Ich hatte das Zelt ja jetzt im Schatten zweier Campingwägen stehen und deswegen wurde es nicht ganz so schnell so furchtbar heiß, also schlief ich fast "aus". Naja, halt sowas bis 9 Uhr, weil dann hält man es auch im Schatten nicht mehr aus.
Gemächlich krabbelte ich raus und fing dann mal an, ordentlich zu packen. Danach baute ich das Zelt ab und verstaute alles auf dem Fahrrad. Oh, aber dann wurd ich schon gescheit traurig, weil es war hier doch sooo schön gewesen! Naja, ich tröstete mich damit, dass ich halt dann nächstes Jahr wieder komme.
Dann radelte ich los.
Ich radelte noch mal vorn am Strand vorbei, weil nun würde ich zum letzten Mal für diesen Urlaub das Meer sehen, oooh *heul*, da ist es!
...und meine Bohrinsel! Die sah ich dann noch ne ganze Weile, als ich schon ein ordentliches Stück landeinwärts geradelt war. Meine liebe, liebe Bohrinsel, oh heuuul, pflietsch!
Ui, aber jetzt guck ich doch grad dumm aus der Wäsche: sentimental wie ich bin, wollte ich mir meine Bohrinsel jetzt grad nochmal auf Google-Maps angucken und gab dort ein "Lido di Dante, Provinz Ravenna, Italien". Da sieht man die Insel auch als verschwommenen, weißen Fleck ein Stück von der Küste entfernt. Wenn ich nun aber größer reinzoomen will, dann heißt es auf einmal "Grafiken mit diesem Zoomwert stehen für diese Region leider nicht zur Verfügung" - ooh! Bäh, also wenn sie da Probleme mit dem Google-Auto gehabt haben, seh ich das ja ein, aber haben sie denn kein Google-Schiff?! Naja, guck ich mir halt nochmal den Strand an, pf.
Jedenfalls radelte ich am späten Vormittag gemütlich nach Ravenna rein.
Zamg'fahr'ne Schlangen hab ich euch ja schon gezeigt, nä, aber hier seht ihr mal ne zamg'fahr'ne PUPPE!
Tja, und dann war ich gegen Mittag schon wieder in Ravenna. Die Stadt gefiel mir irgendwie nicht, weiß auch nicht. Ich hatte schon alles drin gesehen. Es gab ja nur den historischen Stadtkern, das waren ein paar Längs- und ein paar Querstraßen und das war's dann im Großen und Ganzen. Also radelte ich mal auf die Suche nach einem Supermarkt. Da radelte ich länger, weil anscheinend haben die in Ravenna nur 2 größere Supermärkte, jeweils einen im Osten und einen im Westen.
Auf der Suche nach dem Supermarkt kam ich dann auch an einer Bank vorbei, die hatte außen ein Thermometer. Mei, es hatte 39 Grad!
Nachdem ich genug Limo eingekauft hatte, legte ich mich irgendwo auf eine Bank ab und schlief ein Ründchen. Ich hatte ja noch nen echt langen Tag vor mir und wollte ein bisschen Kräfte sparen. Außerdem gabs hier eh nix mehr Großes zu sehen.
...außer 2 Mormonen auf Missionstour, die ich dann noch entdeckte, aber ich sparte es mir, mir die Zeit mit (Anti-)Bekehrungsgesprächen zu vertreiben, weil ja auch die sprachlichen Schwierigkeiten einfach zu massiv waren.
Langsam wurde es Abend und irgendwann fing es an zu dämmern. Die Geschäfte machten dicht, obwohl viele von ihnen am Nachmittag nach der Siesta gar nicht mehr nochmal auf machten. Es war irgendwie recht öde.
Die Restaurants fuhren aber am Abend dann ihre Stühle und Tische aus und eine Weile hockten da noch Leute und machten sich einen netten Abend und ich guckte ihnen zu. Wenn es dann erst mal ordentlich Nacht geworden war, dann wird es ja nur noch öde, hier?! Also genoss ich noch die paar Leute und Abendspaziergänger und das langsam ersterbende Leben dieser Stadt.
Die "anständigen" Leute waren dann irgendwann so gegen 23 Uhr alle auf dem Heimweg und übrig blieben nur noch ein paar komischere Leute und Assis. Ich hockte mich am Piazza del Popolo - also dem Platz am Arsch (der Welt) - auf einen Steinsims, an dem ich auch das Fahrrad lehnen hatte und döste ein bisschen. Mittlerweile war ich nämlich schon gescheit müde geworden, weil hier gabs ja jetzt nix mehr. Hier ist keine Disco, keine Bar in der Nacht, ja einfach gar nix! ...oder zumindest nicht, dass ich es wüsste.
Gegenüber meines Simses hockte auf einer Steinbank ein Rastafari mit nem stylisch fetten Kopfhörer auf. Er quatschte mich dann an und es stellte sich raus, dass er Amerikaner war, der hier nun seit 4 Monaten wohnte, weil er hier irgendein Musikprojekt durchzog oder so. Ach, was weiß ich, war mir auch völlig wurscht, auf alle Fälle unterhielt ich mich mit ihm ne Weile so zum Zeitvertreib; er hieß Joel.
Joel hatte dasselbe Problem wie ich: Es ist hier langweilig! Ravenna ist ein echtes KAFF! Nur war Joel schon 4 Monate länger hier als ich. Er war irgendso ein Hiphop-DJ oder was er da Musikmäßiges (angeblich) machte und hatte entweder ein Haufen Geld (vielleicht war er ja ein Star? Ich kenn mich in der Hiphop-Szene ja nicht aus.) oder er war ein großer Aufschneider - aber beides war mir grad recht wurscht. Ich war froh, dass ich etwas gefunden hatte, womit ich mir hier die Zeit totschlagen konnte.
Wir unterhielten uns recht nett und vor allem auch intelligent über das Gottesteilchen Higgs-Boson, über das Schaumblasen-Universums-Modell von Stephen Hawking, über die Heisenberg'sche Unschärferelation und die Frechheit von irgendwelchen Teilchen, einfach selbst zu entscheiden, ob sie sich wie eine Welle oder wie Materie verhalten wollten. Joel sah darin die Existenz einer höheren Intelligenz und ich behauptete, Intelligenz sei grundsätzlich eine Sache der Betrachtung, nicht der Erschaffung, und sie könnte nur dort vorkommen, wo ein Beobachter Dinge erkennt, sie in einen vernünftigen Zusammenhang setzt und Schlussfolgerungen daraus zieht. Da war ich dann aber leider mit meinem Englisch ziemlich am Ende und verhielt mich ganz schnell wie eine Welle und schwang mich intelligenterweise in andere Dimensionen: Joel sollte mir von der Stadt zeigen, was ich noch nicht gesehen hatte!
Er fand dann auch tatsächlich was, nämlich Dantes Grab. Das hatte ich bisher tatsächlich noch nicht gefunden! Da fotografierte er mich an der Pforte zur 7. Hölle ... sofern an den Geschichten von Dantes Höllenfahrt irgendwas dran sein sollte .
1 Kommentar:
Ich bevorzuge es zu Tag, weil es so viele interessante Sehenswürdigkeiten zu bewundern sind.
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