Donnerstag, 1. August 2013

gestrandet

Ich wurde sowas um 8 Uhr wach und krabbelte aus meinem Zelt. Ich glaub, ich würde da ne Weile bleiben, weil warum soll ich denn groß durch Italien radeln, wenn es da doch ganz schön ist?

Mensch, da lässt es sich aushalten, aber leider tickt ja schon wieder ganz leise von nicht allzu ferne die Uhr: Ich hab nur noch 2 Wochen Urlaub und muss auch noch ein paar Tage für die Heimfahrt planen. In Ravenna hab ich zwar einen Bahnübergang passiert, also gibt es da einen Zug und einen Bahnhof hab ich auch gesehen, aber ich schätze nicht, dass ich da gleich die fette ICE-Direktverbindung nach Nürnberg krieg und notfalls muss ich über ein paar komische Käffer Umweg machen und dort auch noch übernachten. Also lieber mal rechtzeitig abreisen!

Aber ich sags euch: eines Tages, jenseits des Arbeitslebens (also wenn meine Hütte dann endlich auch ein neues Dach hat), dann kauf ich mir ein Wohnmobil oder irgendein schlaffähiges Auto und dann fahr ich hier mal einfach ein paar Wochen oder gar Monate oder so her.

Ich ging erst mal an den Strand und flatschte mich unter einen Schirm. Es war blöd, denn am Campingplatz gibt es keine Schließfächer, drum hab ich meine Wertsachen und mein ganzes Geld immer dabei. Da kann ich nicht schwimmen gehen, weil ich lass doch meine Tasche nicht allein am Strand zurück! Naja, aber zum kurz-mal-ins-Wasser-hupfen, um mich nur mal abzukühlen, reichte es schon. Ich hatte meinen Platz stets im Auge, um raus zu sprinten, falls ihm einer näher als 10m kommen sollte.

"Leider" hat das Meer dann spätestens am Nachmittag Badewassereigenschaft: Es ist mindestens so warm und auch so dreckig. Da flatschte ich halt so unter meinem Sonnenschirm auf der Liege rum, da kam einer und quatschte mich an. Ich verstand natürlich nix. Als wir uns auf Englisch geeinigt hatten, fragte er mich, ob mir diese Liege von jemandem zugeordnet worden sei. Was? Nö, warum? Ja, für die Liegen müsse man zahlen und so. Ach, was für ein Pech, ich flatsch da schon den ganzen Tag umsonst rum, haha. Na, da räumte ich halt die Liege und flatschte mich eine Strand weiter auf eine andere Liege, um dort notfalls auf Nachfrage dieselbe Nummer durchzuziehen, haha. Da kam aber dann keiner mehr und so bruzzelte ich mir einen ab.

Am Abend hatte ich glaub ich ein bissch zu viel Sonne erwischt, weil es war mir leicht schlecht, da räumte ich das Feld und scherte mich zurück auf den Campingplatz. Innerhalb dessen ist so ein Lokal, da gibt's auch was zu futtern und das Essen wird sogar bis ans Zelt geliefert. Man kann sich auch in ne Laube setzen und da saß ich dann, aß zu Abend und bestellte mir anschließend einen Grappa.

Ich rechnete mit 2 cl, aber das war ja mind. ein dreifacher und noch nicht einmal ein schlechter! Danach gings mir echt gut.

Ich radelte "nur kurz" ins Dorf, weil ich suchte einen Briefkasten. Von jeder Etappe - also jeden 2. Tag - schreib ich nämlich meinem Papa eine Karte. Ich schrieb: "...am Strand rennt tatsächlich einer rum und schreit andauernd 'coco bello', wie vor 40 Jahren." Vor 40 Jahren plusminus ein paar belanglose Zerquetschte war ich nämlich das erste Mal in Italien - als Kind mit meinen Eltern. Da lief am Strand immer einer rum und verkaufte Kokosnussstücke für ein paar Lire und er rief andauernd "coco bello!" Ja und genau so einer läuft da grad auch jeden Tag rum, vermutlich dem sein Enkel ;-). Mei, wie die Zeit den Bach runter geht...

Auf der Suche nach dem Briefkasten kam ich ins Zentrum, bestehend aus einer Bar, einem Touristenladen und einem kleinen Mercato an einer Straßenkreuzung - und da bauten sie gerade abends um 8 Uhr einen Markt auf mit lauter Ständen voll überteuertem Zeugs. Ich guckte mal durch, aber ich konnte nix kaufen: wie sollte ich denn das Eingekaufte transportieren? Da ließ ich's und radelte zurück zum Zelt.

Heute schlief ich mal echt gut.

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