Zufrieden kam ich mit dem Naglfar in Nürnberg an. Am Parkplatz tauschte ich die Autos und fuhr mit dem Röhrle weiter. Zuhause schleppte ich das ganze Gepretze aus dem Auto in die Wohnung rauf. Dann zog ich mich um. Doro-Shirt und Doro-Kutte hatte ich schon vor zwei Tagen hergerichtet, denn viel Zeit hatte ich nicht mehr. Eine kurze Verschnaufpause blieb nur, dann ging's gleich wieder los in die U-Bahn und ab zum Löwensaal.
Erstaunlich viele Leute standen da an, wer hätte das gedacht. Trotz des stolzen Eintrittspreises von über 60 € war das Konzert ausverkauft. Es war spürbar kälter geworden, die milde Wetterfront war abgezogen, und ich fror. Endlich war ich am Eingang, zeigte mein Ticket her und ließ von der Security-Frau meine Tasche durchleuchten. Drin habe ich u.a. die Bier-Lämpchen, immer so 10 Stück hab ich dabei in einer alten Filmdose, so ein kleines, schwarzes, rundes Plastikding, in dem man früher zu analogen Zeiten einen Film für den Fotoapparat aufbewahrte. "Aha" sagte die Securitine: "den Farbfilm haste also nicht vergessen ". Wow, die kannte sich echt aus
!
Die ganze Schlange an Leuten von draußen stand nun drinnen an der Garderobe an. Also nein, ohne mich: Ich ging gleich in den Saal bis hinter an "mein" Eck neben der Theke. Diese ist aus leeren Bierkisten gebaut, in die man nämlich auch alles an Klamotten und Gepäck einfach reinstopfen kann. Ich hatte die Motörhead-Jacke an, so individuell bepatched, die wagte keiner zu klauen. Dazu noch dieses uralte Netz-Westchen (ich liebe es!), das hab ich in den 90ern irgendwann damals schon für billige 19,90 DM (!) gekauft gehabt, also das klaut auch keiner - rein in die Bierkisten!
Erst mal ging ich gleich wieder raus aus dem Gebäude, denn vor dem Eingang stand ein Pizza-Wagen. Ich hatte zuhause nicht mal Zeit gefunden, etwas Anständiges zu essen. Ich kaufte mir eine Schnitte Pizza und ging gleich wieder rein. Die Schnitte hatte vor Kurzem auch noch 3 € gekostet, jetzt 5, ja mei...
Da spielte nun schon der Opener: Holy Mother. Ich wusste gar nicht, dass Doro eine Vorband hatte, auf dem Ticket stand nichts davon. Mei, und da tönten nun Songs, die ich früher überall gehört hab und nie genau wusste, von wem das jetzt eigentlich ist. Jetzt - 40 Jahre später - hör ich sie wieder und denk mir: Ach, DIE waren das?!
Das gefiel mir gut. Eine CD würde ich mir nicht kaufen wollen, aber vielleicht einen Patch für meine 80er-Kutte, die ich soeben trug? Leider verkauften sie am Merch keine Patches von Holy Mother.
Das Publikum war my generation und so manch einen erkannte ich wieder: "Mensch, das ist doch der, der mich damals im Groovy mal angemacht hat...?" Ja, wie gut, dass das damals nichts geworden war, sonst hätte ich jetzt das da an der Seite . Naja, ich will nicht lästern, geh ich doch davon aus, dass sich das so mancher ebenso von mir dachte
.
Ich stand ganz rechts, von wo aus man auch die Tür zum Backstage sehen konnte. "Gleich kommt Doro da raus" erzählte mir einer neben mir und hielt gespannt sein Handy im Anschlag. Da trat die kleine Doro aus der Garderobe und die ganze Meute der rechten Seite rief: "Doro Doro Doro!" Der neben mir filmte und filmte.
Doro trat auf die Bühne und röhrte los. Wie lang macht die das jetzt schon: mehr als 40 Jahre? Da ist freilich nichts mehr improvisiert und alles komplett einstudiert. Mit strahlendem Lächeln stand sie dort oben und zog ihre Show ab.
Hinter der Absperrung an meiner rechten Seite stand der Veranstalter, den ich auch noch aus den 70ern kenn, und guckte ihr zu. "Ich überleg mir manchmal, ob er eine Perücke auf hat, weil so dichtes Haar in dem Alter kann doch gar nicht sein." bemerkte ich zu dem neben mir. "Das frage ich mich von der Doro auch", grinste der. Na, Extensions wird sie schon drin haben, schätzte ich auch.
Ja, weil die Ragnarök-Lümmel mir immer "Doro Doro" nachschreien: vielleicht sollte ich eine Doro-Coverband aufmachen? Aber..., ach nein, lieber nicht, weil dann müsste ich ja die Hälfte meines Auftritts nur "hey hey hey!" von da oben runterbrüllen .
Nein, also mal Butter bei die Fische: Das Hey-hey-hey war auch schon mal viel schlimmer, das hat sie mittlerweile doch recht gut in den Rahmen gekriegt.
Man kann über Doro meckern, was man will, aber ich finde, sie hat eine wirklich tolle Stimme. Und sie hatte eine wirklich schöne Setlist, in der Kombi hab ich sie noch gar nicht erlebt. Alte Klassiker sang sie, aber auch Songs, die ich noch gar nicht kannte und am Schluss natürlich auch "all we are". Der uralte Song, den ich schon x-mal live gehört hab und der der Doro selber wahrscheinlich komplett zum Hals raus hing, war aber sehr schön in eine Abschlussvorstellung verpackt, also es klang gar nicht mehr langweilig.
Ich stand am Ende schon an der Tür und lauschte verzückt. Glücklich verließ ich den Löwensaal. Davor warteten die ausgewählten Taxis: das Fenster runtergelassen, guter 80er-Sound dröhnte aus der Musikmaschine, ein langhaariger Fahrer saß drinnen (nicht mal schlecht ausgeschaut, hey!), den tätowierten linken Arm ließ er raus hängen, Johnny Cool, der Mann, der durch die Eichel atmet... ich fahr mal lieber mit der Straßenbahn . Ich lief den Berg runter, während die Taxis nach unten und wieder rauf pendelten.
Um halbzwölf nachts war ich dann zuhause und legte mich gleich ab, morgen musste ich arbeiten, die letzten zwei Tage dieses Jahr, ich kriegs noch rum! Es war ein recht schönes Konzert und vor allem ein sehr, sehr schönes Wochenende, ich war mal endlich rundum zufrieden. Augenblick, verweile doch, du bist so schön!































