Donnerstag, 1. August 2013

es regnet in Ravenna

Am Abend hatte ich schon meinen ganzen Krempel so weit gepackt, dass ich ihn nur noch aufs Rad laden musste. Nur meine Strandschuhe ... die waren derart voll Sand, dass ich sie gestern mal einfach im Meer ausgeschwankt hab. Nachher hielt ich sie unter die Dusche und spülte das Salzwasser aus und dann legte ich sie rechts der Tür an mein Häuschen, damit sie über Nacht trocknen sollten.

Grad, dass sie mir noch einfielen, beinah hätt ich sie vergessen! Na, ich wollte sie eh mit den Spanngurten nur am Fahrrad festmachen, damit sie während der Fahrt noch richtig durchtrocknen sollten. Ich nahm die Schuhe..., aber sie zappelten und irgendwas glitschte an meinen Fingern rum ... iiiih! Kreischend ließ ich sie fallen. Da sprang ein fetter Frosch raus und flüchtete durch die offene Tür in mein Häuschen.

Der Nachbar guckte gleich, ob was passiert sei. "No, only a frog!" entschuldigte ich mich. Naja, es hätt ja auch ne Schlange sein können oder so ein komischer Krebs. Im Meer sind nämlich so Krebse (man sollt's nicht glauben *g*) und die blöden Viecher flüchten auch nicht, sondern wenn ein Fuß auf sie zulatscht, dann stellen sie sich auf und spreizen ihre Beine und vor allem ihre Scheren, nicht gar noch dass sie meckern und einen anmotzen: "Brauchste was in den Zeh, oder was?!" Na, so einem Krebs möcht ich eher nicht auf den Panzer latschen und noch weniger reinfingern.

Der Frosch war ins Haus gehupft und als ich ihn fangen wollte, sprang er auch noch unters Doppelbett und da war er dann verschwunden. Naja, schad, das war wohl sein Todesurteil und ich nehm an, dass es bei denen, die nach mir das Häuschen beziehen, die nächsten Tage bei dieser Hitze hier mal ganz, ganz derb stinken wird, hehehe.

Ich machte an der Rezeption meine Abreise klar, schwang mich dann wieder munter auf mein Rad und radelte parallel zum Meer quer durch den Pinienwald. Es war heute recht diesig und die Sonne kam gar nicht so raus, bewölkt wie es war. Es hatte nur noch 34 Grad, Mensch, da frierts einen ja ganz... Aber zum Radeln war das ja nahezu ideal und ich machte ganz schön Strecke Richtung Ravenna. Ich kam durch Fischerdörfer und Touristenorte, über Flüsse, wo Reußen gespannt waren und natürlich auch wieder über Tratta di competentes.

Ich kam auch durch Häfen mit außerordentlich seltsamen Schiffen.

Natürlich kam ich auch wieder durch eine Ortschaft, wo gerade ein riesiger Markt war. Na, wenn ich schon keine Schuhe oder Klamotten kaufen konnte, weil ich Gepäck sparen musste, dann kaufte ich wenigtens ne kleine Uhr. Jetzt konnt ich wenigstens immer ermitteln, wo Süden war, das hatte ich nämlich erst neulich in so nem gescheiten Heftchen in der Badewanne gelesen: Man richtet den Stundenzeiger auf die Sonne, nimmt dann die Hälfte der Anzeige bis 12 Uhr und dort ist Süden. Also wenn es 3 Uhr nachmittags ist, dann ist Süden in Richtung halbzwei, capito?

Leider waren die Radwege entlang der Küste ziemlich sandig. Dazu ist mein Fahrrad so voll bepackt schwer hecklastig - und schon war ich im Sand ausgerutscht. Ab nem gewissen Winkel kann ich das Rad einfach nicht mehr halten, da lag's. Das Blöde: liegt es erst mal dort, kann ich es auch fast nimmer aufstellen, ohne es abzupacken.

In so ner Pizzeria direkt am Strand machte ichun Mittag und bestellte mir Spagho. Hätt ich mir ja eigentlich denken können: das sind breite Spaghetti - also Spagho die Großen, Breiten und Spaghetti die Kleinen, Dünnen. Für das Löffelchen Spagho und ein einziges, lumpiges Cola haben die dann 12 € verlangt. Die langen hier aber ganz schön hin! Aus iss mit den Festlandpreisen :-(. Auch in den normalen Supermärkten wird es ganz schön teuer. Das war in dem Hotelmarkt also noch nicht mal sooo die Abzocke, denn außerhalb des Hotelkomplexes langen sie genauso hin! Naja, ich zahlte und radelte weiter.

Gestern hatte der Klaus noch auf Facebook eine Gefahrenmeldung gepostet von wegen Unwetterwarnung über Franken und ich hatte noch doof drunter geschrieben: "Hier nicht. Es hat 36 Grad und die Sonne lacht vom Himmel." Aber jetzt zog sich da was zusammen, Schreck lass nach: Unwetterwarnung über Ravenna! Dazu ging ein ordentlicher Sturm, auch noch Gegenwind und ich war hier mitten in der Pampa, nicht einmal die Möglichkeiten, sich unterzustellen.

Ich radelte kräftig auf meiner kompetenten Straße. 2 abgestürzte Möwen lagen zamg'fahrn am Straßenrand. Die sind ganz schön groß, so von ganz nah, hui. Der Sturm wurde immer heftiger und ganze Baumäste wehte es über die Straße. Es waren noch 15 km bis Ravenna lt. einem Wegweiser. Schnell kam ich nicht grad vorwärts mit dem blöden Gegenwind. Es tröpfelte schon. Zum Glück hatte ich das Regencape mitgenommen und auch schon griffbereit, aber damit konnte ich grad mal das Gepäck abdecken und ob das dann wirklich auch hielt?

Der Wind hatte die paar Tröpfchen wieder verweht und es hatte nochmal aufgehört zu tröpfeln. Ein Blitz zuckte schon im Himmel rum, als ich wenigstens ein Industriegebiet erreichte. Ach, notfalls würd ich mich unter einen abgestellten LKW verkriechen. Aber da ich ja nun alle paar 100 m wenigstens notdürftige Unterschlüpfe finden konnte wie breite Rohre und Fußgängerüberführungen von einer Fabrikhalle zur anderen, radelte ich weiter.

Tatsächlich erreichte ich noch trockenen Rades Ravenna. Aber jetzt ging es los! Schnell schlüpfte ich in die Einfahrt zu einem Hinterhof, wo gerade ne Baustelle war. Die Wand sah frisch verputzt aus, da lehnte ich das Fahrrad lieber mal an ne Plane. Die Bauarbeiter störten sich nicht groß dran, dass ich da stand und grüßten sogar noch.

Ich setzte mich auf eine kleine Treppe, packte mein Taschenmesser aus und die Kiwis und Äpfel, die ich vom Frühstück noch aus dem Hotel mitgenommen hatte und futterte mal ne Runde. Draußen regnete es.

Es regnete aber nicht schlimm. Es hatte viel schlimmer ausgesehen. Wenn es so in Deutschland aussieht, dann kommt wieder der mittelmäßige Weltuntergang, aber hier regnete es einfach nur ne Weile und sonst nix. Es regnete so wenig, dass es unter größeren Bäumen auf der Straße gar nicht mal nass wurde.

Ich zog mir mal schnell lieber ne lange Jeans an, statt meiner kurzen Hose, und dass ich ein Longsleeve mitgenommen hatte, darum war ich grad auch ganz froh.

Nach einer halben Stunde war schon wieder alles vorbei. Also guckte ich mir mal so die Stadt an.

Was ist jetzt das? Ein explizites Fahrverbot für Fahrradfahrer, die es einfach nicht anders kapieren, oder was?

Als die Sonne wieder durch kam, radelte ich stadtauswärts, Richtung Meer.

Also es macht ja KEIN Tier einen eleganten Eindruck, wenn es zamg'fahr'n und halb verwest am Straßenrand liegt, aber SCHLANGEN geben dabei schon ein ganz besonders dämliches Bild ab, find ich.

Da kam ich dann nach nem Stündchen an ein nettes, kleines Dorf namens Lido di Dante und da wollte ich bleiben. Ach, was soll's, ich miet mich ganz legal auf dem Campingplatz ein.

Also radelte ich zu Ramazzotti-Camping, das da ausgeschildert war und guckte mir die Preisliste an. Pro Person 6 € die Nacht, stand da. Als ich aber fragte, hieß es: pro Zelt nen 10er + pro Person nochmal 7 €. Abzocke! So ne dämliche Bepreisung! Dann nehm ich halt "NUR Zelt" für nen Zehner "OHNE Person", oder was? Naja, aber was soll's: Ich blieb da, weil da war ich dann wenigstens "legal und ordentlich", konnt das Zelt stehen lassen und auch mein Glump drin lassen.

Ich radelte also über den Platz und suchte mir das andere Ende vom Kinderspielplatz aus. Da lagerte auch schon ein altes Ehepaar mit einem Auto mit deutschem Kennzeichen. Das war also die Spießerecke und ich hoffte, hier war es ruhig, damit ich nachts schlafen konnte.

Ich schlug das Zelt auf. Es stank, weil als ich es vorgestern früh eingepackt hatte, war es noch vom Tau nass und außerdem ordentlich dreckig vom Acker. Ich putzte das Zelt erst mal mit nem nassen Handtuch, dann gings besser.

Nachdem ich das Zelt fertig hatte, hüpfte ich wieder aufs Rad und radelte vor an den Strand. Da ließ ich mich in ner Pizzeria nieder und futterte erst mal die fette frutti-de-mare-Pizza mit ganzen Muscheln + Schale. Oh lecker, lecker!

Nach dem Essen wars fast ein bisschen schattig, nachdem es ja heute geregnet hatte und so machte ich mich an den Campingplatz zurück und pennte mich weg.

Eine Bohrinsel liegt vor der Küste in der Ferne. Da halten auch immer ziemliche dicke Schiffe, bestimmt Öltanker oder so. Nachts ist die Bohrinsel natürlich beleuchtet. Sieht doch ganz romantisch aus, hm?

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