnen.

Tatsächlich fuhren Patrick und Lui dann schon am späten Nachmittag davon, weil ... den Grund weiß ich nicht mehr, aber die (erste) Abfahrt läutete ja nun schon voll die Aufbruchsstimmung ein ?!

Das gefällt mir aber gar nicht.

Ich frühstückte noch fertig und ging dann mal vor aufs Infield, weil ich wollte die Burning Witches sehen. Aber zuerst kam ich noch an der Wera-Stage vorbei. Da spielten die da. Ihr Logo ist so gruselig verschnörkselt, man kann nicht mal im Ansatz erkennen, wie sie heißen. Ich musste gerade in den Eigenschaften von diesem Bild nachschaun, um wieviel Uhr ich das erstellt hab und dann in der Runningorder, welche Band zu der Uhrzeit spielte. Also: Tilintetgjort. Huch, der Name ist ja so gruselig verschnörkelt, den kann man ja kaum aussprechen !

Aber sie hörten sich recht gut an.

Auf dem Infield gab es heute neue Becher und zwar welche von Dark Tranquillity und von Powerwolf. Nun mag ich Powerwolf zwar gar nicht, aber der Becher ist echt schön!

Jetzt aber zu Burning Witches auf der T-Stage!

Ich hab schon eine CD von denen. Nachdem ich die einige Male gehört hab, fand ich sie eigentlich ganz nett. Drum wollte ich mir jetzt den Live-Gig anschaun. Naja, musikalisch gehts schon, die Frontfrau hört sich an wie die Doro in jungen Jahren und schaut auch irgendwie so aus. Ich hörte mir den ganzen Gig an.

Danach radelte ich erst mal wieder zum Camp, bisschen was essen, chillen, quatschen, unser heutiges Thema: Leute, die sich vor den Zug schmeißen.
Unsere Fachleute in der Diskussionsrunde: Pippi (Bestatterin) und Thomas (Unfall-Manager bei der Deutschen Bahn).
Thomas erzählte: Also da hatten sie an den Bahngleisen mal wieder eine Schädeldecke gefunden, aber wo war der Rest? Es wurde der Leichenspürhund geholt. Der kam dann, schnüffelte ein bisschen herum, blieb vor einem Gebüsch stehen und sagte: "wuff." "Hier ist die Leiche!" sagte der Hundeführer. Die lag da schon 14 Tage im Gebüsch.

Braucht man da einen Hund, hätte man das nicht auch selbst riechen können?
Naja, und so gingen die Storys von Thomas weiter... ich ging mal lieber rauf zu Sodom, die spielten um 20:30 Uhr .

Als ich im Infield oben war, war es aber noch nicht so weit und so guckte ich mir den Schluss von Subway to Sally an.

Seit geraumer Zeit trägt der Eric Fish ja gern ein Stirnband. Im Lauf der letzten Jahre wurde nun sein Stirnband jedes Jahr ein Stückchen breiter. Langsam dürfte nun das Stirnband so breit geworden sein, dass es gar nicht mehr auf dem Kopf hält. Jetzt hat er es wohl aufgegeben mit seinen flüchtigen Haaren: Er geht jetzt ohne Stirnband.

Da tun mir die Männer schon immer Leid, weil Haare find ich recht wichtig. Ich stell mir das schrecklich vor, wenn die dann langsam ausfallen, und man(n) seinen Style nicht mehr aufrecht halten kann, weil das Material einfach nicht mehr da ist . Arme Männer!

Ich lief dann mal runter an die T-Stage und kam dabei an denen vorbei: Was machen die da? Ich stellte mich einfach mal mit in die Reihe und machte, was die anderen machten. Also es kam einer an den Steinhaufen in der Mitte, kippte einen Schluck von seinem Bier rein, und die im Kreis bückten ihre Hände auf den Boden, rissen sie wieder in die Luft und riefen dabei "hey". Ja, wie gesagt, ich machte das dann auch mal mit, aber der Sinn erschloss sich mir nicht so ganz: ein Trankopfer an den Holy Ground vom Summer Breeze?

Es regnete nicht. Die Sonne brannte heiß runter, die Stimmung war bombig, alle waren fröhlich.

Das Areal ist ja eigentlich eine Wiese, d.h. da wächst Gras drauf. Wenn man genau hinschaut, sieht man es noch. Nein, es liegt nicht an der Trockenheit oder am "heißesten Sommer des Milleniums" (lasst euch doch nicht so einen Scheiß erzählen! ), sondern 80.000 Leute liefen da jeden Tag drüber - das Gras hatte keine Chance. Es war jetzt hoffnungslos runtergetrampelt und nur noch blanker Erdboden war da. Es staubte.

Zuerst staubte es nur vor der Wera-Stage aus dem Circle-Pit, aber dann auch von der T-Stage und irgendwann vom ganzen Gelände. Es lag eine fette Staubwolke über dem ganzen Gebiet, die Augen fingen zu brennen an, und es atmete sich immer schwerer. Mist, ich hatte ein Halstuch zuhause vergessen *hust*.

Jetzt kamen Sodom. Zuerst stand ich links, fast ganz vorn vor der Bühne. Dort war es mir dann aber - trotz Profi-Gehörschutz - echt zu laut. Doch, es darf mir jetzt zu laut sein, weil ich bin jetzt alt ! So ging ich ein Stück weiter hinter. Dort traf ich dann Tom, Thomas, Andi und Michi aus dem Camp. Da feierten wir, moshten, brüllten und freuten uns.

"Was wollt ihr als Nächstes hören?" rief der Angelripper. Naja, ich hör ja nicht so gut, aber ich meinte zu erkennen, dass die ganze Meute einer nach dem anderen "ausgebombt!" rief. "Ausgebombt", "ausgebombt" rief es von links, rechts und von allen Seiten, immer lauter. "Also gut", sagte der Angelripper: "Gedenke der Gefallenen", und sie spielten "gedenke der Gefallenen" . Danach spielten sie dann zwar auch "ausgebombt", aber... hmpf.

Ich habe so das Gefühl, hier gehts zu wie in einer echten Demokratie : das Volk wird gefragt, aber gemacht wird natürlich das, was auf der Setlist steht .

Während Sodom noch spielten, fingen auf der Main Stage schon Heaven shall burn shall burn an. Sie heißen Heaven shall burn, aber ich find Heaven shall burn shall burn .

Ein "hochpolitisches Statement" wollten sie abgeben... "Nein, das hat hier nichts zu suchen! Wir wollen Party und keine politische Scheiße!" rief ich, so laut ich konnte, aber ich hielt halt kein Mikrofon in der Hand und mehr als die umliegende Hand voll Leute hörten das ja nicht. Das erinnert mich echt langsam immer mehr ans 3. Reich, wo auch auf jedem Konzert von der Bühne die entsprechenden "hochpolitischen Statements" verlesen worden sind. Ob von der oder von der Sorte: von mir dazu ein klares NEIN! Raus mit der Politik aus der Festival-Szene!

Naja, und schon fing der Sänger an, dass die Welt so fürchterlich schlimm sei, nahe vor dem Untergang, Krieg, Katastrophenalarm... "Das stimmt nicht!" brüllte ich: "Die Welt ist geil und das Leben ist wunderschön!", aber das will ja keiner von denen wissen. Düsternis, Weltuntergangsstimmung und Depression liegen halt heut im Trend . Blöde Mode. Naja, dann heult halt! Deppen.

Heaven shall burn shall burn.

...und vor dem Tor steht dann der Stand von der Bundeswehr und werben Leute an für den Kriegsdienst , da langste dir ans Hirn! Eh, ihr seid alle so ein dummer Haufen, echt!

Ich wollte auch bloß noch anmerken, vielleicht dann so für die Nachwelt in ein, zwei Jahrzehnten, nä: ICH habe da NICHT mitgemacht! Ja...? Nä...?

Von Korpiklaani hörte ich mir dann noch die ersten paar Songs an, aber weil ich jetzt ausgepowert war und keinen Bock mehr auf Hüpfen und Tanzen hatte, turnte mich das jetzt auch nicht so an und ich beschloss, heim zu gehen.

Als ich das Infield verließ, war da schon voll der Stau. Jede Menge Leute hatten bereits ihren Krempel gepackt und wollten nach Hause fahren. Es staubte immens.

Als ich zum Camp kam, saß dort der Thomas, ganz alleine. Er hatte noch Hunger und sich grad was auf den Grill gestellt, es roch nach irgendso ner Instant-Tomatensoße mit einem zarten Hauch von Dixi-Klo. Ich hockte mich noch dazu und Thomas griff sein Thema wieder auf: "Der Zug fuhr in den nächsten Bahnhof ein, der Selbstmörder hing noch dran. Sein Kopf war in die Frontscheibe gestoßen, und da hing er nun, der ganze Zug voller rotem Sabber. Die Leute am Bahnsteig erlitten einen Schock, manche kotzten gleich. Ich schickte sofort ein Team von Psychologen los, um sie zu behandeln... aber wer behandelt eigentlich mich?"
Naja, ich hör dir doch jetzt zu, lieber Thomas .
"Mit der Taschenlampe strahlte ich die zwei von der Bereitschaftspolizei an: Was ist passiert? - Aha aha, es hat ihn also total zerrissen, aha - ja, und wo genau ist die Unfallstelle? - 'Na hier', sagten die beiden, und ich leuchtete mit der Lampe nach unten, erkannte: ich stand mitten im Sabber, ein Stück Darm flutschte über meine Stiefel. Dann roch ich es auch..."
Mahlzeit.

Welch nette gute-Nacht-Geschichte !

Gegen Morgen regnete es recht heftig. Das war nur gut so, denn jetzt war die Luft wieder klar, der ganze Staub hatte sich gelegt. Thomas und Tom setzten sich in den Ragnarr (Tom's Wohnmobil) und starteten, Pippi und ich tranken erst noch ein bisschen Kaffee, dann fuhren wir auch ab.

Nicht jeder kam aus eigenen Kräften davon . Sogar noch einer aus der Schweiz, der Ärmste! Er erscheint wohl morgen nicht an seinem Arbeitsplatz. Ich auch nicht, weil ich hab immer noch Urlaub .

Bis rein nach Nürnberg zog sich die Metal-Spur: Hee, Vordermann, ich weiß, woher du kommst . Schön war's !

Dann war ich daheim. Die Sandsäcke, die ich vor's Haus geschmissen hatte, hatten ihren Dienst getan. Der Starkregen blieb ja diesmal auch aus. Ein Unwetter hatte es aber gegeben, und beim Nachbarn hatte es einen Baum umgewedelt. Jedesmal was Neues, mei . Naja. Wenn der Baum im Lauf der Woche nicht von selber verschwindet (ich hoffe doch, der Nachbar holt ihn), dann werde ich mit der Kettensäge anrücken, the saw is the law!! Aber erst mal geht es jetzt am Mittwoch noch los aufs Wolfszeit-Festival .

Keine Kommentare: