Sonntag, 3. August 2014

Kornkreis Raisting

Obwohl es heiliger Samstag war, stellte ich mir den Wecker auf früh um halbsieben. Ich jumpte aus dem Bett und radelte zum Hauptbahnhof. Dort kaufte ich mir nen Kaffee, schmiss mein Fahrrad in den Zug und fuhr nach Augsburg, ab dort mit so ner Bimmelbahn nach Raisting in Oberbayern. Das hätte ich beinahe verpasst, so klein und unscheinbar liegt das Kaff hinter dem Ammersee. Grad noch, dass ich aus dem Zug sprang.

Ha, es könnten doch auch Ino und Co dazu kommen, dachte ich und postete meinen Trip gleich auf Facebook, aber Ino meldete sich nicht. Ach, da hatte ich nicht dran gedacht: Der Ino war ja gestern in München auf Napalm Death und wenn er sowas macht, der alte Sack, dann ist er ja immer mindestens 3 Tage krank und unansprechbar.

Vom Bahnhof aus radelte ich los. Ein einheimisches Mädchen hatte mir erklärt, dass ich mich links halten müsste. Da radelte ich an einer idyllischen Kuhweide vorbei, aber rechts stand ... das:

Ja, was ist denn das? Sind da die Alien gelandet?
Auf einem Schild stand "EMC" - Erdfunkstelle Raisting.

Ah! Ich hab's kapiert: "Erde an Enterprise, bitte kommen!"

Allenfalls handelt es sich um ein Space-Projekt aus den 60er Jahren, wo die da anscheinend in den Weltraum funken oder in dem solchen nach irgendwas Bestimmtem herum-lauschen. Die Anlage steht heute unter Denkmalschutz und besonders tolle Forschungen machen sie offensichtlich nicht mehr, aber dass das ne Anlaufstation für alle möglichen Alien-Freaks ist, liegt ja wohl auf der Hand! ...und ausgerechnet dort unmittelbar daneben ist der Kornkreis in einem Kornfeld aufgetaucht?

Ich sah schon von weitem die Autos dort stehen und eine Menge Leute.

Seltsamerweise verlangten sie am Feld nicht einmal Eintritt. Also wenn ich der Bauer gewesen wäre, hätte ich da mal sofort einen Zaun rumgezogen und von jedem, der rein will, mindestens einen 5-er kassiert. Na, immerhin stand eine Dose dort, wo man was spenden konnte und dafür bekam man so Bildchen vom Kornkreis. Mei, da heißt es "die dümmsten Bauern haben die größten Kartoffeln" und hier gibt es Bauern, die haben nicht nur große Kartoffeln, sondern gleich einen Kornkreis auf'm Feld und machen nix draus!? Das ist ja (aus kapitalistischer Sicht) voll a Sünd'!

Naja, ich legte mal einen 10er in die Dose, weil ich fand, das war's echt wert. Das fanden anscheinend auch andere Leute, denn da lagen sogar 20er drin und ein Haufen Geldscheine. Naja, vielleicht machen die mit "Spenden" echt besseren Umsatz als mit "Eintritt zahlen"?

Kaum war ich drin, begann ich mit Fotografieren. Ich hatte extra meine große Nikon-Kamera mitgenommen und ...

...den Hubschrauber ! Den hatte ich über Nacht noch ordentlich voll-geladen und mit ihm wollte ich nun über das Kornfeld fliegen. Leider hatte ich aber nicht an die Steuerkonsole gedacht, denn deren Akku war offensichtlich leer, allemal leuchtete daran keine LED mehr. Oh nein, ich krieg die Krise! Ich klopfte und schaltete an dem Remote Control rum und dann leuchtete tatsächlich noch mal irgendein "on"-Lämpchen, da flog ich gleich los. Der Hubschrauber hob ab und flog hoch, aber der Wind trieb ihn gleich zum Maisfeld rüber. Ich steuerte dagegen, aber ich kriegte ihn nicht in die Gewalt, da ließ ich ihn runter. Er stürzte genau am Rand vom Maisfeld ab.

Ich lief erst mal rüber ins Maisfeld und suchte meine Drohne. Zum Glück fand ich sie dort auch liegen. Leider gelang es mir dann nicht mehr, sie neu zu starten. Die Steuerkonsole machte keinen Mucks mehr.

Ich hatte bei meinem 1 Flug zwar auf "Videoaufnahme" gedrückt, aber entweder war die Steuerung schon zu schwach oder irgendwas ging schief, allemal war dann (später) leider kein Video drauf, oooh .

Da fotografierte ich halt "herkömmlich".

Sehr, sehr sonderbare Leute befanden sich da im Feld, hui hui. Hier seht ihr zum Beispiel die Teletubbies-Delegation mit Alu-Mützchen und Antennenspitzchen.

Ein Ornament weiter lag ein Mensch ganz in Weiß, der sich ein Bettlaken übergezogen hatte.

Eine Menge Schuhe waren gleich am Eingang abgestellt und viele Leute liefen barfuß herum.

Dabei fanden sich auch teils recht sonderbare Schuhe...

In der Mitte spielte eine Gruppe Esoteriker Ringelpietz mit Anfassen, hatten sich im Kreis aufgestellt und an den Händen gefasst. Was sie dann machten bzw. was dabei (angeblich) abging, war für Außenstehende (wie mich) nicht erkenntlich.

Eine fette Weihrauchwolke wehte da plötzlich daher. Naja, ächm ... es schwebten hier teilweise schon sehr chillige Zeitgenossen durch das Stroh.

Aber alles in allem waren es freundliche und nette Menschen und eine fotografierte mich dann, damit ich auch ein Bildchen von mir selber hab .

Wie so ein Kornkreis nun gemacht ist, weiß ich nicht. An den Halmen ist nichts Sonderbares, außer dass sie eben flach liegen.


Ob jemand mit ner Walze durchgefahren ist? Bei manchen Kornkreisen sieht man ja besonders in Kreisornamenten recht gut einen Mittelpunkt, um den herum eine Struktur gedreht ist als hätte einer die Halme im Kreis ums Zentrum gekämmt. In diesem Kornkreis fand sich so eine Struktur allerdings kaum.

Es stellt sich auch die Frage, wieviele Menschen daran wie lange arbeiten müssen, um so einen Kreis - mit welcher Technik auch immer - ins Korn zu kriegen? Da die Kornkreise "über Nacht" auftauchen, geschieht die Fertigstellung ja doch relativ schnell.

Wenn es Menschenwerk ist, dann ähnelt es ja doch im Prinzip den Graffiti. Jemand malt einfach ein Zeichen irgendwohin - aus welchem Grund? Ein praktischer Nutzen ist nicht erkenntlich, also bleibt bloß noch "Kunst". Künstler aber wollen auch erkannt werden. Sie sind stolz auf ihre Werke, sie wollen sie richtig interpretiert wissen.

Das ist genau auch der Haken beim Graffiti, denn viele Graffiti-Künstler werden erwischt und bestraft, nur weil sie selber das Maul nicht halten können und irgendwann irgendwo aus ihnen rausplatzt, dass sie es waren.

Auch Menschen, die einen Kornkreis machen, sind irgendwann mal besoffen, verzweifelt oder in sonst einer mitteilungsbedürftigen Stimmung, aus der heraus sie platzen: "Ich war's!" Aber bislang hat sich noch niemand zu den Kornkreisen bekannt.

Nun find ich ja manche Kornkreise echt schön und einer gefiel mir besonders gut. Vor Jahren habe ich ihn in mein Schlafzimmer an die Wand gemalt, in einer Größe von etwa 1 Meter. Er sieht eigentlich gar nicht schwierig aus - und ich kann auch malen - aber es war einfach nur das letzte Gefreck', das hinzukriegen! Das Ornament besteht ja aus ganz bestimmten Bezügen, d.h. dieser Kreis ist genauso groß wie jener Kreis und der Abstand vom Schnittpunkt hier entspricht genau dem Durchmesser vom Kreis dort. Alle Schnittpunkte müssen vertikal auf richtiger Linie liegen und auch in der Horizontale genau auf der-und-der Ebene.

Kurzum: Ich habe es nicht hingekriegt!
Ich hab halt dann gepfuscht, damit es überhaupt klappt und meine Kreise sind krumm und buckelig und meine Schnittpunkte auf ziemlich schiefer Linie.

Nun fallen diese Ungereimtheiten umso mehr auf, je größer das Ornament ist. Einen Kornkreis, der sich über ein ganzes Feld erstreckt, muss man also unheimlich genau arbeiten! Mit heutiger Technik ist das ja kein Problem, aber Kornkreise gibt es ja schon seit je her...?

Leider zogen nun ein paar Wolken heran. Die Sonne schien langsam nur noch mühsam durch und das Korn wirkte ohne Sonnenschein immer matter und grauer.

"Er wird wohl nicht mehr lang halten" hörte ich einen Einheimischen sagen. Schade, aber na klar: Wie lang lebt denn so ein Kornkreis? Im Prinzip ist er ja ein Mandala und wird alsbald vom Winde verweht, spätestens bei der nächtsen Ernte zerstört.

Ich fotografierte trotzdem noch eine Weile weiter, aber dann fiel bereits vereinzelt ein Regentropfen. Da zog ich mal aus dem Feld ab und guckte mir noch ein wenig die riesigen Parabolantennen vom EMC an.

In der Ferne begann es nun zu donnern: Da kam ein Gewitter!

Eigentlich hatte ich ja vormittags noch die Idee, nach der Kornkreisbesichtigung mal 20 km weiter zu radeln, denn dort ist Kloster Andechs und das hätte ich mir auch gern angeguckt, wenn ich schon mal da war. Aber die anrückende Wolkenfront sah doch recht unangenehm aus. Da hüpfte ich mal lieber auf mein Fahrrad und fuhr ins Dorf.

Auf dem Weg zum Dorf fing es dann an zu regnen. Ich war froh, als ich den Bahnhof erreichte und hockte mich gleich dort ins Häuschen. Sie hatten ja hier nur 1 Gleis! Der nächste Zug kam mal in knapp einer Stunde und da hockte ich nun und wartete halt.

Als der Zug endlich kam, waren mittlerweile auch andere Leute vom Kornkreis da, manche auch mit Fahrrädern. An der nächsten Haltestelle wurde dann durchgesagt, dass keine Fahrräder mehr rein passten und ein paar Leute mit Fahrrädern von dort durften nicht mehr mitfahren. Ha, da hatte ich ja echt nochmal Glück gehabt, dass ich noch mitfahren durfte!

Ab Augsburg wurden die Züge und Gleise umdisponiert, denn der Regen war nun wieder zum echten Unwetter geworden, so dass wieder mal einige Strecken gesperrt werden mussten. In Franken und Nürnberg soll's wieder besonders abgehaust haben, las ich auf Facebook.

Da verschlug es mich in dem üblen Unwetter auch noch nach Fürthz und wenn ich denn dort schon war, ging ich doch gleich ins Restaurant Odysseus und ließ mich vom Chris einladen . Drum wurde es dann wieder etwas später und ich komm erst heute dazu, Bilder und Bericht zu posten.

Keine Kommentare: