Also schälte ich mich heute morgen schon früh um halbzehn aus der Heia, packte meine Kamera und radelte zum Bildungszentrum. Die Fotogruppe traf sich davor um halbelf. Nach einigen Instruktionen bekamen wir die Aufgabe, im Gebäude des Bildungszentrums "die Seele des Hauses" einzufangen.
Ts, ts, also was so alles eine "Seele" hat? Kommt denn das Haus dann mal in den Himmel oder in die Hölle?
Allemal ist das Haus ein gigantisches, klassizistisches Gebäude, sehr wuchtig und schwer mit Marmor und hohen Säulen. Um die Höhe darzustellen, muss sich der Fotograf ganz klein machen und möglichst aus der Froschperspektive fotografieren. Drum schmiss ich mich gleich ganz auf den Boden und peilte gerade durch den Sucher die Decke des Hauses an. Grad als ich die optimale Perspektive hatte und auslösen wollte, tauchte im Blickfeld der Kamera ein Mann auf. Besorgt sprach er mich an: "Ist Ihnen nicht gut, brauchen Sie Hilfe?" Ich glaub, ich spinn - jaaa, brauche ich: "Gehen Sie aus dem Bild!" ärgerte ich mich. Erst einen Augenblick später wurde mir bewusst, dass der wohl meinte, ich sei umgekippt...? Hahaha!
Die "Seele des Hauses" kommt eindeutig in die Hölle, weil sie ist mangelhaft, macht krumme Dinger und fällt unter die Rubrik "Pfusch am Bau". Ich hätt's ja auch nie bemerkt, weil wer achtet da schon drauf, aber als ich den Kopf der Säule im Bild möglichst gerade anordnen wollte, fiel mir erst mal auf, wie verdammt krumm dieses Ding überhaupt gebaut ist! Guckt ihr mal meine roten Linien, die ich ins Bild gezogen habe: Die sind alle exakt waagrecht - und so waagrecht sollten eigentlich auch die Ränder der Säulen zueinander sein.
Das Bild find ich auch schön: Da hab ich nicht nur ne spannende Flächeneinteilung ala "goldener Schnitt" hingepfriemelt, sondern auch einen herrlichen Komplimentärkontrast der Farben.
Das dagegen drückt die "Seele des Hauses" richtig geil aus, find ich. Da bin ich gespannt: Wir sollen die Pics nämlich ausdrucken und nächsten Freitag wird das dann besprochen.
Im Außenbereich haben wir auch geübt. An der schönen Brücke zur Insel Schütt sollte sich jeder ein Schloss aussuchen, das ihm gefiel und das mit kleiner und mit großer Blende fotografieren. Mir gefiel dieses Schloss hier: Was für ein schöner bunt-unbunt-Kontrast und die Tiefenschärfe hab ich fast optimal getroffen!
Nun ging's dran, einfarbige Flächen zu fotografieren, insbesondere besonders helle oder besonders dunkle, so dass auf dem Foto dann auch die Struktur des Objekts noch erkenntlich war, z.B. den schwarzen Strickpulli von unserem Lehrer. Da fotografierten wir... bis einer von uns auffiel, dass das jetzt für irgendwelche Passanten auf den 1. Blick schon irgendwie so aussah wie ein Exhibitionist im Stadtpark, der nun auch noch fotografiert wird.
3 Stunden liefen wir da rum, dann war uns ordentlich kalt. Wir hockten uns ins Literaturcafe, wärmten uns auf und laberten ein bisschen. Dann aber nix wie heim und Bilder auswerten!
Nachtrag: Schon am nächsten Tag mailte mir meine Foto-Partnerin die Bilder, die sie von mir gemacht hat. Mensch, die sind ja absolut toll geworden!
P.S.: Ich hab im Sandkasten auch gleich ein Waffenarsenal gefunden!
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