Sonntag, 24. März 2024

Braincrusher in Hell, Hirschaid

Zeit ist es geworden, dass wieder ein Festival läuft und ich hinausfahren kann in die große, weite Welt ... bis Hirschaid . Das sind zwar nur knapp 45 km far(t) from home, aber immerhin. In der Jahnhalle war die Veranstaltung "Braincrusher in hell" angesagt.

Der Parkplatz dort ist geil, denn es ist ein Wohnmobilstellplatz angeschlossen, und man kann dort Schwarz- und Grauwasser entsorgen, frisches Wasser tanken und Strom zapfen. Drum hab ich mir letztes Jahr extra ein schönes, langes Kabel gekauft, um meine Batterie mal wieder richtig aufzuladen, aber die eine, aktive Stromsäule mit ihren 4 Zapfstellen war leider schon voll besetzt als ich nun endlich daher kam und meine lange Leitung verlegen wollte.

Ich war noch am Ankommen, also Gas aufdrehen, Zeug auspacken, Bier aufmachen, da sah ich gegenüber um einen großen, weißen Kastenwagen den "S."* herumhupfen.

* Erst mal eine Korrektur: Er heißt weder "Stefan", noch in irgendeiner Weise etwas mit "S.", sondern Thorsten - ich hab mich dann später tatsächlich nach seinem Namen fragen trauen. Jetzt merk ich's mir aber!

Der Thorsten hat sich vor 2 Monaten eben diesen Kastenwagen gekauft und ist ganz happy damit. Er ist gerade dabei, das Auto (selber) auszubauen und hat eine Zwischenebene reingezogen. Oben drauf schlafen seine beiden Töchter, die da schon begeistert drauf rumlungerten und unten schläft er. "Aber er schnarcht immer" sagte die eine Tochter . Eine Lichterkette hatten sie auf der Seite aufgehängt, es war richtig heimelig. Schön hat er das gemacht!
"Ha, aber in meinem kann ich mir morgens einen Kaffee kochen" trumpfte ich auf.
"Das kann ich auch!" rief der Thorsten und schmiss gleich seinen Gaskocher an.
Nur eine Pipibox hat er (noch) nicht.
Ich schon .

Da gingen wir also erst mal in die Halle, denn da spielte schon die erste Band. Die spielten grad mal eine halbe Stunde, dann kam schon die nächste Band. Das Line Up hing als Plakat an jeder Ecke, aber wir stellten schon bald fest, dass es wohl nicht stimmte, denn die Bands fingen irgendwann an zu spielen und hörten irgendwann auf, obwohl da ganz andere Zeiten auf dem Line Up standen. Zudem war das doch jetzt ne ganz andere Band als diese da auf dem Line Up, die da jetzt spielen sollten. Wahrscheinlich haben sie getauscht, oder war wieder jemand ausgefallen und sie haben dann alles verschoben? Da ich jetzt nicht wirklich irgendeinen Favoriten bei den Bands hatte, wusste ich eh nicht, wer hier spielte und wer das war, Hauptsache Geknüppel. Ich gebe ja zu: Von den Freitag-Bands kannte ich überhaupt keine und von den Samstag-Bands nur den Headliner, Asphyx. Aber Hauptsache Geknüppel .

Mit Geknüppel kam ich gut auf meine Kosten, denn es knüppelte ordentlich. Ich versteh es ja eigentlich selber nicht, was mir da jetzt dran so gefällt, weil irgendwie klingen die Bands alle ziemlich gleich, es ist alles ein fürchterliches Geschrubbe, echt nur Geknüppel, laut, schnell, vom Text versteht man kein Wort und wenn, dann ist der Song nicht gut und die Vocals werden ja auch nur mit Gegröle vorgetragen, die einen klingen nach röhrenden Hirschen, die anderen nach brüllenden Löwen, aber irgendwie alles nur gröööööh groooaaah groooh! Aber geil ist das *mosh mosh*!

Die Leute gingen ziemlich drauf ab und bei der Band da oben rechts im Bild hüpfte und moshte ich mir auch einen ab, die waren gut. Ich weiß aber nicht, wie die Band hieß.

Nun haben ja die ganzen Bands immer praktischerweise ihre Banner hinter sich aufgehängt, damit man auch ja weiß, wie sie heißen. Das kommt mir meist sehr entgegen . Leider ist die Beleuchtung dann immer so krass, dass kein Foto irgendwas Vernünftiges von dem Banner zeigt und zudem sprühen sie auch noch zentnerweise Nebel auf die Bühne, damit man ja nichts sieht. Insofern muss ich passen, keine Ahnung, wer diese Band war.

Ich blieb allemal nicht bis zum Schluss, denn morgen war auch noch ein Tag und da ging das Thrash-Geknüppel weiter. Insgesamt würde es mir dann an Krach und Gwerch sowieso zu viel werden, also sparte ich mir den Rest der Nacht und ging zum Auto.

Ich schlief zuerst recht gut, aber gegen Morgen kam ein Regen. Der prasselte wirklich heftig aufs Dach, gab sein trashiges Trommel-Solo, und ich wachte halb auf. Im Halbschlaf fiel mir dann ein, dass ich zwischen zwei Flüssen parkte, denn vorne floss die Regnitz vorbei und hinter mir irgendwo der Kanal. Wenn es nun so regnen würde, könnte es Hochwasser geben und dann schwemmt's ja das Naglfar weg! Aber dann müsste es ja die ganze Halle und nebenan das Schwimmbad auch wegschwemmen, schlussfolgerte ich im Halbschlaf, war wieder beruhigt und schlief weiter.

Gegen Samstagmittag wachte ich auf. Ich kochte mir einen Kaffee, schmierte mir ein Mettbrötchen mit Zwiebeln und wollte die Heizung anwerfen, aber sie lief schon wieder nicht. Schon das letzte Mal hat die rote Leuchte geblinkt, aber ich hatte trotzdem gehofft, die Heizung würde wieder anspringen. Aber so kalt war's auch nicht, die Sonne schien aufs Auto und man hielt es auch gut ohne Heizung aus.

Da hockte ich nun im sauber geputzten, schneeweißen Naglfar inmitten der anderen Black-Metal-Autos und guckte meine Bilder von gestern auf dem Laptop an. Es war recht frisch geworden und noch dazu blies ein heftiger Wind, also außen war's grad nicht so schön. Nur ein Stück weiter, da saßen so ein paar ganz Harte vor ihrem offenen Auto auf ein paar Bierkisten und grillten. Aber die meisten Leute hatten sich vor der Kälte und dem Wind verkrochen.

Vorne in der Halle gabs ein Weißwurstfrühstück und die erste Band hatte bereits ab 13 Uhr ihren Auftritt. Also ging ich dann auch mal vor in die Halle, obwohl mir das jetzt eigentlich noch ziemlich zu früh war. Der Greimi hatte auf Facebook geschrieben, dass er mit der Bahn im Anflug war und tatsächlich, da stand er schon in der Halle.

Thorsten und Greimi verstanden sich auf Anhieb und gingen gleich mal raus an die Bar, ein paar Pfeffis töten. Deutlich beömmelt kamen sie wieder herein. Hee, Jungs, es ist erst 14 Uhr! Der Tag ist fei noch lang!

Nun wurde auf der Bühne eine sehr interessante Deko aufgestellt. Dabei handelte es sich um einen Altartisch mit schwarzem Tuch und allerlei okkult ausschauenden Utensilien darauf, und ein Kerl in schwarzer Robe fing an, die ganzen Kerzen drauf anzuzünden. Das sah überaus geil aus!

Nun hatte der Kerl nicht nur die Kerzen angezündet, sondern auch einiges Räucherwerk, und bald drauf verbreitete sich ein ätzender Rauch von Weihrauch und abgefackelten Kräutern über die Bühne und in den Saal. Show-technisch war das wirklich dekorativ, aber der Rauch stank und biss derartig, da kriegste ja keine Luft mehr, und ich flüchtete hinaus ins Freie.

Da es eh noch sehr früh am Nachmittag war und Band-mäßig noch nichts Unverpassbares angesagt war, beschloss ich, einen kleinen Spaziergang nach Hirschaid rein zu machen. In der Halle bekam man grad eh keine Luft und ein bisschen Pause würde mir gut tun.

Das hatten sich auch ein paar andere gedacht und so war das Kruzifix gleich an der Zufahrt zur Location mit ein paar vollbrachten Bierflaschen dekoriert. Wie können die da auch so ein hässliches Balkensepp-Monument hinstellen, wenn sie doch wissen, dass da unten ein Metal-Konzert läuft?!

Es war kalt und regnerisch, über dem Kanal wehte mich der Wind fast von der Brücke. Zum Glück hatte ich noch meine Winterjacke mitgenommen, obwohl ich die eigentlich schon gewaschen und im Schrank für den Sommer eingemottet hatte.

Ich lief zum Supermarkt, setzte mich dort ins Cafe und futterte einen Kuchen. Aber was sollte ich in diesem Kaff sonst noch machen? Also lief ich halt wieder zurück. In der Halle hatte sich der Weihrauch-Nebel zum Glück schon verzogen, die haben wohl ordentlich gelüftet. Es waren nun auch die Opener-Bands durch und die besseren Bands standen auf der Bühne. Der Greimi hatte schon ordentlich einen sitzen und gurkte selig im Saal herum, den Thorsten fand ich nicht. Der war wahrscheinlich in seinem heiligen (neuen) Auto, kann ich ja verstehen.

Na, dann fing ich doch auch mal an mit meinem ersten Bier.

Also ich find, die Veranstalter haben das echt ganz liebevoll aufgerissen, alles. Sogar das Bier hatte ein eigenes Label. Dante's Luzifer war drauf und oben am Flaschenhals noch ein Skull mit Fledermausflügeln. Richtig schön blackmetalig!

Ach, ich liebe diese ganze Szene. Alle sind einerseits grob und derb, aber andererseits sowas von lieb und freundlich. Ich ging mal aufs Klo, da standen zwei stämmige, vollbärtige Kerle drin und machten da auf Gender, oder was? "Aus dem Weg, ihr Muschis!" lachte ich und drängte mich vor. Naja, wer aufs Damenklo geht, ist eine Muschi, oder?

Dann kam ne Band, die mir gar nicht gefiel. Das war irgendwie so Stoner-Zeug, recht langsam, teilweise melodisch, aber trotzdem doomig, nein, das war nicht meins. Die darauffolgende Band war ähnlich, aber schon wieder ein bisschen fetziger. Dann kamen Konvent, eine Mädels-Band. Also irgendwie kam mir das vor wie immer bloß zwei oder drei Accorde, dazu etwas grunzen... naja, wenn man dazu das Video sieht, dann klingt es ja wieder gar nicht mal so schlecht, aber live konnte ich da jetzt nicht viel damit anfangen.

Nach Konvent kamen Darkened Nocturn Slaughtercult auf die Bühne. Die waren wieder gut fetzig. Zudem hatten sie eine recht nette Maskerade. Die Sängerin hatte so eine Art Helm auf, der wohl eine Dornenkrone darstellen sollte, verziert mit so weißen Fransen, wie sie die Schamanen im Gesicht hängen haben. Gesangtechnisch erschloss sich mir der Gig nicht recht, denn das ging oft so: klampf klampf klampf ... dann ein kurzer Kreischer der Sängerin ... klampf klampf klampf .... kreisch! ... klampf klampf ... dann mal wieder kreischendes Gegrowle, was möglicherweise 2 Sätze darstellen könnte .... klampf klampf ... ugh *kreisch*! Aber irgendwie interessant, fand ich. Ne CD hab ich mir aber nicht gekauft, weil so zum im-Auto-hören ist das nix.

Langsam wurde ich des ganzen Thrashs müde. Ich hatte mich drauf gefreut, es war auch zuerst richtig geil, aber ich wusste von Anfang an: zwei volle Tage davon ist mir zu viel. Da schenkte ich mir Asphyx, die seh ich dann sowieso noch auf dem Breeze.

Ich lief durch die nächtliche Kälte zum Auto. Ah, da schau her, Thorstens Kastenwagen war weg! Er war wohl schon gefahren! Hatte mich schon gewundert, der kam mir vorhin ziemlich nüchtern vor. Dann sagte er noch, er hat sich am Nachmittg nochmal ins Auto gelegt und eine Runde geschlafen. Aha, und danach hat er nichts mehr getrunken und dann hat er seine Töchter ins Auto gepackt und war noch in der Nacht gefahren. Ja, versteh ich: so ohne Suff macht so ne Vorstellung einfach keinen Spaß.

Anders der Greimi: Der war schon vorhin ziemlich hinüber und verklickerte mir, dass er mit der Bahn wieder heim fahren wollte. Wie? Wann fährt denn hier ein Zug? Na, früh um sieben! Oh Schreck, armer Greimi! Was wollte er dann bis früh um sieben hier machen? So wie es aussah wollte er durchsaufen. Na, das ist mir zu hart. Da schmeiß ich mich lieber in mein schönes Federbett.

Aber da hatten wir gleich wieder das Problem: die Heizung lief nicht - und es war wirklich ziemlich kalt. Als ich im Bett lag, ging's dann schon, die Decken hielten warm, aber die Nase war kalt und die Luft und überhaupt, bäh! In zwei Wochen ist die nächste Tour, das Ragnarök, und da soll es in der Nacht wieder nur kurz um den Gefrierpunkt haben. Das ist ja unschön, da sollte ich mir was einfallen lassen. Eigentlich wollte ich jetzt die Heizung erst mal nicht mehr machen lassen, weil es kommt ja jetzt der Sommer. Na, ich werde mal gucken...

Da also keine Heizung lief und es auch sonntagmittags wirklich frisch war *schlotter*, ließ ich das mit dem Kaffee, packte gleich alles ein und fuhr lieber heim. Ich hatte nur 45 km, da bin ich gleich daheim, kann ich daheim noch einen Kaffee trinken. Nur das Blöde: auch daheim hab ich die Heizung bereits abgeschaltet, weil ich dachte eigentlich, wir haben doch Klimaerwärmung? . Ja, war wohl nix.

Sonntag, 17. März 2024

Naglfar-Wäsche

Ein großer Freund vom Putzen bin ich ja eh nicht. So alle paar Monate fahr ich mein kleines Röhrle in die Waschanlage. Mit dem großen Naglfar geht das aber nicht. Es gibt zwar angeblich auch Waschstraßen für Wohnmobile, aber in ganz Nürnberg und Umgebung hab ich keine gefunden. Weil also nichts anderes übrig bleibt als wirklich Hand anzulegen, schiebe ich die Autowäsche schon seit letztes Jahr vor mich her. Ich hatte einfach keine Idee, wie ich dieses riesige Auto waschen könnte, weil so mitten auf der Straße darf man es ja nicht, auf der Ranch habe ich kein Wasser (nur aufgefangenes Regenwasser) und außerdem brauch ich ja eine Leiter oder irgendwas, weil ich komm ja sonst gar nicht richtig rauf.

Im Juni hab ich TÜV und bis dort hin wollte ich das Auto irgendwie sauber haben. Der Ralf bot sich an, es zu waschen, wenn wir in so eine Wash-Buddy-Station fahren.

Dieses Wochenende stand nicht mal ein Konzert auf dem Plan. Nur in Wertheim und Gaukönigshofen wären Mittelalterfeste gewesen, aber es war Regen gemeldet und irgendwie hatte ich bei dem Wetter auch gar keine Lust drauf. Da ich auch die letzten beiden Wochenenden nur in Nürnberg unterwegs war, stand das Naglfar damit die 3. Woche ungefahren auf dem Parkplatz. Da kam es doch gelegen, ein bisschen spazieren zu fahren und bei der Gelegenheit das Auto zu waschen.

Da packte ich von der Ranch die Malerleiter ins Auto, holte den Ralf ab und fuhr nach Fürth. Dann ging's los. Die beim Wash-Buddy hatten 2 Stationen mit Kabinen. In die erste passte ich schon mal nicht rein, denn die war nur 2,70 m hoch und mein Auto ist schon 2,80 m. Aber bei der anderen gegenüber war das Dach etwas höher und da quetschte ich mich in so eine Waschkabine.

Mei, war das Auto dreckig! Der Ralf seifte es ein und ich schrubbte mit dem Schwamm auf der Leiter herum. Dabei merkte ich erst wieder, wie verdammt groß dieses Auto eigentlich ist.

Was für ein Geschrubbe und Gewienere! Das geht auch ganz schön in die Muskeln, aber wiederum das schadet mir ja gar nix, weil ich wollte eh ein bisschen fitter werden.

Da schrubbten und sprühten wir eine Weile.

Das Auto wurde dann echt richtig sauber!

Es glänzte sogar! Der Ralf war nicht ganz zufrieden, weil in der oder jenen Ecke war noch Dreck und auch oben über der Windschutzscheibe kam er mit der Bürste nicht tief genug rein und die Arme mit Schwamm waren zu kurz. Der Ralf hätte eigentlich noch weiter polieren wollen, aber mittlerweile regnete es, zudem war ich auch von der Wasserdüse ein paar Mal erwischt worden, die Klamotten waren feucht, und ich wollte jetzt endlich wieder heim. Also beließen wir es dabei.

Der Dreck von den letzten beiden Jahren ist jetzt mal herunten. Bis zum TÜV sind es ja noch 3 Monate und vielleicht macht es Sinn, dann da nochmal hin zu fahren und nochmal zu sprühen. Aber das Gröbste ist jetzt wenigstens mal unten, die Festival-Saison kann beginnen!

Sonntag, 10. März 2024

U.D.O. im Löwensaal

Ich hatte jetzt fast 5 Wochen lang eine fette, hartnäckige Erkältung, so stufenweise: Sie fing an mit Halsweh und Erschöpfungssymptomen, dann kam Husten dazu, eine Woche später hatte ich dann auch noch Schnupfen, der Husten wurde noch schlimmer, der Schnupfen war dann vorbei, dafür bekam ich kaum noch ein Wort raus und krächzte umeinander. Diese Seuche macht zur Zeit die Runde, weil alle möglichen Leute sind erkältet. Endlich war ich dann vorletzte Woche wieder gesund und meine Stimme war auch wieder halbwegs normal.

Dann war ich ja letzte Woche auf Doro-Konzert und - schwupps - am Montag fing das schon wieder an mit Halsweh. Genau wie neulich habe ich zur Zeit wieder eine Krächzstimme, ständig rauen Hals und einen tiefen, üblen Husten. Also lutsch ich halt Dorithricin und ein Zuckerstückchen mit Bronchicum nach dem anderen und ging gestern dann zu U.D.O. in den Löwensaal. Also fit war ich nicht, aber ich wollte dann halt ein bisschen langsamer machen .

Langsam ...also für meine Begriffe "langsam" lief ich den Tiergarten-Berg hoch. Dabei überholte ich immer noch so manchen. Naja, bittschön, aber teilweise hievten da ein paar ältere Herrschaften ihr adipöses Material den Berg hoch und keuchten und stöhnten dabei, da kanns einen schaudern! Es drängt sich mir natürlich sofort der Vergleich auf zu den 80ern, als Dirkschneider und seine Fans und genau diese Herrschaften noch jung, schlank, hübsch und fit waren und alle voller Energie und Freude lustig zum Festivalgelände vorhüpften. Man kann jetzt noch nicht einmal meckern, denn all diese alten Leute, die da gestern zum Konzert gingen, sind noch die Besten! Die anderen gehen schon lange gar nicht mehr fort, hängen bloß noch zuhause rum, ziehen beige Klamotten an, gehen höchstens mal am Sonntag in den Wald zum Spaziergang, und manch einer von diesen Alten ist sogar schon gestorben. Schauerlich.

Als ich den halben Hang oben war, stand da wieder mein Security, der Bernd, der da immer abgestellt ist und alle Autos - außer Taxis - abweist. "Servus, Bernd!" Na, immer wieder dieselben !

Meinen hässlichen, gelben Becher von letzter Woche hatte ich wieder mitgenommen, denn ich hatte in meinem Geldbeutel auch die Pfandmarke wieder gefunden. Am Eingang kontrollierte eine Securita meine Tasche und zog verwundert den Becher raus. "Der ist vom letzten Mal, den will ich heute wieder abgeben." erklärte ich. "Na hoffentlich ist er auch gespült!" sagte sie mit strengem Blick. Öh... nein, war er natürlich nicht . Wir lachten beide!

Bis ich dann mal wieder fertig wurde mit Jacke abgeben, Bier holen und mich durch die Leute drängen an meinen Lieblingsplatz vor dem rechten Bierausschank, fing doch glatt schon die Band an zu spielen. Ich hatte mir wieder nicht mal die Zeit genommen, genauer zu schauen, wer da jetzt außer dem Dirkschneider eigentlich noch spielt und wusste daher nicht, welche Band das ist. Sie waren aber sehr geil.

Der Hai ist ja Lokführer. Auf Napalm Death hatte er seinen Kollegen dabei, auch Lokführer. Der hat mir gesagt, wie er heißt, aber ... ich hab noch versucht, es mir einzuprägen und ich dachte dann auch, dass ich es weiß und es mir merken könnte, aber die Tage drauf hatte ich den Namen schon wieder vergessen. Ich bild mir ein, er hieß Stefan? Na, eben irgendwas mit "S." ... glaub ich. Mittlerweile bin ich mir selbst dessen nicht mehr sicher. Ich nenne ihn halt jetzt einfach mal "S.".

Jedenfalls war S. auch da und hatte seine beiden Töchter dabei und deren Freundin. Die eine Tochter hieß Mia, die andere glaub ich Lea oder Lena, genau weiß ich es nimmer, und die Freundin ... weiß ich gar nimmer.
Aber ich bessere mich schon, was Leute und Namen betrifft!

Allemal begrüßte mich der S. gleich, gab mir ein Bier aus und verriet mir, dass diese Band doch Primal Fear ist. Ach so! Ja, ui! Ja, die sollte man nun eigentlich erkennen *schäm*.

Wir gingen vor zu seinen Töchtern, die er da vorne mitten im Gewühl abgestellt hatte, und da waren wir nun ziemlich weit vorne an der Bühne.

Links im Gewühl sah ich von weitem schon wieder den Michael. Er hatte ja schon geschrieben, dass er da sein würde, aber ich war zu spät gekommen, um noch nach ihm zu gucken.

Der S. leerte einen Becher nach dem anderen und jedes zweite Mal brachte er noch einen für mich mit. Mein Limit liegt eigentlich auf DREI (pst! Nicht weitersagen! *schäm*), weil ich vertrag doch nichts, ich kenn mich doch. Manchmal trink ich auch ein viertes Bier, aber meistens ist das dann nicht mehr gut. Also seilte ich mich ab unter dem Vorwand, mal kurz draußen frische Luft schnappen zu müssen, ging ins Foyer an die Theke und holte mir dort ein Colabier (also ein Cola und ein Bier, das ich dann selber zusammenschüttete, weil ein richtiges Diesel haben die im Löwensaal nicht). Colabier bringt mich immer recht schnell runter, räumt mir sofort den Magen auf und macht mich auch gleich wieder nüchtern(er), komisch. Aber ich kenn mich und ich weiß: das funktioniert!

Ich fühlte mich auch gleich wohler und drängte mich zurück zum S. durch die ganze Menge. Da grapschte mich von hinten jemand an: Es war die Claudia! Oh, hallo Claudia !! Tja, und schon fangen die Probleme an, kaum dass auch nur am fernen Horizont ein Kerl im Leben auftaucht! Claudia oder S.?
Naja.
Ich erklärte kurz der Claudia, dass ich einen süßen Typen kennen gelernt hatte und mit dem da vorne stehe und ich jetzt auch wieder zu dem hin will. Claudia hatte dafür volles Verständnis, zum Glück.
Bis ich dann wieder vorne vor der Bühne war, hatte ich sowieso ein Viertel von dem Bier verschüttet, das ich für S. dabei hatte, und mein Diesel war auch schon wieder halb leer getrunken. Theoretisch hätt man gleich wieder los müssen und neue Getränke holen. Also so weit vorne vor der Bühne stehen bringts bloß bedingt, besser ist doch mein Lieblingsplatz weiter hinten vor der rechten Bar.

In der Umbaupause traf ich dann den Michael und laberte ein bisschen mit ihm. Michael meinte, dass wir uns dann als Nächstes ja auf dem Pyraser treffen, aber ich geh dieses Jahr nicht aufs Pyraser. Das Pyraser nervt mich langsam: Immer wieder dieselben Bands (abwechselnd Doro, im nächsten Jahr Saxon, dann wieder Doro...), voll überlaufen, viel zu viel Leute, von der Bühne sieht man meist gar nix, dazu ewig weite Wege zum Auto und noch dazu ordentlich teuer, nein, also das lass ich mal lieber dieses Jahr ausfallen.

Da kamen schon U.D.O. auf die Bühne! Der kleine runde Dirkschneider, ach, ich mag den! "Es muss nicht immer nur Trash sein" stellten S. und ich fest. Auch der ganze oldschool-Heavy-Metal fetzt ganz gut!

Wir moshten und hüpften und die 17jährigen Töchter mit der kleinen Freundin standen brav daneben und guckten ganz schüchtern. Bah, das versteh ich nicht! Zu unserer Zeit war das genau umgekehrt: Da moshten und hüpften die 17jährigen, und ihre Eltern standen da und guckten ganz spießig.

Der S. und ich hupften allemal wild in der Menge rum, ein paar Mal wurde ich fast umgeschubst und so manches Bier kippte um. Aber bei Kuttenträgern muss das so sein, die dürfen das .

U.D.O. gaben dann noch eine Zugabe, obwohl die depperten Leute es wieder nicht fertig brachten, einen einheitlichen "Zugabe"-Chor zu bilden, sondern alle riefen bloß "hey hey hey". Aber das reichte wohl, und so hörten wir noch drei Songs. Dann gingen die Lichter an, und ich ging an den Tresen und gab meinen Becher ab. Jetzt hatte ich aber die Pfandmarke von letzter Woche, die war grün, und die Marken dieses Mal waren schwarz. Also nahmen die meine Marke nicht, und ich bekam kein Pfand . Hee, da bin ich jetzt aber sauer, denn mein Becher war aus dem Löwensaal, meine Marke ist vom Löwensaal, und nur weil sie grün ist und diesmal sind die Marken schwarz, krieg ich jetzt kein Pfand zurück? Das finde ich gemein! Dann könnt ihr eure hässlichen Becher behalten, hier, bittschön! Pft.

Nach dem Konzi wollte S. noch mit dem Taxi seine Töchter heim bringen, und anschließend wollten wir uns im Sugar treffen. Ich hockte mich also in die Straßenbahn Richtung Hauptbahnhof, aber bis ich bei dem solchen war, wurde mir so richtig bewusst, wie fürchterlich fertig ich war und dass ich jetzt eigentlich bloß noch heim ins Bett wollte. Auf alle Fälle wollte ich keinen Tropfen Bier mehr! Aber ich hatte es ja ausgemacht, also musste ich auch hin.

Als ich im Sugar auftauchte, war der S. schon da. Mit dem Taxi war er natürlich schneller als ich mit der Straßenbahn und so stand er am Tisch und war schon wieder lustig am Feiern. Na, immerhin war ich jetzt da und hatte ihn nicht sitzen lassen, erklärte ihm aber, dass ich gleich wieder gehe und heim fahre, so lang mein Ticket noch gilt. Ich trank dann auch gar nix mehr, sondern verschwand gleich wieder aus dem Sugar. Ja, ich glaub, das war auch gut so, weil ich sollte mich doch ein bisschen schonen und endlich mal meine Erkältung richtig los werden, denn in Kürze (14 Tagen!) beginnt nun mit dem Braincrusher die Festival-Saison und da will ich fit sein!