Am 02.01.1945 war ein Großangriff auf Nürnberg, alles ist total zerbombt worden und die Altstadt war danach zu 90% zerstört. Drum ist da jedesmal in der
Gestern bin ich dann schon ein bisschen eher schlafen gegangen - also schon etwa um 2 Uhr - und drum bin ich tatsächlich heut auch schon gegen mittags um 12 aus dem Bett gekrabbelt. Ich frühstückte gemütlich, zog mich wetterfest an und lief den Burggraben entlang bis rauf zum Tiergärtnertor. Da traf ich dann grad noch auf die WK-II-Gruppe, die soeben los lief. Es waren bestimmt so 20 Leute und ein Mensch von den Altstadtfreunden erklärte die Geschehnisse:
Viele Häuser hatten Hauszeichen - so wappenartige Steinmetzereien - und die wurden zu Beginn des Krieges dann in Gips gegossen, damit man sie rekonstruieren konnte, falls sie zerstört würden. Das war dann auch bei 99% all dieser Wappen der Fall. Man hat sie aus den Gipskopien neu hergestellt und dann teilweise auch an Häuser angebracht, an denen sie vor dem Krieg gar nicht hingen. Aber alles in allem sind wir heute froh, das wir überhaupt das noch haben.
"Heutzutage" erklärte der Altstadtfreund "müsste wohl zur Genehmigung der Anfertigung von Gipsabdrücken erst einmal eine Kommission einberufen werden und bis diese dann zu einer Entscheidung käme, wäre der Krieg auch schon wieder vorbei."
Die Stadtführung endete im Fembo-Haus, das wir dann noch kostenlos besichtigen durften. Das war dann aber schon um 14:45 und ich wollte doch bis 15 Uhr oben am Paniersschulhaus sein, weil da begann die Führung durch den Paniersbunker.
Vom Paniersschulhaus sieht man derzeit nicht viel, weil es ist von einem Gerüst umbaut. So sehenswert ist es aber auch nicht. Das einzig Bezeichnende: Ich bin dort von 1968 bis 1972 zur Schule gegangen!
In der Schule wird immer noch unterrichtet. Mei, als ich ins Foyer kam, da wirkte alles so eng und klein. Ich hatte das viiiel größer in Erinnerung. Das liegt wohl daran, weil ich damals noch so klein war. Im Verhältnis zu meiner Größe waren die Räume damals riesig, und heut bin ich halt ein wenig größer.
Ansonsten haben sie die Schule anscheinend tatsächlich komplett so belassen wie sie damals auch schon war. Sogar die alten Schwingtüren hängen noch drin, original mit 60er-Jahre Türgriffen. Ich find das klasse: Hoffentlich steht das alles unter Denkmalschutz, nicht dass das mal einfach weggerissen wird.
Ich weiß auch noch: Wenn wir vom Pausenhof wieder rein kamen, war rechterhand so ein Gitter. Dahinter war's immer finster und ich hab mich damals immer ein bisschen gefürchtet, weil da gings in den Keller und da hocken die Geister... Ich wusste nicht, WAS für ein Keller dort unten ist und WAS für Geister da hausen: Es geht dort nämlich zu den Felsengängen, die die ganze Nürnberger Altstadt untergraben.
Im Mittelalter wurden diese Felsengänge als Bier- und Vorratskeller angelegt. Nach Erfindung der Kühlschränke lagen sie dann brach, aber als der Krieg begann, bekamen sie eine neue Funktion, nämlich als Bunker. Ihnen ist zu verdanken, dass beim gesamten Bombenkrieg gegen Nürnberg "nur" 6000 Leute umkamen. Im Verhältnis zu anderen deutschen Städten ist das höchst wenig.
Der Bunker ist normalerweise nicht für Besichtigungen freigegeben. Nur jetzt in der KW 1 wurden Führungen genehmigt, allerdings meckerte die Bauaufsichtsbehörde, dass jeder Besucher da unten einen Helm tragen muss. Drum setzte ich mir halt mal so einen schicken Bauhelm auf. (Das Blaue an der Krempe ist meine Haarspange: die passte nicht mehr unter den Helm)
Also stiegen wir runter in die Katakomben.
Dort hing dann ein alter Stadtplan von Nürnberg, auf dem alle Bunker eingezeichnet waren. Ja, da hatten wir hier in St. Leonhard ja nicht einen einzigen Bunker in Reichweite?! Das war wohl auch nicht nötig, denn außer 3 Straßen, der Friedhof und die Kirche waren da ja noch voll Felder und Acker!
Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, weil wenn man so alte Bilder von Nürnberg sieht, ist immer alles komplett voller Ruinen und man sieht kaum ein noch bewohnbares Haus. Wenn ich aber hier die Straße entlang schau, dann stehen da lauter alte Häuser, die allesamt noch recht unbeschädigt ausschauen - inklusive meins.
Naja, allenfalls gingen wir weiter und kamen in einen Raum, der der Gauleitung vorbehalten war.
Der Gauleiter hatte da - neben dem Oberbürgermeister - ein Büro mit Schreibtisch, Aktenschränken und einem Notstromaggregat. In der Ecke war so ne Mulde: der Lokus! Muss ein Plumpsklo gewesen sein, weil Rohre sieht man da ja nicht.
Anders ein paar Meter weiter: Dort waren die Toiletten für die Jungs. Drüber waren ja nämlich 2 Schulen, die Grundschule Paniersplatz und nebenan das Scharrer-Gymnasium, so dass bei Bombenalarm der ganze Bunker voller Schüler war.
Die Sightseeing-Gruppe zwängte sich weiter durch die engen Gänge. Die Decken hingen recht tief und da wir alle mit dem Helm
Dann wurde der Gang wieder etwas geräumiger.
Unter der Erde waren wir nun schon so weit gelaufen, dass ein Schild dort stand: zum Rathenauplatz
Ein paar Gänge weiter waren diese Balken in den Felsen getrieben. Es sind Konstruktionen aus dem Bergbau, die den Einsturz verhindern sollen. Na, ich hoffe, das hält!
Größere Räume hatten Bezeichnungen. Damit man noch wusste, wo man ist, standen die Namen der Räume an der Wand geschrieben: Grals-Dom! Es wurde also auch damals schon alles schön-geredet, weil "Drecksloch" fänd ich irgendwie viel passender.
Endlich gings dann wieder nach oben. Wow, da hatte ich jetzt so ne richtig schön morbide Stimmung eingefangen und um die nicht zu verlieren, lief ich einen groooßen Bogen um die Shopping-Area. Es ist ja nun Weihnachten und der ganze Scheiß mit den Feiertagen endlich vorbei und das normale Leben hat wieder angefangen, es ist ein normaler Werktag, die Läden haben offen, alles ist wie immer... nein, ich genieße heute lieber noch ein Stück Geistesabwesenheit und schwelge mit Gedanken lieber noch eine Weile in düsteren Dimensionen.
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