Schon wesentlich entspannter als gestern wachte ich heute auf. Neben mir hockte der Fliegende Holländer. Ja, aber Holländer: Was ist denn da unter dir?
Mei!
Dieser Kater!
Er hockt sich auf den elektrischen Wecker und lässt sich den Bauch wärmen!
Ich freute mich wie doof auf meine Gitarre, die die Tage kommen müsste. Also machte ich mich gleich mal auf den Dachboden. Dort lagere ich nämlich Unmengen von Büchern, Heften, Ordnern und lauter Krimskrams von früher und ich hatte einmal ein Gitarrenbuch besessen, das wusste ich noch. Tatsächlich hab ich's auch gefunden! Peter Bursch's Gitarrenbuch - mit Platte (!) - von 1975!
Ich hatte diesen Bericht noch nicht fertig getippt, da klingelte es und es kam der DHL: Jaaahahaa meine Gitarre!! *freu freu freu* Gleich mal in die Verpackung reinspitzen: ui!
Was ich unter den Büchern auf dem Dachboden auch noch gefunden hab und was ja total meine Stimmung hob, ist der silberne Besteckkasten, den ich als 14jährige von meiner Patentante geschenkt gekriegt hab! Ich dachte, der sei längst vom Dachboden fortgeklaut worden, was mir echt gestunken hat, weil meine Patentante ist vor einigen Jahren gestorben und da klaun sie mir auch noch das einzige, was ich noch von ihr habe. Doch in einer Kiste mit Büchern unter einer dicken Schicht Dreck und Staub lag das Teil noch! Ich hab das Besteck nie benutzt, es ist noch eingeschweißt in Originalfolie, aber trotzdem in den letzten 35 Jahren etwas angelaufen. Auch wenn der Besteckkasten mir nur den Platz wegnimmt, aber jetzt lagere ich ihn wieder in der Wohnung!
...und jetzt fang ich an zu klimpern!
Dienstag, 31. Mai 2011
meine Gitarre ist da!
Montag, 30. Mai 2011
ich hab's hinter mir!
Um 11 Uhr nahm ich zum Frühstück gleich 7 Tropfen vom Antidepressivum. Später um 14 Uhr wollte ich mir nochmal ne Ladung von mind. 10 Tropfen reinpfeifen, um dann halbwegs gewappnet bis um 15 Uhr in die Arbeit zu gehen. Mich hat's gegraust vor heut und ich konnte nachts auch kaum schlafen.
Gegen halbzwölf bekam ich einen Anruf. Es war die Zeitarbeits-Disponentin, die fragte, wie es mir denn jetzt nach der Krankheit ginge. "Ja, geht schon" antwortete ich, und: "Ich geh jetzt dann später wieder rein." "Brauchen Sie nicht." meinte sie: Der Einsatz ist zu Ende und die Zeitarbeit wird mich wahrscheinlich kündigen.
Das heißt, ich muss da wirklich nicht mehr rein? Ich kann es gar nicht glauben!
Ich brauchte eine Weile, um das überhaupt zu begreifen; dann lief ich los, hinter zum EWS, und kaufte eine Flasche Sekt. Für diesen besonderen Tag plante ich schon seit langem ein kleines Ritual, lasst euch erzählen:
Es war 2 Tage vor Weihnachten, ich war noch relativ neu in der Spedition, hatte noch tolle Pläne von wegen, ich würde mich dort fest übernehmen lassen, könnte dann vielleicht noch einige Jährchen bis zu meiner Rente mitnehmen und wollte mich noch beweisen und integrieren. Als ich an dem Tag an den Arbeitsplatz kam, lag ein eingepacktes Geschenk auf meinem Schreibtisch. "Oh, wie schön, ein Geschenk!" freute ich mich anständig und versuchte, nett und dankbar rüber zu kommen. Ich packte es aus und stellte es demonstrativ vor meinen Bildschirm, damit die Chefin sah, dass es angekommen ist und ich mich drüber freue, wie es sich gehört.
Als die Chefin dann an meinen Schreibtisch kam, zuckte sie regelrecht zusammen vor Entsetzen. Ich hör noch heute meinen Namen in dem empörten Ton ihrer Stimme klingen. Wie ein kleines Kind stand sie neben mir und ließ ihrer Enttäuschung freien Lauf: ...dass ich mir angemaßt hatte, das Geschenk schon jetzt - 2 Tage vor Weihnachten - auszupacken, womit ich auch für die anderen die ganze Überraschung vernichtet hatte, die nämlich dasselbe gekriegt hatten und nun wussten, was es war, oh Schreck, oh Gott, oh weh!
Bei der Szene wäre ich am liebsten in Grund und Boden versunken.
Ich hab mich so geschämt!
Ich wollt in Ohnmacht fallen, so peinlich war mir das, aber leider blieb ich bei Bewusstsein.
Ich krieg das Skurrile daran heute noch nicht in meinen Kopf: dieses billige Ding von einem Kerzenständer, wahrscheinlich aus irgendeinem 1-€-Shop, 3 lumpige Teelichte lieblos mit Tesafilm angepappt, in irgendein Geschenkpapier eingewickelt ... bitte, soll das auch was sein? Abgesehen davon: Ich erwartete ja gar nichts und war mir bewusst, dass Weihnachtsrituale in Firmen reine Anstandsangelegenheiten sind. Ich wollte meine "Dankbarkeit" ja auch nur "richtig machen", wie es sich eben gehört, und dann bringt die da so eine Szene?
Verzweifelt ramschte ich die Kerzen wieder irgendwie zurück in das Geschenkpapier, versuchte es wieder einzupacken, dass es keiner mehr sah - bitte, bitte: rückgängig! Undo, undo, schnell! - ich wusste im Moment gar nicht mehr, was ich tun sollte, so geschämt hab ich mich...
Ich versteh auch bis heute nicht, was denn jetzt so schlimm dran ist, dass ich es ausgepackt habe: Wie alt simmer denn? Hat die erwartet, dass man das jetzt unter den Weihnachtsbaum stellt, ein Kerzchen anzündet, "oh du Fröhliche" singt, Geschenke auspackt und vor Überraschung zerfließt, wenn man ihren tollen Kerzenhalter auspackt? Was ist denn bitte das für eine infantile Dimension? Ich komm da nicht rüber und kann diese skurrile Szene echt bis heute nicht einordnen. Dieser Kontrast zwischen Erwartungen, Gesinnung und Verhaltensnormen ist so tief, dass ich es echt nicht verarbeiten kann. Versteh ich einfach nicht.
Ja gut, dieser Arbeitstag vor Weihnachten ging auch vorbei.
Ich hatte den Kerzenhalter zuhause und bewahrte ihn im Regal auf, irgendwo hinter den Büchern. Eines Tages würde ich ihn noch brauchen - und dieser Tag war heute!
Ziemlich verstaubt war er schon, der Kerzenhalter, nach der langen, dunklen Zeit im Regal - viel zu viel Staub drauf. Ja, ich weiß: Ich sollte meine Dinge einfach eher klären, noch bevor sie so viel Dreck ansetzen; aber andererseits habe ich halt auch immer die Hoffnung, es könnte sich noch zum Guten wenden und versuche durchzuhalten, mach mir alles mögliche vor und überschätze bzw. überfordere auch meine eigene, seelische Kondition.
Mit einem lauten Knall warf ich den Kerzenhalter auf den Boden im Hof. Die Scherben flogen wirklich weit bis in die hintersten Ecken. Eigentlich schön, dass das Ding zerbrechlich war! Das Geklirr war so laut, dass von ein paar Häusern weiter irgendeine Nachbarin rüber rief: "kaputt!"
Ich kehrte all die Scherben wieder zusammen auf einen Haufen. Dann nahm ich die Sektflasche. Eigentlich wollte ich sie sachte aufmachen, aber der Korken flog mit lautem Knall im hohen Bogen hinter die Blumenkübel. Ich spritzte den Sekt über die Scherben und goss mir ein Glas ein.
Das muss ich jetzt echt erst mal begreifen, dass diese Episode meines Lebens vorbei ist. Dazu brauch ich noch ein paar Tage...
Nachtrag: Ich hab dann heute auch meinen Blog überarbeitet und den Spitznamen der Chefin entfernt, weil die Sache ist gelaufen und ich will hier ja niemanden beleidigen.
Sonntag, 29. Mai 2011
Schlotfeger bringen Glück
Um 16 Uhr kam heute die Ida. Sie ist Schlotfegerin, hat diese Woche auch ihre Meisterprüfung gemacht und wahrscheinlich auch (hoffentlich) bestanden! Allemal wollte sich Ida den Schornstein angucken. Zuerst stiegen wir auf den Dachboden.
In ihrer Handtasche hatte Ida einen Schlüssel und öffnete die Klappe zum Schornstein. Dann holte sie einen Schminkspiegel aus ihrer Handtasche und eine Taschenlampe: Damit leuchtete sie den Schornstein ab. Dann sagte sie: "Da liegt ja nicht mal ein toter Vogel drin."
Der Schornstein ist also wunderbar intakt, nicht zugeschüttet, nicht verrußt, alles bestens und man kann jederzeit einen Ofen dran anschließen.
Wir setzten uns noch in den Hof (in dem wir von diesem dicken Kater Besuch bekommen hatten) und ich ließ mir einiges erzählen: Man braucht einfach nur einen Ofen im Praktiker oder so wo kaufen. Der Ofen sollte schon 7 kw haben. Man muss bis 1,35 m um den Ofen herum eine Metallplatte oder Fliesen legen, aber das kann ich ja auch selber machen (vor allem, wenn ich jetzt dann wieder arbeitslos bin). Der Durchgang zum Schornstein in der Wand beim Ino drin ist noch vorhanden und nur mit einer Blechplatte abgedichtet, also ist das auch gar keine Aktion: Tapete entfernen, Ofenrohr reinstecken, brennsicheres Silikon außen rum verfugen - fertig. Dann muss noch der Bezirksschornsteinfeger antanzen und das alles "abnehmen". Ino meinte: "Ist das der verpeilte Typ, der hier immer rumschwirrt?" Dem stellen wir einen Kasten Bier hin und der Fall hat sich.
Dreimal bis viermal im Jahr muss dann der Schornsteinfeger kommen und den Schornstein durchschrubben, das kostet jeweils ungefähr 30 € und das ist die ganze Geschichte. Prima, also kaufen wir dem Ino einen Ofen! In der Woche nach Pfingsten wollen wir mit dem Ofeneinbau anfangen und dabei dann auch einen neuen Teppichboden ins Wohnzimmer beim Ino reinlegen.
...und keine alten Reifen verschüren, gell!
Stairway to heaven
Heut Nacht träumte ich von der Chefin. Ich träumte, ich wollte das frische Geschirr aus der Spülmaschine räumen, da kam die Chefin und sagte: "Auf dieses Messer hätten Sie ein ganz anderes Spülmittel tropfen müssen!" Ob ich dann das Messer nahm und die Chefin damit erstach, weiß ich nicht mehr, allemal wachte ich auf und überlegte, was ich in Zukunft "beruflich" so machen könnte?
Ich hab ehrlich gesagt überhaupt keinen Bock mehr, in dieser totalkapitalistischen Höchstleistungsgesellschaft auch nur irgendwas noch zu machen und möchte mich nur noch "künstlerisch" und kreativ betätigen. Das wollte ich eigentlich schon immer, also auch schon als Jugendliche und ich finde, darum wird's echt mal Zeit, das nun endlich auch umzusetzen.
Da ich zur Zeit sowieso auf dem Hippie-Film bin, loggte ich mich auf eBay ein und kaufte mir eine Gitarre (diese da im Bild *freu freu freu*). Ich hab mal als 18jährige 5 Griffe gekonnt, war mit irgendso einem alten Hobel von Klampfe oft am Dürerplatz oben an der Burg gesessen und habe "Lady in black" herumgegrölt oder "Smoke on the water". Ich werde mich mit der Gitarre erst mal in den Hof setzen, ein bisschen üben (hallo Mieterlis *unschuldig wink*, ich geb euch auch Ohropax aus!) und meine Midlife-Crises ausleben. Und wenn ich dann ein paar Liedchen kann, dann zieh ich in die Stadt, klampf ein bisschen, vielleicht gibt mir auch mal einer dafür ein bisschen Kohle und da machen wir jetzt auf "Hippie" - so, damit ihr's wisst!
Wie ich mit meinen langen, künstlichen Fingernägeln Gitarre spielen soll, weiß ich nicht. Ich hab da so an Gummi-Fingerhütchen gedacht, aber notfalls feil ich die Nägel halt einfach ab.
Ich glaub, ich spinn, aber des macht nix.
blaue Nacht
Die Renate erzählte mir beim Kaffeetrinken, dass sich heute um 19 Uhr ihre ganze Clique trifft und auf die blaue Nacht geht. Naja, wenn ich heute abend noch Lust dazu hatte, wollte ich auch kommen und mitgehen.
Zuerst ging ich mal so in die Stadt und gammelte ein bisschen herum. Da fand ich folgende nette Schlagzeile in der Zeitung und amüsierte mich darüber:
Aber auch diese Schlagzeile ist höchst bedenklich!
Um 19 Uhr kam ich mal zu Renates Treffpunkt und schloss mich der Clique an.
Schneider hat ein neues Tattoo! Leider hat die Farbe nicht richtig gehalten und so muss das noch mal nachgestochen werden.
Wummy hatte eine Menge Tickets für die blaue Nacht gekauft: So viele Leute waren wir ja nicht mal! Außerdem seh ich nicht ein, 12 € zu zahlen, um in eine Kneipe gehen zu können, die völlig überfüllt ist und in die ich sonst ganz umsonst rein kann, aber eigentlich gar nicht reingehen tät, weil's eh nicht "meins" ist. Wummy versuchte nun, irgendwelchen anderen Leuten die überzähligen Tickets zu verkaufen, naja, und bevor er sie dann auch noch wegschmeißt, nahm ich halt eins.
Also zogen wir los ins Getümmel. Hier kommt die Welt auf uns zu!
Dafür erwischte ich o2! Da kam ein blauer Ballon von o2 auf mich zu gerollt und ich trat auch gleich ganz spontan zu: Das war's, o2!
Da schlenderten wir über die Insel Schütt und landeten schließlich in der Stadtmauer, wo irgendwelche Sänger ne Performance lieferten. Dann zogen wir weiter in die nächste Kneipe, gleich hinter der Kunsthalle. Die Musik war dort etwas flotter, aber ich glaub, wenn wir alle einfach ins Brown Sugar gegangen wären, hätten wir mehr davon gehabt.
Durch den Handwerkerhof zogen wir zum Platz hinter'm Kunstmuseum, wo sie ein paar sauteuere Würstchen verkauften und die Leute ansonsten auch bloß dumm rumstanden und irgendwie nicht wussten, was sie treiben sollten.
Auf alle Fälle hab ich dieses Jahr auch mal die Lorenzkirche in Blau fotografiert. Ist sogar ganz gut geworden, auch wenn ich kein Stativ hatte. Ansonsten fand ich die blaue Nacht ja recht müde: Früher war da mehr los, find ich, und da wurde auch mehr und Besseres geboten. Ich kann mich erinnern, dass man vor der Lorenzkirche gar nicht mehr durchgekommen ist vor lauter Leuten, dagegen war dieses Mal echt nix los.
Um eins in der Nacht kam ich heim. Auf Facebook traf ich im Chat nun endlich auch ne andere Kollegin und fragte gleich, wie es denn in der Arbeit so ausschaut. Ich habe gehört, dass ich nicht mehr kommen brauche und was stimmt denn da nun? "Ja" meinte die Kollegin "das stimmt." Es war sehr offensichtlich, dass sie nichts weiters dazu sagen wollte oder durfte, weil sie sich recht knapp hielt und überhaupt scheint da so einiges im Busch zu sein. Ich frag mich bloß, warum sie mich noch gar nicht verständigt haben? Was ist denn das schon wieder für ein Theater? Na, nun geh ich halt am Montag trotzdem einfach rein und guck mal, was passiert.
Freitag, 27. Mai 2011
saufen, saufen...
Heute hatte ich wenigstens schon wieder so viel Energie, dass ich endlich, endlich mal die Sofadecken zum Waschen brachte, auf die sich der Fliegende Holländer schon zweimal oral und sogar einmal anal verewigt hatte. Ich hab zwar die Katzenkotze und -kacke umgehend entfernt und ein bisschen mit dem Schwamm drübergeschrubbt, aber so langsam fing's sogar mich selber an zu grausen.
Während die Waschmaschine im Waschsalon lief, trottete ich mit meinem Bollerwagen zum Getränkemarkt: Das Warsteiner war im Angebot, also kaufte ich gleich 2 Kästen. Mit den beiden Kästen Bier zog ich den Bollerwagen heim, vorbei an der Pizzeria am Eck.
Ich musste gleich 3 x hinschaun: War das tatsächlich der Uwe? ...in Arbeitskleidung? Er lud mich gleich auf ein Bier ein und so setzte ich mich mit meinem Bollerwagen inkl. den beiden Kästen Bier zu ihm an den Tisch. Von dort aus zogen wir aber dann schnell um zu mir in den Hof, denn Proviant hatten wir ja genug. Dazu gesellte sich alsbald der Nille. Da saßen wir bis kurz nach 21 Uhr im Hof und becherten feuchtfröhlich. Leider war's recht kühl geworden, drum verzupfte ich mich schließlich nach oben.
Im Chat auf Facebook traf ich dann einen Kollegen aus der Spedition. Der chattete mir irgendwas von wegen, dass die Chefin sich fürchterlich geärgert habe, wie sehr ich die Kollegen im Stich gelassen hätte und dass ich deswegen "nicht mehr kommen werde". Naja, da hätten sie mir dann schon Bescheid geben müssen...? Allemal trott ich am Montag einfach wieder rein, dann werd ich's schon sehen. Wie gesagt: Meine Trauer um diesen Job würde sich enorm in Grenzen halten.
Donnerstag, 26. Mai 2011
allerlei
Aus dem Grashäuschen im Mäusekäfig piepst es endlich mal wieder ganz zart: Nach dem letzten Outsourcing der Nachwuchsmäuse tat sich da ja gar nichts mehr, ich hab mich schon gewundert. Aber seit gestern scheint es wieder neue Mäusebabys zu geben!
Gestern hatte ich dann einfach keine Courage mehr, nochmal zu der H+M-Zeitarbeit zu gehen. Bisher haben die sich ja auch weder per Mail noch per Telefon bei mir gemeldet und ohne Termin wimmelt mich die Empfangstussi offensichtlich immer wieder ab.
Die Krankenkasse hat mir dagegen einen Schrieb geschickt, dass die Diagnose meiner Krankschreibung auf einen Unfall hindeutet. Nein, ein Unfall war das nicht. Ja gut, dann werde ich mich mal hinsetzen und beschreiben, wie es zu meiner Arbeitsunfähigkeit kam und dass ich direkt in den Burnout schlittere, wenn es in der Spedition so weiter geht.
Einen netten Schrieb bekam ich heut auch vom Zensus (Volkszählung): Ich muss alle Leute angeben, die bei mir im Haus wohnen, wie alt das Haus ist, wie groß die Wohnungen sind, wieviele Räume darin mehr als 6 qm haben und mit welchen Heizungen sie bestückt sind. Heikle Fragen nach Migrationshintergrund etc. pp. wurden darin gar nicht gestellt: Kommt etwa noch mal ein weiterer Fragebogen oder war's das dann schon?
Ich hockte gerade beim Kaffee im Hof und füllte den Fragebogen aus, da kamen Rainer und Armin. Armin wird Vater! Am 11.11.2011 soll es so weit sein: geiles Timing, hey!
Alsbald reckte auch Ino seinen verkaterten Schädel aus dem Fenster und schließlich kamen auch noch Rainer-Mama und Alexis runter, da schmissen wir den Grill an.
Eigentlich wäre ja heute auch noch Saxon im Hirsch auf Konzert gewesen, aber ich konnte mich einfach nicht aufraffen, aus dem Haus zu gehen. Morgen ist mein letzter krank-Tag: Ich fühl mich absolut nicht fit, meine Linke weiß immer noch nicht, was die Rechte tut und ich kann mir gar nicht vorstellen, wie ich nächste Woche die Arbeit schaffen soll, insbesondere wenn die liebe Chefin wieder da ist? Prost Mahlzeit, das kann ja heiter werden!
Dienstag, 24. Mai 2011
Stellensuche
Hui, Leute! Heute gab's die Schlagzeile zum Polizeieinsatz vom letzten Freitag hier in Skt. Leonhard: "Fahnder zerschlagen Drogendealer-Ring" Mei, wenn man sich vorstellt, was da im Umkreis von ein paar Metern alles herumliegt: "Auf dem Dachboden seiner Wohnung entdeckten die Fahnder 20 Kilogramm Haschisch." Bei uns auf dem Dachboden wär das schon längst geklaut worden, har har.
Allemal schickte ich heut vormittag gleich eine Bewerbungs-Mail an die H + M-Zeitarbeit und kreuzte am frühen Nachmittag auch gleich bei denen auf. Leider war die zuständige Dame gerade in einer Besprechung, also kam ich nach einer Stunde noch mal. Aber auch da war die grad im Gespräch. Na gut, dann komm ich halt morgen wieder. Die scheinen sich ja wie doof auf diese Stelle zu bewerben, weil die Personaltante andauernd "im Gespräch" ist, also ob ich da ne Chance hab?
Dann konnte ich heute - das erste Mal seit über einem halben Jahr - wieder in meine Selbsthilfegruppe gehen! Da gibt's ja nur noch lauter Burnoutete, wie gut ich da dazu pass! Alle haben dieselben Symptome, aber keiner hat eine Lösung . Immerhin tat es gut, mal wieder verstanden zu werden und Leute zu treffen, denen es teilweise noch schlimmer geht als mir.
Als ich heim kam, holte ich mir ne Pizza. Alexis kam runter in den Hof und half mir, sie aufzuessen.
der kleine Olli
Ich ging heute erst mal zum Garten-Dehner: Ich habe einige Tage vergessen, das Katzengras zu gießen, also wollte/musste ich ein neues kaufen. Außerdem brauchte ich Katzenfutter und Mäusefutter und noch irgendwas war's, ...hab's vergessen.
Da bin ich ja höchst erstaunt, was es dort für Grünzeug gibt! Hier seht ihr die "verpiss-dich-Pflanze" mit dem intelligenten Namen "coleus canina" (gebt mal im Google-Übersetzer ein, was das heißt, har har har!)
Auf dem Heimweg traf ich den kleinen Olli und lud ihn gleich auf ein Bier in den Hof ein. Der kleine Olli arbeitet bei H + M und meinte, die würden grad Leute in Teilzeit für die Mailbearbeitung suchen. Da geh ich doch morgen gleich hin und stell mich einfach vor, weil Mails hab ich ja bei o2 schon gemacht und dafür hab ich doch die besten Referenzen.
Ich hatte nun zwar dem Fliegenden Holländer sein Katzengras mitgebracht, aber das Futter hatte ich vergessen! Weder für die Mäuse noch für den Kater hatte ich was zu futtern gekauft. Meine Güte, bin ich immer noch durch den Wind von dem ganzen Arbeitsstress!
Sonntag, 22. Mai 2011
Tanzdemo gegen Leistungsdruck
Die Renate kam heut schon früher zum Putzen als sonst: Sie musste nämlich nachmittags arbeiten. Drum hatten wir auch gar keine Zeit, groß ins Café zu gehen und hockten uns auf einen kurzen Kaffee in den Hof. Dafür hab ich jetzt im Waschkeller extra eine kleine Kaffeemaschine runter gestellt.
Renate ging schon um dreiviertelzwei, da machte ich mich in die Stadt, um vielleicht dort mein seelisches Gleichgewicht wieder herzustellen. Ich brauch in meinem psychischen Erschöpfungszustand einfach wieder ein bisschen Leben! In der Stadt lief das vegetarische Fest. Vertreten war dort auch die Rampe e.V., wo der Ino angestellt ist. Da er irgendwie schon 150 Minusstunden aufgebaut hat, wollte er sich groß engagieren und meldete sich zur Arbeit am Rampe-Stand.
Also suchte ich mal den Ino. Ist er das? Nein! Viel zu dünn!
Mei, was man da so in der Stadt alles Erbauliches und Nettes sieht...?
Neben der bodypainteden Lady war auch gleich der islamische Stand aufgebaut, hinter dem zwei vermummte Vollbärtige um Aufmerksamkeit baten. Tja, schlecht gewählte Location bei der Performance!
Haaa, gefunden! Da stand der Ino und ... "arbeitete".
Eine Horde Christen trieb sich auch um die Lorenzkirche herum und verteilten Chick-Comix und Flugzettel. "Jesus liebt dich" schwallte mich so ne Tussi an. "Jesus ist ein Arschloch! Den kannste f-i-c-k-e-n!" bölferte ich wütend zurück. Ich hab zur Zeit wieder nicht einmal mehr den Nerv, Christen ordentlich auflaufen zu lassen. Sogar dafür fehlt mir mittlerweile die Geduld!
Ino hatte sich das christliche Flugzettelchen extra für mich aufgehoben. Dahinter steht die hochschwangere Nessie und jubelt auch noch gemein: Ich werde gemobbt!
Am Komm zog unterdessen die Tanz-Demo los. Da waren natürlich wieder meine Mieterlis vertreten.
Die hatten ja ein richtig geiles Motto, was meiner momentanen Stimmung 1:1 entsprach! Also tanzte ich mit gegen Leistungsdruck und gegen den Totalkapitalismus. Mei, wann hab ich denn das letzte Mal getanzt? Das tat ja richtig gut, mal wieder rumzuhüpfen und die Aggressionen bissel rauszulassen.
Ich glaub, die Punks und Metaler etc. sollten sich (wenigstens bedingt) mit der Hip-Hop-Szene arrangieren. Das ganze Technozeug ist nun zwar absolut nicht "mein Sound", aber die Gesinnung und die Stimmung dieser Hip-Hopser gefällt mir außerordentlich gut.
An seinem vegetarischen-Döner-Stand stand noch immer der Ino und rührte ganz rührselig im gegrillten Tofu herum. "Was kostet denn die Portion?" fragte ich hungrig, aber die wollten
Ich probierte dann erst einmal das biologische Dinkel-Bier vom Stand nebenan. Dann schwang ich mich auf mein Rad und fuhr lieber mal der Demo nach, die schon in der Südstadt sein dürfte. Leider erwischte mich dann auf Höhe Aufseßplatz ein Gewitter. Da setzte ich mich zum Beck rein und trank so lang einen Kaffee.
Ich stellte fest, dass ich zu lüftig angezogen war, weil ich hatte nur ein ärmelloses Top an und durch das Gewitter hatte es doch ziemlich abgekühlt. Also guckte ich mal in den Kik-Markt, um mir eine Fleece-Jacke zu kaufen. Sie hatten nur noch eine, weil langärmliges Zeug ist zur Zeit out. Die eine Fleece-Jacke war runter gesetzt auf 7,99 €. Ja, genau, sowas Billiges hatte ich mir vorgestellt! Ich wollte zwar eine blaue Jacke und diese da war moosgrün, aber für den Preis ging's schon. Der Verkäufer sagte: "Wenn Sie noch einen Augenblick warten, setz ich sie runter." Was? NOCH billiger? Tatsächlich! Da klebte er ein Plepperl drauf, auf dem stand "4,99"! Ich frag mich, wie die das machen, echt. Was sind denn da die Herstellungskosten und wieviel verdienen denn die Arbeiter in der Textilfabrik, die das Teil zusammen nähen? Eigentlich dürfte man so eine totalkapitalistische Fleece-Jacke überhaupt nicht kaufen. Vielleicht hätte ich doch schnell heim radeln sollen und mir dort eine von den mind. 20 Fleece-Jacken holen sollen, die ich schon habe? Mei, also irgendwas stimmt doch hier nicht...
Als ich dann im KV ankam, waren die Demo-Leute dort schon am Feiern.
Lisa erzählte mir die Geschichte von ihrer Festnahme vom 1. Mai: Dabei wurde sie von den Grünen auf den Boden geworfen, einer trat ihr ins Genick und sie war dann sogar kurzzeitig bewusstlos. Am Tag nachher war sie beim Arzt, hatte eine fetzige Gehirnerschütterung und einen Haarriss in der Kniescheibe. Das Knie schwillt nun immer wieder an, wird mords blau und tut weh. Die Anzeige kommt noch. Na toll.
Beim Gruppenbild muss ich leider Armandos Hosenlatz zensieren, weil der sich sein Gehänge raushängen ließ.
Dann kam irgendwer mit einem Kinderwagen dahergefahren, drin saß ein Ramones-Baby. Lisa und Brot waren total begeistert. Baby, Baby, pass bloß auf! Die Tante Lisa hat total viel "kriminelle Energie", hat die Polizei gesagt!
Ino wollte dann an die nächste Tankstelle fahren, um sich eine Flasche Wodka zu kaufen. Zu dem Zweck lieh ich ihm mein Fahrrad, aber an der Tankstelle verkauften sie ihm keinen Wodka mehr, angeblich weil es zu spät war.
Mir war nicht recht nach groß rum-feiern, drum radelte ich lieber heim. Ich bin immer noch nicht durch gekommen mit meinen Gedanken zur Arbeitssituation. Ich brauch noch ein, zwei Tage bis der ganze Stress so weit verraucht ist, dass ich wieder fähig bin, mir eine ordentliche Lösung auszudenken.