Ich schlief bis in die Puppen und träumte wunderschönes Zeug. Es war schon 12 durch als ich endlich wach wurde. Ich klappte die Sonnenblenden an den Fenstern hoch und verschaffte mir einen Rundumblick. Der Nachbar links lag wie ein derprellter Frosch in einem Liegestuhl vor seinem Auto in der Sonne und war schon ganz krebsrot, er hatte einen Sonnenbrand. "Guten Morgen" grüßte ich vom Fenster runter. Ja, und rechts raus bei Torsten & Co wurde schon wieder lustig gefeiert, so gehört sich das.
Ich brauchte erst mal einen Kaffee und krabbelte die Leiter hinunter zum Herd, Wasser heiß machen. Da stand schon wieder so ein Pissmännchen vor dem Auto und strullerte ins Gebüsch, Mahlzeit.
Beim Kaffeetrinken versuchte ich, meine vermoshten Haare zu kämmen, au au, das zupft - und ohne Haaröl geht sowieso schon gar nix mehr durch, au au au. Beim Blick in den Spiegel entschied ich, dass es sich nicht lohnte, sich abzuschminken, sondern einfach neue Schminke drüberklatschen passt auch. Dann zog ich mich an, also dieselben verschwitzten und biergetränkten Klamotten wie gestern und vorgestern. Na gut, meine versabberte Kutte hatte ich wenigstens über Nacht an den Fahrersitz gehängt zum Trocknen und Auslüften. An den Stiefeln klebte noch der Schlamm vom verregneten Donnerstag. Klasse, ich seh so stylisch aus!
Dann gleich mal vor und gucken, was auf dem Programm steht: Non ext deus. Sagt mal, muss denn das Kreuz aufrecht stehen, kann man das denn nicht umdrehen?
Naja, gut, also ja, abfackeln kann man es natürlich auch. Diesmal waren wenigsten die seitlichen Tore aufgemacht worden, so dass ein frisches Lüftchen durch die Halle wehte und es trotz Pyroshow nicht so heiß wurde.
Im Foyer war unterdessen Fotoshooting angesagt. Da posten Bands und Fans.
Es war mir noch zu früh, ich ging mal wieder raus. Die Autos wollte ich mir noch anschauen, die so auf dem Campground standen, weil da findet man mitunter auch recht witzige Sachen.
Hier stand ein Bus, der schon 4 Hunde, 7 Rollstuhlfahrer und 6 Fahrräder gesammelt hatte.
Daneben stand der Bus Heimdall. Der hat jetzt einen Blümchenkranz um die Frontscheibe gewickelt. Nur die Demolition-Crew hab ich vermisst, waren die dieses Mal gar nicht da?
Zwischen den Autos fand man allerlei Spuren wüster Gelage. Der Nachbar hatte sich seine Flaschenstöpsel sogar in einer Kette an die Kutte gehängt. Gegenüber unter einem Pavillon saßen welche 24/7: zu welcher Tages- oder Nachtzeit man da vorbei ging, immer saßen sie dort, grölten, soffen und feierten. Habt ihr überhaupt schon ne Band gesehen?
Ich ging mal in die Halle und gab mir Kampfar. Die waren klasse! Allerdings war bei mir etwas die Luft herausen. Mitunter moshte ich noch ein bisschen, aber so richtig ab ging ich nicht mehr, da war ich jetzt insgesamt zu ausgepowert.
Ein Bier wäre jetzt klasse, aber ich war zu faul: Will ich jetzt unbedingt zum Auto zurück laufen? Versuch ich's vielleicht doch noch einmal mit dem Lichtenfelser Stadthallenbier? Auffällig viele Kotzhaufen oder Bierleichen – wie letztes Jahr - hatte ich auch noch gar nicht gesehen. Torsten hatte gemeint, sooo schlecht sei das Bier nun auch wieder nicht: Vielleicht haben sie ja mittlerweile doch die Brauerei gewechselt? Falls nicht, hält sich der Schaden auch in Grenzen, denn es war eh schon spät und wenn ich dann nach zwei Bier gleich wieder müd werd und mich hinlegen muss, wär's auch nicht weiter tragisch, weil es war dann langsam eh Schlafenszeit. Also ging ich an die Tränke und holte mir ein Bier.
Ja, leider wurde die Brauerei nicht gewechselt, es war dieselbe eklige Plörre wie das letzte Mal. Nach einem halben Becher beschloss ich, dass dieses grauenhaft schlechte Bier sich nicht einmal verdient hat, getrunken zu werden, ging zurück an die Tränke, gab den halbvollen Becher ab und sagte: "Pfand zurück und weg damit, das kannste nicht trinken!" Dass die Thekenfrau meine konstruktive Kritik an den verantwortlichen Biermanager weitergab, wage ich zu bezweifeln. Allemal ging ich dann doch zum Auto und trank dort noch ein Bier aus meinem eigenen Vorrat.
Das mach ich normalerweise nicht, sondern ich geb eigentlich immer gut Geld aus, allein, um die Festivals und Veranstalter zu unterstützen. Aber das Stadthallenbier dort, also echt, nein, das vertrag ich einfach nicht, und seitdem ich vor Jahren dort nach 3 Bier bereits um 19 Uhr den Kreislaufflash bekommen hab, mich plötzlich total müde auf die Tribüne setzen musste, mich schließlich dort hingelegt hab und dann dort allen Ernstes trotz allen Lärms eingeschlafen bin und den ganzen Freitag verschlafen hab, trink ich das nie mehr!
Nun waren eigentlich Primordial auf dem Plan gestanden, aber die hatten irgendwie Verspätung, drum wurden sie mit Origin getauscht. Die hätten doch ganz zum Schluss spielen sollen?
Ich ging nochmal rüber ins Merch-Zelt, wollte noch ein bisschen rumgucken. Aber dort waren schon alle heftig am Zusammenpacken. Ach, ich mag diese Stimmung immer überhaupt nicht. Der letzte Tag ist immer so traurig!
Dann war es Zeit für Marduk. Marduk waren für die linke Bühne eingeplant. Torsten und seine Töchter standen bereits eineinhalb Stunden lang dort und warteten, damit sie dann in der 1. Reihe stehen konnten. Kurz vor dem Gig wurde dann aber bekannt gegeben, dass Marduk nun aber auf der rechten Bühne spielten, und alle Leute liefen von links nach rechts. Torsten war stocksauer: wofür war er da jetzt ewig angestanden? Ja, ich weiß nicht. Augenblicklich stand ich noch weiter vorn als er und war gerade erst zur Tür rein gekommen. Wie auch immer standen wir nun eben alle ziemlich weit vorn. Ich wunderte mich, denn mir schien, dass höchstens nur noch die Hälfte der Leute in der Halle waren. Die Menschenmenge vor der Bühne war recht lüftig und man kam gut noch durch bis vor - und das beim Headliner?!
Da habt ihr was verpasst, denn Marduk waren nochmal richtig gut. Nur ich war tot. Ich schlurchte schließlich müde zum Auto und ließ Primordial ausfallen. Ich hab nicht mal zu den anderen "ade" gesagt, war einfach nur alle, ab in die Falle! Also falls ihr das vielleicht mal lest, dann noch im Nachhinein: tschüßi, meine Freunde, kommt gut heim!
Gegen Morgen klopfte es bei mir am Auto. Das war bestimmt der Nachbar mit dem Sonnenbrand, der sich nur verabschieden wollte. Ich regte mich nicht und schlief weiter. Oh, ich brauchte diesmal wirklich lang, bis ich meinen Kopf hochgefahren hatte. Das lag auch daran, dass ich eigentlich nicht heim wollte, es war hier so schön! Also, es war wirklich schön, und ich komme auf jeden Fall nächstes Jahr wieder.
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