Sonntag, 28. April 2024

Keep it true, Lauda-Königshofen

Bis zuletzt hatte ich mich noch nicht entschieden: Wollte ich zum Mittelalterfest auf Gut Wolfgangshof nach Zirndorf fahren oder nach Lauda-Königshofen zum Keep it true-Festival? Schon wieder G'werch, weil ich war doch erst gestern auf Konzi ... und am Dienstag werde ich schon wieder auf Feuerschwanz sein und am Mittwoch auf Fischer Z. Naja, YOLO, eben, nä. Ich bin ja nun schon alt. In meinem Alter kann es jeden Tag vorbei sein mit dem Lotterleben. Also muss ich mitnehmen, was geht .

Da sah ich auf Facebook meinen italienischen FB-Freund Massimo, der postete, dass er soeben von Genova abflog nach Lauda-Königshofen. Na, wenn der da hinging, dann war es bestimmt geil. Ich kannte nämlich keine einzige Band . Ich weiß auch nicht, das sind alles so komische Bands in der Szene, so Newcomer, lauter Youngsters, die auf Oldschool machen. Musikalisch fand ich da noch keine Band, die mir jetzt so richtig gefiele, aber szene- und partymäßig ist das schon immer klasse. Also entschied ich mich beim Frühstück, dass ich nach Lauda-Königshofen fahre. Es war schon 14 Uhr und ich würde bestimmt zwei Stunden fahren müssen. Bis ich überhaupt immer erst rüber zum Naglfar komme, dauert's ja auch, also sollte ich mal los!

So packte ich schnell meine Stiefel, meine Kutte und den Laptop ein und rumpelte aus dem Haus.

Das Wetter war wie ausgewechselt: Die Sonne schien, es war warm, und es zog einen förmlich in die Ferne. Das war doch gleich ein ganz anderes Leben! Ich fuhr die Baustellen-A3 entlang und bog dann bei Würzburg ab auf die A81. Ich kam mit meinem heiligen Blechle dann nach BaWü und hatte noch 7 km Landstraße, dann war ich am Ziel.

Der Parkplatz war noch relativ luftig, da fand ich auch einen schönen Stellplatz nicht allzu weit von der Halle weg. Ich lief erst mal rein, denn ich hatte kein Ticket und hoffte doch, es war nicht ausverkauft. Das wär blöd. Aber ich hatte Glück: Ein Tagesticket war noch zu haben, und weil es schon der 2. Tag war (der 1. war ja schon vorbei), bekam ich ein volles Hard-Ticket und ein richtiges Bändchen. Oh schön!

Dazu gab es eine Geld-Karte, denn es galt bargeldloses Bezahlen. Allerdings erhielt man am Kassenhäuschen einfach so die Karte ausgehändigt und konnte darauf Bargeld einzahlen, also war die Karte nicht mit meiner Person und meinen Daten verknüpft. Es geht nämlich keinen was an, was ich auf so nem Festival versauf! Die Anonymität war gewährleistet und so find ich dann das bargeldlose Bezahlen echt praktisch.

Zufrieden ging ich zurück zum Naglfar und richtete mich ein: Gasflasche aufdrehen, Bierdose aufmachen. Oh: Es hatte nun auf dem Auto-Thermometer fast 25 Grad! Letzte Woche war noch Schnee gelegen!

Ich zog mir die Stiefel an und stellte fest, dass ich so ziemlich alles zuhause vergessen hatte: Patronengürtel, Thermoskanne - ich hatte mir daheim auch kein heißes Wasser gekocht. Abends bin ich nämlich meistens zu müde, um mir noch Wasser zum Zähneputzen warm zu machen, drum koch ich das Wasser normalerweise schon zuhause und nehm es in der Thermoskanne mit. Also musste ich mir dann heute die Zähne wohl mit kaltem Wasser putzen. Naja, so kalt war es ja nicht.

Dann lief ich mal chillig vor, traf noch auf dem Parkplatz den Benni vom Braincrusher, der dort in der Sonne saß. Ich lief rein in den Festival-Biergarten: Ach, ist das schön, wenn das Wetter passt. Die Sonne schien, es war warm, alle waren guter Laune.

Das Beste an diesem Festival sind diese ganzen coolen Leute, das ist der Hammer! Da war ja der Yazan aus dem Brown Sugar, aber da er sich grad mit ein paar anderen rege unterhielt, ging ich gar nicht hin (schließlich bin ich schüchtern), sondern weiter in die Halle.

Die Deko in der Halle und der ganze Raum war nix, nä. Es war eine Turnhalle, hinten an der Wand waren so Leitern, Stangen und Geräte zum Klettern. Das ganze Outfit war wohl aus den 60er-Jahren, so sah es allemal aus. Die Halle war ziemlich groß und doch ganz gut voll.

Tolle Leute waren da und vor allem: internationale Leute. Die kamen von überall her! Franzosen, Schweizer, Italiener, Spanier und einige Dunkelhäutigere mit tiefschwarzen Haaren, da tippte ich mal auf Brasilianer - und alle voll auf Metal . Da wird das Wort "Integration" völlig überflüssig. Es sagte auch keiner zum anderen: "Ich f*ck deine Mutter!" Niemand bot einem an "brauchst du Passbild?!" und keiner zückte ein Messer, nicht einmal angepöbelt wurde einer. Sexuelle Belästigung gab's einfach nicht, nicht einmal schmierig geglotzt hat einer, obwohl einige hübsche Mädels recht lüftig daher kamen.
Das ist halt der wesentliche Unterschied zwischen "Ausländern" und "K*n*cken", aber so mancher Gutmensch mag ja lieber über "Rassismus" oder "Nazis" hetzen, statt mal hinzuschauen, um was es wirklich geht.

Ich futterte mal ne feine Pizza und chillte eine Weile in der Sonne. Da traf ich schon Massimos kleine Tochter. Komisch: Die kenn ich sofort, obwohl ich sie nur 1 x gesehen hab - und andere Leute kann ich mir einfach nicht merken, obwohl ich sie schon 10 x getroffen habe.

Wenig später traf ich in der Halle dann Massimo selber. Hui, der war schon ordentlich hinüber und es war doch erst nachmittags um fünf? Als er hörte, dass seine Gegenwart mein Entscheidungskriterium für dieses Festival war, gab er mir mal gleich ein Bier aus .

Selfies haben wir auch gemacht, aber blöderweise mit seinem Handy, so dass ich grad gar kein Bild von uns habe, nur eines von mir: Endlich hatte ich auch mal wieder meinen Kuttenmantel an. Der ist mir sonst meistens doch ein bisschen "zu arg", aber auf diesem Festival hier liefen Gestalten in Klamotten rum, da konnte man sich gar nicht noch mehr "overstylen".

Dann hatte ich auch endlich den Weg hinauf zur Tribüne gefunden und stand dann mal oben. Links zum Fenster raus sah man eine wunderschöne, ländliche Idylle. Wenn ich denn nun mal Zeit hätte, wäre ich noch einige Tage geblieben, um mir die Ortschaft anzuschauen und vielleicht ein bisschen zu wandern, aber "so" blieb mir eben nur wieder der Konzertsaal .

Da trat nun so ne Dracula-Band auf. Die spielten ganz nett, also das konnte man ganz gut hören.

Im Eck da droben saß einer, der wusste sich zu helfen .

Je später es wurde, desto mehr Leute kamen hier rauf. Am Abend dann kriegte man da oben gar keinen Sitzplatz mehr, so voll war es geworden.

Ich vermisste Massimo. Den hatte ich jetzt schon lange nicht mehr gesehen. So voll wie er vorhin schon war, könnte er sich vielleicht abgelegt haben? Da fliegt er extra aus Italien da her und dann schießt er sich schon am Nachmittag weg?

Die Belegschaft hier war altersmäßig wirklich durchgemischt. Da waren einige Teenies und Youngsters, aber auch echte Alte von früher und so manchem alten Rockstar wurde gehuldigt.

Es wurde langsam Abend und ich ging in einer Umbaupause mal wieder raus an die frische Luft. Der Erich hatte hier seinen Stand aufgebaut.

Ja, ich glaube, hier hat er genau das richtige Klientel für manches Stück aus seinem Laden, denn die ein oder andere Klamotte aus seinem Stand hatte ich darin auch schon vor 10 Jahren bei "Lieder am See" da hängen sehen.

Einen Schmuckstand habe ich vermisst. Oder hab ich ihn bloß nicht gefunden?

Darüberhinaus hatten sie hier noch ein riesiges Zelt als Shopping-Area, aber es waren darin nur Musik-Stände. Sie verkauften neben Band-Shirts und CDs auch LPs und sogar Cassetten. Ich verstehe nicht, was an diesen alten Tonträgern heut noch so interessant ist? Na, vielleicht bin ich zu hörgeschädigt? Für mich hört sich eine LP nicht besser an als ein mp3, eher schlechter.

Ach und apropos Hörschaden: Meine neuen Ohrenstöpsel hab ich jetzt klar gekriegt. Ich hab den Dreh raus! Sie saßen dieses Mal richtig und sie sind schon echt gut. Sie dämmen den Lärm, lassen die Musik durch und in der Pause braucht man sie nicht rausnehmen, weil man die Leute auch noch versteht. Aber für den Preis erwart ich auch was Gutes .

Ich ging wieder hoch auf meine Tribüne.

Das war nun die vorletzte Band. Lt. Running Order waren das "I am morbid". Die hörte ich mir bis zum Schluss an. Dann war ich allerdings müde. Ich kaufte mir einen Kaffee und bekam einen ganzen Becher voll, also 0,5 l . Den trank ich dann, wurde aber auch nicht munterer.

Weil ich nicht mal den Headliner kannte, die hießen "Liege Lord", entschied ich mich zum heimgehen. Im Bett war ich dann hellwach . Woher kommt denn das?

Naja, irgendwann schlief ich dann schon ein. Die waren hier auch auf dem Campingplatz alle recht leise. Also ich kenn das anders vom Breeze oder Rock Harz, wo es dann nach der letzten Band erst noch richtig los geht bis früh um 7. Dann wird das nächtliche Gedröhne abgelöst durch diese Spaßvögel, die lautstark "guten Morgen, liebe Sonne" laufen lassen.
Aber hier nicht. Da war alles schön ruhig und gesittet .

Theoretisch könnte man ja auch am Sonntag noch bleiben und ein bisschen die Örtlichkeiten besichtigen, aber ich habe da immer keine Ruhe. Ich habe dann noch ne weite Fahrt vor mir und muss ja montags wieder arbeiten, und dann fahr ich lieber gleich heim.

Hee, heimwärts war die A3 noch schrecklicher als hinwärts. Also das ist eine Zumutung! Nicht nur, dass die Fahrspuren in den Baustellen kriminell verengt sind (die linke Fahrspur ist stellenweise nur 2,1 m breit), eine Standspur gibts keine, rechts stehen Betonwände (da krieg ich immer die Krise, wenn ich 30 cm daneben mit 80 vorbei rausch) und dann ist die Fahrbahndecke noch flickerlemäßig und teils voller Schlaglöcher. Den Aufbau vom Naglfar schüttelt's aufgrund der Straßensenkung von links nach rechts, die LKW noch schlimmer, die hüpfen da oft umeinander. Also dass da nicht mehr Unfälle passieren, wundert mich immer wieder.

Allemal kam ich gut nach Hause, und jetzt schmeiß ich mich in die Badewanne und chille. Sehr, sehr schön war's, wenn ich bloß mehr Zeit hätte.

Samstag, 27. April 2024

Fiddler's Green im Löwensaal

Warum war denn jetzt die Woche so stressig, mei, ich hab schon wieder alles "traumatisch verdrängt" . Auf jeden Fall war's sehr kalt, ich war grantig, ich hatte ein paar Termine, Stress in der Arbeit und irgendwie kam ich erst am Donnerstag auf die Idee, dass ich noch gar nicht weiß, was ich denn am Wochenende machen wollte. Ja, was steht denn überhaupt zur Auswahl? Es sollte angeblich warm werden und auf Gut Wolfgangshof wäre ein Mittelalterfest. Da es aber aktuell noch so kalt war, konnte ich mir gar nicht vorstellen, dass mir das gefallen würde. Dann gab es noch in Lauda-Königshofen das keep it true-Festival, aber außer Grave Digger kannte ich keine einzige Band. Also entschied ich mich erst mal dafür, in Nürnberg zu bleiben und ließ mir noch schnell ein Ticket raus für Fiddler's Green im Löwensaal am Freitag.

Also fuhr ich mit den Öffis zum Tiergarten und lief den Berg über dem Löwengehege hoch. Maik und Martina standen am Eingang als Security, aber ich wurde dann irgendwie von ner anderen Securita kontrolliert und die wühlte meine ganze Tasche durch, ts.

Da hatte ich mir nun mal einen Gehörschutz anfertigen lassen, weil ich's ja mit meinen Konzis ziemlich übertreibe und manchmal echt Ohrenschmerzen hab. Der Gehörschutz war nun fertig geworden und ich konnte ihn diese Woche abholen. Sauteure Teile, fast 200 € kostet das Zeug. Aber die sind individuell genau für meinen persönlichen Hörschaden angefertigt, sind halt tontechnisch ganz top, filtern bloß Krach raus, lassen die Musik durch und man versteht auch noch, wenn jemand spricht. Bei der Abholung musste ich mit den Dingern noch einen Hörtest machen, aber alle Werte waren dann gut und so konnte ich sie mitnehmen. Beruhigenderweise hatte sich mein Hörvermögen seit dem letzten Test vor 5 Jahren nicht wesentlich verschlechtert. Ich sag's doch: mein Hörschaden kommt nicht vom Metal, sondern ich hab schon als Kind schlecht gehört, das war schon immer so .

Bevor ich mich jetzt mit den neuen Ohrenstöpseln in den Thrash stürze, wollte ich sie erst mal austesten und dazu war doch so ein zivilisiertes Folk-Konzert gerade richtig.

Im linken Ohr war das Ding drin, aber im rechten Ohr saß es nicht gescheit. Ich pfriemelte umeinander, da flog es wieder raus, dann stopfte und drehte ich dran rum, dass mir bald das Ohr weh tat, und irgendwie hörte sich alles ein wenig komisch an: die Stimme von diesem Sänger zum Beispiel, ein ziemliches Reibeisen. Der gäbe einen guten Thrash-Metaler ab, könnt ich mir vorstellen. Die Band konnte aber immerhin gut Stimmung machen und alle hüpften und winkten.

In der Pause stand ich draußen im Rauchergarten mit dem Christian und noch ein paar anderen und wir lästerten über das Bier in der Stadthalle Lichtenfels, das bis hierher für seine Schlechtheit bekannt ist. Jeder erzählte nun so, wie schlecht es ihm nach zwei oder drei Stadthallen-Bieren schon gegangen ist, wie es ihm den Kreislauf zusammengedonnert hat, wie er müde wurde, Filmrisse hatte, wie es ihm übel wurde, usw. "Was schenken die eigentlich hier aus?" fragte einer, und erst dann fielen uns ein paar leere Bierkästen auf, die da rum standen: Leikeim?? Was? Das kann doch nicht sein! "Das muss ein anderes Leikeim sein als das in der Stadthalle!" stellten wir einstimmig fest. Das Bier hier ist zwar auch schlecht, aber sooo schlecht wie das Stadthallenbier ist es doch wieder nicht.

Vor Ende der Pause guckte ich nochmal schnell an den Merch-Stand, was es denn da zu kaufen gab. Aber gleich entdeckte ich auf dem Tisch der Vorband unter CDs und Patches einen Stapel mit "FCK AFD"-Aufklebern - und damit ist es für mich aus, hier kaufe ich nichts. Ich kann diese linke Hetze nicht leiden und finde auch, dass sowas bei Konzerten und Kulturveranstaltungen nichts zu suchen hat. Wenn eine Band die Bühne für politische Propaganda missbraucht, dann hab ich auf die Band meistens auch gar keine Lust mehr, es sei denn, es sind eh so klar politische Bands wie die toten Hosen oder Sahne-Fischfilet, aber auf die hab ich ja von vorn herein schon eh keine Lust.

Zu den linkspolitischen Propagandisten gehört natürlich auch SaMo, aber bei denen ist die Musik wieder so gut, dass man darüber den bunten Quatsch überhören kann. Zumindest hätte ich mit SaMo hier nun nicht gerechnet, aber da wurde plötzlich der "bescheidene Alea" auf die Bühne gerufen.

Nun hüpfte tatsächlich Alea da droben auf der Bühne rum, setzte sich in Szene und stahl den Fiddler's Green die Show. Zusammen machten sie eine richtig gute Stimmung. Also Party machen kann der Alea schon immer, muss man ihm lassen.

Am Ende holten sie noch ein paar Zuschauer mit auf die Bühne und präsentierten sich zum Finale. Ach ja, so insgesamt war die ganze Vorstellung recht nett.

Beim Abgeben meines Bechers stellte ich fest, dass ich nun endlich diese grüne Pfandmarke los kriegte, die ich seit Wochen in meinem Geldbeutel liegen hab: Ach, in den Löwensaal gehört die?! Schnell hatte ich einen herrenlosen Becher gefunden, klaubte ihn auf und gab ihn mit ab. Schon drängten die Security die Leute aus dem Saal, also holte ich meine Jacke, latschte runter zur Straßenbahn und fuhr heim.

Und was mach ich nun heute? Mittelaltermarkt oder Keep it true? Na, erst mal in Ruhe frühstücken und dann überleg ich's mir noch .

Sonntag, 21. April 2024

Metal Franconia Festival, Geiselwind

So ein geiles Wetter vor zwei Wochen auf dem Ragnarök, und auch letzte Woche in Regensburg war es noch schön, aber an diesem Freitag zeigte sich der heißeste April seit 125.000 Jahren voll von seiner klimaerwärmtesten Dürre-Seite , also es war bitterlich kalt und sollte das ganze Wochenende durch-regnen. Hilft nix, da müssen wir die Belüftung im Auto wieder um 180 Grad zurück auf "Winter" drehen.

Es war wirklich überaus ungemütlich und ich ließ die ganze Fahrt über die Heizung auf höchste Stufe laufen, denn die Standheizung geht ja grad wieder nicht. So hatte ich bei der Ankunft wenigstens noch ein Stündchen halbwegs milde Temperaturen im Auto, konnte in aller Ruhe mein Zeug auspacken und mich stylen.

Ein Blick aus dem Fenster tröstete mich insofern, als dass es hier ja auch ein paar ganz Harte gab, die im Zelt schlafen. Ist ja nicht so, dass ich das nicht auch kenne, und da kann ich doch froh sein, dass ich wenigstens dann nachts ein kuscheliges Bett habe und keine Angst haben brauch, dass es auch noch reinregnet und irgendwas nass wird, oder so.

So schön war's nun aber im Auto auch nicht und so lief ich mal gleich vor in die Halle. Da spielte so ne nachmittags-Band.

Die gefielen mir gleich recht gut - wie das immer so ist bei der 1. Band der Veranstaltung, die ich erlebe. Ich kaufte mir ne CD von denen, die rippe ich dann später und bin dann mal gespannt, wie gut sie mir im Nachhinein noch gefallen.

Von den Bands kannte ich erst mal keine.


....bis auf Varg. Varg hatte ich ja erst vor zwei Wochen auf dem Ragnarök gesehen und ich glaube, ich sehe sie dieses Jahr noch mindestens zweimal, auf dem Harz und auf dem Wolfszeit. Bis dort hin werde ich die Show wohl auswendig kennen, aber macht nix, ist ja immer wieder schön.

Als Headliner waren die apokalyptischen Reiter an der Reihe. Na, die hab ich immerhin erst letzten Dezember gesehen, das ist ja nun schon 4 Monate her, da kann man schon mal wieder auffrischen.

Mit den Reitern ging es mir ebenso: Die Show kannte ich schon, aber es ist immer wieder schön. Auch dieses Mal warfen sie Seemann-technisch ein Schlauchboot in die Leute und setzten eine ...Fan-Frau? Eine Fanin? Eine Fanness? Einen Groupie ... ah nö, das ist ja irgendwie doch was anderes - also halt irgendeine Tussi aus dem Publikum in das Schlauchboot, die dann damit crowdsurfte.

Die Reiter ließen sich auch schnell zur Zugabe bewegen, das liebe ich ja an ihnen. Es ist ja heute schon fast eine Seltenheit geworden, dass Bands noch Zugaben bringen, weil die Zeiten stets so eng gesetzt sind, dass sie von der Bühne verschwinden müssen, so wie die Uhr tickt.

Ach, der Freitag war ein sehr schöner Konzerttag. Auf dem Weg nach draußen kam mir der Hef entgegen, der jetzt noch in die Kellerbar zur Karaoke ging, aber das ließ ich dann mal lieber und ging nach Hause zum Naglfar.

Ja, es war frisch drin, aber ich war ja noch aufgewärmt von der Party und so zog ich mich gleich um und sah zu, dass ich ins Bett kam und nicht zu frieren anfing. Aber wirklich warm wurde es auch im Bett nicht, und so krabbelte ich nochmal raus, zog meinen Pulli an und schmiss über den Schlafsack und das Federbett noch die Plüschdecke drüber, die ich da zur Not noch rumliegen habe. Damit ging's dann.

Am nächsten Mittag wachte ich auf. Mitunter kam zwischen den Wolken die Sonne raus und schien auf's Auto. So hatte es darin immerhin 12 Grad, naja. Ich kochte mir einen Kaffee, surfte ein bisschen auf dem Laptop, zog vom Handy meine Bilder von gestern runter, postete ein paar und wusste dann nicht recht, was ich treiben sollte. Also zog ich meine Winterjacke an und spazierte mal über den Campground, mal gucken, wer alles da ist.

Da haben wir zum Beispiel jemanden, mit dem ich hier gar nicht gerechnet hatte: das Fliesentisch-Imperium! Ja, sind wir denn schon auf dem Breeze? Ob die tatsächlich wieder das volle Equipment dabei haben, Fliesentische, Wohnzimmersofas, Nachttischlampen? Es sah so aus als seien die noch nicht ganz wach, denn da lief noch keine Musik und nichts, und so ging ich mal weiter.

Da stand der Van von Heike und ihrem Mann, die ich am Ragnarök kennen gelernt hatte. Nicht weit davon war ein großer Pavillon aufgebaut, da saßen die beiden und wärmten sich auf. Da stellte ich mich mal ne Weile dazu .

Ach, da nehme man einfach ne Gasflasche, schraube da so ein Heizteil drauf und dann wärmt das schnurstracks das ganze Zelt? Das wäre vielleicht auch ein Mittel gegen ausfallende Standheizungen? ...hätte ich nicht vor Gasflaschen so einen Heiden-Respekt. Vorletztes Jahr auf dem Feuertanz-Festival habe ich beobachtet, wie der Sanka-Helikopter einen abholte, der mit seiner Gasflasche nicht umgehen konnte.

Da wäre doch das da eher eine Alternative? Offenes Feuer ist ja meistens verboten, aber das da ist ja kein offenes Feuer . Wie die das allerdings händeln mit diesem Holztisch drauf? So richtig heiß kann das dann ja nicht sein? Zudem ist es trotz großem Auto ja doch ein ziemlicher Akt, eine Feuertonne mitzuschleppen. Ich hab zwar eine auf der Ranch, aber das lass ich wohl mal. Aber ich hab auf der Ranch auch zwei so kleine Feueröfen! Das wär vielleicht eher ne Alternative, obwohl ich glaub, dass ich die auf einem Festival auch nicht betreiben dürfte. Naja, lassen wir's und hoffen auf wärmere Zeiten.

Da ist einer mal lieber wieder weggefahren, bevor ihm sein Auto ganz versumpfte.

Ich spazierte weiter und fand dann weiter oben einen "Engelpfad". Von den Strohofers muss einer unheimlich christlich sein, denn die betreiben ja dort auch die "Autobahnkirche" (da sollt ich das nächste Mal echt mal reingucken, ob da auch jemand drin ist: Wer fährt denn schon von der Autobahn runter in eine Kirche?) Allemal waren hier einige Standbilder aufgestellt und Tafeln daran angeschlagen mit irgendwelchen Lebensweisheiten. Naja, mit dem Geflügel hab ich's nicht so und so lief ich mal zum Naglfar zurück.

Die Nachbarn hatten ihre Campingstühle hervorgekramt und saßen in der Sonne, und so machte ich das nun auch mal. So mit Pulli, Hoodie, Winterjacke an und Schaffell unterm Hintern hielt man's in der "prallen Sonne" grad so aus. Glühwein wär jetzt was Feines gewesen!

Ich war froh, als es endlich Zeit für die erste Band war. Nichts wie rein in die Halle!

Da saß ich nun schon nachmittags in der Music-hall und hörte mir mal die ganzen Bands so richtig "aktiv" an. Sonst renn ich ja immer bloß rum, irgendwie: Ich geh rein, geh vor die Bühne, hör 5 min zu, renn raus, geh bei den Ständen shoppen, renn wieder rein, renn wieder raus, geh aufs Klo und schau mich in den Spiegel, geh wieder rein, 5 min hören, renn wieder raus und rum und guck hier und da, ständiges Gewusel. Aber heute setzte ich mich dann echt mal hin und hörte mir richtig aufmerksam den Gig an.

Die da fand ich auch lustig, die Undertow. Konnte man gut hören und irgendwie machten die einen sympathischen Eindruck.

Den Bassisten fand ich cool! Mensch, so schwer sieht das doch auch nicht aus, auf einem Bass zu spielen?! Besonders gefährliche Griffe machte der nicht, meistens Barré. Das kriegt man doch auch mit langen Fingernägeln noch hin? ...und ich hab einen Bass auf dem Dachboden, der da noch unausgepackt rumliegt. Wenn ich nur mehr Zeit hätte

Nach dem Gig guckte ich ein bisschen auf den kleinen Metal-Markt, den sie da in der Nebenhalle aufgebaut hatten. Dabei kam ich auch beim Merch vorbei. Ui, die hatten lustige Tassen! Sollte ich mir so eine Tasse kaufen? Ich stand noch da und überlegte und machte dabei wohl ein dummes Gesicht, auf alle Fälle packte mich plötzlich der große Kerl, der neben mir stand, lächelte mich strahlend an und küsste mich einfach . Ja sa'mal, geht's noch? Ich war einigermaßen verdutzt, aber ja gut... ist mir auch noch nicht passiert . Öfter mal was Neues. Ich lachte, ließ den dort stehen und trollte mich. Ich wollte mal lieber später nochmal zum Merch und mir ne Tasse kaufen.

Es ging langsam ins Abendprogramm. Das war mal in den 80ern so ein Boom, dass sich Bands so seltsame Namen gaben wie die einstürzenden Neubauten, die abstürzenden Brieftauben, und hier seht ihr die zwangsversteigerten Doppelhaushälften . Na, das war so mehr die Gaudi-Kombo, erinnerten mich an Punk, und es machte auf mich den Eindruck, als hätten sie in der letzten Zeit nicht wirklich viele Auftritte gehabt und versuchten es hiermit mit einem Comeback seit 30 Jahren. Aber das sei ihnen gegönnt, mei, warum nicht.

Da hätte eigentlich im Anschluss gleich JBO auftreten sollen, das hätte gepasst, aber die waren ja - mir unverständlicherweise - als Headliner auf dem Plan gestanden.

Nach den zDHH ging es weiter mit Endseeker. Das war dann wieder mehr so mein Geschmack. Ich moshte ganz gut ab, also mit meinem Kalorienverbrauch an diesem Wochenende war ich recht zufrieden .

In der Umbaupause lief ich mal raus an den Merch und kaufte mir diese lustige Tasse mit dem MFF-Fisch drauf. Im Gegensatz zu meiner teueren Classic-Rock-Tasse für 20 € kostete die hier nur 7 €. Und was mach ich jetzt damit? Ich lauf doch jetzt wegen der Tasse nicht zurück zum Auto, um die dort zu verbunkern. Also versteckte ich die Tasse unter meiner Jacke, die ich in ein Eck geschmissen hatte.

Auch Eisregen find ich gut hörbar. Diesmal hatten sie mehr so ruhigere Lieder. Mein Lieblingslied, die Elektrohexe, haben sie aber gar nicht gespielt, oooh.

Auf Equilibrium war ich gespannt, denn mit denen bin ich ja eigentlich "beleidigt". Die haben mir früher total gut gefallen, aber seit der Renegade-CD bin ich ja ganz schockiert, gar nicht meins, also brrr. Equilibrium waren letztes Jahr auch in München, da hatte ich sie im Schlepptau der apo-Reiter gesehen, und da konnte man sie eigentlich schon wieder besser hören, fand ich.

Da kamen sie nun als vorletzte Band auf die Bühne. Ja, ich muss ihnen zugestehen, sie haben die Kurve zum Glück wieder gekriegt. Das elektronische Renegade-Gepoppe ist wieder draußen und es geht wieder in Richtung Metal, gute Tendenz, weiter so!

Nach Equilibrium hockte ich mich mal hinter in das Eck zu meiner Jacke. Da stellte ich fest: Meine Tasse war weg! Irgendso ein Arschl*ch hat mir meine Tasse geklaut! Das ist gemein!
Ich will aber so eine Tasse haben, also lief ich wieder an den Merch und kaufte mir noch einmal eine Tasse. Auf die passte ich jetzt aber auf!

JBO gefällt mir gar nicht. Wenn am Breeze oder sonst auf nem Festival JBO kommen, geh ich immer essen, shoppen, einen saufen oder kacken. Wie man auf die Idee kommen kann, die als Headliner zu setzen, ist mir schleierhaft. Da hab ich an diesem Wochenende aber mindestens 10 Bands gesehen, die ich besser fand. Aber gut, ist halt auch Geschmackssache.

Mir ging schon das Intro auf die Nerven, irgendso eine abgespulte Story von nem Lehrling, der die Kabel falsch gesteckt hat. Dann rannten die Musiker auf die Bühne und legten gleich los mit Ällabätsch, nee also, Fasching ist vorbei, mit diesem Gaudi-Kitsch versau ich mir jetzt nicht meine gute Stimmung! Ich hatte eh vorgehabt, bei JBO dann heim zu gehen und so packte ich meine Jacke und meine Tasse und verließ die Halle.

Ich lief die Straße entlang bis ich merkte, dass mir einer folgte. "Warte doch mal!" rief er und holte mich ein: "Ich lauf dir die ganze Zeit schon hinterher" (ich natürlich wieder ... hatte null bemerkt ... in gewissen Angelegenheiten bin ich völlig merkbefreit ) und dann meinte er, er würde gerne die Nacht mit mir verbringen. "Ah nee, darauf hab ich keinen Bock", lehnte ich ab. Da fing er an, er würde mir 500 € (!) geben.
Ja, spinnt denn der? Was hat der denn geraucht, das will ich auch!
"Bub, dreh um und geh zurück, da läuft noch die Party, jetzt kannst du dir noch schnell ne andere aufbaun", riet ich ihm und ließ ihn stehen.

Also manchmal frag ich mich fei schon...

Bevor ich in den Parkplatz einbog, guckte ich mich lieber noch einmal um, ob der Kerl mir folgte. Aber ich war allein auf der Straße und so lief ich zum Auto. Es war ziemlich kalt geworden, kälter als gestern und das Thermometer zeigte nur sowas 7 Grad an. Ich sah zu, dass ich mich zackig umzog und ins Bett kroch. Nachts schlief ich gut, ich fror nicht, hatte ja genug an. Gegen Morgen wurde ich mal wach, denn es regnete und prasselte gegen das Dach. Ich drehte mich um und schlief weiter.

Gegen Mittag kam ich aus dem Bett gekrabbelt. Eigentlich wollte ich mir jetzt einen Kaffee machen, frühstücken und noch ein bisschen meine Fotos von gestern angucken, aber da war so was Weißes, Blödes an meiner Windschutzscheibe, iiih! Es war tatsächlich Schnee!

Wie uncool!
Nö, eigentlich ja eben cool, also kalt.
Na, das ist jetzt aber a Kalter!
Genaugenommen: a Eiskalter!

Es hatte im Auto nur noch 5 Grad. Ich guckte zum Fenster raus: Nur noch wenige Autos und Zelte standen da, die meisten waren schon gefahren. Oh Mann, das ist ja voll ungemütlich!

Ich ließ den Kaffee ausfallen, nein, brauch ich nicht, und lief gleich ums Auto rum, die Gasflasche abdrehen. Ich werde sofort - ohne Frühstück - fahren.

Nee, also selbst wenn die Standheizung laufen würde, aber bei solcher Witterung hab ich nun nicht das Bedürfnis noch zu bleiben. Ist ja echt voll die Winterstimmung! Da fuhr ich zurück nach Nürnberg, wechselte die Autos und sah zu, dass ich nach Hause komme. Da sitz ich nun und hole mein Frühstück nach.

Aber schön war's, richtig schön!
Ja, klar, wär das Wetter schöner gewesen, wär es dreimal so schön gewesen, aber dafür haben wir halt April.