In der Nacht stellte ich fest, dass mein Luftbett leck ist. Es muss ein kleines Loch haben, denn es macht zwar nicht "tschhh", aber nach ca. 2 Stunden ist die Luft draußen. Das ärgerte mich. Außerdem musste ich auf Pinkeln und überlegte, ob ich es mir antun sollte, aufzustehen und in die nasse Wiese rauszulatschen, oder ob es nicht so schlimm ist und ich vielleicht doch wieder einschlaf. Ich drehte mich genervt um, das halbleere Luftbett quietschte, das Zelt wackelte und ... nicht weit vom Zelt weg grunzte etwas ziemlich tief und grantig und trampelte wie ein Pferd. Um Himmels Willen, eine Wildsau!!! Jetzt war ich hellwach, musste auch nicht mehr auf Pinkeln, das platte Luftbett störte mich überhaupt nicht mehr, ich lag stocksteif drauf und wagte keinen Mucks mehr. Was mach ich denn, wenn da auf einmal eine Wildsau gegen mein Zelt rennt? Fieberhaft überlegte ich: ...aber Wildsäue treten doch eigentlich nur in Rudeln auf, dann hätte ich doch mehrere hören müssen. Ich hatte eine Heidenangst, aber das Grunzen wiederholte sich nicht und irgendwann schlief ich dann auch wieder ein.
Am Morgen war ich nicht recht munter. Ich fühlte mich total schlapp. Das Wetter war trüb und mies. Ich fand in der nahen Ortschaft eine Norma, kaufte Milch und Limo und radelte weiter. Leider war das alles Industriegelände und alles war Scheiße, bäh. Heute abend wollte ich mir einen dicken Ast oder Prügel mit ins Zelt nehmen, damit ich mich wenigstens wehren konnte, sollte plötzlich eine Wildsau im Zelt stehen.
Aber erst mal fanden sich nur Ziegen.
Ich radelte einfach weiter. Es blieb mir ja auch nichts anderes. Das Wetter wurde dann weder heller und die Sonne stach gnadenlos runter. Ich hatte schon voll den Wasserbauch vor lauter Trinken, aber trotzdem hatte ich noch Durst.
Es wurde unerträglich heiß und ich hatte einen satten Sonnenbrand an den Armen, obwohl ich mir so fett Sonnenmilch draufgeklatscht hatte, dass es gar nicht mehr einzog und ich ganz weiß war.
Guckt ihr rechts, das ist ein Stromhäuschen. Solche Türmchen gab's früher auf dem Land an jeder Ecke und oben waren über die Masten die Leitungen zu den Höfen gezogen. Da hockte ich - völlig erschöpft - im Schatten vom Landgasthof Krone, kurz vor Ulm und hechelte vor mich hin.
Die Gegend um Ulm ist echt total skurril: Da gibt es Ortschaften mit lauter Neubauten an Einfamilienhäuschen, überall stehen bonzige Autos in den Garagen, aber es ist kein Mensch auf der Straße. Wenn es Läden gibt, dann sind es Kunststofffenster-Hersteller, Heimdekor, Grafiker und Werbeagenturen, Versicherungen - aber keine Lebensmittelläden, wo man mal ne Milch oder ne Limo kaufen könnte! Mit meinem riesigen Durst kam mir das regelrecht gespenstisch vor: Da radel ich durch ein Dorf voller Läden, hab 100€ in der Tasche und schaffe es nicht, auch nur einen halben Liter Wasser zu kriegen!
Ich schob dann noch groß über einen Berg und kam auf der anderen Seite in Talfing raus, auch so eine Bonzensiedlung. Hier gab es aber wenigstens einen Netto. Dösig saß ich vor dem Netto im Schatten und futterte die Salami, die ich mir gekauft hatte, um meinen Salzhaushalt wieder auszugleichen. Ich schwitz nämlich am Tag rund 4 Liter Limo raus und schwitz mir damit das ganze Salz aus dem Körper.
Dann kam ich runter an die Donau. Der Donaugrund ist ja echt wunderschön! In Ulm konnte ich aber nicht zelten, so radelte ich auf der anderen Donauseite wieder stadtauswärts bis ich an ein paar Maisfelder kam und Wiesen, wo ich dann mein Zelt aufschlug. In dieser Nacht bekam ich keinen Besuch und ich schlief auch ganz super!
Samstag, 20. August 2011
bis Ulm
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