Ihr wisst, wie das ist, oder: Man kriegt in der Arbeit eine Mail, dass Betriebsausflug ist und zwar am x.x.xx, ein Termin in 6 Monaten. Man trägt das in den Kalender ein. Dann hat man es vergessen.
Als ich am Montag vom Mediaval heimgekommen war, guckte ich in den Terminkalender: "Was steht denn diese Woche auf dem Plan? Ah, am Mittwoch: Betriebsausflug (Schnitzel)" Aha. Ich hatte anscheinend Schnitzel bestellt.
Es kam dann per Mail die Tage nochmal ein Reminder, dass der Bus früh um 7:45 Uhr an der Ecke stünde. Das Wichtigste wusste ich also, und so stieg ich heute früh in den Bus an der Ecke. Aber wo ging es denn eigentlich hin?
Naja, fragen brauch ich da jetzt nicht, das ist ja voll peinlich. Ich glaube, ich hatte was gehört von Bayreuth? Wir fuhren bald auf die A9, also damit könnte ich durchaus richtig liegen.
Tatsächlich landeten wir eine Stunde später in Bayreuth bei der Brauerei Maisel. Jetzt fiel es mir auch wieder ein: War nicht von einer Bierverköstigung die Rede gewesen? Au, das ist ja mal ein geiler Event! Da war ich aber begeistert!
Als wir alle vollständig angekommen waren, musste jeder ein Los ziehen. Auf meinem Los stand drauf "Katakomben 1". Demnach wurden 4 Gruppen gebildet, 2 Gruppen bekamen eine Bierkutscher-Führung und 2 Gruppen eine Führung durch die Katakomben. Ich war in der Katakombengruppe und stieg zusammen mit den anderen auf einer engen Treppe in den Keller.
Rundum ist das in Bayreuth wie in Nürnberg auch: Im Mittelalter wurden zuerst unter den einzelnen Häusern und schließlich unter der ganzen Stadt Keller gegraben, die als Vorratskammern dienten. Der Sandstein unter den Häusern wurde also einfach ausgeschnitten und diente dann zum Bau von weiteren Häusern. Die so entstandenen Keller waren bald alle miteinander verbunden, sodass die ganze Bayreuther Altstadt unterkellert war. Da wurden die Vorräte gelagert oder auch bei Belagerung durch einige Geheimgänge die Stadt verlassen und mit neuen Nahrungsmitteln beliefert.
Im 2. Weltkrieg wurden die Keller dann - wie in Nürnberg auch - als Bunker benutzt. Weil dort auch gleich das Klinikum nicht weit weg war, wurden in den Kellern Betten und Krankenlager aufgestellt. Es war da also eine richtige Krankenhausabteilung, andauernd waren auch die Ärzte im Keller unterwegs. Es soll während einer Bombennacht sogar eine Amputation da unten durchgeführt worden sein und eine Geburt stattgefunden haben, beides erfolgreich.
Die Keller sind allerdings natürlich feucht und klamm und es ist ständig kalt. Also das müssen da im Krieg echt fürchterliche Zustände gewesen sein . Ich glaub, das können wir heutzutage nicht einmal mehr erahnen .
Es wurden dann im Krieg auch ein großer Teil der Keller verschüttet und teils auch durch den Main geflutet. Aber dieser Teil hier, in dem wir waren, ist bis heute intakt.
Die Brauerei Maisel produzierte dort ihr Bier. Die Hefe im Bier braucht nämlich eine recht niedrige Temperatur, sonst klappt das mit dem Gärprozess nicht. So konnte früher das Bier nur im Winter gebraut werden und dank der Keller, in denen es etwas länger kühl war, dann auch bis ins Frühjahr hinein.
Wir hörten also eine kleine Geschichte über die Entstehung von Bier. Das Bierbrauen wurde bereits im alten Mesopotamien entdeckt, als man dort altes, hart gewordenes Brot in Wasser einweichte. Das eingeweichte Brot hat man wohl mal vergessen und später festgestellt, dass es vergoren war. Dieser Mantsch gilt als das erste Bier.
In Ägypten hat man das dann fortgeführt und weiter entwickelt. An einer alten ägyptischen Grabstätte eines Biermeisters war gezeichnet worden, was der Verstorbene zu Lebzeiten gemacht hat: Bier gebraut. Die Zeichnung war hier in die Keller an der Wand übertragen worden. Mensch, das klingt doch gar nicht so schwer, weil ich selber hab das auch schon mal probiert, Bier zu brauen, und scheiterte schon an der Vorbereitung, weil man jeden Topf und jeden Tiegel abkochen und desinfizieren muss, damit nur keine falschen Bakterien den Gärprozess verunreinigen. Die Ägypter buken also einfach nur ein paar "Bierbrote" und weichten das mit Wasser durch?
Die industrielle Verarbeitung im 20. Jahrhundert erfolgte dann durch derlei Maschinen und Gerätschaften.
Die Bayreuther Bierbrauerei wurde dann zu einer der ersten Aktiengesellschaften umfirmiert. Die Aktien waren ganz kunstvoll gestaltet, sodass sie die Aktionäre bei sich zuhause in Bilderrahmen im Gästezimmer aufhängen konnten, halt so zum Angeben vor den Gästen, die dann auch gleich Aktien kaufen wollten. Heutzutage sind allerdings wieder 98% der Aktien im Privatbesitz eines Nachkommen der Familie Maisel und der behält sie. Man kann sie also leider nicht an der Börse kaufen, denn das hätt ich doch nun echt interessant gefunden .
In dem Keller war es ganz schön kühl. Letzte Woche hatte es noch fast 30 Grad. Zum Glück hatte ich mir frühmorgens noch einen Pulli unter dem Hoody angezogen, ich wollte fast schon nur ein T-Shirt anziehen! Sogar mit dem Pulli und dem Hoody fror es mich bald richtig übel und ich war dann froh, als wir wieder an die Oberfläche stiegen.
Dort kehrten wir dann ein in die Gastwirtschaft der Brauerei und bekamen ein Bier. Mensch, ewig schade: Ich musste dann später, wenn wir wieder im Betrieb ankommen würden, von dort aus noch mit dem Auto heim fahren. Eigentlich hab ich ja das Motto, wirklich gar nichts zu trinken, so lang ich noch fahren muss. Dieses eine Freibier zum Mittagessen genehmigte ich mir dann aber doch. Es hätte noch so gute, weitere Sorten zu probieren gegeben, die hab ich mir dann verkniffen, schade.
Nach dem Essen hätten wir noch zwei Stunden Zeit gehabt für eine kleine Stadtbesichtigung oder sonstige schöne Sachen, aber leider hatte es den ganzen Tag schon geregnet und es war ordentlich kalt. In der Gaststätte war schon geheizt.
Guckt mal, was der Kollege für einen neckisch-nerdischen Regenschirm hat: Space Invaders! Der stand dann im Eck zum Trocknen.
Wir verzichteten auf die Stadtbesichtigung und blieben in der Wirtschaft. Um 15:30 Uhr gings dann zurück zum Bus. Der parkte vor diesem Haus. Ja guckt mal, die Frida Kahlo!
Im strömenden Regen wurden wir also zurück nach Nürnberg gefahren. Da sind wir grad an der Stelle, an der sich die Autobahn teilt und um den Berg fährt, wir kommen nur aus der anderen Richtung. Vor Nürnberg war dann auch noch ein echt fetter Stau und wir brauchten ewig, bis wir endlich zuhause waren. Aber jetzt bin ich daheim, der Tag ist rum, schön war's .
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