Donnerstag, 4. Juni 2009

weiche Schiene

Oooh, jetzt ist heute die M. abgereist. Schad, jetzt, wo ich mich doch so gut mit ihr zu verstehen angefangen hab. Aber als echter PC-Profi hat sie sich natürlich nun eine e-Mail-Addy eingerichtet und so bleiben wir miteinander im online-Kontakt.

Überhaupt hab ich heut ein paar Adressen von meinen Mitpatienten eingesammelt und meine Adresse an sie verteilt, damit wir uns mal in ein paar Wochen, wenn wir alle wieder zuhause sind, zu einem Veteranentreffen (gaga-Meeting) einfinden können.

Seit vorgestern fahren J. aka "Käpt'n R." und ich in einer Gruppe von 10 weiteren Patienten die "weiche Schiene". Boar, der Käpt'n ist ja vielleicht stinkad! So ein Schnullizeug! Wir müssen mit der Therapeutin voran durch den Wald spazieren (also ECHT spazieren, gaaanz langsam), andauernd auf die eine Tussi warten, die dann wieder alle 500m einen Asthmaanfall kriegt, Blätter abgriffeln, an Blümchen riechen und brauchen auf die Art für eineinhalb Kilometer ne dreiviertel Stunde! "Da lauf ich ja 3 x nach Dürrnhof und wieder zurück!" fluchte der Käpt'n. Na, das ist doch der Sinn der "weichen Schiene", dass wir halt mal NICHT hetzen und bei "3 x Dürrnhof" nur noch mehr rennen, um es in 1 Stunde vielleicht sogar 4 x zu schaffen, sondern dass wir halt mal schnullen und genießen und Blümchen schnuppern.

Gestern - im Wald - auf der "weichen Schiene" hatten wir folgende Aufgabe: Paarweise sollten wir uns zusammen tun, der eine Partner schließt die Augen, der andere bringt 3 weiche und 3 harte Gegenstände aus dem Wald und der mit den geschlossenen Augen soll die Gegenstände dann beschnüffeln, betatschen und erraten, was es ist. Mit geschlossenen Augen schnüffelte ich dran rum, was der Käpt'n mir Weiches und Glitschiges gebracht hatte. "Oh, das riecht nach Erdbeeren!" freute ich mich, biss sofort rein und futterte gleich die Walderdbeeren weg. Fort war das therapeutische Anschauungsmaterial!

Heute mussten wir nun mit Fingerfarben malen, was wir zum weichen und zum harten Material so fühlten. Tja, das ist mein Bild: die feinen Walderdbeeren sind auch drauf. Nur: Wir sollten malen, was wir fühlen, nicht die Gegenstände! Ich MAG nicht malen, was ich fühle und ich mag auch gar nichts fühlen. Diese Dinge sind Walderdbeeren, sie sind rot und schmecken gut und ich habe sie gefressen, aus, fertig! Es ist nur wieder mein altes Thema: Ich verweigere mich der Welt. "Aber die Welt verweigert sich dann auch dir." sagte Ahriman. Bäh.

1 Kommentar:

Gastschreibär hat gesagt…

..und die Welt verweigert sich dir. Jo stimmt exakt Rafa. Gefühle malen hat doch was. Rot für Wut, gelb für Neid, grün für glücklich, blau - kalt usw. :-) Am Schluss schaffst noch ein Kunstwerk und wirst berühmt.

Mal im Ernst, das mit der Fühlerei ist schon so ein Ding. Man denke nur daran das der Mensch extrem kalt und extrem warm nicht unterscheiden kann (wenn er nur fühlt). Die Welt eines Blinden unterscheidet sich schon erheblich von der "unseren", will man so gar nicht glauben.