Das mit dem Rock-out-Festival hatte ich echt schlecht kalkuliert. Ich hab "Festival" gelesen und bin davon ausgegangen, dass es Freitag und Samstag ist; dabei war es nur am Freitag, also nur 1 Tag. Eintägige Veranstaltungen sind für mich "Konzerte" und keine "Festivals" *ärger ärger*.
Na, dann kam ich ja ganz schön in Stress, weil wenn es nur 1 Tag ist, muss ich auch alles davon mitnehmen und darf keine Minute verpassen von der wertvollen Kurzveranstaltung! Einlass war bereits um 16 Uhr, das schaff ich nicht, aber um 17 Uhr fing es schon an - und ausgerechnet mit meinem persönlichen Highlight, dem Tetzel und "all for metal"!
Da muss man jetzt halt einfach Prioritäten setzen und drum seilte ich mich schon um 12 Uhr mittags von der Arbeit ab mit einer eMail an die Kollegen "hallo @ll, ich geh heute eher". Die Ranch ließ ich ausfallen, wird der Kater halt mal nicht gefüttert, soll er sich halt ne Maus fangen. Einkaufen ist dann auch nicht nötig, mach ich morgen, am Samstag, wenn ich da ja schon gleich wieder nach Hause fahr. Also dann gleich ab ins Naglfar, auf die Autobahn und ab die Post!
Ich fuhr die A9 bis hinter Ingolstadt und erst dann runter auf die Bundesstraßen, weil so kam ich wohl schneller durch, hoffte ich.
Als ich in Augsburg am Messegelände ankam, waren schon ziemlich viele Leute im Anmarsch: Die gingen alle schon rein und ich such erst noch nen Parkplatz?
An der Einfahrt zum Messe-Parkplatz standen Securities und die ließen mich mit meinem Schiff gar nicht erst rein fahren. Hee, Leute, ich bin ein PKW! Ich wiege nur 3,5 t, das ist fast nix! Ich identifiziere mich als Kleinwagen! Ich fühle mich diskriminiert! ...half alles nichts, ich musste meine Ausweichparkplatzmöglichkeiten bemühen, die ich mir auf google earth gesucht hatte.
Der Flo hatte mir da ne Adresse genannt, die Stauffenbergstraße - da navigierte ich hin. Auf google earth sieht das alles immer so nah aus, aber lt. Navi waren das doch fast 3 km! Immerhin war die Ecke herrlich ruhig und man fand auch jede Menge freie Parkplätze. Der Flo stand schon dort mit seinem schwarzen Wrangler.
Naja, erst musste ich mich noch umziehen, ein bisschen stylen und anschmieren, Zeug in die Tasche packen. Dann latschte ich mal endlich los.
Es latschte sich ziemlich. Da stand aber dann am Wegesrand zufällig ein voi (!) in der Wiese und das nahm ich mir gleich. Zum Glück funzte die voi-App aus Nürnberg auch hier in Augsburg und so voite ich weiter bis zur Messehalle. Wenn ich geahnt hätte, was das noch für ne Strecke wird, hätt ich echt mein Fahrrad aus dem Auto geholt, aber ich dachte halt, für nur 1 Tag lohnt sich das nicht (man muss ja immer erst die Getränkekisten ausladen und die Campingstühle und was halt sonst so noch grundsätzlich an Ballast alles dabei ist, bis ich das Fahrrad rausholen kann).
Endlich war ich dann mal in der Halle, gab meine Jacke ab und hatte noch 10 min Zeit, um mich ein wenig umzusehen. Da hatten sie in der Food-Halle eine Galerie aufgebaut mit lauter echt tollen Fantasy- und Horror-Malereien.
Ein Tattoo-Artist tätowierte einem Model den Allerwertesten.
Jetzt aber rein in die Musikhalle, weil von dort hörte man schon die ersten Töne. Da lief schon der Opener mit all for Metal.
Sooo viele Leute waren noch gar nicht da, und ich nehme ja auch an, dass die älteren Herrschaften diese schöne Band noch gar nicht kannten, allemal kam man noch fast bis vor an die Bühne.
Der kleine Sänger geht jetzt auch ins Fitness-Studio, das sah man ihm deutlich an. Das letzte Mal, als ich die Band gesehen hatte, war er noch viel schmächtiger. Jetzt noch doppelt so viel Umfang - und dann kommt er vielleicht langsam an den Tetzel ran?
Naja, man kann nicht alles haben: dafür singt er recht gut, und das ist ja wohl deutlich wichtiger.
In der Umbaupause schaute ich mir nochmal die Food-Halle genauer an. Rock Antenne Bayern hatten da ein DJ-Pult aufgebaut, ließen Musik laufen und hatten ein Glücksrad für eine Verlosung. Es stand dort: "wir verschenken Tickets!" Da stellte ich mich halt mal an. Als ich endlich dran kam, schwenkte ich das Rad kurz hin und her: ich merkte, dass da ein Gewicht dran hing oder irgendeine Bremse, damit sich das Rad nach Möglichkeit über den Hauptgewinn weiter drehte bzw. davor schon stoppte.
Ich drehte.
Tatsächlich blieb das Rad auf dem Hauptgewinn stehen!
In einem Heftchen sollte ich als 10. Teilnehmer meinen Namen und eMail-Adresse eintragen. Danach wurde das Schildchen "wir verschenken Tickets" entfernt. Leute, die danach noch den Hauptgewinn drehten, bekamen "bloß" einen Rock-Sack.
Jetzt bin ich gespannt, ich kann's fast gar nicht glauben und warte auf die Mail: sollte ich tatsächlich ein Ticket fürs Rock out 2024 gewonnen haben? Na, da freu ich mich doch jetzt schon - und klar, fahr ich da hin!
Nun kam der Phil Campbell mit seinen Bastard-sons.
Ah, es kommt immer drauf an, in welchem Kontext man eine Band hört. Das letzte Mal als ich Phil Campbell sah, war der Gig eingebettet in ein Programm richtig geiler Bands und ich wartete eigentlich nur drauf, dass er endlich fertig war und die Nächsten auftreten konnten. Aber dieses Mal fand ich den Auftritt gar nicht schlecht. Ja gut, an den coolen Lemmi kommt er natürlich nicht ran, aber es hörte sich doch schön dreckig an und ich moshte sogar ganz ordentlich zu Orgasmatron (das Lied fand ich damals soooo geil als es rauskam, ist schon gut 35 Jahre her).
Als ich nach dem Gig aus der Halle kam, bemerkte ich noch einen Stand mit einem Glücksrad. Ich drehte - und gewann einen Essensgutschein. Leider hatte ich schon ein Stück Pizza verdrückt und wollte jetzt eigentlich nichts mehr essen. Kann man den Essensgutschein auch in einen Biergutschein umtauschen?
Naja, da ging ich halt zu den Food-Ständen und guckte mir an, wer in der Schlange anstand. Einem Typen, der mir sympathisch war, schenkte ich dann den Gutschein. Das macht mehr Sinn, als mir selbst jetzt noch völlig überflüssige Kalorien reinzudrücken, nur weil sie nix kosten.
Als Nächstes kamen the Dead Daisies. Die Band kannte ich nicht, aber ich ließ mir sagen, dass es sich um so ein Kunstprojekt handelte, bei dem alle möglichen bekannten Musiker schon mitgespielt haben.
Gefiel mir trotzdem nicht. Ist halt nicht so mein Stil.
Naja, da ging ich mal wieder rauf in die Lobby und guckte mich ein wenig um. Da kam ich mit einem Kerl ins Gespräch, der hatte einen Hippie-Wohnwagen. Über seinen Wohnwagen betreibt er auch eine Website, guckt ihr hier: Woodstock69. Leider kam der natürlich wieder 250 km aus der anderen Richtung, wie das halt leider immer so ist bei coolen Leuten, die man auf Festivals kennenlernt. Aber eines nicht allzu fernen Tages, wenn ich dann mal endlich in Rente bin und Zeit habe, dann soll mich das nicht mehr stören und ich fahre überall in der Pampa rum und kann fahren und bleiben, so lang ich Bock hab.
Nun kam der Auftritt von Extreme. Musikalisch waren die top, spielten klasse, war aber nicht mein Fall, zu soft, zu seicht, zu folkig, gefiel mir halt nicht.
Der Flo torkelte mir entgegen, wirkte recht deprimiert, nachdem er nun die ganze Zeit zwei Frauen hinterhergestiegen war, die noch älter aussahen als ich es bin und wenngleich die beiden auch wirklich für ihr Alter noch sehr attraktiv hergerichtet waren, waren sie dennoch mindestens 20 Jahre älter als der Flo. Der blitzte ab und betrank sich drum hoffnungslos. Bub, was soll nur aus dir werden?! Bagger halt mal was Gescheites an, Mensch!
Ich ging nochmal in die Food-Halle und guckte mich so um, setzte mich an einen Biertisch, trank ein Bier und surfte so ein bisschen auf meinem Handy, da setzten sich zwei Kerle zu mir.
Der eine kannte mich, sogar mit Namen. Ja, holla die Waldfee ... und ich hatte wieder keiiiinerlei Ahnung, wer das war. Aber dann begann er zu erzählen, woher wir uns kannten: Vorletztes Jahr am Ragnarök 2022! Wir waren Zeltnachbarn (da hatte ich noch kein Naglfar). Allemal musste der Herr am Sonntag schon sehr früh losfahren und begann daher frühmorgens, ungefähr 2 Stunden, nachdem ich nach dem letzten Gig völlig k.o. in mein Zelt gekrochen war und grad so ein bisschen geschlafen hatte, seinen Krempel einzupacken und sein Zelt abzubauen. Ich gebe zu, man hörte, dass er sich bemühte, dabei so leise wie möglich zu sein, aber in den frühen Morgenstunden als es noch finster war, war ansonsten Totenstille und man hörte sogar die Regenwürmer vögeln. So wachte ich in meinem Zelt auf, ärgerte mich, drehte mich um und versuchte weiterzuschlafen - ging aber nicht, weil nebenan raschelte und klapperte es die ganze Zeit. Jetzt legte er seine Bodenplatten zusammen, die er unter seinem Zelt verlegt hatte - Bodenplatten, so ein Spießer - und mir platzte letztendlich der Kragen: "Verdammt, was machst du denn da nebenan, und ist jetzt bald a Ruh!" brüllte ich grantig im Halbschlaf. Danach muss ich noch eine üble Schimpftirade abgelassen haben, die recht beeindruckend gewesen sein muss, so dass mich der arme Kerl also heute noch erkannte. Da saß er nun mit seinem Kumpel und wir lachten und erinnerten uns und unterhielten uns total lustig. Zwei oadliche Kerle, wirklich!
Ich tauchte dann wieder bei Gotthard in der Musikhalle auf. Das war musikalisch wieder eher so meins. Ich hüpfte und tanzte, sang mit, jubelte und grölte mir die Stimme heiser. Leider gaben sie keine Zugabe.
Nach Gotthard war ich dann schon deutlich müde. Ich lief in den Durchgang zwischen den beiden Hallen und setzte mich dort auf die kleine Heizung an der Seite. Da kam ein älterer Kerl dazu, der sah durchaus interessant und attraktiv aus, war aber fürchterlich besoffen. Er setzte sich zu mir auf die Heizung, betrieb zuerst ein bisschen Smalltalk und schwenkte das Thema dabei elegant um auf seine Sexualgepflogenheiten und dass er mithilfe einiger Pillen noch richtig gut was hermachen könnte (Anmache ab 60, oder was?). Oh Mann, und nun erzählte er mir lauter schweinische Geschichten und lud mich ein, bei ihm zu übernachten. Na freilich, sonst noch was (heiß ich etwa Shelby Lynn?)? Zum Glück kam dann noch eine Frau dazu, die litt ganz gehörig an Adipositas per magna und war sichtlich der "Traum" jeden einsames Mannes. Da nahm ich gleich die Gelegenheit beim Schopf, bot ihr meinen Platz an und klärte sie auch gleich darüber auf, wie das nun folgende Gespräch verlaufen würde: "Er erzählt dir über seinen strammen Ständer und dass sein Schwanz noch richtig gut steht, wenn er ein paar Viagra einschmeißt." Die verblüffte Frau und den sprachlosen Mann ließ ich damit stehen, trollte mich davon und überließ die beiden ihrem Schicksal.
Dann kam der Headliner: Accept. Da moshte ich dann wieder, hüpfte und tanzte und schwitzte mich durch.
Auch Accept spielten keine Zugabe, schade. Da holte ich meine Jacke und stellte mich an den Ausgang, um zu gucken, ob der Flo vielleicht kommt? Immerhin parkten wir an derselben Ecke und es machte Sinn, zusammen ein Taxi zu nehmen und sich zum Parkplatz fahren zu lassen. Aber der Flo kam nicht. Er war schon vorher am Ende und war zum Auto gelaufen.
Nun, das stand mir nun auch bevor, denn allein wollte ich die paar Meter dann auch nicht mit dem Taxi fahren, da kam ich mir zu blöd vor und außerdem bin ich dafür zu geizig. Das voi, das ich für den Hinweg benutzt hatte, stand noch dort, aber da ich ja gut Promille hatte, ließ ich es auch stehen.
Ich hatte meine "neuen" Doc Martens-Stiefel an. Also richtig neu sind sie nicht mehr, ich hatte sie schon ein paar Wochen in der Arbeit an und bei einem Konzert im Hirsch, also eigentlich hielt ich sie für "eingelaufen", aber wohl nicht in Kombination mit diesen komischen Plüsch-Socken, die ich trug. Ich stiefelte los und merkte bald, dass ich mir wohl hoffnungslos die Fersen aufgescheuert hatte. Naja, ich lief langsam.
Hinter mir liefen ein paar Kerle, die noch in die Rockfabrik wollten. Sie beratschlagten, wo denn nun die Rockfabrik sei und der eine sagte dann: "Naja, ich lauf immer dieser Frau hinterher." und ich sagte: "Was: mir? Aber ich lauf gar nicht in die Rockfabrik, sondern zu meinem Auto!" Wo denn dann die Rockfabrik sei und ich meinte, ich bin nicht von hier, das wüsste ich auch nicht, aber ich vermute mal, genau in der anderen Richtung, wenn ich google earth noch richtig in Erinnerung habe. Naja, da bogen sie dann bei der nächsten Kreuzung irgendwo anders hin ab.
Ich lief weiter.
Ich lief und lief.
Ich habe mich nicht einmal verlaufen, denn an einigen markanten Stellen konnte ich mich klar erinnern, dass ich auf dem Hinweg daran vorbei gekommen war. Genau hier dachte ich beim Hinweg noch, dass ich da hinten schön parken kann und völlig sicher sei, denn erstens habe ich das falsche Geschlecht und zweitens bin ich viiiiel zu alt . Also da muss ich hin.
Endlich, endlich kam die Abzweigung Stauffenbergstraße und da stand dann auch das Naglfar, was war ich froh. Jetzt war ich wirklich völlig alle, nur noch ins Bett! Vor allem habe ich mir die Fersen wund gelaufen, so dass ich die nächsten paar Tage nur noch Schlappen anziehe!
Am nächsten Tag stand ich auf und machte dann gar nicht lang rum mit Frühstück oder sonst was, sondern verabschiedete mich vom Flo, der auch grad aus seinem Auto gekrochen kam - und fuhr dann schon los. Ich fuhr bis zur Messe die Strecke, die ich in der Nacht gelaufen war. Hui, das war tatsächlich ganz schön weit. Das nächste Mal parke ich irgendwo anders!
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