Ich blick nimmer durch mit meinen Events. Neulich in der Arbeit surfte ich ein bisschen auf Facebook und sah, dass die Carmen am 13.04.24 nach Würzburg kommt um sich dort Munarheim anzuschauen. Was? An einem Samstag? Klasse, das bestell ich mir auch, und so ließ ich mir gleich in der Arbeit das Ticket aus dem Drucker.
Warum bin ich nicht auf die Idee gekommen, dass da vielleicht schon was anderes ist? Als ich nämlich dann daheim war und das Konzert in meinen Terminkalender eintragen wollte, stellte ich fest, dass ich da schon ein Ticket für das Rock-Classic in Regensburg habe. Also hab ich das Munarheim-Ticket wieder verscherbelt.
Heute fuhr ich dann also nach Regensburg. Ich fuhr schon vormittags los, denn ich wollte mir auch endlich mal die Stadt und einige Sachen anschauen. Da fahr ich immer überall in der Landschaft herum und seh im Endeffekt nur dunkle Konzertsäle, das ist doch schade!
Also segelte ich schon mittags in Regensburg ein. Ich fuhr mal gleich direkt zur Donau-Arena, weil zuerst wird ordentlich geparkt.
Alte Metal-Regel: Erst Zelt aufbauen - dann saufen!
Altmetaler-Regel: Erst Wohnmobil ordentlich parken, Bett machen, Zahnputzzeug und Kukident-Becher im Bad aufstellen, Gas zum Kaffeekochen aufdrehen, Bierdose aus dem Kühlschrank holen - dann erst los.
Das hab ich mir schon gedacht ! Dieses wohnmobilfeindliche Parkplatzgesockse mobbt mich schon wieder! Aber für den Fall hatte ich mir schon auf Google-Maps die Gegend angeschaut und einige Fleckchen in der Umgebung gesucht, wohin ich ausweichen könnte. Der erste Fleck ums Eck, der auf Google-Maps von oben so toll ausgesehen hatte, war aber leider ein Privatparkplatz einer Firma, also nein, da stell ich mich nicht hin. Der zweite Fleck war dann eine bessere Wohngegend mit lauter Reihenhäusern, da standen schon ein paar Wohnwagen und andere Wohnmobile und da stellte ich mich dazu. An und für sich war das ein guter Stellplatz, aber doch ein Stück weg und so holte ich das Fahrrad aus dem Laderaum.
Da radelte ich also bei bestem Wetter in die Stadt. I love Klimawandel ! Naja, nicht in jedem Aspekt, also Dürresommer brauch ich keinen, aber sonniger und warmer April mit Frühlingsblüten, Schmetterlingen und Bienchen ist doch was Herrliches! Die Regensburger saßen in ihrem Wiesengrund an der Donau und tankten Lebensfreude. Die Umweltdepris und FFF-Kindergarten saßen wahrscheinlich derweil im Keller und heulten. Tja, selber schuld .
Jetzt gab's aber erst einmal Kultur! Anlaufstelle Nummer 1 ist naturlich der Regensburger Dom, dort stellte ich mein Fahrrad ab, damit ich es später auch wieder find. Leider war der eine Domturm eingerüstet, das machte fotomäßig jetzt nicht sooo was her, aber ging ich halt mal rein.
Der Dom hält sich stilvoll im klassischen Design, da gibts einige sehr schöne Motive, aber außen rum ist alles ziemlich kitschkatholisch. Passend zur depressiven Mentalität des Christoidentums sind die Darstellungen natürlich düster, apokalyptisch, todessehnsüchtig, makaber und traurig. Da muss man schon auf Schmerzen, Leid und Folter stehen, um sich da wohl zu fühlen. Ich blieb drum nicht lange.
Ein Engel grapscht einem Gargoyle in den Schritt, der freut sich offenbar, jaaa, fester! Oder schreit er, weil der Engel zu arg zupackt?
Der Dom ist ein hübsches Gebäude, aber im Grunde schaut er auch nicht viel anders aus als die Lorenzkirche in Nürnberg. Gemma weiter!
Unweit des Doms in einer kleinen Gasse ist die Niedermünsterkapelle. In ihr steht eine schwarze Madonna.
Schwarze Madonnen gibt es sehr vereinzelt in ganz Europa in bestimmten Kirchen. Eine von ihnen befindet sich auf der Insel Mainau (da will ich auch noch hin!) und eine weitere ist eben hier in Regensburg.
Wenn man Kirchen-Bedienstete fragt, warum denn die Madonna schwarz sei, bekommt man immer dieselben Antworten:
1. Vom Ruß der Kerzen, die für sie angezündet worden waren, sei die Madonna im Lauf der Zeit schwarz geworden. (Dabei fällt auch überhaupt nicht auf, dass Kleider, Krone oder Zepter nicht schwarz geworden sind. Der Ruß schwebte also um diese Teile herum, wahrscheinlich ein Wunder .)
oder:
2. Die Madonna ist aus Gold. Als aber einst ein Kriegsheer anrückte, bemalte man sie schnell schwarz, damit die Feinde sie nicht raubten.
Das sind die beiden gängigsten Ausreden, die einem die Katholiken auftischen.
Tatsächlich aber handelt es sich um eine archetypische Frauengestalt aus vorchristlicher Zeit. Die ursprünglichst schwarze Frau ist die altägyptische Isis (mit dem Horuskind). Sie soll keine Afrikanerin darstellen, sondern die schwarze Farbe symbolisiert das Düstere und Bedrohliche, das mancher archaische Mann in einer Frau fürchtet. Es ist die Urweiblichkeit, die manchem Mann unverständlich ist und auf ihn bedrohlich wirkt. In Indien wurde dies noch göttlich verstanden, dort ist die Kali in göttlichem Blau gehalten, in der römisch-europäischen Welt ist diese Ur-Frau schwarz.
Sie ist trotz allem eins der ersten Wesen im Reich der Götter, nahezu die Oberste - die Königin des Himmels, die Partnerin der obersten Gottheit. So munkelt man, dass die Stadt Regensburg nach dem Fluss Regen benannt ist. Tatsächlich ist die Stadt aber nach der Himmelskönigin benannt, die Burg (der) Königin, lateinisch castra regina (rex, regis). Der Fluss Regen wurde wohl eher nach der Stadt benannt. Wozu sollte man denn eine Stadt, in der so ein gewaltiger Strom wie die Donau fließt, nach einem seiner 3 Bächlein benennen, die da auch noch durchdümpeln?
Ihr seht: logisches Denken ist immer wichtig.
So schwarz wird die Frau verstanden, dass selbst der Schemel vor ihrem Altar mit schwarzem Samt bezogen ist und sogar die Kerzen in der Füllung schwarz sind. Aber für die Christoiden ist es das jüdische Mädchen Mirjam, römisch "Maria", irgendwie soll da der Jesus noch dabei sein und das alles wird der hebräischen Gottheit Jhwh zugeschrieben, irgendso ein vorgeschichtlicher Nomaden-Gott. Ich verstehe nicht, warum man das alles so verfälschen musste?
Ich hatte genug Bilder in der Finsternis der Kirche geschossen und ging wieder an die frische Luft. Was hat denn Regensburg sonst noch Nettes? Ah, hier sehen wir ein mittelalterliches Dickpic!
Da lief ich am Rande der Donau entlang, oh oooh la, trilalalala... da schwimmt die Polizei umeinander, ...damit in dieser schönen Stadt das Laster keine Chance hat .
Ich ging noch ein bisschen shoppen, trank irgendwo nen Kaffee und schließlich am späten Nachmittag lief ich zum Dom zurück, holte mein Fahrrad und radelte zurück zu meinem Schiff, dem Naglfar.
Dabei kam ich an der Donau-Arena in der Walhalla-Allee vorbei. Da war schon einiges los, die Pforte war mit Securities besetzt und ein paar Autos standen schon da, u.a. tatsächlich ein paar Camper! Da radelte ich gleich hin zu den Securities und fragte. Tatsächlich waren heute ausnahmsweise auch Camper erlaubt und so radelte ich doch gleich zum Naglfar, um umzuparken. Ich schmiss das Fahrrad gleich in den Laderaum und fuhr los.
Für diesen kurzen Weg brauchte ich auch die Gasflasche nicht extra abdrehen. Leider hatte ich auch sonst nichts eingeräumt und während der kurzen Fahrt hörte ich es hinten ganz schön klappern. Der Obstsaft fiel vom Küchentisch, landete aber weich im Wäschekorb. Nach der Ankunft am Parkplatz stank es im Bad fürchterlich nach Listerine: Die halboffene, noch volle Listerine-Flasche war umgekippt und glücklicherweise ins Waschbecken gefallen. Das ganze Listerine war raus gelaufen und in den Abfluss. Naja, Listerine futsch, aber die Sauerei hätte noch viel größer sein können, wär's auf den Boden gefallen, Glück gehabt .
Ich hatte einen ganzen Wäschekorb voller Gothic-Klamotten dabei, denn ich dachte, ich gehe zu Tarja? Die läuft bei mir unter "Gothic". Als ich aber so die anderen älteren Leute sah, die da vom Parkplatz aus schon in Richtung Arena liefen, stellte ich fest, dass ich damit völlig daneben-gestylt wäre. Die hatten alle einfach nur Jeans, T-Shirt und Turnschuhe an. Da war nicht eine/r irgendwie mords toll angezogen. Ich schaute dumm und beschloss, dass ich halt dann meine 0-8-15-Jeans und mein Ragnarök-T-Shirt an lasse, was ich schon die ganze Woche in der Arbeit trug und jetzt aus Bequemlichkeit für die Fahrt angezogen hatte. Also fiel ich so gar nicht auf.
Der Saal war bestuhlt und ich hatte mir einen teueren Platz im Innenbereich gebucht. Leider waren die vorderen Plätze schon weg gewesen und so hatte ich nur noch in einer relativ hinteren Reihe einen Platz gekriegt. Aber immer noch besser als auf den Rängen, auf denen man sich wieder den Hals verrenkt, wenn man den ganzen Abend zur Seite schauen muss.
Das Ganze war perfekt kommerziell aufgezogen, also vom Ablauf her stimmte alles, und der Merch war ordentlich teuer. Warum kauf ich dann den Mist? Ich hab mir eine Kaffeetasse für 20 € gekauft! Jetzt ärgere ich mich fast drüber.
Members von Quiet Riot, Manfred Mann's Earth Band und Supertramp traten auf, aber ich fand neben Tarja den Midge Ure von Ultravox am besten. Als er "Vienna" sang, hat mich das doch recht eigenartig berührt, was für ein markanter Song, damals!
Nach Ultravox ging ich mal raus zum Klo und holte mir auch ein Bier. Als ich wieder rein kam, blieb ich am Rand stehen, weil das ewige Gehocke auf einem Stuhl regte mich auf. Ich will tanzen und hupfen! So stand ich dann für den Rest der Vorstellung außen am Rand und tanzte. Ist doch mir wurscht, wenn die ganze Spießerschaft auf den Sitzen dann blöd schaut, pft.
Also die Veranstaltung war tatsächlich insgesamt sehr teuer, das Ticket hatte fast 100 € gekostet und der Merch war hoffnungslos überteuert. Aber trotzdem hat es sich für mich gelohnt, denn das hat mich teils echt bewegt, und insgesamt fand ich es sehr schön. Leider war es pünktlich um 22:30 Uhr aus, und nach Tarja kam gleich der Moderator auf die Bühne, also gab's trotz "Zugabe"-Rufe auch keine weitere Show. So machten sich die Leute alle auf den Heimweg zu ihren Autos.
Ich landete schließlich auch in meinem Schiff. Da machte ich mir noch gemütlich ein gute-Nacht-Bier auf, setzte mich auf den Beifahrersitz, legte die Füße hoch und guckte all den nüchternen Menschen zu, die jetzt nach Hause fuhren. Ich nicht. Ich fahr erst morgen: was für ein geiles Leben!
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