Montag, 1. Juni 2015

anti-GEZ-Demo in Regensburg

Völlig verpeilt bemerkte ich am Samstagfrüh, dass mein Wecker klingelte. Oh nein, jetzt aber schnell raus! Ich schüttete mir einen miesen Kaffee rein, zog mich an und räumte die letzten GEZ-Sachen zusammen, die ich mitnehmen wollte, denn heute fahren wir nach Regensburg und machen Demo!

Ich räumte grad ziemlich emsig, weil allzu viel Zeit hatte ich nicht mehr, wollte ich pünktlich am Bahnhof sein, da klingelte mein Handy. Dran war die Jutta mit der fürchterlich wichtigen und super-eiligen Meldung: "Nimm unbedingt eine Schnur mit! Wir müssen das Plakat festbinden können, also nimm unbedingt eine Schnur mit, hörst du?!"
Mei, mei! Da gibt's am Samstagfrüh um halbneun wieder nix Wichtigeres, als uuunbedingt eine Schnur mitzunehmen. Deswegen ruft mich die Jutta extra an? So werd ich ja nie fertig mit Packen!

Ich glaub, ich hatte jetzt alles und zog den voll beladenen Demo-Bollerwagen zur U-Bahn vor *ächz ächz*. 20 Minuten später rollerte ich in der Bahnhofsmittelhalle ein.

Noch keiner war da .
Aber da entdeckte ich die Jutta, die - zwar auch in der Mittelhalle, aber - irgendwo an nem ganz anderen Eck stand. Gleich drauf kam auch noch Hans und dann tauchte auch noch Robi auf. Eine Monika kam noch daher, aber das war's dann. "Ich kauf gleich in der Schalterhalle das Ticket" meinte ich und machte mich aus dem Staub. Da kaufte ich ein Bayern-Ticket für 4 Mitfahrer und 1 Fahrrad (Bollerwagen).

Wir liefen alle geschlossen auf Gleis 13 und hievten den Bollerwagen in den Aufzug. Kaum war ich mit dem Aufzug oben auf dem Bahnsteig, kam auch schon der Zug. Es war ziemlich voll. Ein Haufen Leute stiegen aus, die ersten schon ein und es war ein Gedränge und Gerenne am Bahnsteig, oh mei! Der Bollerwagen blieb halb in der Zugtür hängen, damit der Wagen über den Schlitz zwischen Bahnsteig und Waggon kam, hob Robi die hintere Achse hoch, die vordere rollte mir derweil in den Bauch, aua, aber irgendwie waren wir dann endlich drin, puh. Im Zug drin ging's dann weiter mit der Hektik, dass Jutta da den Kinderwagen mit ihrem Hund hingestellt hatte, aber nun ein Fahrradfahrer sein Fahrrad da hin stellen wollte und die beiden sich stritten, ob das nun ein Fahrrad- oder ein Kinderwagenstellplatz sei: "Das ist überhaupt kein Kinderwagen, da sitzt ein Hund drin!" empörte sich der Fahrradfahrer.

"Wir sind im falschen Zug!" rief da der Hans. "Der hier fährt nach München!"
Oh mei, nein bitte nicht, meine Nerven!

Zum Glück war das dann bloß ein blöder Witz, und ich bat Hans, solche Witze bitte nicht noch einmal zu machen, weil mir reicht's jetzt langsam endgültig!

Die ganze Fahrt über regnete es in Strömen. Als wir in Regensburg gelandet waren, war immer noch alles patschnass.

Zuerst standen wir Nürnberger ja noch allein da, aber dann trapsten die ersten Regensburger an.

 

 

Mei, die in Regensburg haben eine super Presse! Die Demo war sogar in der Zeitung angekündigt! Trotzdem kamen aber nur eine Hand voll Leute .

 

 

Aber das mit der Petition lief dagegen echt gut: Schon im Park sackten wir die ersten Unterschriften ein.

Dann gings endlich los. Vorneweg zogen die Regensburger Organisatoren mit einem großen Plakat - das hatte 250 € gekostet, verrieten sie mir dann später! Fast genausoviel wie 1 Jahr Rundfunkzwangsabgabe . Ja, die können wir uns dann leider nimmer leisten!

Ha, mir geht das ja genauso: Ich hab bestimmt schon das Vierfache von dem, was die GEZ von mir haben will, an Geld ausgegeben für Standgebühren, Plakate, Flyer und anti-GEZ-Merchandise. Aber das zahl ich ja gern, weil das will ich ja haben und habe es ja auch bestellt und dann zahle ich auch umgehend. Ich habe nämlich keine Schulden.

Da zogen wir erst durch den Park und anschließend rund um den Dom herum. Eine Aktivistin hatte mir eine kleine Trillerpfeife gegeben - und ich war begeistert davon: Ich habe noch nie eine so schrille, laute Pfeife besessen. Diese Pfeife geb ich nie mehr her! *pfeiiiiff* (das hörst bis in den Regensburger Bischofssitz, hahaha)

Brüllend, pfeifend und schreiend zogen wir paar Leutchen durch Regensburg. Vorneweg seht ihr die Jutta mit ihrem Kinderwagen, in dem ja gar kein Kind drin sitzt, sondern ein Hund!

So närrsch das einerseits auch alles ist, so lustig find ich es mitunter wieder .

Ein junger, strammer Regensburger hatte sich als Zugpferd für den Bollerwagen geopfert, weil auf die Dauer ist das Ding echt ganz schön schwer zu ziehen.

Streckenweise sahen die paar Leutchen dann doch nach ner richtigen Demo aus, aber es waren nur gut 30 Demonstranten geworden und das war natürlich reichlich wenig.

Ich sag ja schon seit Jahren, dass Demos längst nicht mehr das sind, was sie mal früher waren (also in den 70er Jahren. Da zogen manchmal 15.000 Leute über den Plärrer, hier!).
Im Prinzip haben sie ja auch keinerlei Kraft: Man muss als Politiker so eine Demo einfach bloß konsequent ignorieren und fertig ist die Laube. Erst wenn Steine fliegen und Mülltonnen brennen, dann werden die nervös, aber vorher ist es doch egal, ob da 30 Leute oder 3000 laufen. Da wollen die immer "gewaltfrei" und bloß um alles in der Welt "friedlich", aber auf "gewaltfrei und friedlich" hören's dann nicht. Da brauchen sie sich nicht wundern, wenn's dann mal wieder "eskaliert".
Hmpf.

So blieb die Demo recht unspektakulär. Immerhin der Gegenverkehr bremste extra ab und blieb stehen, um unsere Petition zu unterschreiben! Ja, das ist jetzt "scribe-in" !

Dann waren wir bei dem Häuschen angekommen, in dem in Regensburg der Bayerische Rundfunk einquartiert ist. So wie es ausschaut, steht das echt unter Denkmalschutz. Also, das Häuschen mein ich; der Bayerische Rundfunk noch nicht, auch wenn er's wohl verdient hätte .

Es wurde hier eine Zwischenkundgebung gegeben. Dann zogen wir weiter.

Nun kam mal endlich die Sonne raus! Da ist doch alles gleich ganz anders .

Wir landeten am Neupfarrplatz, wo die Regensburger Aktivisten schon einen Stand aufgebaut hatten. Wir stellten ein Stück davor unseren Bollerwagen ab und fingen an, Unterschriften zu sammeln.

Zugegeben: Das zieht sich in Regensburg ein bisschen. Da sind wir hier aus Nürnberg recht verwöhnt. Das Publikum in Regensburg ist da recht scheu und konservativ, es laufen viele Bauern herum, die unterschreiben ja scho moi goa nix, nä. Mit einem habe ich mich "unterhalten", aber - ich geb zu - ich hab kein Wort verstanden! Nur am Tonfall konnte ich erkennen, dass er sich wohl recht aufregte und da sagte ich halt immer "ja, stimmt" dazu und: "Da haben Sie ganz Recht!" Recht viel anderes wollte der eh nicht hören und ich glaub, er war dann ganz zufrieden als er sich schließlich davon trollte.

Die Regensburger Aktivisten bauten dann schon so gegen viere nachmittags ihren Stand ab und zogen von dannen. Ja, warum denn? Also wir Nürnberger blieben noch ne Weile. Unser Zug ging erst um 19:19 Uhr und so lang stellten wir uns noch da hin und sammelten Unterschriften. Am Ende wurden es dann doch 26 Listen, also 260 Unterschriften. Ja gut, die Listen waren bereits angefangen und auf ihnen verteilt waren vielleicht so 10 Unterschriften schon aus Nürnberg drauf.

Die Regensburger dagegen hatten an ihrem Stand nur 40 Unterschriften gemacht. Mei, sie standen einfach zu weit hinten! Die hätten den Stand weiter vorn hinbaun sollen, weil in dem Eck da hinten, wo sie standen, kam ja nur mal jeder Zweite überhaupt hin.

Allemal wurden es mit den 40 Unterschriften der Regensburger dann doch 300 Stück! Das ist ja doch recht gut für den Anfang, find ich.

Also bauten auch wir um kurz nach sechs die Zelte ab. Hier seht ihr die fränkische Elite-Einheit, die sich auf den Weg zurück nach Nürnberg macht. Für die Heimfahrt nahmen wir uns noch ein Sixpack Warsteiner mit und da becherten wir im Zug und feierten unseren gelungenen Regensburger Spacken-Auftritt !

Ja, mei: Auch wenn die Peti und die ganze Aktion am Ende tatsächlich "nix" bringen sollte, aber Spaß macht sie allemal - und wie! . Ich hab da mittlerweile richtig meine Freude dran. Ich freu mich schon aufs nächste Mal: Am Mittwochnachmittag sind wir dann im Burggraben beim Bierfest, saufen uns erst die Hucke voll und dann sammeln wir Unterschriften.

"Hey du, mogst amal unterschreibm *hicks*, hier dou, bitte! *lall*" (Boah, das wird wieder die Absturzparty, hohoo! )

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