Freitagnachmittag suchte ich mein Punzierleder. Ich will mir nämlich so ne Larp-Lederkrone basteln. Zuerst malte ich die Form auf ein Papier, schnitt das aus, wickelte es mir um den Kopf rum und schnipselte weiter, bis das Papier passte. Nun musste ich es noch auf das Leder übertragen ... aber ich fand das Leder nicht . Letztes Jahr hatte ich mir 2 Lederstücke zum Punzieren bestellt, eines habe ich punziert und das andere irgendwohin geräumt für spätere Punzierwerke.
Am Freitag meinte ich also, ich müsste dieses andere Stück Leder mit auf die Ranch nehmen, um da draußen in freier Natur ein wenig zu basteln, aber ich fand das Leder nicht! Ich kramte und suchte, bis es auf einmal klingelte, der Ralf vor der Tür stand und irgendwas wollte. Er kam rein, setzte sich aufs Sofa, machte sich ein Bier auf und erzählte mir was und irgendwie kamen wir überein, dass wir nun sofort - ohne das Leder - auf die Ranch fuhren.
"Nimm dein Zelt mit" riet ich dem Ralf noch, aber der meinte, er würde nicht auf der Ranch übernachten, weil er um 23:30 Uhr bei der Teresa zu Besuch angemeldet war.
Nein, auch nicht mal "für alle Fälle" wollte er sein Zelt mitnehmen.
Naja, dann nahm ich halt nur meins für mich mit.
Der nach jedem Mittelalterfest immer mehr überhand nehmende Met-Bestand in meinem Regal muss dringend einmal aufgebraucht werden, weil sonst verdirbt das Zeug noch, nä . Also nahm ich 2 Flaschen Met mit auf die Ranch.
Meine drei kleinen Gasflaschen hatte ich ja jetzt umgetauscht in eine große rote 5-kg-Druckluftflasche + einen Druckminderer, und wenn ich nun schon den Ralf dabei hatte - so als Ersthelfer, falls ich mitsamt dem ganzen Gas in die Luft flieg, dachte ich - dann wollte ich doch mal loslegen mit der Feuerspeierei. Wir bastelten also die Teile zusammen und warfen den Grill an, damit ich den Flammenwerfer an irgendwas entzünden konnte.
Schon fauchte das Teil los und ich begann, die Ameisen abzufackeln. Damit ich mir nicht die Füße verbrenn, hab ich auch extra meine Rangers mit Stahlkappen als Sicherheitsschuhe mitgenommen.
Nun ist das mit der Verbrennerei aber auch nicht so wirklich der Hit, weil die Ameisennester sind ja unter dem Pflaster, dieses ist ordentlich dick und bis da mal die Hitze durchkommt, dauerts. Also entzündete ich einfach auf jedem Nestausgang ein Stück Holzkohle. Da ziehts den derben Rauch in den Bau, verkokelt außerdem eine Menge herumkrabbelnder Ameisen zu Brandleichen, macht den Eingang ordentlich heiß und verrußt auch alles, dass den Ameisen ihre Nester gescheit vergehen, hoffte ich.
Der Ralf hat Lunte gerochen: Gibts irgendwo ein Bier oder brennt irgendwo ein Feuer, ist der Ralf zur Stelle. Ja und wenn es beides gibt, dann hat das eine hypnotische Wirkung auf den Ralf und so hatte er sich die Feuerschale geschnappt und kokelte und süffelte lustig vor sich hin. Ich dachte nur noch: "Hättste mal dein Zelt mitgenommen", aber Ralf war immer noch felsenfest in der Überzeugung, dass er ja dann später zu Teresa geht .
Teresa, die ja nicht weit von der Ranch weg arbeitet, könnte ja auch nach ihrem Feierabend herkommen und ihn abholen, fiel ihm dann ein. Er trank noch ein Bierchen und philosophierte: Ja, kommt sie oder kommt sie nicht, das ist hier die Frage. Er trank noch ein Bierchen und noch ein Metchen und schrieb der Teresa eine Message, aber sie antwortete nicht. "Hee, sie ist in der Arbeit. Da arbeitet man im Allgemeinen und hat nicht jederzeit Gelegenheit, seine Messages zu lesen und zu beantworten" sagte ich. Aber Ralf zog einen Flunsch und ertränkte seinen Frust in noch einem Bierchen.
Ja, und als die Uhr von weitem über die Felder elf geschlagen hatte, da lag der Ralf auf dem Bauch in der Wiese und schnarchte. "Hättste nur mal dein Zelt mitgenommen!" dachte ich wieder und weckte ihn. Ziemlich benommen, wie er war, konnte ich ihn grad mal dazu bewegen, sich wenigstens auf die Liege zu legen statt auf den Boden, aber da lag er nun wie ein Toter.
Ich würde mich jetzt ablegen in mein Zelt, jo ... aber so konnte ich ihn ja auch nicht liegen lassen. Also kramte ich den Schuppen durch, ob sich nicht was zum Abdecken findet und tatsächlich fand ich eine Decke. Also deckte ich den Ralf mal zu.
Es war eigentlich Regen und Gewitter gemeldet, also nahm ich die Bauplane vom ehemaligen Komposthaufen und legte sie noch über die Decke auf den Ralf. Wenn es regnete, blieb Decke und Ralf dann vielleicht wenigstens halbwegs trocken.
Naja und was ist jetzt mit Teresa? Es war jetzt halbzwölf und die beiden hatten doch ein Date? Also messagte ich Teresa an, telefonierte dann schließlich mit ihr und erklärte ihr, dass der Ralf heute nicht mehr zu ihr kommen würde.
Dann legte ich mich ab in mein Zelt , gute Nacht, Ralf! (Hättste mal dein Zelt mitgenommen!)
In der Nacht so gegen Morgen regnete es tatsächlich. Dicke Regentropfen prasselten auf mein Zelt *klitsch klitsch klitsch*. Ha, da wird mein Gemüse gegossen, dachte ich zufrieden, drehte mich auf die andere Seite und schnarchte selig weiter. Ja, so ein Zelt ist schon was Schönes...
Am nächsten Morgen schien die Sonne. Der Ralf war auch schon wach. Immerhin hatte meine Decke-Bauplane-Konstruktion funktioniert und er war überhaupt nicht nass geworden. Allemal rief er Teresa an und sie vereinbarten, dass sie sich dann halt eben heute treffen und Teresa auf die Ranch radeln wollte, um den Ralf zu besuchen.
Ich fing unterdessen an, ein bisschen Unkraut zu rupfen und Dornen zu schneiden, fand eine tote Amsel in der Hecke, mähte den Rasen ... und der Ralf freute sich auf Teresa und gab sich den restlichen Met, bevor die bösen Ameisen drüber her fielen.
Mittlerweile waren die Nachbarn im Nachbarsgarten angekommen und man hörte Schüsse. Die schießen da nämlich immer rum. Die spielen Paint-Ball oder irgendsowas und in ihrem Garten trainieren sie und ballern mit dem Luftgewehr in der Gegend rum. Also lief der Ralf gleich rüber (oh hochinteressant!! Naja, Männer, halt...), um die Nachbarschaftspflege aufrecht zu erhalten. Der Nachbar und der Ralf ballerten also in der Gegend rum und lachten, dass man es bis rüber auf die Ranch hörte. Wie schön sich doch so Männer unter sich amüsieren können...?
Ich rupfte Unkraut, da radelte Teresa daher. Halli hallo und blablabla, "setz dich, magst was trinken, ich hol dann mal den Ralf, der ist bei den Nachbarn." Also lief ich rüber: "Rahaalf, Teresa ist da!" "Ja, ich komm gleich!"
Da lief ich wieder rüber. Ralf würde gleich kommen und ich verzog mich ins Gebüsch und schnipselte weiter an meinen Dornen. Nach ner Weile guckte ich wieder vor: kein Ralf war da und Teresa hockte relativ mumpfelig allein am Tisch. Also blies ich mal in mein schönes Rufhorn. Das hört man bis zum Flughafen, also Ralf, los, komm!
Nach einer weiteren Weile kam schließlich Teresa zu mir ins Gebüsch, sagte mir, dass sie jetzt wieder geht und tschüß. Oh weh....
Nach gefühlten 10 Zentnern weiterer geschnipselter Dornen kam dann endlich auch mal der Ralf.
Ja, Pech g'habt! Hättste mal dein Zelt mitgenommen und wärste mal da gewesen, wenn die Madame extra wegen dir aus Fürth daher radelt! Jetzt isse wieder fort.
Da hockte sich der Ralf an sein Lagerfeuer, zog einen Flunsch und gab sich ein Bier.
Gegen Abend und etlicher Messages hatte er nun mit Teresa tatsächlich eine letzte Chance ausgehandelt: Damit er nicht wieder zu den Nachbarn oder sonst wohin davonlaufen konnte, sollte ich ihn an einen Baum festbinden. Wenn Teresa ein Foto bekommt, das beweist, dass der Ralf an den Baum gebunden ist, wollte sie sich ein Taxi bestellen und herkommen und ich sollte so lang Sorge tragen, dass der Ralf brav am Baum gebunden bleibt.
Ein Stück Wäscheleine war schnell gefunden. Naja, das Seil war's wohl nicht, was ihn hielt, aber nachdem ich dem gefesselten Ralf sein Bier und die letzte halbe Flasche Met in die Finger drückte, ergab der sich gefügig in sein Gefangenen-Schicksal.
Ich lief gleich vor und guckte, ob schon ein Auto kam. Kam aber keins.
"Ich muss mal" jammerte der Ralf. "Sind sie schon da?"
"Dann mach doch einfach in die Büsche und nein, es ist noch kein Auto in Sicht." meinte ich.
Und dann endlich! "Da kommt ein Auto!"
"Das ist Teresa's Auto, sie ist selber gefahren" meinte Ralf.
"Nein, das ist ein Taxi! ...und es kommt direkt hier rein!" lachte ich.
Es war tatsächlich ein Taxi und Teresa ließ sich mit dem Taxi direkt an den Baum fahren, an dem der Ralf noch immer festgebunden war. Der Taxifahrer war eine orientalische "Fachkraft", also ein junger, bärtiger, schwarzhaariger Muselmann (wahrscheinlich ein Türke), aber der guckte reichlich doof. Ja, Baby, so läuft das in Deutschland: da haben die Weiber keine blöden Kopfwindeln an und kuschen duckmäuserisch vor irgendwelchen Machos, sondern sie fesseln die Männer ihrer Wahl einfach an einen Baum und nehmen sich, wie es ihnen gefällt!
Aber Teresa vergewaltigte den Ralf nicht gleich direkt am Baum. Sie schnitt ihn los und knuddelte ihn: na, das ist halt wahre Liebe!
Ha, wenn ich Teresa gewesen wäre und meinen Kerl am Baum gebunden vorfände, hätte ich erst mal den Zurrgurt aus dem Schuppen geholt und ihn ordentlich verdroschen.
Aber Teresa war lieb und knuddelte den Ralf und lachte gescheit. Naja, da verzog ich mich mal diskret in mein Zelt und pennte. Tja, Ralf, noch einmal: Hättste mal auch ein Zelt mitgenommen!
Naja, allemal war's wunderschön auf der Ranch und wir fuhren dann erst am Montagabend wieder heim. Das ganze Pfingst-Wochenende nur auf der Ranch abgehangen und es war sooo schön!
Jetzt siehts langsam auch wieder relativ kultiviert auf der Ranch aus. Die alten Gerüstteile haben wir aus dem hinteren Schuppen vor geschleppt, die lass ich dann abholen und wir können den baufälligen, hinteren Schuppen einreißen. Meine Zucchini hat jetzt schon richtige Zucchinis, ist das nicht voll niedlich? Wie auch immer: die Ranch ist der schönste Platz auf der Welt!
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