Am Morgen ließ ich mir etwas Zeit, weil ich wollte ja eh zurück fahren und in Lendinara die dort eventuell vorhandene schwarze Madonna angucken.
Beim Zusammenpacken schreckte ich noch ein Kaninchen hoch, aber dann ciao, ihr Reiher und Viecher!
Ich radelte die paar km zurück in den Ort und stand bald vor der Kirche. Dort war aber noch alles geschlossen und so wie ich das sah, machte die eh erst spätnachmittags um 17 Uhr auf. Na, dann konnte mich auch die Isis mit ihrem Horus-Kind mal am Popo lecken, da fahr ich weiter!
Mist auch! Ich hatte zuhaus nicht dran gedacht, aber ich hätte mich ja informieren können über schwarze Madonnen auf meiner Route und diese entsprechend planen können. Aber wie gesagt: Da hab ich nicht dran gedacht. Naja, Pech gehabt.
Ich radelte weiter und kam bald in den Ort Rovigo. Das war wieder so ein typisch italienisches Städtchen mit Flair, wo es mir gefiel. Manche komischen Siedlungen sind offensichtlich nämlich erst neu und so künstlich aus dem Boden gestampft und denen fehlt einfach die Seele.
Nicht so dieses Rovigo. Da ließ ich mich dann auch gleich mal nieder und gönnte mir in einem Straßencafe einen Cappucchino.
Jaja, und dann kam wieder das alte Spielchen, das ich mit meinem Fahrrad im Ausland so gerne treib: auf der Autobahn rumfahren! Naja, diesmal war es nicht gerade eine Autobahn, aber nachdem ich bestimmt 20 km auf ihr geradelt war, stand dieses Schild an ihrem Ende: eine kompetente Straße!? ...vielleicht: eine Straße für kompetente Fahrzeuge? Na, wahrscheinlich eine Kraftfahrstraße!
Oh.
Naja.
Na, das kommt davon, weil also ehrlich, das ist echt ein Mangel hier: Die Radwege in Italien sind überhaupt nicht oder nur ganz mies ausgebaut! (besonders auf Autobahnen und Kraftfahrstraßen *g*)
Ich radelte weiter und kam nach Ádria. Das war wieder ein wunderschönes, gepflegtes Städtchen und hier wollte ich bleiben, was essen und Siesta halten.
Es war hier fast so heiß wie vor ein paar Jahren in Spanien! Doch, ich freu mich, dass ich das offensichtlich immer noch pack, weil ich hab schon dran gezweifelt, ob ich meine Spanien-Tour nochmal schaffen tät? Aber ich bin mir sicher: sogar besser als das erste Mal!
Das Radeln hier ist trotz der Hitze sehr geil, weil es gibt hier keine Berge und wenn mal ne Anhöhe ist, dann grad mal die Auffahrt zu einer größeren Brücke oder so, also lächerlich. Man braucht kaum schieben.
Ich hockte mich jedenfalls rein nach Adria und suchte eine Pizzeria, die offen hatte. Es hatte hier nämlich alles noch zu, weil die meisten machen erst abends auf.
Ich fand "Willys Pizzeria" und bekam dort erst mal ein feines, kühles Bier und dann eine der besten Pizzas, die ich je gegessen hab, wow! Oh Mann, wie lecker!
Nach der Siesta radelte ich weiter Richtung Osten. Leider hatte ich den Po zur Rechten. Der blöde Arsch wurde auch immer breiter und ich radelte dran entlang und fand keine Brücke. Ob da überhaupt noch ne Brücke kommmt, weil der Strom war nun echt schon so breit wie mancher See.
Ursprünglich wollte ich ja nach Venedig und dann weiter Richtung Bibione, um mich dort an den Strand zu flatschen, aber dann fiel mir auf, dass mich Venedig eigentlich gar nicht interessiert und ich auch keinen Bock hab, so ewig zu fahren bis ich mich mal an einen (sauberen) Strand flatschen könnte und dass ich doch deswegen lieber nach Süden fahr! Aber wie gesagt: dazwischen floss der blöde Po.
Nun wurde der Po wirklich SEHR breit und eine Menge Inseln waren drin. Von überall flossen Seitenarme und Zuflüsse rein und die Gegend war teilweise auch sehr sumpfig. Natürlich war das ein weiträumiges Naturschutzgebiet, denn in den Sümpfen und Po-Ufern gab es eine Menge großer Vögel und Reiher.
Rechts von mir floss also der riesige Strom und links erstreckte sich bis zum Horizont Ackerland. Das war auch ganz komisch, denn zwischen den Äckern kam alle paar km mal ein Gutshof, aber die meisten Höfe waren verlassen und verfallen. Das war ja mal ne total morbide Stimmung! Bisher kam doch immer ab und zu ein Dorf, wo zumindest in den Abendstunden das Leben auf der Straße pulsierte - und hier kam überhaupt nix außer Ruinen? Das zog mich runter. Ich will hier weg! Nur: ich kam nicht über den Fluss! ...und wenn keine Brücke kam, musste doch irgendwann mal das Meer kommen mit einem Hafen, dann nehm ich halt eine Fähre. Ich radelte und radelte...
Die Sonne stand schon sehr tief, da erreichte ich ein Dorf namens Ca Venier. In der einzigen Bar dort fragte ich nach einem Zimmer, aber sie hatten keins und hier gabs auch kein Hotel, erst drüben in Porto Tolle, aber das lag auf der anderen Seite des Flusses. Es gab hier auch noch die letzte Brücke über den Po, aber die war noch 5 km weiter, erklärte mir der Barkeeper.
Also radelte ich die 5 km noch runter und fand auch die Brücke.
Leider ging es auf der anderen Seite des Stroms genauso morbide weiter wie drüben. Warum mag denn hier keiner wohnen? Warum gibt es hier denn keine Dörfer? ...nur verlassene Gutshöfe und verfallene Fabriken?
In Porto Tolle fand ich dann zwar diverse Alberges und Hotels, aber die gefielen mir alle nicht, die ganze Gegend gefiel mir nicht, ich wollte hier nicht bleiben. Da radelte ich weiter.
Ich radelte noch wirklich weit - bis nach Riva. Dort wollte ich mein Zelt hinter ein paar Häusern auf einem Acker aufschlagen, aber als ich das Fahrrad abpacken wollte, überfiel mich ein Schwarm Schnaken: nee, nur nix wie ganz schnell wieder weg hier! In mein Badetuch verhüllt und trotzdem andauernd gestochen radelte ich davon, was das Zeug hielt.
Auf einer Böschung zwischen einem verfallenen und einem noch offensichtlich bewohnten Gutshof waren zwar auch eine Menge Schnaken, aber doch nicht gar so viele. Weil auch die Sonne schon untergegangen war, blieb ich hier.
Ich hab heute meinen absoluten Rekord aufgestellt und bin 108 km geradelt!
1 Kommentar:
die Gegend sieht ja wirklich unheimlich aus. Doch ich bin sicher du hättest in so einem verlassenen Gutshof oder in einer Fabrik noch ein "Gästezimmer" zum übernachten gefunden :-) ... uhh...da gruselst mich schon allein von dem Gedanken :-)
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