Da war ich also gestern morgen in finsterster Nacht schon vor dem Laden gestanden, um weiter Inventur zu machen.
Ach war das schön: Ich brauchte mir nicht selber die Regale anschaun, oder sogar erst den ganzen Grundriss der Lagerhalle studieren, mir eine Arbeitsanweisung aus einer Laufwerkstruktur mit 35 Unterstrukturen selber heraussuchen, während schon 10 andere um mich rum längst wissen wie es geht, einem aber nur so viel darüber erklären, dass es auch ja keiner kapiert und sie nur nie wieder nach irgendwas gefragt werden. Ich brauchte dann nicht noch in einem Intranet nachschaun, wie gerade die "Regale-Emnid-Studie" ist, um mich selber zu motivieren und am Schluss musste ich einfach nur mit dem Regal fertig sein und nicht auch noch schreien "oh, ist das alles toll hier!". Ich brauchte dann nicht nach getaner Arbeit - quasi als "Lohn", weil ich so schnell und fleißig war - mich pseudoenthusiastisch einem faulen Kollegen zur Mithilfe anbieten, damit wir zusammen als Team gelobt werden und als Motivation für noch tollere Leistungen dann in der Teeküche für die ganze Abteilung eine neue Kaffeemaschine aufgestellt wird.
Als ich mein erstes Regal fertig gezählt hatte, kam der Chef und kontrollierte in Stichproben nach, was ich gezählt hatte. Du erfährst also deine Fehler SOFORT an Ort und Stelle und nicht erst nach einem halben Jahr in einer indirekten, positiv verfassten Mail von irgendeinem blöden Coach an das ganze Team, dass sich Kunden beschweren über den Vorgang, den DU schon die ganze Zeit falsch machst, weil es dir nie einer gesagt hat, wie man es richtig macht oder dass es überhaupt falsch ist.
Als mein Scangerät dann irgendwann hops ging, ging ich zum Chef und sagte: "Lefft nimmer!" Da wurde ich NICHT an irgendeinen bescheuerten "uhade" verwiesen, von dem ich erst nach einer Weile in Erfahrung bringen konnte, dass das die Abkürzung für "User-Help-Desk" sein sollte und über den ich von der Kollegin auf meine Frage nach der Telefonnummer NICHT die schroffe Antwort bekam: "Na, das ist die Nummer mit den ganzen 7-ern". Ach, da soll ich jetzt anrufen? Bei der Nummer "mit den ganzen 7-ern" oder was? *austick* (Das ist nun schon fast 10 Jahre her, aber ich werd das wohl nie vergessen). Ich wurde mit meinem kaputten Gerät NICHT nach einer Kostenstelle gefragt, die ich überhaupt nicht weiß oder nach sonst irgendeinem Scheiß, der mich nur wieder nervös machte, ... sondern da kümmerte sich einfach der Chef drum, behob den Error und ich konnte einfach weiterarbeiten! Da weiß ich wenigstens, warum der mehr verdient als ich und das kann ich dem dann auch gönnen.
Meine Güte, war das ein entspannendes Arbeiten! Das ist ja wie früher! Ich hatte eigentlich befürchtet, dass es so etwas gar nicht mehr gibt und dass man in allen (größeren) Firmen nur rücksichtslos ins kalte Wasser geschmissen wird, aber das ist echt nur meine düstere Perspektive, die ich die letzten Jahre vermittelt bekommen habe: In manchen Firmen ist es also tatsächlich noch normal! Das hat mir fei wirklich Hoffnung gegeben, dass die Arbeitswelt vielleicht streckenweise doch noch in Ordnung ist.
Donnerstag, 8. Oktober 2009
ich könnt immer noch abkotzen
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4 Kommentare:
Ich kann dich beruhigen :-) 99% der Jobs sind unterbezahlte Nervenkillerjobs. Ausnahmen sind lediglich eh schon unterbezahlte Jobs oder Aushilfen. Worunter auch Praktikas oder Ferienarbeit zu verstehen ist.
Ein Lohnabhängiger, und das ist kein Witz, wird von der "Führungsebene" lediglich als Humankapital gesehen. Bringt dieses Humankapital keine Gewinne mehr stößt man es ab. Leuchtet doch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ein :-)
Doch verlier den Mut nicht. Ganz unten in der Nahrungskette oder ganz (noch weiter) weit oben gibts noch ruhige Arbeitsplätzchen ;-)
Das Gekotze ist ein Insider an meine Ex-Kollegen. Die werden sich wohl darüber amüsieren.
Ad Arbeit: Ich bin verpflichtet, mich um Arbeit zu kümmern, deswegen bewerbe ich mich natürlich eifrig! Aber unter uns: Ich habs mir ausgerechnet und mir reichts ja auch "so", also seh ich das recht gelassen :-)
meinst Du mit "mir reichts auch so", daß Dein Häuschen Dich ernähren kann, trotz Rücklagenbildung und Reparaturen oder bezieht sich das auf's Arbeitslosengeld und evt. Abfindung?
Das bezieht sich erst mal aufs Arbeitslosengeld und dann auf meine Ersparnisse und erst dann aufs Häuschen. Ich hab mir ausgerechnet: Es ist doch Blödsinn, dass ich in eine Arbeit geh, da vielleicht im Monat 1500 € rauskrieg und die wiederum z.B. dem Maler zahl, nur weil er 6 Fenster streicht. In einem Monat streich ich die 6 Fenster doch locker 3 x selber.
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