Samstag, 27. Januar 2024

Danny Keck im Cult

Immer noch hab ich mind. 2 kg zu viel auf den Rippen, drum hab ich ab letzten Montag noch einmal eine Woche Kohlsuppendiät gestartet. Die muss man streng befolgen, weil sonst funktioniert sie nicht und man kann's sonst gleich ganz lassen. Drum ess ich also wirklich nur die Suppe und das, was für den jeweiligen Tag auf dem Plan steht - für den Freitag war das: grünes Gemüse, 6 Tomaten, mind. 8 Gläser Wasser und Suppesuppesuppe.

Alkohol oder Kohlehydrate sind strengstens "verboten", also gibt es kein Bier. Aber was kann man denn dann noch am Wochenende machen? Mit dem Naglfar fortfahren brauch ich nicht, da müsst ich ja meine Suppe mitnehmen, um die dann da drin aufzuwärmen, ja pfui Deiffi! Also was gab's denn für Events in Nürnberg und Umgebung? Emil Bulls im Löwensaal: Die kenn ich nicht und wirklich metalig schauen die auch nicht aus. Aber im Cult gab's was: Danny Keck mit Zerre, Venator und Mechanic Tyrants. Kenn ich zwar auch nicht, aber ich hörte mal auf Youtube rein, naja, ging schon. Besonders teuer war es auch nicht, also ließ ich mir am späten Nachmittag noch schnell ein Ticket raus und fuhr dann abends mit dem kleinen Röhrle in den Cult. Wenn ich nix trink, kann ich ja auch mit dem Auto fahren, wenigstens ein Vorteil von dem ganzen Kohlsuppengefress.

Oh, das war wieder so eine schöne 80er-Veranstaltung, denn die ganze 80er-Clique aus dem Sugar war dort: der Thomas, Schlagzeuger von Savage, der Yazan, deren Kumpels und die ganzen fetzigen Mädchen mit Cowboy-Stiefeln, Miniröckchen und hochtoupierten Haaren. Da kam auch plötzlich noch der Erik mit seinem Cowboy-Hut durch die Leute und hatte tatsächlich den Flo aus Ingolstadt im Schlepptau. Ja super! Flo sah wieder toll aus: schwarze Cowboy-Stiefel mit Nietenband, schwarze Lederjacke mit Fransen, ja wow, wie wir damals im Quatroset *dahinschwelg*

Überhaupt ging es da zu wie vor 40 Jahren: oben stand ein Kicker und daran standen tatsächlich zwei Typen und kickerten, wie in alten Zeiten. Die Jungs waren aber noch jung, noch keine 30. Ach, ich find das schön, dass unser 80er-Style heute wieder in Mode gekommen ist.

Naja, dann ging ich mal an die Bar und bestellte bei der Thekenfrau...: "ein stilles Wasser, aber sag's nicht weiter. " Ich erhielt so eine kleine, blaue Flasche mit Wasser, Inhalt ungefähr 0,2 l, die kostete 2,50 €. Da kam mir der Flo entgegen mit ebenfalls so einer blauen Flasche. Erik und Flo waren aus Ingolstadt hergefahren und dorthin mussten sie heute auch noch zurück, und Flo war der Fahrer. Mit einer Leidensmiene prosteten wir uns zu.

Nun startete die erste Band, Zerre. Der Sänger sah echt aus, wie mit der Zeitmaschine aus den frühen 80ern hergekommen: Wuschelhaare, Pony, Schnauzer - der Gitarrist mit Seitenscheitel, Haare schräg über die Stirn, hey, wie meine Klassenkameraden aus den 70er-Jahren, wow!

Auch im Publikum gab's tolle Gestalten, einer hatte sogar einen echten Vokuhila-Schnitt, nicht nur ne Perücke auf. Sie standen da wie in den 70ern, wirklich. Viele hatten so komische, flache Stiefel an und irgendwelche etwas weitere, dunkle Wrangler- oder Levis-Jeans, also echt Vintage. Andere hatten Adidas-Turnschuhe an, "Hoops" heißen die jetzt, früher hießen sie "Trophy" und es tut mir bis heute Leid, dass ich die Dinger damals weggeschmissen hab, weil ich dachte "zieh ich eh nimmer an", obwohl sie noch super in Schuss waren .

Musikalisch war die Band ganz nett, auch wenn der Sänger stets nur in der gleichen Tonlage sang. Aber doch, ja, man konnte teils ganz gut danach moshen.

Mein Wasser war leer. Mit meiner kleinen, blauen Flasche ging ich mal nach oben zur Toilette und füllte dort einfach aus dem Wasserhahn nach. Es tut mir echt Leid für den Cult, weil die Location find ich echt geil und eigentlich trag ich ja auch immer fleißig zum Umsatz bei, wenn ich sonst da bin, aber stilles Mineralwasser und Leitungswasser macht ja kaum einen Unterschied und da mag ich nicht auch noch mords Geld dafür ausgeben. Das nächste Mal wieder, da trink ich dann wieder Bier !

Ich glaub, im Laufe des Abends ging ich bestimmt fünf- oder sechsmal da rauf und füllte am Wasserhahn meine kleine, blaue Flasche nach.

Nun stand die zweite Band auf der Bühne, Venator. Sie spielten ein Lied an, hörten aber nach den ersten paar Takten wieder auf. Das war wohl nur die Tonprobe. Diese stimmte nicht und sie probten da oben rum und immer wieder passte es nicht und nochmal ein paar Takte und wieder war der Gitarrist total laut und den Sänger hörte man fast nicht. Der Tontechniker gegenüber war schon ganz verzweifelt.

Endlich hatten sie es hingekriegt und es begann der Auftritt.

Naja, es waren halt 80er-Bands und sie versuchten, den Stil der 80er so gut es ging zu treffen. Die meisten Bands in den 80ern waren ja musikalisch nun nicht so perfekt. In den 80ern schrubbten sie halt meistens einfach nur ihr Zeug runter und grölten irgendwas ins Mikro rein, auf Melodie, Breaks oder harmonische Parts wurde da weniger geachtet. Das trafen die Venator recht gut .

Die Stimmung war allerdings klasse. Die Leute tanzten, pogten, moshten, sie warfen dem Sänger ihre Kutten zu und der wedelte dann damit herum und warf sie wieder zurück. Es kletterte ein Kerl aus dem Publikum auf die Bühne, stellte sich einfach zwischen Sänger und Bassist und spielte Luftgitarre. Dann sprang er mit einem Hechtsprung in die Leute, und die fingen ihn tatsächlich auf. Der Stagediver segelte auf dem Publikum bis hinter zur Treppe.

Ich hörte mir das so an, beobachtete die Leute und schnullte an meiner Wasserflasche. Na, irgendwie riss mich das jetzt nicht mehr so vom Hocker. Zudem wurde ich langsam müde, weil es war ja schon 23 Uhr durch. Da wollten die jetzt noch eine Umbaupause machen und dann kam die dritte Band? Das hatten sie ja auch so angekündigt, und dass sie Party machen wollten bis früh um vier. Naja, früher hab ich das auch gemacht, aber heute ist mir das zu viel. Ich bin alt, bin bereits um 7 aufgestanden, hab nen ganzen Arbeitstag hinter mir, konnte den ganzen Abend nur Wasser trinken und hab nur Kohlsuppe und Tomaten im Bauch. Da verabschiedete ich mich und ging heim.

Die Kohlsuppen-Quälerei hat sich aber immerhin gelohnt: heute früh hatte ich nur noch 62 kg auf der Waage

Sonntag, 21. Januar 2024

Abbath in Heidelberg

Drei Wochen stand das Naglfar jetzt nur dumm rum. Die letzte Fahrt war am 30.12.23, als ich von Corvus Corax heim fuhr. Zwischenzeitlich hatte es ein paar echt kalte Nächte mit bis zu 12 Grad minus und ich hatte auch schon an meinen Wildkameras gemerkt, dass die Kälte den Saft aus den Akkus nur so raus zog. Da hatte ich ein bisschen Angst, ob das Naglfar noch anspringt?

Ja, erst mal musste ich eiskratzen. Damit man auch an die Scheibe kommt, hat das Naglfar vorne rechts und links kleine Stufen (Pfeil): Da kann man sich reinstellen und dann mit einem langstieligen Eiskratzer herumkratzen. Aber so schlimm war es gar nicht. Die Sonne hatte das Meiste schon weggetaut.

Das Naglfar sprang gleich aufs erste Mal an wie immer - keinerlei Schwierigkeiten gemacht. Eis und Frost ist halt Naglfars Element .

Na, dann fuhr ich auf die A73 und gleich hinter Nürnberg auf die A6.

Die A6 ist in einem desolaten Zustand , stellenweise ein richtiger Flickenteppich. Dazu kommen Schlaglöcher - also richtig tiefe - und da rumpelt man dann mit 100 km/h durch, weil so schnell schaust ja gar nicht wie die auftauchen.

Vor jeder zweiten Brücke findet man so ein Schild: Die LKW sollen mind. 50 m Abstand zueinander halten, weil die Brücke so marode ist, dass die schweren Lasten drauf gleichmäßig verteilt werden müssen, damit nicht zu viel Gewicht auf einmal auf die Brücke drückt. Hee, sowas hat es früher überhaupt nicht gegeben! Da sind die Brücken und Straßen halt rechtzeitig überprüft und instand gehalten worden. Aber heute muss man anscheinend schon Angst haben, dass einem die Brücke unter dem Auto wegbricht, wenn man hinter zwei LKWs herfährt ? Also das finde ich fei schon bedenklich. Das sind ja Zustände wie im alten Rom, aber nicht wie in Deutschland, also hört mal.

Es war eine ziemlich lange Fahrt, aber ich war ja zeitig losgefahren, damit ich noch Zeit genug haben würde, den ADAC zu rufen, falls das Auto nicht anspringt.
Aber es ist ja angesprungen.
Wer hat mir eigentlich den Floh ins Ohr gesetzt, dass das Auto zu lange stand und drum nicht anspringen könnte? ...Harry??!

Allemal war ich drum auch rechtzeitig in Heidelberg.

Die Halle02 gehörte zum Bahnhofs-Areal, außenrum war ein Park. Schon online hatte ich mich auf ihrer Website erkundigt und da stand, es gäbe keine Parkplätze für die Halle, aber das sei ja auch gar nicht nötig, weil sie läge ja so wunderschön zentral und sei mit den Öffis super zu erreichen.
Na freilich, was waren denn da wieder für weltfremde Traumtänzer an der Planung? Meinen die, ich komm im tiefen Winter mit dem Lastenfahrrad aus Nürnberg und schlag dann in dem wunderschönen Park vor der Halle mein Zelt auf, oder was?

Also kurvte ich mal um die Halle02 die Gegend ab. Die machte den Eindruck, ganz Heidelberg sei eine einzige Baustelle. An der einen Baustelle kam ich raus, bog die Nächste gleich wieder rein und stand in der nächsten Baustelle. Überall waren auch nur Parkplätze mit Parkschein von x bis 18 Uhr - also sowas kann ich nicht brauchen, ich will hier schließlich übernachten. Da fand ich endlich in einer Baustelle eine kleine Seitenstraße, da standen keine Parkschein-Schilder und es fanden sich noch mehrere große Parklücken für größere Schiffe wie meins. Schwupps, war ich drin.

Nun wollte ich was essen. Ich lief los und kam bald an ein kleines Einkaufszentrum, bestehend aus einer Edeka, einer Drogerie und einem "Hans im Glück": juhu, heute gibt es Burger! Ich lief gleich hin und guckte auf die Karte, aber da las ich nur "Veggie-Burger .... Gemüse-Bratling .... Falafel-Burger" ...äh, ja haben die nicht auch was Gescheites zu essen? Ein ganz normaler Cheeseburger aus Rinderhack mit Cheddarkäse? Also, da hab ich doch schon wieder die Schnauze voll, wenn ich dieses Gutmenschengefress bloß les . Ich ging lieber weiter.

Ich war ja hier angeblich "im Zentrum", gleich beim Bahnhof, ...den ich aber nicht fand. Ich sah da drüben ein paar Leute auf einer Brücke über Gleise gehen, aber einen Bahnhof sah ich nicht. Vielleicht hatte ich aber auch nur eine falsche Vorstellung, denn ich suchte nach einem größeren DB-Gebäude und hatte die Hoffnung, darin einen Imbiss zu finden, oder zumindest einen Bäcker oder Sandwich-Laden oder irgendwas. Tja, aber ich befürchtete nun, der "Bahnhof" war halt einfach nur dieses Gleis und die überdachte Haltestelle da, von der die Leute kamen . Ich lief weiter.

Ich kam an eine Kreuzung und sah gegenüber einen Imbiss mit Werbung für Döner und Pizza - wohl ein Türke, aber da geh ich halt mal hin. Ich lief an die Einfahrt von deren Drive-In, aber - ui! - da gabs daneben noch eine Hütte namens "Mandy's" und das sah ganz nach American Food aus. Dann gibt es also heute doch noch Burger! Ausschlaggebend war dann aber dieses Schild "nur Bar-Zahlung, danke" - klasse, da bin ich doch sofort drin!

Dieses Mandy's war ein alter Eisenbahn-Waggon, sogar die Türen waren noch original so Klappdinger mit Bügelöffnung. Zudem sah es dort sehr gemütlich aus, gefiel mir. Ich bestellte mir also gleich ein Bier und einen Cheeseburger mit Pommes.

Während ich auf das Essen wartete, surfte ich ein bisschen auf meinem Handy auf Facebook und da las ich auch gleich einen Post vom Abbath. Er schrieb, als er heute morgen in Deutschland angekommen war, erreichte ihn ein Anruf und es wurde ihm mitgeteilt, dass seine Mutter ganz plötzlich verstorben sei. Seine Shows wollte er aber trotzdem durchziehen.

Oh je, armer Abbath! Oh, das tat mir jetzt aber echt Leid um Abbath, der Ärmste! Ich erinnerte mich sofort an den Tag 1998, als ich damals einen Anruf erhielt, dass meine Mutter gestorben war. Ich saß gerade in der Badewanne und wusch mir die Haare, überlegte, was ich mir jetzt dann Tolles anzieh, und ich wollte in die Rockfabrik, da klingelte das Telefon. Ich blieb in der Wanne, ließ halt klingeln, der Anrufbeantworter übernahm, und ich höre die Stimme meines Schwagers. Er teilte mir mit, dass meine Mutter gestern gestorben war.
Oh .
Ich hatte kein gutes Verhältnis zu meiner Mutter und keine besonders innige Bindung, aber so easy war das jetzt nun auch wieder nicht. Also irgendwie, was machte ich denn jetzt? Also in die Rockfabrik ging ich dann heute nimmer...?!
Ich weiß gar nimmer, was habe ich dann gemacht an dem Tag (es ist immerhin schon 25 Jahre her ), allenfalls war mir die Lust auf Tanzen, Party und Gaudi schlagartig vergangen.
So stellte ich mir genau das mit dem Abbath jetzt auch vor. Er konnte aber nicht einfach "nicht hingehen", auch wenn ihm die Lust auf das Konzert wohl ordentlich vergangen war, aber ohne ihn lief das nicht. Tatsächlich wollte er sich abends hier auf die Bühne stellen und seine Show abziehen. Naja, musste er wohl, weil man kann ja nicht alle Leute einfach wieder heim schicken. Den Veranstaltern hätt ich was erzählt, hörst! Ich fahr da fast 250km her und dann...?

Allemal fand das Konzert tatsächlich statt. Nach dem Essen ging ich zurück zum Naglfar (bis jetzt lief die Heizung einwandfrei und es war im Auto kuschelig warm), zog mich um, schminkte und stylte mich und lief dann da rüber zu dieser Halle02. Da standen schon ganz viele Leute an.

Diese Halle02 ist übrigens ein vollelektronischer Laden, stand schon auf deren Website: man kann nicht bar bezahlen, nur mit Karte. Da war ich ja erst so sauer, dass ich erwägte, jedesmal raus zum Auto zu gehen und lieber mein eigenes Bier zu trinken, weil das digitale Bezahlen von Alltags- und Bagatellbeträgen find ich nämlich total scheiße. Wegen jedem Eurofuffzig muss man da seine EC-Karte zücken, ist ja das Allerletzte. Aber leider stand am Eingang, dass mit Verlassen des Gebäudes auch die Eintrittsberechtigung erlischt, also kam man dann nicht mal wieder rein! Naja, wohl oder übel musste ich dann halt das digitale Spielchen mitmachen, weil gar nichts oder nur Leitungswasser trinken wollte ich jetzt auch nicht. Zudem fing das auch gleich an der Garderobe an, denn als ich meine Jacke abgab, musste ich die 2 € Gebühr bereits mit Karte zahlen. ZWEI Euro. Mit Karte .

Naja, ich stiefelte mal an die Bar und holte mir ein Bier. Was das gekostet hat, weiß ich gar nimmer, ich zahlte ja mit Karte. Beim zweiten Bier später reichte das Hinhalten der Karte nicht, nun sollte ich auch noch meine PIN eingeben. Zum Glück wollten sie die PIN schon nach dem 2. Bier haben, denn nach dem x. Bier hätt ich sie vielleicht gar nicht mehr gewusst .

Die erste Band trat schon auf. Die trashten auch gleich voll los und das Publikum pogte auch gleich mit, sofort gabs einen Mosh-Pit vom Feinsten. Hier feierte der Homo Heidelbergensis! Ich stand ziemlich weit vorn genau in der Mitte und bekam gleich das ganze Gerempel voll ab. Gerade noch, dass ich mein Bier retten konnte, das ich im "Pinguin-Style" zwischen meinen Füßen auf dem Boden abgestellt hatte, aber nicht mal meine Rangers mit Stahlkappen konnten es noch schützen, ich wurde sofort fast umgerempelt und mit mir das Bier - wie gesagt, grad noch, dass ich es erwischte und noch retten konnte. Da verzog ich mich mal lieber nach links außen.

Ich glaub, diese erste Band hießen Hellripper. Ich kaufte mir eine CD von denen, weil die gingen mir irgendwie recht gut ins Ohr. Nun sitz ich zuhaus, hör mir die CD an und guck mir das Inlet an: da ist nur 1 Musiker? Ich hab gerade gegoogelt, aber auch auf ihrer Website steht nur 1 Musiker. Dieser 1 Musiker spielt alle Instrumente?

Wer waren denn dann die anderen 3 auf der Bühne?

Das versteh ich alles nicht ganz, aber es klingt trotzdem gut .

Die zweite Band waren - glaub ich - Toxic Holocaust. Die konnte man schon auch hören, aber bei der geilen Vorlage von Hellripper konnten sie nicht mithalten.

Nach der Umbaupause wurden erst mal tonnenweise Chemtrails auf die Bühne gesprüht. Der Nebel war so dicht, dass man den Schriftzug von Abbath nur noch im Ansatz erkennen konnte.

Nun betrat der heute wohl traurigste Mann im Saal die Bühne. "Ein Mann weint nur, wenn seine Mutter stirbt" singt Till Lindemann. Aber Abbath weinte nicht. Ein Profi: Er zog seine Show runter, wie sie schon immer war.

Viel sah man ja nicht von ihm durch den ganzen Nebel. Es wurde auch andauernd nach-gesprüht, damit man auch ja nix von ihm sah oder gar noch fotografierte. Was da die Profi-Fotografen für Techniken haben, dass sie hier noch vernünftige Bilder rauskriegen? Ich bin schon froh um dieses Bild, rechts - deutlicher konnte ich ihn nicht fotografieren.

Freilich hatte ich auch meinen "kleinen Abbath" dabei, und auf der Hinfahrt plante ich noch, nach der Show zu Abbath zu gehen, ein Autogramm zu verlangen und mich mit dem kleinen Abbath zusammen mit dem echten Abbath fotografieren zu lassen. Aber nachdem der Abbath heute so einen traurigen Tag hatte, wollte ich nun echt nicht nerven und ließ all das. Meine Anteilnahme .

Es wurde auch keine Zugabe von ihm gefordert und so beendete er recht zügig seinen Gig. Der Applaus war noch nicht abgeklungen, da gingen schon die Lichter an und die Unterhaltungsmusik wurde eingeschaltet. Die Show war zu Ende. Ich kann mir vorstellen, dass Abbath recht froh drum war. Er wird sich jetzt wohl in seinen schwarzen Reisebus verzogen haben, den ich vorhin vor der Tür stehen sah - und keine Ahnung, was er dort noch tat, vielleicht sich zuschütten? ...oder doch noch weinen? Der Bus würde allenfalls sofort starten, denn am Tag drauf (heute) ist Abbaths nächster Gig in Uden, Niederlande. Armer Kerl. Aber wie ich schon auf Facebook schrieb: Was musste er auch Rockstar werden ...hätt er was G'scheits g'lernt!

Nun gab ich meine leere Flasche ab. Ich war gespannt, wie das nun laufen sollte - aber es war ganz lapidar und langweilig wie bisher auch: Karte hinhalten und eine Gutschrift wurde gebucht.

Ich bin jetzt echt gespannt auf meinen Kontoauszug: 2 € hier, 3,50 € da, nochmal 3,50 €, dann 1 € Pfand zurück.... hee, da blickt doch keiner mehr durch?! Das wenn'st is ganze Monat überall so hast, hast auf dem Kontoauszug 500 Posten drauf stehen und jedesmal nur 2,50 € - da verliert man doch komplett den Überblick, das ist doch echt das Allerletzte!

Ich holte meine Jacke von der Garderobe und machte mich auf den Heimweg in die Newton-Straße, wo das Naglfar parkte. Hoffentlich hatte die Heizung durchgehalten! Als ich vor ein paar Wochen nämlich in Augsburg heim kam, war die Heizung irgendwann ausgegangen und es war nur noch ein Blinklicht an, das eine Störung anzeigte. Nach einem Restart gings ja dann wieder, aber zuerst mal war es da bitterkalt im Auto. Heute wäre das noch blöder, denn irgendwoher hatte ich gehört, es würde in Heidelberg bis minus 13 Grad in der Nacht werden - und so fühlte es sich auf dem Heimweg auch an.

Aber ich hatte Glück: Im Naglfar war's kuschlig warm, die Heizung war ok! Ich hüpfte schnell rein und zog gleich die Tür ordentlich zu. Dann runter mit der kalten Winterjacke und den eisigen Stiefeln! Vor dem Naglfar parkte mittlerweile ein PKW, offensichtlich auch von Konzertbesuchern, denn die beiden saßen gerade in ihrem Auto und schlotterten, der Fahrer wischte an der Scheibe rum, kalter Nebel stieg vom Start aus der Kühlerhaube und waberte vor den Scheinwerfern hoch. Ich saß gegenüber im ärmellosen Abbath-T-Shirt in meinem Auto und winkte ihnen fröhlich zu (Arschloch kann ich ).

Naja, ich sah zu, dass ich mit Zähneputzen und Pullern schnell fertig wurde und oben im warmen Bett war - so lang die Heizung noch lief, denn ich hatte den Batteriestand anzeigen lassen und der befand sich bereits auf unter ein Viertel . Das wird happig!

Gegen 10 Uhr morgens wachte ich heute auf. Die Heizung lief noch. Wie sieht es denn aus? Reicht es noch für ein Frühstück?

Oh! ...eher nein: da blinkte ein rotes Licht und die Anzeige für die hintere Batterie war am Ende der Reserve.

Besser ist, ich lass das mit Kaffeetrinken + noch gemütlich bissl Bilder anschaun und auf dem Laptop rumsurfen, sondern ich starte besser gleich. Die vordere Batterie war noch dreiviertel voll und das Naglfar sprang sofort an.

Oh! Ein Blick auf die Tankanzeige: Die Heizung hatte nicht nur Batterie verbraucht, sondern auch ordentlich Diesel verheizt. Ich wollte mit dem Tank eigentlich noch bis Heilbronn kommen, aber besser ist doch, ich fahr gleich hier in Heidelberg auf Tanken .

Die nächste Tankstelle war gar nicht weit. Das Diesel war grad auch wieder relativ günstig: 1,679 €/l.

Naja, und so fuhr ich sehr zufrieden heim. Das war mal wieder ein richtig schöner Ausflug, auch wenn's so kalt war.

Donnerstag, 18. Januar 2024

Heidevolk im Hirsch

Am Mittwoch war Heidevolk im Hirsch. Da wollte eigentlich auch die Petra hin, aber dann ist sie krank geworden und hat ihr Ticket dem Ralf geschenkt. Der hat sich gefreut wie ein Schnitzel!

Wir fuhren mit U-Bahn und Bus hin und liefen die Vogelweiherstraße gar zu Fuß hinter bis zum Hirsch. Da waren noch gar nicht viele Leute da und so setzten wir uns in die Lobby und wärmten uns mit einem Bierchen auf.

Wer ist denn eigentlich dieser Jonne, der das Warm-Up macht? Von dem hatte ich noch nie was gehört...? Ach, das ist der Sänger von Korpiklaani, der jetzt ein Solo-Projekt macht?!

Schon hörte man die ersten Töne aus der Halle und wir gingen gleich rüber. Tatsächlich: der Korpiklaani-Mann! Er hat ganz schön abgenommen, denn eine Weile war er ordentlich plüschig. Aber jetzt passt es langsam wieder mit seinem Gewicht. Ein Mädel hatte er dabei und ich ließ mir sagen, das sei wohl seine Frau. Sie sang auf jeden Fall sehr schön: so schief, dass es schon wieder geil war. Doch, ja, also es hörte sich alles ganz gut an, kann man sich schon mal geben.

Die beiden hatten vorwiegend recht folkige Songs. Sie sangen auf Finnisch, er spielte dazu akustische Gitarre und die Frau schlug auf so einer Schamanen-Trommel umeinander. Man hörte aber noch eine ganze Menge anderer Instrumente, ein Schlagzeug und Flöten, nur sah man dazu keine Musiker: Das lief alles vom Band, und das fand ich nun weniger peppig, weil eigentlich möchte ich schon richtige live-Musik hören.

Dieselbe Performance mit nur 2 Musikern und einem Band brachten Nytt Land im Anschluss. Der Ralf meinte sogar, dass der Flötenspieler gar nicht wirklich Flöte spielte, sondern selbst das Geflöte vom Band lief und er sich dazu bloß hinstellte und so tat als ob. Na, das wäre ja mies: das volle Playback?

Auch Nytt Land hörten sich gut an, allerdings waren sie insgesamt ein ziemlicher Abklatsch von Heilung: allein schon die Schamanen-Maskerade und die Rentier-Deko, dann auch vom ganzen Stil her, naja.

Aber schön zu hören.

Dagegen waren Heidevolk dann danach so richtig fetzig. Da hüpfte das Publikum und feierte richtig Party, lustig war's. Der Hirsch war nur im vorderen Bereich voll geworden, also es hätten wohl dreimal so viele Leute noch rein gepasst, aber das hatte den Vorteil, dass man schön Platz hatte zum Moshen und Tanzen.

Sie bildeten tatsächlich einen Circle Pit und der Ralf sprang gleich rein und circelte mit auf seine alten Tage . Zu dem Zweck nahm er sogar seinen Haargummi raus und hüpfte mit offenen, wehenden Haaren mit den anderen im Circle herum.

Ach, das Konzi war recht nett und so fuhren wir am Ende recht zufrieden mit dem Bus und der U-Bahn wieder heim nach St. Leonhard.