Dieses Wochenende ist kein nennenswertes Event, wo es sich lohnte, mit dem Naglfar hinzufahren, also bleibe ich in Nürnberg. Immerhin spielt da am Samstag die Doro im Löwensaal. Was mach ich denn aber am Freitag? Es wäre am Freitag ein nettes, kleines Konzert im Kopf und Kragen - es ist aber auch die 37. Geburtstagsfeier des Brown Sugar, ach, da geh ich doch hin und treff mal wieder ein paar Leute von früher.
Als Kind der 1. Stunde, also als jemand, der tatsächlich schon kurz nach der Eröffnung (am 2. Tag!) im Brown Sugar war, mach ich mir echt Gedanken: Was hatte ich denn damals bei der Eröffnung 1987 für Klamotten an? So genau weiß ich es nicht mehr: eine Jeans? Meine kleine Jeans-Jacke aus dem Wrangler-Store? Auf alle Fälle keine Stiefel und keine Winterklamotten! Wie kommt es dann, dass die Geburtstagsfeier am 1. März ist? Da war es doch 1987 auch noch ziemlich kalt! Da stimmt doch schon wieder was nicht...?
Ach, ich bin schlimm!
Zeit meines Lebens muss ich alles anzweifeln. Das fing schon an in meiner Kinderzeit mit dem Osterhasen: gibt es den überhaupt wirklich? Damals hatte ich Recht: nein! ...und da lernte ich, alles erst mal zu hinterfragen.
Ah, da sieh mal an: Man findet, so man googelt, einen alten Artikel auf Nordbayern.de zum 35. Geburtstag des Brown Sugar. Der war vor zwei Jahren am 29. April, also mal 2 Monate später als dieses Jahr! Da haben wir's: alles Beschiss! Überall nur noch Betrug!
Ich werde auch in Zukunft alles hinterfragen und anzweifeln, vielleicht ist das gar nicht schlimm
Allemal raffte ich mich um halbneun zuhause auf in die U-Bahn und fuhr ins Brown Sugar. Auch dieses Mal habe ich ja keine Winterstiefel an, sondern Halbschuhe mit schönen Sex-Pistols-Socken drunter, Punk der ersten Stunde, yeah!
Im Sugar war es rammelvoll. Eine Menge alter Leute von früher waren da und natürlich auch die Stammgäste, z.B. Klaus und Erika und auch der Ralf.
Aber Claudia und Bernd hab ich vermisst, Sandra war nicht da, auch Sylvia nicht und Jitka hab ich auch schon Monate lang nicht mehr gesehen.
Ich hab ja ein mentales Problem mit Menschen, vermutlich eine soziale Phobie oder irgendwas, auf jeden Fall kann ich mir schon seit jeher weder Namen noch Gesichter merken, nur von den ganz markanten und für mich wichtigen Bekannten und Kumpels, aber das sind nur wenige. Viele, die mich grüßen, kenn ich oft gar nicht. Kommt mir eine/r bekannt vor, bin ich schon froh, wenn ich in etwa zuordnen kann, wer das sein könnte. Dass ich auch noch weiß, wie der/die heißt, kommt wie gesagt äußerst selten vor. In den letzten Jahren und besonders seit der Corona-Zeit wurde das immer schlimmer (ich hab das Leute-erkennen im Lockdown fast total verlernt) und ich versuche mir jetzt irgendwie besonders einzuprägen, wie der/die heißt und wer das ist - mit nur mäßigem Erfolg .
So war da ein junges Mädchen und ich weiß: die kenn ich! Aber keine Ahnung, wie sie hieß und woher ich sie kenn. Ist aber ja auch egal, allemal grüßte sie mich herzlich und erzählte mir gleich, dass sie sich jetzt einen Iro geschnitten hatte (ja, sah man!), um ein Zeichen gegen die ganzen AfDler zu setzen (äh: was?). Jetzt begann sie mit steigender Begeisterung, heftig loszuwettern gegen all das "braune Gesockse", und dass sie dieses mit ihrem Iro abschrecken will, damit die gleich mal merken, was los ist, diese Arschlöcher (aha, so so ).
Also es schien nicht nur ich nichts über dieses Mädchen zu wissen, sondern auch sie nicht wirklich viel über mich . Einen Augenblick überlegte ich, ob ich etwas erklären sollte und setzte schon an zu einer Antwort der Sorte "diese platten Labels und Schubladen hauen doch heutzutage gar nicht mehr hin", entschied mich dann aber dagegen und grinste sie nur nett an, weil ich mag die, die find ich lieb.
Also das Mädchen war jetzt immerhin so beeindruckend auf mich, dass ich sie morgen vielleicht auch noch erkenn . Ihren Iro hab ich so genau in Erinnerung, den könnte ich malen: rechts hing eine Strähne raus, am Hinterkopf war er etwas zu eckig rasiert, insgesamt aber sehr symmetrisch und vorne hing noch ein Pony ins Gesicht, das sah wirklich attraktiv aus.
Das Gesicht kann ich aber nicht beschreiben , ich kann es mir einfach nicht merken.
Hoffentlich schert sie sich jetzt keine Glatze. Weil dann kenn ich die das nächste Mal wieder nicht .
Es spielte zur Geburtstagsparty im Sugar eine live-Band namens Frunken Fear. Natürlich spielten die keinen Metal, nur eben so Rock und Oldies aus den 80ern und 90ern, aber es hörte sich recht gut an. Die Sängerin hatte eine gute Stimme, die Instrumente passten, sie spielten professionell.
Wen ich bis zuletzt auf der Party vermisst habe, ist der Thomas Schmid. Der kam nicht . Dabei hat er sich doch extra neue Klamotten gekauft gehabt und ich dachte, dieses Event sei ihm wichtig? Sag mal, Schmidi, verdammt, was ist denn los mit dir?
Allemal seilte ich mich dann kurz nach Mitternacht ab, damit ich noch mit der U-Bahn heim fahren konnte und nicht laufen musste. Jetzt frühstücke ich gerade gemütlich, dann tätige ich mal eine Spende für die AfD zur Unterstützung der Remigrationsbemühungen und dann guck ich mal und style mich, denn heute abends gehe ich zu Doro in den Löwensaal.
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