Sonntag, 28. April 2024

Keep it true, Lauda-Königshofen

Bis zuletzt hatte ich mich noch nicht entschieden: Wollte ich zum Mittelalterfest auf Gut Wolfgangshof nach Zirndorf fahren oder nach Lauda-Königshofen zum Keep it true-Festival? Schon wieder G'werch, weil ich war doch erst gestern auf Konzi ... und am Dienstag werde ich schon wieder auf Feuerschwanz sein und am Mittwoch auf Fischer Z. Naja, YOLO, eben, nä. Ich bin ja nun schon alt. In meinem Alter kann es jeden Tag vorbei sein mit dem Lotterleben. Also muss ich mitnehmen, was geht .

Da sah ich auf Facebook meinen italienischen FB-Freund Massimo, der postete, dass er soeben von Genova abflog nach Lauda-Königshofen. Na, wenn der da hinging, dann war es bestimmt geil. Ich kannte nämlich keine einzige Band . Ich weiß auch nicht, das sind alles so komische Bands in der Szene, so Newcomer, lauter Youngsters, die auf Oldschool machen. Musikalisch fand ich da noch keine Band, die mir jetzt so richtig gefiele, aber szene- und partymäßig ist das schon immer klasse. Also entschied ich mich beim Frühstück, dass ich nach Lauda-Königshofen fahre. Es war schon 14 Uhr und ich würde bestimmt zwei Stunden fahren müssen. Bis ich überhaupt immer erst rüber zum Naglfar komme, dauert's ja auch, also sollte ich mal los!

So packte ich schnell meine Stiefel, meine Kutte und den Laptop ein und rumpelte aus dem Haus.

Das Wetter war wie ausgewechselt: Die Sonne schien, es war warm, und es zog einen förmlich in die Ferne. Das war doch gleich ein ganz anderes Leben! Ich fuhr die Baustellen-A3 entlang und bog dann bei Würzburg ab auf die A81. Ich kam mit meinem heiligen Blechle dann nach BaWü und hatte noch 7 km Landstraße, dann war ich am Ziel.

Der Parkplatz war noch relativ luftig, da fand ich auch einen schönen Stellplatz nicht allzu weit von der Halle weg. Ich lief erst mal rein, denn ich hatte kein Ticket und hoffte doch, es war nicht ausverkauft. Das wär blöd. Aber ich hatte Glück: Ein Tagesticket war noch zu haben, und weil es schon der 2. Tag war (der 1. war ja schon vorbei), bekam ich ein volles Hard-Ticket und ein richtiges Bändchen. Oh schön!

Dazu gab es eine Geld-Karte, denn es galt bargeldloses Bezahlen. Allerdings erhielt man am Kassenhäuschen einfach so die Karte ausgehändigt und konnte darauf Bargeld einzahlen, also war die Karte nicht mit meiner Person und meinen Daten verknüpft. Es geht nämlich keinen was an, was ich auf so nem Festival versauf! Die Anonymität war gewährleistet und so find ich dann das bargeldlose Bezahlen echt praktisch.

Zufrieden ging ich zurück zum Naglfar und richtete mich ein: Gasflasche aufdrehen, Bierdose aufmachen. Oh: Es hatte nun auf dem Auto-Thermometer fast 25 Grad! Letzte Woche war noch Schnee gelegen!

Ich zog mir die Stiefel an und stellte fest, dass ich so ziemlich alles zuhause vergessen hatte: Patronengürtel, Thermoskanne - ich hatte mir daheim auch kein heißes Wasser gekocht. Abends bin ich nämlich meistens zu müde, um mir noch Wasser zum Zähneputzen warm zu machen, drum koch ich das Wasser normalerweise schon zuhause und nehm es in der Thermoskanne mit. Also musste ich mir dann heute die Zähne wohl mit kaltem Wasser putzen. Naja, so kalt war es ja nicht.

Dann lief ich mal chillig vor, traf noch auf dem Parkplatz den Benni vom Braincrusher, der dort in der Sonne saß. Ich lief rein in den Festival-Biergarten: Ach, ist das schön, wenn das Wetter passt. Die Sonne schien, es war warm, alle waren guter Laune.

Das Beste an diesem Festival sind diese ganzen coolen Leute, das ist der Hammer! Da war ja der Yazan aus dem Brown Sugar, aber da er sich grad mit ein paar anderen rege unterhielt, ging ich gar nicht hin (schließlich bin ich schüchtern), sondern weiter in die Halle.

Die Deko in der Halle und der ganze Raum war nix, nä. Es war eine Turnhalle, hinten an der Wand waren so Leitern, Stangen und Geräte zum Klettern. Das ganze Outfit war wohl aus den 60er-Jahren, so sah es allemal aus. Die Halle war ziemlich groß und doch ganz gut voll.

Tolle Leute waren da und vor allem: internationale Leute. Die kamen von überall her! Franzosen, Schweizer, Italiener, Spanier und einige Dunkelhäutigere mit tiefschwarzen Haaren, da tippte ich mal auf Brasilianer - und alle voll auf Metal . Da wird das Wort "Integration" völlig überflüssig. Es sagte auch keiner zum anderen: "Ich f*ck deine Mutter!" Niemand bot einem an "brauchst du Passbild?!" und keiner zückte ein Messer, nicht einmal angepöbelt wurde einer. Sexuelle Belästigung gab's einfach nicht, nicht einmal schmierig geglotzt hat einer, obwohl einige hübsche Mädels recht lüftig daher kamen.
Das ist halt der wesentliche Unterschied zwischen "Ausländern" und "K*n*cken", aber so mancher Gutmensch mag ja lieber über "Rassismus" oder "Nazis" hetzen, statt mal hinzuschauen, um was es wirklich geht.

Ich futterte mal ne feine Pizza und chillte eine Weile in der Sonne. Da traf ich schon Massimos kleine Tochter. Komisch: Die kenn ich sofort, obwohl ich sie nur 1 x gesehen hab - und andere Leute kann ich mir einfach nicht merken, obwohl ich sie schon 10 x getroffen habe.

Wenig später traf ich in der Halle dann Massimo selber. Hui, der war schon ordentlich hinüber und es war doch erst nachmittags um fünf? Als er hörte, dass seine Gegenwart mein Entscheidungskriterium für dieses Festival war, gab er mir mal gleich ein Bier aus .

Selfies haben wir auch gemacht, aber blöderweise mit seinem Handy, so dass ich grad gar kein Bild von uns habe, nur eines von mir: Endlich hatte ich auch mal wieder meinen Kuttenmantel an. Der ist mir sonst meistens doch ein bisschen "zu arg", aber auf diesem Festival hier liefen Gestalten in Klamotten rum, da konnte man sich gar nicht noch mehr "overstylen".

Dann hatte ich auch endlich den Weg hinauf zur Tribüne gefunden und stand dann mal oben. Links zum Fenster raus sah man eine wunderschöne, ländliche Idylle. Wenn ich denn nun mal Zeit hätte, wäre ich noch einige Tage geblieben, um mir die Ortschaft anzuschauen und vielleicht ein bisschen zu wandern, aber "so" blieb mir eben nur wieder der Konzertsaal .

Da trat nun so ne Dracula-Band auf. Die spielten ganz nett, also das konnte man ganz gut hören.

Im Eck da droben saß einer, der wusste sich zu helfen .

Je später es wurde, desto mehr Leute kamen hier rauf. Am Abend dann kriegte man da oben gar keinen Sitzplatz mehr, so voll war es geworden.

Ich vermisste Massimo. Den hatte ich jetzt schon lange nicht mehr gesehen. So voll wie er vorhin schon war, könnte er sich vielleicht abgelegt haben? Da fliegt er extra aus Italien da her und dann schießt er sich schon am Nachmittag weg?

Die Belegschaft hier war altersmäßig wirklich durchgemischt. Da waren einige Teenies und Youngsters, aber auch echte Alte von früher und so manchem alten Rockstar wurde gehuldigt.

Es wurde langsam Abend und ich ging in einer Umbaupause mal wieder raus an die frische Luft. Der Erich hatte hier seinen Stand aufgebaut.

Ja, ich glaube, hier hat er genau das richtige Klientel für manches Stück aus seinem Laden, denn die ein oder andere Klamotte aus seinem Stand hatte ich darin auch schon vor 10 Jahren bei "Lieder am See" da hängen sehen.

Einen Schmuckstand habe ich vermisst. Oder hab ich ihn bloß nicht gefunden?

Darüberhinaus hatten sie hier noch ein riesiges Zelt als Shopping-Area, aber es waren darin nur Musik-Stände. Sie verkauften neben Band-Shirts und CDs auch LPs und sogar Cassetten. Ich verstehe nicht, was an diesen alten Tonträgern heut noch so interessant ist? Na, vielleicht bin ich zu hörgeschädigt? Für mich hört sich eine LP nicht besser an als ein mp3, eher schlechter.

Ach und apropos Hörschaden: Meine neuen Ohrenstöpsel hab ich jetzt klar gekriegt. Ich hab den Dreh raus! Sie saßen dieses Mal richtig und sie sind schon echt gut. Sie dämmen den Lärm, lassen die Musik durch und in der Pause braucht man sie nicht rausnehmen, weil man die Leute auch noch versteht. Aber für den Preis erwart ich auch was Gutes .

Ich ging wieder hoch auf meine Tribüne.

Das war nun die vorletzte Band. Lt. Running Order waren das "I am morbid". Die hörte ich mir bis zum Schluss an. Dann war ich allerdings müde. Ich kaufte mir einen Kaffee und bekam einen ganzen Becher voll, also 0,5 l . Den trank ich dann, wurde aber auch nicht munterer.

Weil ich nicht mal den Headliner kannte, die hießen "Liege Lord", entschied ich mich zum heimgehen. Im Bett war ich dann hellwach . Woher kommt denn das?

Naja, irgendwann schlief ich dann schon ein. Die waren hier auch auf dem Campingplatz alle recht leise. Also ich kenn das anders vom Breeze oder Rock Harz, wo es dann nach der letzten Band erst noch richtig los geht bis früh um 7. Dann wird das nächtliche Gedröhne abgelöst durch diese Spaßvögel, die lautstark "guten Morgen, liebe Sonne" laufen lassen.
Aber hier nicht. Da war alles schön ruhig und gesittet .

Theoretisch könnte man ja auch am Sonntag noch bleiben und ein bisschen die Örtlichkeiten besichtigen, aber ich habe da immer keine Ruhe. Ich habe dann noch ne weite Fahrt vor mir und muss ja montags wieder arbeiten, und dann fahr ich lieber gleich heim.

Hee, heimwärts war die A3 noch schrecklicher als hinwärts. Also das ist eine Zumutung! Nicht nur, dass die Fahrspuren in den Baustellen kriminell verengt sind (die linke Fahrspur ist stellenweise nur 2,1 m breit), eine Standspur gibts keine, rechts stehen Betonwände (da krieg ich immer die Krise, wenn ich 30 cm daneben mit 80 vorbei rausch) und dann ist die Fahrbahndecke noch flickerlemäßig und teils voller Schlaglöcher. Den Aufbau vom Naglfar schüttelt's aufgrund der Straßensenkung von links nach rechts, die LKW noch schlimmer, die hüpfen da oft umeinander. Also dass da nicht mehr Unfälle passieren, wundert mich immer wieder.

Allemal kam ich gut nach Hause, und jetzt schmeiß ich mich in die Badewanne und chille. Sehr, sehr schön war's, wenn ich bloß mehr Zeit hätte.

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