Samstag, 7. September 2024

Festival Mediaval am Freitag

Vom Wolfszeit hab ich ja echt kaum was mitgekriegt. Ich lag bloß im Naglfar und schlief. Auch als ich dann zuhaus war, ging's mir nicht besser und so ging ich am Montag zum Arzt und ließ mich eine Woche krank schreiben. Die Woche schlief ich fast non stop durch, aber dann startete ich montags drauf einen Arbeitsversuch, denn am Donnerstagnachmittag wollte ich ja schon wieder fortfahren.

Ich bin nicht ganz auf der Höhe, immer noch angeschlagen, auch wenn es sukzessive besser geworden ist, aber ich wollte ja nur auf das Festival Mediaval, das ist ja keine Räuberveranstaltung wie ein Metalfest, sondern nur so ne Chill-Party. Eigentlich wollte-sollte die Renate mit, aber die sagte kurzfristig ab, weil sie sich von ihrer OP noch nicht erholt hat. Drum fuhr dann also der Ingo mit, Renates Sohn, der eigentlich mehr so als Krankenpfleger für die Renate gedacht war. Der war schon dort als ich ankam.

Ich parkte das Naglfar neben seinem Iveco und dazwischen stellten wir nen Pavillon auf. Ich radelte dann erst mal vor zur Edeka - gar nicht weit - und kaufte ein bisschen Grillzeug ein, das wir dann auf den neuen Gasgrill schmissen und futterten. Am Donnerstag war ja noch nichts los da vorne und so saßen wir nur auf unserem Parkplatz im Wald, chillten, futterten, quatschten. Ist recht gemütlich hier und idyllisch, und nacheinander trafen dann noch eine Menge anderer Camper ein, vorne steht der Armin mit seiner Freundin, gegenüber die Sabine und vor unserer Nase eine Familie mit ein paar kleinen Jungs, die rennen hier in ihrer Ritterrüstung andauernd durchs Camp.

Ingos Iveco ist ja eigentlich ein Geschäftsauto für die Gärtnerei und so hatte Ingo jede Menge Werkzeug dabei. Hier erhält mein Mittelalterbesteck endlich mal einen ordentlichen Schliff mit der kleinen Flex , sehr true/A. Jetzt schneidet das Messer endlich mal was, zumindest Grillwürstchen.

Am Freitagmittag frühstückten wir erst mal gemütlich. Ich radelte nochmal vor zur Edeka und kaufte O-Saft und bisschen frisches Fresszeug, Mandarinen, Obst, etc.. Aber dann schmiss ich mich in die Gewandung, packte mein Wägelchen voll mit allem Zeug, das ich den Tag über brauchen würde - also Mantel, Jacke, lange Hose für abends, Felle zum Draufhocken und und und - hängte das Wägelchen an das kleine Fahrrad und radelte mit meinem Gespann los zum Goldberg. Dort stand eine ziemlich lange Schlange Leute am Eingang. Es ging aber doch relativ zackig dann weiter. Zum Glück durfte ich mein Wägelchen mit aufs Gelände nehmen und so stellte ich es erst mal beim Stoffdealer ab und erkundigte den Markt.

Nein, ich wollte nichts von dem teueren Gefress dort kaufen, aber dann futterte ich doch einen von diesen exklusiven Burgern, kostete 11 € (!).

Die Leute waren fast alle gewandet. Zum Glück war diesmal wieder weniger Einhorn-Kitsch unterwegs und man besann sich anscheinend wieder auf Wikinger und Fantasy.

Eine Horde wilder Orks drangsalierten die Leute .

Da hatte ich mir nun mit meinem Wägelchen in der Wiese ein kleines Lager aufgebaut. Ne Obstkiste hatte ich dabei, da schmiss ich eins von den Fellen drüber und setzte mich gemütlich drauf, hatte also immer einen Sitzplatz, wo ich wollte.

Da hörte ich mir diese Folk-Band an, Seed, die pfiffen fleißig Waldschratliedchen auf der Flöte. Ist ja nicht so meins, aber es sollten heute ja auch noch In Extremo kommen, also ließ ich halt mal die Kiffermusik über mich ergehen.

Nein, da schlafen mir doch die Füße ein, ich brauch einen Kaffee, und so lief ich an das Mokka-Zelt. Ich bestellte einen Gewürzkaffee mit Milchschaum, der kostete 4 € (!). Es war ein kleines Becherle, ich schätz 0,2 l. Nee, also 0,3 waren es nicht mehr, dafür war es zu wenig. Dazu gab ich mir so ein Plätzchen, also ein Stück Gebäck, vermutlich marrokanisch, irgendso ein Süßpapp mit Datteln drin und Pistazie. Das war nicht schlecht, kostete aber nochmal 2,50 €. Naja, ich weiß es doch und ich wollte doch auf Selbstversorger machen, warum kauf ich mir auch das überteuerte Zeug?!

Jetzt lief ich dann mit meinem Wägelchen-Lager mal runter an die Schlossbühne, da sollten gleich Corvus Corax spielen.

Da unten hatten sie eine Hüpfburg aufgebaut, aber wirklich mal eine ganz, ganz tolle, sowas hatte ich ja echt noch nie gesehen: Es war ein riesiger, aufgeblasener Drache. Zu seinem Maul krabbelten die Kinder rein. Sie konnten dann innen durch den Hals bis in seinen Bauch klettern. Dabei bebte der ganze Drache vor lauter hüpfender Kinder und seine einzelnen aufgeblasenen Zacken wackelten davon andauernd. Aus dem Hintern kamen die Kinder dann auf einer Rutsche wieder hinaus gerutscht, also das war echt ein tolles Ding, wow! Leider ging das bloß bis 12 Jahre, ich war zu alt . Mei, es sollte endlich auch mal Hüpfburgen für Erwachsene geben!

Ich schlenderte über den Markt. Ich hatte mir schon zuhause einen Einkaufszettel geschrieben: Ich wollte so ein schwarzes Räucherzeug, heißt irgendwas mit "Th", wenn ich es seh, kenn ich's, das sind so Brösel, die riechen absolut geil, wenn man sie anzündet - aber bisher hab ich das an den Hexenständen auf dem Markt noch nicht gefunden. Ich wollte einen kleinen Hexenhut, möglichst in beige oder hellbraun, aber es gab nur welche in grün und kotzrosa. Ich wollte so Sandalen mit Schnabelspitze. Die hab ich mir schon vor Jahren hier an einem Stand gekauft, aber leider sind sie mir zu klein, und ich wollte dieselben nun endlich mal in passend. Aber der Stand war nicht da . Und ich wollte einen neuen Keramikbecher, weil ich meinen ja vor nem Jahr zerhaut hab. Aber sie haben nur 2 Töpferstände und die Becher dort gefallen mir nicht. Naja, ich geh halt einfach heute nochmal shoppen.

Zudem wurde ich jetzt echt müde. Ich bin halt noch immer nicht ganz auf der Höhe, hust auch noch andauernd bös rum. Da wickelte ich mich ein in meinen Mittelaltermantel oben auf der Wiese und schlief ein Ründchen, ganz wie sie es im Mittelalter machten . Da hatten die einfachen Leute ja keine Betten, sondern schliefen halt in ihren Mänteln irgendwo im Stroh.

Dann war es schon spät, es war schon ordentlich dunkel geworden und In Extremo kamen mit einem Knall auf die Bühne. Ich erschrak und war sofort wieder wach. Da spielten In Ex eine Menge schöner, alter Songs, aber auch 2 Lieder von ihrem neuen Album. Das neue Album kommt übermorgen raus. Das ist ja vielleicht ein blödes Timing! Ein paar Exemplare davon hätten sie schon ruhig heute in ihrem Merch-Wagen mit dabei haben dürfen. Naja, ich seh sie dann ja schon wieder in ein paar Wochen zuhaus bei mir ums Eck in der Kia-Arena. Bis dort hin kann ich ja vielleicht dann auch mal online reinhören in den Rest der neuen Songs.

Da lobten sie so von der Bühne aus den Markt hier und das Festival, wie schön es war. Ja, es war wirklich schön, aber das lag auch mit am geilen Wetter, es war noch richtig sommerlich, bis spät nachts noch warm. "In 4 Wochen wird es um 5 schon wieder finster" sagte der Sänger. Oh, wie Recht er hat, man sollte es gar nicht meinen, aber in 4 Wochen ist es Oktober, da geht's dann schon langsam in die schmuddelige Jahreszeit und es wird am frühen Abend schon dunkel . Da lasst uns nochmal feiern und mitnehmen, was geht!

In Extremo spielten noch eine ordentliche Zugabe. Dann allerdings war's aus - es war ja auch schon halbzwölf.

Ich nahm meinen Krempel, schmiss alles ins Wägelchen und lief zu meinem Fahrrad. Dort zog ich mich um, Rock weg, Hose an, damit ich leichter radeln konnte. Ich schlichtete alles ordentlich ins Wägelchen, zurrte es mit den Spanngurten fest und radelte los.

Blöderweise ging es auf dem Heimweg nur bergauf. Das war mir hinwärts gar nicht so aufgefallen *ächz*. So lange ich noch auf der befestigten Straße war, ging es ja noch - abgesehen davon, dass mein kleines Gespann einen riesigen Lärm um Mitternacht veranstaltete und mich ein paar nächtliche Passanten ganz erschrocken anschauten : was kommt denn da? Bin bloß ich auf dem Fahrrad mit meinem Wägelchen .

Als ich aber dann in den Feldweg einbiegen musste, wurde es richtig kriminell. Nur alle 100 m steht so eine Bauleuchte, der Weg ist voller Schlaglöcher und wie gesagt, es ging auch noch bergauf. Die letzte 100 m auf dem Feldweg musste ich schieben, ich kam nicht mehr hoch. Ächz, ächz, schwitz - endlich war ich oben. Ich sah die Eissporthalle und dann auch gleich das Naglfar, rein und weg!

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