Mittwoch, 10. Juli 2024

Landung in Torgau

Als ich am Sonntag aufwachte, waren doch noch einige Leute auf dem Platz. Wenigstens waren wir nicht wieder die Letzten.

Wir frühstückten noch chillig und reihten uns dann ein in den Abreise-Stau. Das ging aber eigentlich dann relativ gut voran und bald waren wir auf der Autobahn.


Wir fuhren doch gut eineinhalb Stunden bis wir Torgau erreichten. Die Läden waren ja zu, denn es war Sonntag und so fuhren wir gleich auf das Festival-Gelände. Wir waren die Allerersten, es war wirklich noch kein anderer da.

Etwas unschlüssig saßen wir vor dem Auto, denn die offizielle Anreise war ja erst am Mittwoch - und es war erst Sonntag. Da das hier Privatgrund war, auf dem wir ungebeten standen, begingen wir ja theoretisch sogar Hausfriedensbruch. Bei jedem Menschen, den ich nur von weitem sah, konnte es sich um einen von der Crew handeln, der uns jetzt vom Platz scheuchen würde. Also da hatte ich keine Ruhe.

So beschlossen wir, vielleicht doch besser auf den Campingplatz zu fahren, weil dort konnte man wenigstens richtig duschen.

Also warfen wir die Campingstühle wieder ins Auto und fuhren 2 km weiter. Da checkten wir dann auf dem ordentlichen Campingplatz ein. Dort durfte man sogar grillen!

Im Grund genommen ist das hier eine schöne Gegend. Vor der Nase hatten wir den großen Teich. Nein, es ist kein See, sondern nur ein Teich. Darin hätte man sogar schwimmen dürfen, aber ich bin jetzt nicht so der Schwimmer und außerdem hatten wir auch gar keine Badeklamotten dabei.

Neben dem Campingplatz hatte sie ein Strandbad angelegt mit einer Bar. Da standen sogar Palmen und das sah alles super nach Urlaub aus.

Auf dem Campingplatz waren nicht viele Leute. "Wer fährt schon in den Urlaub nach Torgau?" fragte mich eine Einheimische.

Naja, der Durchschnitts-Spießer auf diesem Campingplatz stand früh um 7 auf. Der Mann setzte sich vor sein Wohnmobil oder seinen Campingwagen und surfte auf seinem Handy, während die Frau drinnen noch den Kaffee kochte. Dann setzte sie sich dazu. Sie frühstückten und surften auf ihren Handys. Nach 2 Stunden stand mal einer auf und verschob die Markise, weil nun die Sonne über den Camper gekommen war. Dann gab es irgendwann Mittagessen. Danach dösten sie in ihren Liegestühlen. Nach dem Abendessen saßen sie noch an ihrem Campingtisch und glotzten und gegen 21 Uhr verzupften sie sich nach innen, werkelten noch ein bisschen und um 21:30 Uhr ging das Licht aus.

Das ist ja echt voll spießig, wo ist denn da das Leben?

"Schau mal" sagte ich zu Ralf: "Die hocken hier tatsächlich in ihrem Auto, fahren die Satellitenschüssel raus und glotzen Fußball, was für Deppen!" "Pst, die haben fei ihr Fenster offen" sagte Ralf. Oh, tatsächlich! Am nächsten Morgen fuhren die dann ab. Nö, nicht wegen uns, sondern das hatten die bestimmt sowieso vor, nehm ich mal an .

Jetzt hocken sie wahrscheinlich auf einem Campingplatz in Mallorca, fahren ihre Satellitenschüssel raus und glotzen Fußball. Das ist ja echt end-öde!
Naja, also dafür kann man dann in den Urlaub auch "nur nach Torgau" fahren .

Ich packte dann mal mein Fahrrad und guckte mir ein bisschen Torgau an. Ich kam an den Marktplatz, fotografierte das Rathaus und den Brunnen und radelte weiter. An einer Eisdiele saßen 4 dunkle Gestalten mit Bandshirts: Metaler ! Ich grinste schlagartig und die Metaler am Tisch ebenso als ich auf meinem kleinen Fahrrad vorbei radelte. Man (er)kennt sich einfach .

Ich radelte hinter zum Entenfang und guckte dort die Pferdekoppeln an. Auf dem Platz hatte sich aber noch nichts verändert, noch kein Auto und kein Zelt stand dort. Schließlich radelte ich wieder zurück zum Campingplatz.

Am Abend kamen dann Wespen und Mücken, aber dagegen räucherte ich einfach mal fett Weihrauch.

Am Montag hatten wir dann endlich was zu tun: einkaufen! Mensch, das ist ja wie bei Corona: einkaufen - das Happening des Tages! Das Kaufland war gleich beim Campingplatz ums Eck und so waren wir auch gleich wieder zuhause. Was machen wir jetzt? Man kann doch nicht schon wieder nur dämlich vor dem Auto hocken und blöd schauen?

Also wollten wir um den See - äh, sorry, den Teich - laufen. Der Teich und die ganze Umgebung ist Naturschutzgebiet. Es sieht auch alles ganz urig aus, also naturbelassen, d.h. umgestürzte Bäume hängen da im Wald, Schilf wächst am Ufer und Algen und Morast schlabbt rum, aus dem es heftig quakt. Was macht wohl mein Frosch auf der Ranch? Ob es schon Kaulquappen gibt? Wir liefen weiter.

Als wir an der Ostseite des Teichs waren, fanden wir einen Wegweiser zu einem Hügelgrab. Da gingen wir doch gleich hin! So liefen wir links in den Wald hinein und liefen und liefen. Wegweiser zum Hügelgrab fanden sich dann aber an jeder Ecke und vor allem in jede Richtung, und wir stellten fest, dass es wohl mehrere Hügelgräber hier geben musste und diese komischen Hügelchen überall im Wald wohl die Hügelgräber waren. Naja, ein bisschen mehr hätten wir nun schon erwartet, wenigstens ein Schild mit Bildern von Relikten oder Erklärungen zur Geschichte. Das war allerdings hier recht unspektakulär, und nun wäre es doch wieder interessant zu wissen, wo genau wir waren und wie es weiter um den Teich ging?

Wir waren nun bestimmt schon 10 km gelaufen, und langsam hatte ich Durst und die Füße taten mir weh, Mücken stachen den Ralf, und er hatte ein Steinchen im Schuh und überhaupt: mimimi, sind wir schon da? Das Naturschutzgebiet war ja wirklich überaus schön, die Vögel pfiffen, Bienchen und Käfer brummten und wir sahen sogar einen Graureiher davon fliegen, nur: und jetzt? Was soll man denn da eigentlich machen?

Endlich kamen wir dann auf der anderen Seite zum Festival-Gelände wieder aus dem Wald, hatten also den Entenfang gefunden und schlappten dann über den Spazierweg am Teich entlang, am Strandbad vor zum Campingplatz. Naglfar in Sicht!

Auf dem Campingplatz waren nun auch weitere zwei eindeutige Fahrzeuge mit 666-Kennzeichen oder EMP-Aufkleber angekommen und so hockten wir alle zusammen am Abend vor dem einen Campingwagen und quatschten. Allerdings mochte ich nix trinken und nippelte bloß an einem Tee. Zudem quatschten die alle großteils nur über Grindcore und was soll man dazu schon sagen außer: "Buäh, grrr, groah!" Da machte ich mich dann schon bald rüber ins Naglfar und legte mich ab; war auch ganz schön erschossen von dem etwas längerem Waldspaziergang, den wir da absolviert hatten.

Harry hatte angerufen, der stand nun mit seinem Van schon am Entenfang. Drum wollten wir dann am Dienstag auch rüberfahren. So duschten wir in der Früh, checkten aus, zahlten und fuhren rüber auf das Festival-Gelände.

Da stehen wir jetzt und gucken zu, wie sich der Platz langsam füllt. Tonproben gibt's dann aber erst morgen und ich schätze, dann wird sich der Campingplatz da drüben schlagartig leeren. Erst am Montag war hinter uns dort so ein komischer Vogel aus Bremen angereist und hatte sein Lager aufgeschlagen, der hatte bestimmt keinerlei Ahnung, was da jetzt die nächsten Tage abgeht ...

Keine Kommentare: