Samstag, 11. Mai 2024

Dark Troll am Freitag

Gerne hätt ich mir ja die Eichhörnchenschwänze (Tales of Ratatösk) angeschaut, aber die fingen schon um 13:30 Uhr an: Hört mal, da liegt der gemeine Black-Metaler gerade in seiner 3. Tiefschlafphase! Jedenfalls kam ich da vielleicht schon aus dem Bett, aber noch nicht aus dem Auto.

Ich frühstückte in aller Ruhe, stylte mich ein bisschen und begab mich dann auf den schmalen, steinigen Pfad in das Paradies.

Was für ein idyllisches Dörfchen, dieses Bornstedt! Leider gibt's am Ort keinen einzigen Laden, nicht einmal einen Bäcker, also frische Brötchen kann man sich abschminken. Der nächste Supermarkt ist einige Kilometer in einem Nachbarort, da kann man mit dem Taxi hinfahren, erklärten mir ein paar Einheimische.

Man muss sich also sein Essen selber fangen .

Grill und Grillkohle hätt ich ja dabei gehabt, aber Würstchen hatte ich keine eingepackt, nur Tomaten, Zwiebeln, Käse. Nicht mal ein Stück Brot . Wenn ich am Montag in Gera bin, werde ich gleich mal ordentlich einkaufen. Zahnpasta geht nämlich auch langsam aus.

Nun aber die Treppe hoch: Da gibt es zu essen, zu trinken und fette Musik auf die Ohren! Endlich war ich oben.

Ein richtiger Troll fährt natürlich auch ein Troll-Auto. Ein dunkles Troll-Auto. Er ist ja ein Dark Troll .

Da gab ich mir nun erst mal den Rest von Autumn Nostalgia. Die waren grad beim letzten Song, als ich nun endlich daher trapste.

Danach standen Theotoxin auf dem Programm. Deren Sänger ist der echte Narziss (oder er tut zumindest so). Er stellte sich in Position, schaute böse auf die Zuschauer herab und wollte gefeiert werden. Bub, du hast noch gar nix gebracht, leg erst mal los! Als er dann den Anstands-Applaus vor dem Gig erhielt, schaute er noch böser und gestikulierte, dass das gefälligst lauter zu sein hat. Ich verschränkte die Arme und guckte böse zurück: Freundchen, zeig erst mal was Applauswürdiges!

Oder bin ich der Narziss, weil mich das provozierte?
Vielleicht, weil ich fühlte mich so angepisst von dem Getue, dass ich gar nicht mehr auf die Musik hörte und lieber ging.

Ich spazierte ein bisschen über das Gelände und guckte mir die Leute an. Darunter fand ich ein paar echte Marken!

Wie will man denn unter all diesen krassen, finsteren Gestalten noch auffallen? Na, indem man sich rosa anzieht und das Barbie-Girl darstellt.

Oder man klaut der Oma die Kleiderschürze .

Oder man stellt die Metal-Transfrau dar .

Man kann auch statt ner Kutte einen Bademantel voller Patches tragen.

Oder einen Zylinder, für den einen jeder Kapitalist aus dem 19. Jahrhundert beneidet hätte.

Eigentlich wollt ich mir ja einen Burger reindrücken, weil da oben auf der Aussichtsplattform gab's einen Burgerstand und die machten einfach tolle Burger, also sowas von lecker, wow! Aber nun hörte ich mir erst mal Vermilia an, weil die machten tolle Musik. Mit jedem Song von ihnen fand ich sie toller, und so ging ich auch gleich an den Merchstand und kaufte mir eine CD.

Nach dem Gig ging ich dann endlich rauf auf die Aussichtsplattform, aber da gaben die Lagerleute gerade eine Show, und so guckte ich mir mal die Ritterkämpfe an. Ja, und dann guckte ich noch ein bisschen fasziniert in die Landschaft und dann war's zu spät für einen Burger: Es lohnt sich nicht mehr, sich jetzt noch so viele Kalorien reinzudrücken. Wenn ich es bis jetzt ohne Essen ausgehalten hab, dann reicht es auch für den Rest des Abends, einfach nur Bier zu trinken . Ich esse morgen einen Burger.

Nun traten Graveworm auf. Die hatte ich schon ewig nimmer gesehen. Also guckte ich mir die Grabwürmer an. Sie ließen sich recht gut hören.

Da saß ich so und lauschte der Vorstellung und schauderte plötzlich über diesen Text auf einem Shirt vor mir.

Also das ist ja nun schon grenzwertig.
Bei aller Liebe zu Black Metal, aber da ist ja Eisregen noch harmlos dagegen.
Dass sie solche Texte nicht verbieten, weil das ist ja nun schon ein bisschen arg deftig.
...aber, oh: Es ist gar kein Black-Metal-Text, es ist ein frommer Bibelspruch! Ja dann ist ja alles in Ordnung, weil der liebe Gott hat dich ja so lieb, oder ?

Die Sonne war nun untergegangen, es war kühler geworden und ich hatte bereits meinen Turnbeutel geplündert und Pulli und Hoodie angezogen.

Ich guckte mir noch Einherjer an, kaufte mir aber keine CD, denn die CD von denen hab ich schon: Sie spielten so schöne alte Songs, wie herrlich! Wie doch alte Lieder das Gemüt in vergangene Zeiten versetzen, und an was erinnere ich mich bei Einherjer? Dass ich damals noch meinen Tigra fuhr und mit 210 km/h nach Wacken heizte . Mittlerweile bin ich alt geworden und fahr nur noch 120 km/h, aber mehr empfiehlt sich ja auch nicht mit dem dicken Naglfar .

Ich machte mich nach Einherjer dann auf dem Weg nach unten zum Naglfar. Es wären zwar noch Nornir gekommen, aber ich war nun an dem Point of Mimimi: mich friert's, das Bier schmeckt nicht mehr gut, ich bin müd und ich muss mal. Und morgen ist ja auch noch ein Tag.

Da lief ich zur Treppe. Drei Besoffene standen am Geländer und schauderten vor dem tiefen Abgrund, aber mutig wie ich war, ging ich vor. Hoffentlich fallen sie mir nicht in den Rücken! Aber sie standen weiterhin oben und guckten dumm nach unten. Man muss die Dinge einfach anpacken, seht ihr, Jungs: einen Schritt und noch einen Schritt und immer nur die Stufe angucken, die man grad nimmt, das Geländer stets in Reichweite. So war ich dann irgendwann tatsächlich unten. Da stand in der Finsternis das Naglfar mit den beiden Grablichtlen und darin bettete ich nun meinen Kadaver . Gute Nacht!

P.S.: morgen gibt es einen Burger!

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