Sonntag, 22. Juni 2025

Rabenstein: Mittelalterfest

Ich stand gegen Mittag auf und kochte mir eine Kaffee. Damit setzte ich mich dann vor das Naglfar, fuhr die Markise aus, frühstückte und … häkelte. Oh weh, gefährlich! Ob ich es heute schaffte, mich von der Wolle zu lösen und auf den Markt zu gehen? Los jetzt …die Reihe noch fertig häkeln und dann aber ab!

Ich schminkte mich sogar ein bisschen, quetschte mich in mein Ledermieder... nein, nicht mit Lack und Latex, sondern ganz mittelalterlich aus braunem Sattlerleder mit festen Bronze-Schnallen . Trotz toller Gewandung zahlte ich 14 € Eintritt. Aber ja gut, die Leute zahlen das, und die Veranstaltung war voll, also können sie das auch verlangen .

So wie ich machen es wohl die anderen auch: ließ ich mir früher gleich am Donnerstag ein komplettes Wochenendticket für alle 4 Tage raus und war dann fast ununterbrochen auf dem Markt, überlegte ich mir diesmal x mal, ob ich bei dem Eintrittspreis überhaupt rein geh. Heute hatte ich entschieden, wenigstens jetzt am Samstag rein zu gehen. Thomas und Heidi waren am Donnerstag drin und sind Freitagfrüh schon wieder gefahren, ich traf sie nur zufällig hier auf dem Parkplatz. Leo und Gabi hatten sich letztes Jahr ohne Bezahlung durchs Lager eingeschlichen (hab ich gehört), wurden auf dem Gelände ohne Bändchen dann glatt erwischt und des Platzes verwiesen, weswegen sie jetzt sauer sind und gar nicht mehr kommen. Naja, und so verläuft sich die ganze Szene, weil jeder maximal 1 Tag da rein geht und die anderen Freunde verpasst . Also ich kannte - außer Händlern und Darstellern - tatsächlich nur 2 Bekannte .

Tatsächlich waren auf dem Markt gleich mehrere Stände, die "mein" Lederarmband verkauften, aber die wollten 30 € dafür, der eine sogar 35 €. Boah ist das unverschämt! Das seh ich echt nicht ein! Da wird das alte Kaputte ganz einfach repariert, fertig.

Ich holte mir eine Portion Pilze mit Rahmsoße. Sie war ja nicht schlecht, aber sie kostete 10 €. Ich wusste genau, dass ich dazu dann nur 1 lumpige Semmel krieg, also hatte ich mein eigenes Brot dabei . Im Schatten vom Badehaus saß ich in einem Eck und futterte mir den Wanst voll.

Da kam ein richtig cooler, älterer Kerl vorbei mit langen, vollen, grauen Haaren, ein echter Hingucker, wow... aber, oh Schreck! Das war ja der Oskar ! Ich bin aus meinem verzückten Geglotze wirklich ganz erschrocken, so heftig erschrocken, dass es dem Oskar auffiel, und er guckte leicht irritiert. "Du siehst ja richtig geil aus, wenn du deinen depperten Hut nicht auf hast" sagte ich. Komplimente kann ich . "Oh danke" sagte Oskar; es gefiel ihm wohl trotzdem .

Für die 14 € Eintritt kriegt man das solide Programm, das sie schon die letzten 20 Jahre laufen haben. 2010 war ich das 1. Mal hier auf dem Mittelaltermarkt Rabenstein und da lief das auch schon. Naja, ok, es sind nur 15 Jahre . Dazu gehörten die Kampfdarstellungen. Hee Jungs, vor 15 Jahren waren die Bäuche fei noch deutlich flacher und die Kettenhemden auch noch nicht so verrostet!

Es war abartig heiß, ein Bilderbuch-Sommertag. Es dürfte 35 Grad gehabt haben. Obwohl ich stets einen Schattenplatz fand, schwollen mir bei der Hitze langsam die Hände an. Meine Ringe fingen an, die Finger abzudrücken, runter kriegte ich sie nicht mehr. Da lief ich schnell an die Wasserstelle hinter dem Badehaus, tauchte die Hände eine Weile ins kühle Wasser und wartete, bis die Schwellung so weit zurückgegangen war, dass ich die Ringe von den Fingern ziehen konnte. Gegen 19 Uhr war es mir dann endgültig zu heiß geworden. Ich lief zum Parkplatz und schmiss das ganze Gewandungszeug von mir. Boah, wie schön, mich aus dem Ledermieder rauszuschnallen!

Da saß ich hinter dem Naglfar, fing doch wieder das Häkeln an, schenkte mir ein Bier ein und ließ mich vom Sonnenuntergang verzaubern.


Als die Sonne verschwunden war, lief ich nochmal zurück auf den Markt. Es war schon 22 Uhr und immer noch nicht ganz dunkel, Mittsommer, die längsten Tage des Jahres. Jetzt startete die Feuershow.


Das war's dann, danach wurden die Gehsteige hochgeklappt. Kaum war die Feuertruppe fertig, strömten alle Leute zum Ausgang. Die ganzen Autos fuhren schon weg, eiiine Staubwolke lag in der Luft.

Hee, das kenn ich fei noch anders . Vor Jahren - noch vor Corona - war da nach dem Programm noch voll die Hölle los, insbesondere an der Metbutze und ich kann mich erinnern, dass Charly und ich damals bis in der Früh um 4 Uhr hockten, soffen und lachten. Die Wirtsleut gingen schon ins Zelt und legten sich schlafen, aber Charly und ich hockten immer noch da, tranken Met und philosophierten bis die Sonne aufging.

Alte Zeiten …

Charly kommt auch nicht mehr her, der ist grad in Südtirol, pft .

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