Sonntag, 16. Juni 2024

Underground Death-Fest am Samstag

Am Morgen prasselte heftiger Regen gegen das Naglfar. Der Wind bließ so scharf, dass das ganze Wohnmobil andauernd wackelte. Ich mein, ich mag das ja, kommt man sich vor wie in einer Wiege, sanftes Geschaukel auf fetten Stoßdämpfern ... aber ein Geräusch passte nicht: lautes Geflatter von nebenan war zu hören und als ich zum Fenster raus guckte, bemerkte ich die Nachbarn, ein Pärchen, die mit ihrem Pavillon kämpften. Der Pavillon war vom Sturm schon zur Hälfte abgedeckt, die Frau hing an einen Ende und versuchte, die Plane festzuhalten, wobei sie Gefahr lief, selber gleich mit abzuheben so wie es aussah - und der Mann versuchte, die Heringe zu lösen, denn unter dem Pavillon stand deren Auto und die ganze Konstruktion drohte, auf das Auto zu stürzen ....und auch auf meines, das ja gleich daneben stand. Also sprang ich raus aus dem Naglfar und hängte mich mit an den abhebenden Pavillon. Gemeinsam konnten wir dann die Plane so weit entfernen, dass man wenigstens das Gestänge im Griff hatte und den Pavillon abbauen konnte.

Ich hatte es gestern schon bemerkt, dass im Naglfar über meinen Frühstückstisch eine Ameise krabbelte. Dann bemerkte ich noch eine und nach einer Weile nochmal zwei. Auch in meiner Küche (gleich daneben) krabbelten zwei Ameisen um meinen Orangensaft. Seit das Naglfar in der Werkstatt stand, habe ich jetzt Ungeziefer im Auto!

Muss ich jetzt hysterisch werden, weil es waren ja nur einzelne und ich nehme an, es sind nur Arbeiterinnen und keine Königin, also kein Nest. Wahrscheinlich sind sie irgendwie ins Naglfar gekrabbelt, vielleicht waren sie auch auf dem letzten Campingplatz in eine geleerte Flasche oder Bierdose gekrabbelt, die ich dann in eine Tüte packte und in den Kofferraum schmiss. Jetzt krabbeln sie da vereinzelt im Auto herum. Ich überprüfte sofort die Lebensmittel: Zucker, Schokolade, Kekse - aber nichts war befallen.

Ich werde jetzt sofort gleich morgen Ameisenfallen kaufen und im Naglfar auslegen. Mal sehen, wie stark der Befall ist. Notfalls fahre ich zum Kammerjäger!

Erst mal frühstückte ich fertig und ging dann vor zum Gelände. Das Wetter war wieder besser geworden und es schien sogar zaghaft die Sonne.

Es waren auch schon eine Handvoll Leute vor der Bühne und lauschten der Vorstellung.

Ich habe ja an meiner Kutte auf der Schulter immer eine Ratte. Es ist eine ausgestopfte Stoffratte, die ich mal bei Ikea gekauft hatte und dann an meine Kutte genäht hab. Da kam einer rein, der hatte gleich einen Papagei! ...und: Es war ein echter Papagei! Na, ob dem jetzt das Konzert so wirklich gefallen hat?

Ah, da kam eine Band, die ich ja tatsächlich kannte: Argash. Die hab ich erst vor kurzem auf dem Braincrusher-in-hell gesehen.

Das kleine Festival hatte nur 1 Bühne. Das hatte den Vorteil, dass immer eine Umbaupause nach jeder Band kam. So gab sich die Gelegenheit, zwischen den einzelnen Gigs auch mal ein bisschen rumzugucken und sich die anderen Wohnmobile genauer anzuschauen, z.B. dem Frohwald seines. Der hat sein Wohnmobil ja einem Hamburger abgekauft und so ist auf dem Auto hinten ein großes Bild von Hamburg drauf. Das Bild ist sehr witzig und hat bemerkenswerte Details. Mir haben am besten diese beiden Engelchen gefallen, die von einer Wolke runterstrullern.

Da kamen schon wieder die ersten Töne von der nächsten Band: Hellknife. Der Umbau war fertig und die traten nun auf.

Hellknife gefielen mir richtig gut!

Insbesondere der Drummer. Er gab wirklich alles! Der fetzte da rein, voll Speed, und das ne gute Stunde lang, einfach wow! Ich finde, Drummer werden sowieso viel zu wenig gewürdigt. Sie sitzen meistens nur im Hintergrund, leisten dort aber die ganze Arbeit. Der Sänger heimst dann den ganzen Applaus ein, obwohl zum Singen bei weitem nicht so viel gehört. Allemal war dieser Drummer echt eine Show für sich. Leider gibt es kein scharfes Foto von ihm, weil er kam ja keine Sekunde mal zu einem Stillstand, der ganze Mann wackelte und bebte non-stop.

Danach kamen die da. Das war eine Profi-Band, da stimmte alles, keiner verspielte sich - aber mir gefiel es nicht. Das war irgendwie so ... ja, ich weiß nicht: New Metal? Crunch? Es war auf jeden Fall künstlerisch wertvoll, denke ich, denn die spielten teils ganz skurrile Parts, da gehört echt was dazu. Aber mein Stil war das nicht.

Die nächste Band gefiel mir wieder besser und der Headliner, Path of destiny, war am besten. Ja, ich bin tatsächlich bis zum Headliner geblieben, weil ich war noch munter, es war eine gute Stimmung, weil nun doch ein paar Leute mehr da waren und es war nicht gar so kalt wie gestern.

Also insgesamt war das kleine Festival echt gelungen. Es hätte nur ein klein bisschen größer sein dürfen, vielleicht kann man ja nächstes Jahr ein bisschen mehr Werbung dafür machen?

1 Kommentar:

Pappa Dieter hat gesagt…

Ich danke Dir für Deinen schönen Blog. Du kennst also auch den Frohwald, schön. Und dass Dir meine Freunde von POD gefallen haben, zeugt von gutem (hartem) Musikgeschmack. Vielleicht laufen wir uns ja mal irgendwo übern Weg, die Ratte als Markenzeichen ist schon ein Alleinstellungsmerkmal.
\m/on!
Pappa Dieter