Das ist nun mein neues "Arbeitsfoto". Ich hab ja draußen am Hafen immer aus dem Fenster fotografiert und wollte eigentlich einen ganzen Kalender mit dem Motiv "Bäumchen vor dem Kanal" zusammen bringen, aber zwecks Umzug wurde mir nun mein Motiv entrissen. Ich hab mich jetzt für diesen Baum entschieden, den ich ab sofort jeden Monat fotografieren will, um vielleicht mal einen Kalender zusammen zu stellen. Das ist am Dutzendteich, an dem ich jeden Morgen vorbei radel: schön, nä?
Die Lisa in der Arbeit fragte mich gleich, wie es gestern am Hexen-Treffen (Tarot-Stammtisch) war. Ja, schön wars und lehrreich und blabla. Die Lisa legt ja Lenormand-Karten und als Gabi danach fragte, zog Lisa gleich die Karten aus der Tasche; die hat sie nämlich immer mit sich dabei. Da zogen wir alle eine Karte, wie es denn so mit der Arbeit hier weiter geht. Es laufen nämlich schon wieder die übelsten Gerüchte, weil als neulich die Gabi zum Chef gemeint hat, es sei so furchtbar stressig, da sagte unser wortkarger Chef: "Na, im Oktober ist ja dann der Stress vorbei" - und nix weiters. Nun rätselt die Gabi rum, denn sie hat einen befristeten Vertrag bis September. Das könnte nun heißen, dass ihr Vertrag nicht verlängert wird. Es könnt aber auch sein, dass der dann die ganze Firma dicht macht, weil wir wurden ja nach der Insolvenz verkauft mit der Option, die Verträge 1 Jahr so weiter laufen zu lassen. Das Jahr ist dann im November rum...?
Also zogen wir eine jede eine Karte für das Schicksal in der Arbeit. Ich zog den Fuchs. "Oh weh!" rief die Lisa. Das ist eine ganz gefährliche Karte und bedeutet, äußerste Vorsicht walten zu lassen, denn das warnt von zwielichten Situationen, vor Hinterlist und Beschiss.
Hmpf.
Ich zog aber anschließend 3 weitere Karten und zwar: den Bär, den Mond und den Berg.
Der Bär steht für Stärke (das bin ICH! *narzisstisch rumschwelg*), der Mond für das Gefühlsleben (ja, ok *rolleyes*, dann ist mir wieder alles klar, denn das ist schon wieder ganz brandaktuell ziemlich burned out herinn, weil ich die Kurve aus der Arbeit nimmer krieg) und der Berg bedeutet ein Hindernis, "aber..." fing die Lisa an. "Da kann man ja auch drüber!" fiel ich ihr ins Wort und Lisa vollendete drauf noch ihren Satz:" ...da kann man ja auch außen rum."
Haha, genau DAS ist es, was mich an der Kartenlegerei so reizt: Die Karten zeigen so schön die verschiedenen Perspektiven und Persönlichkeitsanteile, den Umgang mit allen möglichen Situationen im Leben, und sie decken im Dialog mit anderen Leuten die verschiedenen Wege für eine Situation auf, also echt klasse! Man sollte das irgendwie mit Psychotherapie in Verbindung bringen und das wär echt bereichernd, find ich.
Am Vatertag hab ich doch meinen Vater mal angerufen und da hab ich dann gleich ein Date mit ihm und seiner Lebensgefährtin vereinbart und zwar heute in der Schäufelewirtschaft. Der Klaus ging auch mit. Ich warnte den Klaus gleich vor, dass mein Papa ein bisschen kompliziert ist und wenn er es wirklich nimmer packt, dann kann er sich ja unter einem Vorwand abseilen. Aber der Klaus hielt dann tapfer durch!
Da ich meinen Papa ja zuletzt zur Beerdigung von meiner Oma gesehen hab (schon ein paar Jahre her), stand das Treffen heute unter einem etwas verkrampften Stern, aber es ging dann schon irgendwie.
Mei mei, mein Papa ist vielleicht alt geworden. 74 ist er jetzt. Gewisse Allüren hatte er ja auch schon in jungen Jahren, aber mittlerweile hat er sich basierend auf seinen Idealen und Wertvorstellungen so eine eigene Realität aufgebaut, aus der heraus er die Dinge sieht und ich denke, das ist doch eine sehr verzerrende Ansicht. Aber ich hielt lieber den Mund zu all den heiklen Sachen, die er über Oma und Opa erzählte: "Dein Großvater hat am Sonntag 7 Klöße zu Mittag gegessen ... und zwar solche Kaliber!" erzählte er. Naja, mein Großvater war wirklich ziemlich fett und Oma und Opa haben schon ziemlich derb gefressen, aber mei, sie hatten halt damals auch die Nachkriegszeit hinter sich, wo es nix gab und als in den 60er Jahren der Tisch wieder gedeckt war, da langten sie halt zu. "8 Klöße hat dein Großvater am Sonntag gefressen!" fing Papa wieder an. "Grad hast du noch gesagt: sieben!" stieß ihm die Jutta, seine Lebensgefährtin in die Seite.
Dann erzählte mein Papa auf einmal vom Krieg und von der Flucht aus Breslau. Er war da noch ein Vorschulkind. Sein Vater war an der Front, die Mutter packte ihre 4 Kinder auf einen Ochsenkarren und zog aus der Stadt davon, zusammen mit der Nachbarsfrau, die hatte 2 Söhne, den Max und den Günther (schon diese Namen, mei!). Als die Kinder spielten, war der Günther auf einmal weg und sie hatten ihn verloren. Seine Mutter suchte ihn zwar, aber als sie ihn nicht fanden, zogen sie einfach weiter und ließen das Kind zurück (!!!). Da kamen meinen Vater beim Erzählen die Tränen, weil das war sein Spielkamerad. Er erzählte weiter: Eines Tages kam der Mann von der Front zurück und war natürlich entsetzt. Er machte sich sofort auf zurück in die "Ostzone" und suchte seinen Sohn. Im Winter schwamm er bei Nacht und Nebel durch die Neiße, wo die Soldaten patroullierten und jeden erschossen, den sie sahen. Er fand dann seinen Günther auch tatsächlich wieder und brachte ihn heil zurück. Mei, das sind schon derbe Geschichten...
Dieser ganze alte Kram kommt anscheinend jetzt aus meinem Vater wieder hoch, auch weil er das sein ganzes Leben lang verdrängt hat, weil "ein Mann heult ja nicht und der packt das natürlich, weil er hat ja alles im Griff".
Oh weia.
Auf alle Fälle hat sich mein Papa ziemlich gefreut, mich mal wieder zu sehen, auch wenn er mir schon ein paar Spitzen hingefahren hat, dass ich mich nicht "um meine Tochter gekümmert hab" bzw. auch aktuell "keine Verantwortung übernehme" und mich nicht um sie kümmere. Ja mei: 1. ist sie erwachsen und über 30, 2. weiß ich nicht, wo/wie ich sie erreichen kann (verschollen in Berlin) und - auch wenn ich die Susi mal gern wieder sähe und wissen will, was aus ihr geworden ist - aber ich habs halt nicht so mit Familie, sozialen Bindungen und Beziehungen. IST halt so.
3 Stunden waren wir in der Schäufelewirtschaft gesessen, dann lösten wir das Treffen wieder auf - mit der Option, dass Klaus und ich meinen Papa und seine Jutta mal zuhaus bei sich in Thon besuchen und wir uns mit ihnen auf die Terrasse hocken und Kaffee trinken. Naja, das machen wir schon, aber jetzt sind dann erst mal wieder Klausens Eltern dran!
Klaus und ich zogen weiter ins Irish Castle. Da fühlte sich der Klaus dann gleich entschieden wohler - ja und ich mich auch, weil ordentlich kompliziert war das Treffen mit meinem Papa schon ... und das, wo ich aktuell eh wieder so gestresst bin.
2 Kommentare:
wieso, Du hast doch soziale Bindungen und Beziehungen, zu Deinen Freunden z.Bsp.
Jaja, aber nichts "ernstes", also: ein (Ehe)Mann wär mir zu viel, schon eine lockere Beziehung mit nem Kerl ist mir zu viel, ein Kind sowieso, sogar meine Katzen waren mir am Schluss zu einengend, so goldig sie auch waren. Ich schaffs halt bloß bis zum "Kumpel", weil es mir zu wichtig ist, unabhängig und spontan zu sein und machen zu können, was mir grad einfällt.
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