Montag, 15. April 2024

Warkings im Hirsch

Kurz nach Mittag kam ich zurück von Regensburg in Nürnberg an. Ich stellte das Naglfar ab, ging auf die Ranch, goss mein Gemüse und fuhr dann gleich heim. Zuhaus räumte ich noch nicht mal meinen Wäschekorb aus, sondern hockte mich gleich an den PC und tippte meinen Konzertbericht. Noch ein paar Igel-Filme von den Wildcams angeschaut und schon ging es gleich wieder weiter, denn heute spielten Warkings im Hirsch. Ich radelte mit dem Fahrrad hin.

Buuh, habe ich eine miese Kondition! Ich schleiche dahin wie eine Schnecke. Der Tacho vom Fahrrad ist hinüber, aber ich bin bestimmt nicht schneller als 12 km/h gefahren *ächz*. Da kam ich dann endlich zum Hirsch.

Am Eingang stand mein Lieblings-Security, der Botsi: Ja, dass man dich auch mal wieder sieht! "Wir müssen uns mal unbedingt treffen", schlug der Botsi vor. Ja, ich treff dich doch gerade . Kann ich was dafür, dass du arbeiten musst? Also ich geh jetzt rein und geb mir das Konzi .

Auf meinem Ticket stand "Beginn 20:00 Uhr". Weil dann immer so um 19:00 Uhr Einlass ist, radelte ich nicht allzu bald los. Dazu dann noch mein radlerisches Schneckentempo, und so war es jetzt 19:30 Uhr. Eigentlich alles gut, nur: Die erste Band spielte schon! Na, das ist aber ein blödes Timing! Grad dass ich noch schnell an die Theke kam und ein Bier holte, dann aber schnell Ohropax ins Ohr stopfen und ab vor die Bühne!

Ich glaube, die Band hieß Victorius. Sie hatten so mittelalterliche Ritterrüstungen aus Pappe (oder Plastik?) an und spielten Power Metal. Sie erinnerten mich ein wenig an die Grailknights, waren aber nicht bunt, sondern einheitlich uniformiert. Sie spielten nicht einmal schlecht, ich war erstaunt! Einen Augenblick überlegte ich, mir eine CD zu kaufen, aber sooo gut fand ich sie dann doch auch wieder nicht. Als Warm Up waren sie aber absolut klasse.

Der Gig dauerte nicht lange und ich ging raus in den Biergarten. Da standen doch glatt die Elke und ihr Mann! Die hatte ich ja echt schon ewig nicht mehr gesehen und auch bereits bewusst vermisst. "Wir haben uns einen Ponyhof gekauft", erklärte Elke. Was??? Naja, also anscheinend haben sie sich einen kleinen Bauernhof irgendwo hinter Bayreuth zugelegt mit allerlei Viechereien, unter anderem ein paar Pferden. Da gibt es nun immer Reit-Events für Kinder und ländliche Ferienangebote. Elkes Augen sprühten vor Glück als sie das so erzählte. Das scheint wohl ihr Lebenstraum gewesen zu sein, den sie sich jetzt erfüllt hat. Damit sind die beiden natürlich jetzt so eingespannt, dass nicht mehr viel Zeit bleibt für Konzerte.

Da fing nun auf der Bühne schon die nächste Band zu spielen an: Hammerking. Die haben mich jetzt nicht so sehr beeindruckt. Naja, so hörte ich mir das halt mal an…

Die Daniela kam mir entgegen. Sie war vorne mit Fotografieren wohl fertig und verzog sich wieder nach draußen, wie sich das für Reporter und Event-Fotografen gehört. Nö, also das tät mich nerven: Da kommste zwar immer ganz vor direkt vor die Bühne, darfst dort 10 Minuten fotografieren und dann musste wieder raus? Nö, also da zahl ich dann lieber Eintritt und kann mir das ganze Konzert geben und gut Party feiern.

Nach Hammerking kamen dann endlich die Warkings. Die ersten beiden Songs spielten die Männer alleine, aber dann holten sie Morgana auf die Bühne.

Also die Maskerade von den Warkings find ich immer wieder faszinierend. Im Merch hatten sie 5 verschiedene Tour-T-Shirts von jedem einzelnen Band-Member extra. Da konnte man sich wohl seinen Lieblings-Warking raussuchen . Also mein Favorit ist ja der Kreuzritter mit seiner halben Totenkopf-Maske und seinen wirren, grauen Haaren drüber. Der sieht einfach toll aus!

Leider war es Sonntag, und ich musste montags wieder früh raus und arbeiten. Drum blieb ich nicht bis ganz zum Schluss, sondern trollte mich schon um halbelf zu meinem Fahrrad. Müde strampelte ich heim. Ich schlüpfte bloß noch aus den Stiefeln, fiel ins Bett und war sofort eingeschlafen.

Dieses Wochenende war vielleicht tatsächlich ein bisschen zu voll. Am Freitag hatte ich nämlich Familienfeier im Max und traf dort meine Cousins und Cousinen (recht ergreifend, mit Fotoalben und Bildern aller verstorbenen Mütter und Väter, Onkels und Tanten und Oma und Opa und mein Papa als kleines Kind und das ganze alte Zeug *heul*). Am Samstag war ich in Regensburg und heute, am Sonntag, im Hirsch auf Power Metal. Vielleicht war das ja ein bisschen viel, drum mach ich jetzt in dieser Woche mal sonst nix Besonderes, abgesehen vom kommenden Wochenende, da fahr ich nach Geiselwind aufs Metal-Franconia-Festival!

Sonntag, 14. April 2024

Klassisches und Rock meets Classic, Regensburg

Ich blick nimmer durch mit meinen Events. Neulich in der Arbeit surfte ich ein bisschen auf Facebook und sah, dass die Carmen am 13.04.24 nach Würzburg kommt um sich dort Munarheim anzuschauen. Was? An einem Samstag? Klasse, das bestell ich mir auch, und so ließ ich mir gleich in der Arbeit das Ticket aus dem Drucker.

Warum bin ich nicht auf die Idee gekommen, dass da vielleicht schon was anderes ist? Als ich nämlich dann daheim war und das Konzert in meinen Terminkalender eintragen wollte, stellte ich fest, dass ich da schon ein Ticket für das Rock-Classic in Regensburg habe. Also hab ich das Munarheim-Ticket wieder verscherbelt.

Heute fuhr ich dann also nach Regensburg. Ich fuhr schon vormittags los, denn ich wollte mir auch endlich mal die Stadt und einige Sachen anschauen. Da fahr ich immer überall in der Landschaft herum und seh im Endeffekt nur dunkle Konzertsäle, das ist doch schade!

Also segelte ich schon mittags in Regensburg ein. Ich fuhr mal gleich direkt zur Donau-Arena, weil zuerst wird ordentlich geparkt.
Alte Metal-Regel: Erst Zelt aufbauen - dann saufen!
Altmetaler-Regel: Erst Wohnmobil ordentlich parken, Bett machen, Zahnputzzeug und Kukident-Becher im Bad aufstellen, Gas zum Kaffeekochen aufdrehen, Bierdose aus dem Kühlschrank holen - dann erst los.

Das hab ich mir schon gedacht ! Dieses wohnmobilfeindliche Parkplatzgesockse mobbt mich schon wieder! Aber für den Fall hatte ich mir schon auf Google-Maps die Gegend angeschaut und einige Fleckchen in der Umgebung gesucht, wohin ich ausweichen könnte. Der erste Fleck ums Eck, der auf Google-Maps von oben so toll ausgesehen hatte, war aber leider ein Privatparkplatz einer Firma, also nein, da stell ich mich nicht hin. Der zweite Fleck war dann eine bessere Wohngegend mit lauter Reihenhäusern, da standen schon ein paar Wohnwagen und andere Wohnmobile und da stellte ich mich dazu. An und für sich war das ein guter Stellplatz, aber doch ein Stück weg und so holte ich das Fahrrad aus dem Laderaum.

Da radelte ich also bei bestem Wetter in die Stadt. I love Klimawandel ! Naja, nicht in jedem Aspekt, also Dürresommer brauch ich keinen, aber sonniger und warmer April mit Frühlingsblüten, Schmetterlingen und Bienchen ist doch was Herrliches! Die Regensburger saßen in ihrem Wiesengrund an der Donau und tankten Lebensfreude. Die Umweltdepris und FFF-Kindergarten saßen wahrscheinlich derweil im Keller und heulten. Tja, selber schuld .

Jetzt gab's aber erst einmal Kultur! Anlaufstelle Nummer 1 ist naturlich der Regensburger Dom, dort stellte ich mein Fahrrad ab, damit ich es später auch wieder find. Leider war der eine Domturm eingerüstet, das machte fotomäßig jetzt nicht sooo was her, aber ging ich halt mal rein.

Der Dom hält sich stilvoll im klassischen Design, da gibts einige sehr schöne Motive, aber außen rum ist alles ziemlich kitschkatholisch. Passend zur depressiven Mentalität des Christoidentums sind die Darstellungen natürlich düster, apokalyptisch, todessehnsüchtig, makaber und traurig. Da muss man schon auf Schmerzen, Leid und Folter stehen, um sich da wohl zu fühlen. Ich blieb drum nicht lange.

Ein Engel grapscht einem Gargoyle in den Schritt, der freut sich offenbar, jaaa, fester! Oder schreit er, weil der Engel zu arg zupackt?

Der Dom ist ein hübsches Gebäude, aber im Grunde schaut er auch nicht viel anders aus als die Lorenzkirche in Nürnberg. Gemma weiter!


Unweit des Doms in einer kleinen Gasse ist die Niedermünsterkapelle. In ihr steht eine schwarze Madonna.

Schwarze Madonnen gibt es sehr vereinzelt in ganz Europa in bestimmten Kirchen. Eine von ihnen befindet sich auf der Insel Mainau (da will ich auch noch hin!) und eine weitere ist eben hier in Regensburg.

Wenn man Kirchen-Bedienstete fragt, warum denn die Madonna schwarz sei, bekommt man immer dieselben Antworten:

1. Vom Ruß der Kerzen, die für sie angezündet worden waren, sei die Madonna im Lauf der Zeit schwarz geworden. (Dabei fällt auch überhaupt nicht auf, dass Kleider, Krone oder Zepter nicht schwarz geworden sind. Der Ruß schwebte also um diese Teile herum, wahrscheinlich ein Wunder .)

oder:

2. Die Madonna ist aus Gold. Als aber einst ein Kriegsheer anrückte, bemalte man sie schnell schwarz, damit die Feinde sie nicht raubten.

Das sind die beiden gängigsten Ausreden, die einem die Katholiken auftischen.

Tatsächlich aber handelt es sich um eine archetypische Frauengestalt aus vorchristlicher Zeit. Die ursprünglichst schwarze Frau ist die altägyptische Isis (mit dem Horuskind). Sie soll keine Afrikanerin darstellen, sondern die schwarze Farbe symbolisiert das Düstere und Bedrohliche, das mancher archaische Mann in einer Frau fürchtet. Es ist die Urweiblichkeit, die manchem Mann unverständlich ist und auf ihn bedrohlich wirkt. In Indien wurde dies noch göttlich verstanden, dort ist die Kali in göttlichem Blau gehalten, in der römisch-europäischen Welt ist diese Ur-Frau schwarz.

Sie ist trotz allem eins der ersten Wesen im Reich der Götter, nahezu die Oberste - die Königin des Himmels, die Partnerin der obersten Gottheit. So munkelt man, dass die Stadt Regensburg nach dem Fluss Regen benannt ist. Tatsächlich ist die Stadt aber nach der Himmelskönigin benannt, die Burg (der) Königin, lateinisch castra regina (rex, regis). Der Fluss Regen wurde wohl eher nach der Stadt benannt. Wozu sollte man denn eine Stadt, in der so ein gewaltiger Strom wie die Donau fließt, nach einem seiner 3 Bächlein benennen, die da auch noch durchdümpeln?

Ihr seht: logisches Denken ist immer wichtig.

So schwarz wird die Frau verstanden, dass selbst der Schemel vor ihrem Altar mit schwarzem Samt bezogen ist und sogar die Kerzen in der Füllung schwarz sind. Aber für die Christoiden ist es das jüdische Mädchen Mirjam, römisch "Maria", irgendwie soll da der Jesus noch dabei sein und das alles wird der hebräischen Gottheit Jhwh zugeschrieben, irgendso ein vorgeschichtlicher Nomaden-Gott. Ich verstehe nicht, warum man das alles so verfälschen musste?

Ich hatte genug Bilder in der Finsternis der Kirche geschossen und ging wieder an die frische Luft. Was hat denn Regensburg sonst noch Nettes? Ah, hier sehen wir ein mittelalterliches Dickpic!

Da lief ich am Rande der Donau entlang, oh oooh la, trilalalala... da schwimmt die Polizei umeinander, ...damit in dieser schönen Stadt das Laster keine Chance hat .

Ich ging noch ein bisschen shoppen, trank irgendwo nen Kaffee und schließlich am späten Nachmittag lief ich zum Dom zurück, holte mein Fahrrad und radelte zurück zu meinem Schiff, dem Naglfar.

Dabei kam ich an der Donau-Arena in der Walhalla-Allee vorbei. Da war schon einiges los, die Pforte war mit Securities besetzt und ein paar Autos standen schon da, u.a. tatsächlich ein paar Camper! Da radelte ich gleich hin zu den Securities und fragte. Tatsächlich waren heute ausnahmsweise auch Camper erlaubt und so radelte ich doch gleich zum Naglfar, um umzuparken. Ich schmiss das Fahrrad gleich in den Laderaum und fuhr los.

Für diesen kurzen Weg brauchte ich auch die Gasflasche nicht extra abdrehen. Leider hatte ich auch sonst nichts eingeräumt und während der kurzen Fahrt hörte ich es hinten ganz schön klappern. Der Obstsaft fiel vom Küchentisch, landete aber weich im Wäschekorb. Nach der Ankunft am Parkplatz stank es im Bad fürchterlich nach Listerine: Die halboffene, noch volle Listerine-Flasche war umgekippt und glücklicherweise ins Waschbecken gefallen. Das ganze Listerine war raus gelaufen und in den Abfluss. Naja, Listerine futsch, aber die Sauerei hätte noch viel größer sein können, wär's auf den Boden gefallen, Glück gehabt .

Ich hatte einen ganzen Wäschekorb voller Gothic-Klamotten dabei, denn ich dachte, ich gehe zu Tarja? Die läuft bei mir unter "Gothic". Als ich aber so die anderen älteren Leute sah, die da vom Parkplatz aus schon in Richtung Arena liefen, stellte ich fest, dass ich damit völlig daneben-gestylt wäre. Die hatten alle einfach nur Jeans, T-Shirt und Turnschuhe an. Da war nicht eine/r irgendwie mords toll angezogen. Ich schaute dumm und beschloss, dass ich halt dann meine 0-8-15-Jeans und mein Ragnarök-T-Shirt an lasse, was ich schon die ganze Woche in der Arbeit trug und jetzt aus Bequemlichkeit für die Fahrt angezogen hatte. Also fiel ich so gar nicht auf.

Der Saal war bestuhlt und ich hatte mir einen teueren Platz im Innenbereich gebucht. Leider waren die vorderen Plätze schon weg gewesen und so hatte ich nur noch in einer relativ hinteren Reihe einen Platz gekriegt. Aber immer noch besser als auf den Rängen, auf denen man sich wieder den Hals verrenkt, wenn man den ganzen Abend zur Seite schauen muss.

Das Ganze war perfekt kommerziell aufgezogen, also vom Ablauf her stimmte alles, und der Merch war ordentlich teuer. Warum kauf ich dann den Mist? Ich hab mir eine Kaffeetasse für 20 € gekauft! Jetzt ärgere ich mich fast drüber.

Members von Quiet Riot, Manfred Mann's Earth Band und Supertramp traten auf, aber ich fand neben Tarja den Midge Ure von Ultravox am besten. Als er "Vienna" sang, hat mich das doch recht eigenartig berührt, was für ein markanter Song, damals!

Nach Ultravox ging ich mal raus zum Klo und holte mir auch ein Bier. Als ich wieder rein kam, blieb ich am Rand stehen, weil das ewige Gehocke auf einem Stuhl regte mich auf. Ich will tanzen und hupfen! So stand ich dann für den Rest der Vorstellung außen am Rand und tanzte. Ist doch mir wurscht, wenn die ganze Spießerschaft auf den Sitzen dann blöd schaut, pft.

Also die Veranstaltung war tatsächlich insgesamt sehr teuer, das Ticket hatte fast 100 € gekostet und der Merch war hoffnungslos überteuert. Aber trotzdem hat es sich für mich gelohnt, denn das hat mich teils echt bewegt, und insgesamt fand ich es sehr schön. Leider war es pünktlich um 22:30 Uhr aus, und nach Tarja kam gleich der Moderator auf die Bühne, also gab's trotz "Zugabe"-Rufe auch keine weitere Show. So machten sich die Leute alle auf den Heimweg zu ihren Autos.

Ich landete schließlich auch in meinem Schiff. Da machte ich mir noch gemütlich ein gute-Nacht-Bier auf, setzte mich auf den Beifahrersitz, legte die Füße hoch und guckte all den nüchternen Menschen zu, die jetzt nach Hause fuhren. Ich nicht. Ich fahr erst morgen: was für ein geiles Leben!

Montag, 8. April 2024

Ragnarök, Lichtenfels - am Samstag

Ich schlief bis in die Puppen und träumte wunderschönes Zeug. Es war schon 12 durch als ich endlich wach wurde. Ich klappte die Sonnenblenden an den Fenstern hoch und verschaffte mir einen Rundumblick. Der Nachbar links lag wie ein derprellter Frosch in einem Liegestuhl vor seinem Auto in der Sonne und war schon ganz krebsrot, er hatte einen Sonnenbrand. "Guten Morgen" grüßte ich vom Fenster runter. Ja, und rechts raus bei Torsten & Co wurde schon wieder lustig gefeiert, so gehört sich das.

Ich brauchte erst mal einen Kaffee und krabbelte die Leiter hinunter zum Herd, Wasser heiß machen. Da stand schon wieder so ein Pissmännchen vor dem Auto und strullerte ins Gebüsch, Mahlzeit.

Beim Kaffeetrinken versuchte ich, meine vermoshten Haare zu kämmen, au au, das zupft - und ohne Haaröl geht sowieso schon gar nix mehr durch, au au au. Beim Blick in den Spiegel entschied ich, dass es sich nicht lohnte, sich abzuschminken, sondern einfach neue Schminke drüberklatschen passt auch. Dann zog ich mich an, also dieselben verschwitzten und biergetränkten Klamotten wie gestern und vorgestern. Na gut, meine versabberte Kutte hatte ich wenigstens über Nacht an den Fahrersitz gehängt zum Trocknen und Auslüften. An den Stiefeln klebte noch der Schlamm vom verregneten Donnerstag. Klasse, ich seh so stylisch aus!

Dann gleich mal vor und gucken, was auf dem Programm steht: Non ext deus. Sagt mal, muss denn das Kreuz aufrecht stehen, kann man das denn nicht umdrehen?

Naja, gut, also ja, abfackeln kann man es natürlich auch. Diesmal waren wenigsten die seitlichen Tore aufgemacht worden, so dass ein frisches Lüftchen durch die Halle wehte und es trotz Pyroshow nicht so heiß wurde.

Im Foyer war unterdessen Fotoshooting angesagt. Da posten Bands und Fans.

Es war mir noch zu früh, ich ging mal wieder raus. Die Autos wollte ich mir noch anschauen, die so auf dem Campground standen, weil da findet man mitunter auch recht witzige Sachen.

Hier stand ein Bus, der schon 4 Hunde, 7 Rollstuhlfahrer und 6 Fahrräder gesammelt hatte.

Daneben stand der Bus Heimdall. Der hat jetzt einen Blümchenkranz um die Frontscheibe gewickelt. Nur die Demolition-Crew hab ich vermisst, waren die dieses Mal gar nicht da?

Zwischen den Autos fand man allerlei Spuren wüster Gelage. Der Nachbar hatte sich seine Flaschenstöpsel sogar in einer Kette an die Kutte gehängt. Gegenüber unter einem Pavillon saßen welche 24/7: zu welcher Tages- oder Nachtzeit man da vorbei ging, immer saßen sie dort, grölten, soffen und feierten. Habt ihr überhaupt schon ne Band gesehen?

Ich ging mal in die Halle und gab mir Kampfar. Die waren klasse! Allerdings war bei mir etwas die Luft herausen. Mitunter moshte ich noch ein bisschen, aber so richtig ab ging ich nicht mehr, da war ich jetzt insgesamt zu ausgepowert.

Ein Bier wäre jetzt klasse, aber ich war zu faul: Will ich jetzt unbedingt zum Auto zurück laufen? Versuch ich's vielleicht doch noch einmal mit dem Lichtenfelser Stadthallenbier? Auffällig viele Kotzhaufen oder Bierleichen – wie letztes Jahr - hatte ich auch noch gar nicht gesehen. Torsten hatte gemeint, sooo schlecht sei das Bier nun auch wieder nicht: Vielleicht haben sie ja mittlerweile doch die Brauerei gewechselt? Falls nicht, hält sich der Schaden auch in Grenzen, denn es war eh schon spät und wenn ich dann nach zwei Bier gleich wieder müd werd und mich hinlegen muss, wär's auch nicht weiter tragisch, weil es war dann langsam eh Schlafenszeit. Also ging ich an die Tränke und holte mir ein Bier.

Ja, leider wurde die Brauerei nicht gewechselt, es war dieselbe eklige Plörre wie das letzte Mal. Nach einem halben Becher beschloss ich, dass dieses grauenhaft schlechte Bier sich nicht einmal verdient hat, getrunken zu werden, ging zurück an die Tränke, gab den halbvollen Becher ab und sagte: "Pfand zurück und weg damit, das kannste nicht trinken!" Dass die Thekenfrau meine konstruktive Kritik an den verantwortlichen Biermanager weitergab, wage ich zu bezweifeln. Allemal ging ich dann doch zum Auto und trank dort noch ein Bier aus meinem eigenen Vorrat.

Das mach ich normalerweise nicht, sondern ich geb eigentlich immer gut Geld aus, allein, um die Festivals und Veranstalter zu unterstützen. Aber das Stadthallenbier dort, also echt, nein, das vertrag ich einfach nicht, und seitdem ich vor Jahren dort nach 3 Bier bereits um 19 Uhr den Kreislaufflash bekommen hab, mich plötzlich total müde auf die Tribüne setzen musste, mich schließlich dort hingelegt hab und dann dort allen Ernstes trotz allen Lärms eingeschlafen bin und den ganzen Freitag verschlafen hab, trink ich das nie mehr!

Nun waren eigentlich Primordial auf dem Plan gestanden, aber die hatten irgendwie Verspätung, drum wurden sie mit Origin getauscht. Die hätten doch ganz zum Schluss spielen sollen?

Ich ging nochmal rüber ins Merch-Zelt, wollte noch ein bisschen rumgucken. Aber dort waren schon alle heftig am Zusammenpacken. Ach, ich mag diese Stimmung immer überhaupt nicht. Der letzte Tag ist immer so traurig!

Dann war es Zeit für Marduk. Marduk waren für die linke Bühne eingeplant. Torsten und seine Töchter standen bereits eineinhalb Stunden lang dort und warteten, damit sie dann in der 1. Reihe stehen konnten. Kurz vor dem Gig wurde dann aber bekannt gegeben, dass Marduk nun aber auf der rechten Bühne spielten, und alle Leute liefen von links nach rechts. Torsten war stocksauer: wofür war er da jetzt ewig angestanden? Ja, ich weiß nicht. Augenblicklich stand ich noch weiter vorn als er und war gerade erst zur Tür rein gekommen. Wie auch immer standen wir nun eben alle ziemlich weit vorn. Ich wunderte mich, denn mir schien, dass höchstens nur noch die Hälfte der Leute in der Halle waren. Die Menschenmenge vor der Bühne war recht lüftig und man kam gut noch durch bis vor - und das beim Headliner?!

Da habt ihr was verpasst, denn Marduk waren nochmal richtig gut. Nur ich war tot. Ich schlurchte schließlich müde zum Auto und ließ Primordial ausfallen. Ich hab nicht mal zu den anderen "ade" gesagt, war einfach nur alle, ab in die Falle! Also falls ihr das vielleicht mal lest, dann noch im Nachhinein: tschüßi, meine Freunde, kommt gut heim!

Gegen Morgen klopfte es bei mir am Auto. Das war bestimmt der Nachbar mit dem Sonnenbrand, der sich nur verabschieden wollte. Ich regte mich nicht und schlief weiter. Oh, ich brauchte diesmal wirklich lang, bis ich meinen Kopf hochgefahren hatte. Das lag auch daran, dass ich eigentlich nicht heim wollte, es war hier so schön! Also, es war wirklich schön, und ich komme auf jeden Fall nächstes Jahr wieder.