Sonntag, 20. Oktober 2024

Mittelalterfest Feuchtwangen

Das letzte Open Air für dieses Jahr stand auf dem Plan, das Mittelalterfest Feuchtwangen. Schon am Montag beobachtete ich die Wetter-App: Es duscht in einer Tour das ganze Wochenende durch . Am Dienstag wurde dann nur noch für den Samstag Regen gemeldet. Am Mittwoch zeigte es dann für das Wochenende nur noch Nebel an und leichten Regen, aber nur nachts. Die App konnte sich nicht entscheiden, wir mussten die Realität abwarten .

Roland, der Veranstalter, hatte mir auf Facebook versprochen, ich dürfte auf dem Händlerparkplatz parken, also fuhr ich doch gleich mal direkt vor die Tür und stellte mich 10 Meter vor den Eingang, klasse .

Der Ralf hupfte aus dem Auto, kaum dass ich stand und erkundete gleich die Gegend. Hinter dem Naglfar ging es einen kleinen Hang hinunter und da kam man von der Rückseite ins Lager. Die Lagerleute waren noch fleißig am Aufbauen. Die allerletzten Lagerleute ganz am Ende des Lagers war die Gruppe "Piraten ohne Boot" , bestehend aus unseren Freunden Schleichi und Geromé, die mit ihren historischen Zelten rumkämpften. Die schweren Holzstangen waren kaum gerade zu halten, zudem der Peter dann auch damit allein gelassen wurde, denn der Ralf nahm sich aus meinem Laderaum ein Bier, stand nur im Weg rum und verleitete auch noch den Geromé, sich dazu zu setzen. Peter ärgerte sich wohl, aber wenn es um Arbeit und Anpacken geht, gibt es viele völlig merkbefreite Gestalten .

Ich kam dazu und guckte. "Ich schlage vor, ich mach mal meinen Grill klar, Ralf schicken wir zum Einkaufen ins Kaufland und ihr baut gar euer Lager fertig" sagte ich. "Die beste Idee, die wir heute gehört haben!" riefen die Piraten begeistert.
Als der Ralf dann vom Kaufland wieder kam, waren wir alle mit unseren Jobs fertig, legten gleich fett Würstchen und Bacon auf und feierten.

Die Piraten schürten dann noch ihre Feuerschale an, und da wurde es dann richtig gemütlich, also zumindest im Umkreis von nem Meter. Ein Stück weiter unter der Brücke lagerte einer, der dort offensichtlich wohnte . Er saß den ganzen Tag auf seinem Schlafsack und seinen Sachen und Tüten und glotzte Löcher in die Luft. Unter der Brücke, neben dem Lager floss ein kleiner Fluss und abends wurde es überall arg neblig und feucht. Warum sich der Obdachlose nicht wenigstens ein Zelt hinstellt?

Die Händler dagegen campten wie die Maden im Speck. Es gab sogar eine Wasserleitung und gegenüber stellte einer eine Waschmaschine hin und wusch da seine Klamotten. Die haben natürlich auch die entsprechenden Hänger, 8 Meter lange Wohnwägen, LKWs mit Wohnaufbauten, also echt toll.

Ich war schon froh, dass meine Standheizung ging .

Der Ralf schlief bei den Piraten im Zelt. Eigentlich zeltete er ja im Schwimmbad, aber da durfte er erst morgen hin und so belagerte er eben das Piratenzelt.

Gegen Mittag stand ich am Freitag auf. Die Heizung lief, ich machte mir einen Kaffee, setzte mich gemütlich hin und filzte an meinen Hüten weiter, die ich mir zum Basteln mitgenommen hatte. Der Markt machte erst um 17 Uhr auf und zuerst war auch noch gar nicht viel los. Da sah ich auch endlich mal den Charly wieder! Ich war ja dieses Jahr fast nur in Metal unterwegs, hatte kaum ein Mittelalterfest besucht und alle möglichen Leute drum schon ewig nimmer gesehen. Da waren sie nun alle wieder!

Heidi und Thomas hatten wieder ihre Piepmätze dabei und trugen sie spazieren, was für niedliche Vogels ! Der kleine Weiße da würde doch hervorragend zu meiner Gewandung passen, oder? Ich hätte ja tatsächlich gerne ein Tier, am liebsten eine Katze, aber bei meinem Zigeunerleben geht das einfach nicht. Ein Hund würde da schon eher passen, aber Hunde mag ich nicht so, und außerdem sind sie auf Metal-Festivals verboten. Ich hatte schon an eine Schildkröte gedacht, aber ab und zu wollte ich ein bisschen schmusen und dafür sind Schildkröten glaub ich nicht so geeignet. Wär vielleicht so ein Vogel eine Option? ...und wenn er dann fort fliegt und nicht wieder kommt? Ach nö.

Ich ging mal zu den Piraten und hockte mich ein bisschen zu ihnen ins Lager. Auf den dicken Fellen war's ganz gemütlich, aber irgendwie saß ich schief, da war irgendwas. Das störte mich erst mal nicht und ich saß mit am Tisch, laberte, soff, freute mich, bis ich dann endlich gehen wollte. Oh, unter dem Fell war eine Tüte mit (offensichtlich) einem Wurstbrötchen drin. Na, jetzt hatte der Pirat halt einen plattgedrückten Pfannkuchen .

Als es Abend wurde, kamen Trollfaust auf die Bühne. Es war einer ihrer letzten Gigs, weil ich habe gehört, Trollfaust wollen aufhören . Hee, das können sie doch nicht machen?!

Zuerst hatten sie mal technische Probleme und popelten ratlos an ihrer Elektronik rum. Dann lief das Equipment aber anscheinend, und sie legten los. Neue Songs hatten sie leider auch nicht, naja, wozu auch, wenn sie wirklich aufhören wollen...?

Da fanden sich vor der Bühne dann eine Menge alter Bekannter ein, stellenweise schon jenseits von gut und böse, grad dass sie noch stehen konnten .

Das Wetter hatte gehalten, auch wenn es trüb und neblig war. Was für eine schöne Halloween-Stimmung!

Ein Haufen Bekannte waren gekommen, sogar die Renate mit dem Ingo!

Dem Charly ging's gut.

Der Ralf hatte den letzten Troll getroffen, der noch da war. Die anderen Trollfäuste waren gestern nach dem Aufritt schon abgereist.


Eins hat nicht so gepasst: Es waren viel zu wenig Klos da, die hätten ruhig noch ein paar Dixis aufstellen dürfen. Da machte ich mir nicht viel draus, weil mittelaltermäßig hock ich mich meistens einfach auf den nächsten Gulli, den langen Rock um mich ausgebreitet, sieht kein Mensch, was ich da mach. Naja, so direkt vor allen Leuten muss das auch nicht sein, meistens such ich mir schon einen etwas abgelegeneren Gulli, und so lief ich da mal hinter, wo es etwas finsterer war.

Huch, da waren ein ganzer Haufen gewandeter Leute! Sie standen um zwei Kisten und verteilten Fackeln. Schon hatte ich eine Fackel in die Finger gedrückt bekommen. Hee, ich wollt hier eigentlich nur mal Pipi... Also stellte ich mich mit der Fackel halt mal in die Reihe. Die Fackeln wurden angezündet, und es ging los: Da war ich ganz aus Versehen in den Lagerlauf geraten, aber na gut, dann machen wir halt den Fackelzug mit, ich fall ja mit meinem Hexendress dabei überhaupt nicht auf, jubel!

Oh, das war lustig und der Fackelzug ging mit Geschrei und Getöse über den ganzen Festplatz. Die nichtgewandeten Besucher filmten und fotografierten. Also wenn mich das Zelten nicht so abschrecken tät, würde ich echt auch gern bei einem Lager mitmachen. Vielleicht kann ich mich ja mal als Gastlagerist bewerben?

Ansonsten bin ich schon recht froh um mein luxuriöses Naglfar, kuschelte mich dann in mein Federbett und grunzte mir gemütlich einen drin ab. Nein, also der Ralf im Zelt am Schwimmbad wollte ich grad nicht sein und noch weniger der Obdachlose da hinten am Brückenpfeiler.

Jetzt hab ich nur ein Problem auf meinem Händlerparkplatz: Ich bin hoffnungslos zugeparkt von lauter Händlern und ihren Wagen. Der Markt geht jetzt am Sonntag noch bis 19 Uhr. Erst dann packen die Händler ein, und ich hoffe, dann fahren auch ein paar gleich ab, damit ich hier raus komm. Drum machen Ralf und ich heute den Sonntag mit all den Kindern und Stinos halt auch noch mit.

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