Sonntag, 17. November 2024

Wolfsfest im L.A. Cham

Nix ist los im ganzen Nürnberger Umkreis. In Geiselwind wäre heute Accept aufgetreten, aber die haben sie echt in die kleine Music-Hall gesteckt, und das war dann natürlich ratzfatz ausverkauft, noch bevor ich mich dafür entscheiden konnte. Also kramte ich rum und suchte nach irgendeinem Konzert. Da blieb ich beim Wolfsfest hängen, aber das war in Cham. Wie weit ist denn das? 150 km nur für Varg, die ich ja schon x-mal gesehen hatte? Aber es gab nix Besseres im weitesten Umkreis. Also ließ ich mir beim Frühstück (mittags) ein Ticket raus und startete gleich das Naglfar.

Sowas um halbvier kam ich schon an. Die Sonne war schon am Untergehen, obwohl es ja erst Nachmittag war.

Der ganze Parkplatz war noch frei, weil ich war viel zu früh dran. Die Location - L.A. Cham - war noch geschlossen. Da stand ich nun, futterte ein bisschen was, trank ein Bier, hatte die Standheizung angeschmissen (sie lief problemlos!) und wurde müd. Also legte ich mich noch auf ein Power-Nap ins Bett.

Um 19 Uhr hatte ich mir den Wecker gestellt, da war Einlass. Hui, das war ja ein uriges Lokal! Es war nicht nur ein Konzertsaal, sondern auch ein Burger-Restaurant, und hier konnte man offenbar auch gut essen. Ich setzte mich mal an den Tresen.

Ich: Ich krieg bitte einen Kaffee.
Barkeeper: wow wow?
Ich: einen KAFFEE!
Er: wow wow wow?
Dann: ...einen Kleinen oder Großen?
Ich: ah! Einen Großen!
Oberpfalz...!

Echt, diese Leute verstehste nicht! Dass dieses Gemumpfel überhaupt eine Sprache ist...? Österreichisch oder Schwiezerdütsch ist ein Dreck dagegen, wirklich.

Dann ging es drinnen schon los. Kaum war ich im Saal, wurde ich schon wieder begrüßt von ner Frau, die mich kannte. Ach, ich find das toll: Wo immer ich auch hingeh, überall kennt mich irgendwer .

Ost+Front waren der Opener. Ich hatte die schon so oft gelesen, aber noch nie gehört, wusste gar nicht, was sie so spielen. Da war ich angenehm überrascht, denn sie haben so einen Stil drauf in etwa wie Rammstein, aber doch ganz eigene Songs. Der Gig gefiel mir überaus gut, und ich kaufte mir auch gleich ne CD von denen.

Gegen Ende warfen sie einen riesigen Müllsack ins Publikum, der wurde erst mal herumgeschmissen. Schwer war er offenbar nicht. Dann löste sich der Knoten, der Sack ging auf, und der Inhalt ergoss sich ins Publikum: lauter schwarze Luftballons! Da wurden dann die ganzen Luftballons rumgeschmissen und zerplatzten der Reihe nach.

Dann waren Ost+Front fertig und es gab ne Umbau-Pause. Ich lief raus zum Naglfar und brachte die CD ins Auto. Die Standheizung lief noch, im Auto war es kuschelig warm, ach schön. Die Konzerte sind das Eine, aber dieses kuschelige Auto und das Bett darin sind das Andere. Ich weiß echt nicht, weswegen ich lieber fort fahre, und auf was ich mich eigentlich mehr freu .

Varg hatten schon vor 10 Jahren hier mal gespielt. "Wer war denn da auch schon dabei?" fragten sie. Ich nicht, weil ich bin heute das 1. Mal in dieser Location , ich war noch nie in Cham. Ausverkauft war es hier in Cham nun aber nicht, es war noch ganz schön Luft zwischen den Leuten. Hoffentlich sehen das die Varg ein und machen das Wolfsfest dann nächstes Jahr wieder im Hirsch in Nürnberg.

Was kann ich jetzt zu Varg sonst noch sagen: ein gelungener Auftritt, episch wie immer! Ich moshte und hüpfte und freute mich. Ich war jetzt fast 6 Wochen schon nicht mehr mit dem Naglfar unterwegs auf ein richtiges Konzert, ich war regelrecht ausgehungert. Drum gefiel mir das alles auch gleich viel mehr als sonst. War jedenfalls total schön .

Wie gut, dass ich mich mittags dafür entschieden hatte, denn einen Moment hatte ich schon gezögert: anziehen, fortfahren, wieviel Diesel ist denn eigentlich noch drin, muss ich tanken, vielleicht geht die Heizung wieder nicht...? Aber dann hatte ich mir doch einen Ruck gegeben, und darum war ich jetzt echt froh, denn es war sehr schön.

Nach dem Konzi hüpfte ich auch gleich ins Naglfar, zähneputzen, pullern, ab ins Bett . Ich schlief selig. Nirgendwo schlaf ich besser als im Naglfar . Heute früh wachte ich dann auf. Alle waren weg, nur ich war noch da. Da machte ich mir gar nicht erst nen Kaffee und fuhr auch gleich los zurück nach Nürnberg.

Donnerstag, 14. November 2024

Besprechung in Gera

Die Geraner Kollegen und wir Nürnberger besuchen uns ja im regelmäßigen Abstand von ca. 3 Monaten, um "Präsenz-Besprechungen" abzuhalten. Diesmal fand die Besprechung in Gera statt und drum packten wir Nürnberger die Koffer und fuhren am Mittwoch nach Gera.

Am Samstag davor wurde in Gera noch die Rockoper "Faust" aufgeführt, die hätte ich wirklich sehr, sehr gern gesehen (leider gastieren sie damit bloß im Osten). Aber die Besprechung fand nun "erst" am Mittwoch statt. Nach der Rockoper am Samstag hätte ich also Sonntag bis Dienstag im Naglfar hocken müssen. Das Wetter war ... naja, halt November, d.h. regnerisch, neblig, kalt, trüb, und man konnte ja nichts Lustiges unternehmen so wie bei meiner letzten Gera-Reise im Mai. Mir würde im Auto das Dach auf den Kopf fallen, nein, also das war wohl nix. Ich schloss mich deswegen den Kolleginnen an und hockte mich mit ihnen zusammen am Mittwochmorgen in den ICE.

In Erfurt stiegen wir um in den Regionalzug und fuhren weiter nach Gera.

Als wir da endlich angekommen waren, musste ich doch gleich "meine" Pflanzkübel begutachten, was aus ihnen geworden war. Ich staunte: Noch immer waren sie sauber, haben keine Graffiti drauf, obwohl sie direkt vor dem Bahnhof stehen, und nett bepflanzt sind sie nun auch .

Nicht auszudenken, wie sie aussehen würden, stünden sie bei uns in Nürnberg am Bahnhof! Sofort wären sie beschmiert worden, voller Müll und Dosen, Punks und Penner würden um sie herumlungern, sie wären umgeworfen worden und längst allerlei Vandalismus zum Opfer gefallen.

Viel Zeit hatten wir nicht, weil die Besprechung fing gleich an. Eigentlich gab's während der Besprechung schon genug zu naschen, aber wir gingen mittags dann erst noch groß essen. Was ihr hinten im kleinen Töpfchen seht, ist ein DDR-Gericht namens "Würzfleisch". Hätt ich mal gewusst, was das ist, hätt ich es auch bestellt, weil dieses kleine Töpfchen wär genau meine Portion gewesen. Ich hatte aber den leckeren Cheeseburger davor. Der war zwar wirklich lecker, aber er kostete 17,50 €! Das muss man sich mal vorstellen, sind 35 Mark! ...für einen Cheeseburger!

Nach dem Mittagsessen besprachen wir uns noch ein weiteres Stündchen, dann begann das Abendprogramm in einer nahegelegenen Kneipe. Die hatten ja vielleicht eine interessante Bierkarte, wow!

Damit wir Nürnberger auch ordentlich was von Gera sehen würden, schickten uns die Geraner noch in eine weitere Kneipe namens "Rübezahl". Die war dann auch gar nicht weit weg von unserem Hotel.

Um halbelf beendeten wir dann den "anstrengenden Arbeitstag" und machten uns heim in unser Hotel.

Das war ja alles schön und nett, aber es war halt nicht mein Naglfar . Ich lag in dem Hotelbett und überlegte, wer hier drin wohl schon alles geschlafen hatte? ...und was derjenige sonst noch hier in diesem Bett alles gemacht hatte? Nein, ich will gar nicht dran denken! Erst als ich mir vorstellte, ich läge jetzt im Naglfar, schlief ich endlich ein.

Am nächsten Morgen trafen wir uns alle im Frühstückssaal. Ich trank nur Kaffee. Ich trinke morgens immer nur Kaffee. Vor Feierabend um 14 Uhr ess ich nie was und schon gar nicht zum Frühstück. Schade, denn da war echt das fette Frühstücksbuffett aufgefahren und die Kolleginnen stopften sich voller Rührei mit Speck, frische Brötchen mit Marmelade und Wurst und Schinken. Dann aber ab zum Bahnhof!

Da saßen wir jetzt in so einem komischen Zug, der sich in jede Kurve legte wie ein Moped. Es ging andauernd hin und her, schwerer Seegang, äh Schienengang, und man kam sich vor wie auf dem Volksfest in irgendso ner Achterbahn. Boah, wurde mir davon schlecht! Diese Neigetechnik spart für die Bahn vielleicht Energie, aber wenn da jeden 2. Tag der Zug vollgespeit wird, ist das doch auch nicht lustig?!

Wir hieltens aber alle fünf aus ohne zu reihern. Allerdings war's mir dann für den Rest des Tages schlecht. Als wir in Erfurt in den ICE umstiegen, gings dann wieder besser. Auf der Hinfahrt war mir das gar nicht so aufgefallen, aber jetzt auf der Heimfahrt hab ich echt kämpfen müssen. Das nächste Mal fahr ich lieber wieder mit dem Naglfar hin!

Sonntag, 3. November 2024

Mr. Hurley im Löwensaal

...und schon hat wieder die saure-Gurken-Zeit angefangen: keine Open-Airs mehr, keine Festivals, keine Mittelalterfeste , und man muss voll rumsuchen, bis man nur mal ein vernünftiges Konzert im Umkreis findet, das zudem nicht schon ausverkauft ist. Da war nun schon letztes Wochenende nichts zu finden. Also machte ich mal auf chillig, hockte zuhaus, bastelte, räumte auf, wusch die Decken auf dem Sofa, wischte bissel umeinander, las ein Buch und fing so an mit den Dingen, die man im Winter halt so macht.

Nun war zwar letzten Donnerstag Halloween, aber ich hatte so gar keinen Bock auf Saufen und groß Kasperle-Party, weil mich hatte ein spiritueller Trip erwischt, und so trieb ich mich auf dem Friedhof rum, zündete Kerzle an auf den Gräbern meiner Eltern und Großeltern, heulte ein bisschen, depressivte melancholisch umeinander, und sogar zuhaus zündete ich ein Grablichtle auf dem Fensterbrett an. Das tat mir auch mal gut: einmal im Jahr ein bisschen trauern.

Aber nun bin ich mit dem Seelengesoße auch wieder durch und wollte was unternehmen, aber was gab's denn? Ich fand echt nix, schon gar nicht was zum Fortfahren - also Geiselwind war nix, Lichtenfelser Stadthalle war nix, Posthalle Würzburg war nix, Ingolstadt, Amberg: nix - nur im Löwensaal spielten Mr. Hurley. Die sind jetzt zwar gar nicht "meins", aber es gab ja nix anderes, und so ließ ich mir halt ein Ticket raus.

Piraten-Band, so so? Ich bräuchte mal einen Piraten-Hut! Bestellen brauchte ich den nicht, weil er käm eh nicht mehr pünktlich an, und so dachte ich, jetzt nach Halloween vielleicht im T€di-Markt oder sonst wo einen billigen Hut zu finden, weil sie ja jetzt wieder die ganze Halloween-Deko runtergesetzt raushauen - aber nix war's . Na, dann hab ich halt keinen Hut.

Die Hoffnung stirbt zuletzt, und so lief ich im Löwensaal gleich zum Merch-Stand, weil vielleicht gab's ja dort Piraten-Hüte zu kaufen? Aber die hatten bloß Mützen. Nein, danke, Mützen hab ich genug selber.

Einen quirligen Kraken fand ich aber: Dann bastel ich mir halt selber einen Piraten-Hut und da kommt dann so ein Krake drauf. Den häkel ich aber selber .

Das ganze Piraten-Gesindel von Nürnberg war am Start: Gerome, der Käpt'n ohne Boot, Robert und Manni, Nicole und ihr Freund, sogar der Sugar-Jürgen mit Freundin - und Botsi und Martina securitierten herum.

Der Löwensaal wird gerade umgebaut. Scheint toll zu werden, denn man sieht an der Decke fette Holzbalken und Fenster, von denen man meinen sollte, es käme irgendwann vielleicht mal frische Luft durch. Sie waren soeben neu eingebaut worden und natürlich noch nicht offen. Zudem lief die Heizung! An den Türen standen Schilder, dass man nicht öffnen durfte, und draußen patroullierten tatsächlich Securities und sorgten dafür, dass die Türen auch wirklich geschlossen blieben. Die Luft war unerträglich stickig und warm. Manni meinte, das ganze frisch gebaute Balkenzeug, Rigipsplatten und der Verputz seien wohl noch nicht trocken, drum dürfte es keinen Frost erwischen und drum sei die Heizung an. Frost??? Die aktuellen Tiefsttemperaturen in der Nacht liegen noch immer bei 10 Grad plus! Hier im Saal hatte es mindestens 25 Grad, wenn nicht noch mehr, da stirbst ja!

Ansonsten...? Naja, Mr. Hurley halt, was willste erwarten?

Da ließen sie dann gegen Ende der Vorstellung auch noch ein politisches Gehetze gegen Trump und gegen Höcke los. Also ich mag den Trump ja auch nicht wirklich, aber mich nervt der Politikscheiß auf Konzerten stark. Im 3. Reich haben die drittklassigen Bands, die die Konzertsäle nicht einmal voll gekriegt haben, auch bei jeder Vorstellung ihr regimetreues Gewäsch von der Bühne gelassen und dadurch wohl auf mehr Applaus gehofft.

Der Applaus auf das linksgrün-bunte Gehetze war allerdings auch schon mal besser . Ich wagte sogar zu brüllen: "Höcke find ich klasse!" und da kam nicht einmal Widerspruch von den Leuten um mir rum, die das gehört hatten; ich fing nur ein, zwei Blicke ein, mehr nicht. Na also: wird doch langsam!

Sonderbarerweise spielten Mr. Hurley nicht als letzte Band. Sie waren zwar der Headliner, aber danach kamen noch die Habenichtse.

Es war aber dann trotzdem fast Mitternacht und viele machten sich schon heim, da ging ich auch. Das Schöne am Löwensaal ist ja auch, dass man gut mit den Öffis hinkommt und so ließ ich mich dann chillig von der Straßenbahn heim fahren.

Aber kommendes Wochenende, da will ich endlich wieder mit dem Naglfar fort fahren, ich weiß bloß noch nicht, wohin, weil ich find schon wieder kein vernünftiges Event im Umkreis. Da klemm ich mich dann die nächsten Tage mal dahinter!

Sonntag, 20. Oktober 2024

Mittelalterfest Feuchtwangen

Das letzte Open Air für dieses Jahr stand auf dem Plan, das Mittelalterfest Feuchtwangen. Schon am Montag beobachtete ich die Wetter-App: Es duscht in einer Tour das ganze Wochenende durch . Am Dienstag wurde dann nur noch für den Samstag Regen gemeldet. Am Mittwoch zeigte es dann für das Wochenende nur noch Nebel an und leichten Regen, aber nur nachts. Die App konnte sich nicht entscheiden, wir mussten die Realität abwarten .

Roland, der Veranstalter, hatte mir auf Facebook versprochen, ich dürfte auf dem Händlerparkplatz parken, also fuhr ich doch gleich mal direkt vor die Tür und stellte mich 10 Meter vor den Eingang, klasse .

Der Ralf hupfte aus dem Auto, kaum dass ich stand und erkundete gleich die Gegend. Hinter dem Naglfar ging es einen kleinen Hang hinunter und da kam man von der Rückseite ins Lager. Die Lagerleute waren noch fleißig am Aufbauen. Die allerletzten Lagerleute ganz am Ende des Lagers war die Gruppe "Piraten ohne Boot" , bestehend aus unseren Freunden Schleichi und Geromé, die mit ihren historischen Zelten rumkämpften. Die schweren Holzstangen waren kaum gerade zu halten, zudem der Peter dann auch damit allein gelassen wurde, denn der Ralf nahm sich aus meinem Laderaum ein Bier, stand nur im Weg rum und verleitete auch noch den Geromé, sich dazu zu setzen. Peter ärgerte sich wohl, aber wenn es um Arbeit und Anpacken geht, gibt es viele völlig merkbefreite Gestalten .

Ich kam dazu und guckte. "Ich schlage vor, ich mach mal meinen Grill klar, Ralf schicken wir zum Einkaufen ins Kaufland und ihr baut gar euer Lager fertig" sagte ich. "Die beste Idee, die wir heute gehört haben!" riefen die Piraten begeistert.
Als der Ralf dann vom Kaufland wieder kam, waren wir alle mit unseren Jobs fertig, legten gleich fett Würstchen und Bacon auf und feierten.

Die Piraten schürten dann noch ihre Feuerschale an, und da wurde es dann richtig gemütlich, also zumindest im Umkreis von nem Meter. Ein Stück weiter unter der Brücke lagerte einer, der dort offensichtlich wohnte . Er saß den ganzen Tag auf seinem Schlafsack und seinen Sachen und Tüten und glotzte Löcher in die Luft. Unter der Brücke, neben dem Lager floss ein kleiner Fluss und abends wurde es überall arg neblig und feucht. Warum sich der Obdachlose nicht wenigstens ein Zelt hinstellt?

Die Händler dagegen campten wie die Maden im Speck. Es gab sogar eine Wasserleitung und gegenüber stellte einer eine Waschmaschine hin und wusch da seine Klamotten. Die haben natürlich auch die entsprechenden Hänger, 8 Meter lange Wohnwägen, LKWs mit Wohnaufbauten, also echt toll.

Ich war schon froh, dass meine Standheizung ging .

Der Ralf schlief bei den Piraten im Zelt. Eigentlich zeltete er ja im Schwimmbad, aber da durfte er erst morgen hin und so belagerte er eben das Piratenzelt.

Gegen Mittag stand ich am Freitag auf. Die Heizung lief, ich machte mir einen Kaffee, setzte mich gemütlich hin und filzte an meinen Hüten weiter, die ich mir zum Basteln mitgenommen hatte. Der Markt machte erst um 17 Uhr auf und zuerst war auch noch gar nicht viel los. Da sah ich auch endlich mal den Charly wieder! Ich war ja dieses Jahr fast nur in Metal unterwegs, hatte kaum ein Mittelalterfest besucht und alle möglichen Leute drum schon ewig nimmer gesehen. Da waren sie nun alle wieder!

Heidi und Thomas hatten wieder ihre Piepmätze dabei und trugen sie spazieren, was für niedliche Vogels ! Der kleine Weiße da würde doch hervorragend zu meiner Gewandung passen, oder? Ich hätte ja tatsächlich gerne ein Tier, am liebsten eine Katze, aber bei meinem Zigeunerleben geht das einfach nicht. Ein Hund würde da schon eher passen, aber Hunde mag ich nicht so, und außerdem sind sie auf Metal-Festivals verboten. Ich hatte schon an eine Schildkröte gedacht, aber ab und zu wollte ich ein bisschen schmusen und dafür sind Schildkröten glaub ich nicht so geeignet. Wär vielleicht so ein Vogel eine Option? ...und wenn er dann fort fliegt und nicht wieder kommt? Ach nö.

Ich ging mal zu den Piraten und hockte mich ein bisschen zu ihnen ins Lager. Auf den dicken Fellen war's ganz gemütlich, aber irgendwie saß ich schief, da war irgendwas. Das störte mich erst mal nicht und ich saß mit am Tisch, laberte, soff, freute mich, bis ich dann endlich gehen wollte. Oh, unter dem Fell war eine Tüte mit (offensichtlich) einem Wurstbrötchen drin. Na, jetzt hatte der Pirat halt einen plattgedrückten Pfannkuchen .

Als es Abend wurde, kamen Trollfaust auf die Bühne. Es war einer ihrer letzten Gigs, weil ich habe gehört, Trollfaust wollen aufhören . Hee, das können sie doch nicht machen?!

Zuerst hatten sie mal technische Probleme und popelten ratlos an ihrer Elektronik rum. Dann lief das Equipment aber anscheinend, und sie legten los. Neue Songs hatten sie leider auch nicht, naja, wozu auch, wenn sie wirklich aufhören wollen...?

Da fanden sich vor der Bühne dann eine Menge alter Bekannter ein, stellenweise schon jenseits von gut und böse, grad dass sie noch stehen konnten .

Das Wetter hatte gehalten, auch wenn es trüb und neblig war. Was für eine schöne Halloween-Stimmung!

Ein Haufen Bekannte waren gekommen, sogar die Renate mit dem Ingo!

Dem Charly ging's gut.

Der Ralf hatte den letzten Troll getroffen, der noch da war. Die anderen Trollfäuste waren gestern nach dem Aufritt schon abgereist.


Eins hat nicht so gepasst: Es waren viel zu wenig Klos da, die hätten ruhig noch ein paar Dixis aufstellen dürfen. Da machte ich mir nicht viel draus, weil mittelaltermäßig hock ich mich meistens einfach auf den nächsten Gulli, den langen Rock um mich ausgebreitet, sieht kein Mensch, was ich da mach. Naja, so direkt vor allen Leuten muss das auch nicht sein, meistens such ich mir schon einen etwas abgelegeneren Gulli, und so lief ich da mal hinter, wo es etwas finsterer war.

Huch, da waren ein ganzer Haufen gewandeter Leute! Sie standen um zwei Kisten und verteilten Fackeln. Schon hatte ich eine Fackel in die Finger gedrückt bekommen. Hee, ich wollt hier eigentlich nur mal Pipi... Also stellte ich mich mit der Fackel halt mal in die Reihe. Die Fackeln wurden angezündet, und es ging los: Da war ich ganz aus Versehen in den Lagerlauf geraten, aber na gut, dann machen wir halt den Fackelzug mit, ich fall ja mit meinem Hexendress dabei überhaupt nicht auf, jubel!

Oh, das war lustig und der Fackelzug ging mit Geschrei und Getöse über den ganzen Festplatz. Die nichtgewandeten Besucher filmten und fotografierten. Also wenn mich das Zelten nicht so abschrecken tät, würde ich echt auch gern bei einem Lager mitmachen. Vielleicht kann ich mich ja mal als Gastlagerist bewerben?

Ansonsten bin ich schon recht froh um mein luxuriöses Naglfar, kuschelte mich dann in mein Federbett und grunzte mir gemütlich einen drin ab. Nein, also der Ralf im Zelt am Schwimmbad wollte ich grad nicht sein und noch weniger der Obdachlose da hinten am Brückenpfeiler.

Jetzt hab ich nur ein Problem auf meinem Händlerparkplatz: Ich bin hoffnungslos zugeparkt von lauter Händlern und ihren Wagen. Der Markt geht jetzt am Sonntag noch bis 19 Uhr. Erst dann packen die Händler ein, und ich hoffe, dann fahren auch ein paar gleich ab, damit ich hier raus komm. Drum machen Ralf und ich heute den Sonntag mit all den Kindern und Stinos halt auch noch mit.