Montag, 9. September 2024

Festival Mediaval am Sonntag

Ich schlief heute echt gut. Als ich zum 1. Mal aufwachte und dachte, es sei noch früh am Morgen und ich dreh mich jetzt nochmal um, erkannte ich mit einem Blick auf den Wecker: Es war schon halbzwölf! Vor lauter Schreck drehte ich mich gleich nochmal rum und schlief noch ne Runde .
Auch der Ingo schlief lang. Sein Auto sah so abgeschlossen aus und ich dachte, er sei vielleicht schon oben am Goldberg, da krabbelte er gegen 14 Uhr erst mal aus dem Bett raus als ich noch beim Frühstücken war.

Nun aber los, Mann! Das Programm geht heute nur bis zehne, also lass uns mitnehmen, was noch geht!

Da radelte ich rauf zum Goldberg und schlenderte erst mal noch über den Markt.

"Gibt es jetzt heute endlich Lauchsuppe?" fragte ich am Gasthaus "Bauchvoll". "Nein, gestern gab es Lauchsuppe, aber nur bis 17:30 Uhr".
Vorgestern hatte ich schon gefragt, da hieß es: "Morgen gibt es Lauchsuppe."
Gestern hatte ich gefragt, da hieß es: "Es gab heute schon Lauchsuppe, aber sie ist jetzt alle."
Und heute gab's wieder gar keine Lauchsuppe mehr und der sagte ernsthaft: "Nächstes Jahr gibt es wieder Lauchsuppe."
Das ist gemein!

Da guckt mal, die Füchse, wie teuer sie geworden sind. Als ich mir vor Jahren einen Fuchs für meinen Hut kaufte, kriegte ich 3 Fuchsgesichter für insgesamt 5 €. Jetzt kostet eines schon 8 €.

Auf der Schlossbühne spielte grad ne Band, das war aber nur so ne Folkband, gefiel mir nicht.

Ich schlenderte runter zum Hafenviertel. Da gabs ganze Kokosnüsse mit Piratenbrause.

Ich guckte mir dann mal im Zelt der Begegnung so eine Veranstaltung an von zwei Quäkern. Die boten die innere Erleuchtung an und hielten mit ein paar Teilnehmern ihres Vortrags hierfür eine halbe Stunde stille Andacht. Ich sah ihnen dabei zu.
Schade, dass eigentlich sämtliche Religionen immer nur so einen diffusen Gefühls-Scheiß bewirken: Liebe, Geknuddel, innere Erleuchtung, Gefühle der Einigkeit mit dem Universum, blablabla - kurzum nix Greifbares, nix Zielführendes, alles nur dusseliger Stimmungs-Mist, den man sich auch mittels eines guten Joints geben kann. Das soll dann was Göttliches sein? Warum gibt's da nicht auch mal was Konkretes, z.B. "die nächste Pandemie startet am x.x.xx und besser ist es, sich impfen zu lassen bzw. sich nicht impfen zu lassen (je nachdem) oder für die Zeit das Land zu verlassen, und am y.y.yy ist alles vorbei und dann kann man wieder kommen". Das wär mal ne Ansage, etwas, was einem vielleicht auch wirklich was nützt. Aber nein, immer nur so ein hohles Gefühlsgedussel, Ringelpietz mit Händchenhalten, nur Dusselquatsch ist es, was dabei raus kommt . Enttäuschend, wie immer, aber ich guck mir sowas immer wieder an, weil irgendwann muss doch endlich mal was Gescheites kommen, oder? Wider besseren Wissens: Ich mag's halt einfach nicht einsehen, dass das alles wirklich nur Bockmist ist und tatsächlich nix dahinter steckt .

Unten auf der Burgbühne wären gerade noch die Streuner aufgetreten, aber die hatte ich verpasst.

Ein Bier wäre nicht schlecht. Aber erst mal Platz schaffen, damit wieder was reingeht. Ich ging extra hinter zum Toilettenwagen, weil ich dachte, da käme ich eher dran. Ja, von wegen! Da steh ich ja wieder gut xxx Minuten! Also nee, das könnt ihr mal ganz schnell vergessen! Ich hatte ein Mittelalterkleid an mit einem langen, weiten Rock. Damit hockte ich mich über den nächste Gulli, breitete schön den Rock um mich und den Gulli aus und strullerte da in aller Öffentlichkeit vor allen Leuten einfach rein, ohne dass es wem überhaupt auffiel .

Schnell, ein neues Bier und dann aber ab auf die Schlossbühne, da stand mein Wägala und meine Obstkiste - die Base.

Langsam wurde es recht voll, da oben. Das war ja jetzt auch die letzte Band, die spielen würde und alles Volk sammelte sich da nochmal. Versengold machten nochmal gut Stimmung und ich tanzte und hüpfte.


Da standen wir vor der Taverne und gaben uns noch einen Kirschmet.

"Ich glaub, ich hab einen Tropfen gespürt" sagte ich. Also nur gaaanz leicht, aber ich glaub, es fängt zu regnen an. Das Konzert war soeben zu Ende und der Veranstalter, Blacky, hielt grad noch eine Ansprache, da fing es an zu tröpfeln. Es tröpfelte bald stärker, und dann blitzte und donnerte es und haute auf einmal richtig fett die Brühe runter. Wir standen noch unter dem Dach der Taverne. Ein Edelmann im Brokatgewand neben mir sagte, seine App habe den Regen gemeldet, es haut jetzt noch runter, aber dann hörte es auf. Es sei eine Pause von 15 Minuten und dann ginge es nochmal los und hörte dann nicht mehr auf. Diese Pause mussten wir erwischen!

Die Leute waren schon alle geflüchtet, aber der Ingo und noch so ein Verrückter rannten voll raus, sie hätten ja regenfeste Mittelaltermäntel an, meinten sie. Ich auch, aber ich blieb lieber unter dem Dach der Taverne. Dort zog ich mich um, also Rock weg, Hose an und zurrte die Plane auf dem Wägala fest.

Jetzt hatte der Regen nachgelassen und ich lief los. Tatsächlich hörte es bald ganz auf, nur noch einzelne Tropfen fielen von den Bäumen - das war die versprochene "Pause".

Ich radelte wie der Teufel. Bald hatte ich den Feldweg erreicht, der war voller Pfützen. Natürlich hatte ich längst nasse Füße, strampelte aber mit meinem Gespann tapfer weiter durch die Nacht. Dann konnte ich nicht mehr, der Weg wurde zu steil, ich musste absteigen und schieben. Ich keuchte durch den Matsch die Steigung hoch, war dann endlich oben, da war der Campingplatz, ich sah das Naglfar, den Pavillon und nix wie drunter! Die "Pause" reichte sogar noch, das Wägala abzuladen und den Krempel ins Naglfar zu schaffen.

Ich war grad drin, da hörte ich den Ingo kommen. Der hatte es also auch noch geschafft. Keine 2 Minuten danach fing es an! Es regnete und prasselte nur so aufs Naglfar runter. Das soll nun - lt. der App des Edelmanns - heute nicht mehr aufhören. Aber wir hatten's ja geschafft!

Was für ein super Timing, so ein schönes Festival, bis zum Schluss hielt das Wetter, und jetzt kann von mir aus die Welt unter gehen.

Keine Kommentare: