Freitag, 27. April 2012

City-Gammel

Mittags traf ich mich mit der Sylvia beim Beck in der Stadt. Schon als ich am weißen Turm ankam, war mir klar: Ich war viel zu warm angezogen, mit langärmligen Longsleeve und bäh! Also hüpfte ich schnell in den nächsten Klamottenshop und kaufte mir ein T-Shirt. Das ist nun ungefähr das 25. schwarze T-Shirt, das ich hab, aber was soll's. Es war immerhin nun schön luftig.

Nach nem Kaffee spazierten wir noch ein wenig so durch die Stadt. "Guck mal, da vorn ist einer mit bunten Haaren. Kennst du den?" fragte die Sylvia, der ich von meinem Punk-Faible erzählt hatte. Natürlich kenn ich den! Das ist doch der Lunger!! Freilich kenn ich den!

Der Lunger hat sich endlich seines spießigen Outfits entledigt und trägt wieder Iro in bunt. Bisher sah er nämlich ganz brav aus mit stino-Lockenkopf, weil er ne Wohnung sucht. Mit dem braven Outfit hat er aber auch keine Wohnung gekriegt, also ist es auch schon wurscht, meinte er. Prima!

Die Sylvia wollte sich noch um 16 Uhr mit irgend einer Bekannten treffen, also seilte ich mich ab und hockte mich vor mein "Haus" und malte. Ich malte so in aller Ruhe, da stand nicht auf einmal dieser eine Fundi-Christ vor mir, der da immer Flyer verteilt. "Oh Schreck, der Christ!" rutschte es mir raus. Ich glaub fast, der Christ hat mich gar nicht erkannt, denn sonst lauf ich immer bloß arrogant und hämisch lächelnd an ihm vorbei. Diesmal war aber die ganze Situation anders, ich hatte sogar eine nicht-schwarze Jacke an, ne Brille auf, saß mitten in der Sonne und ich glaub, dass er mich so gar nicht erkannte, und so erzählte er mir, dass das ein nettes Haus sei, weil die Wirtschaft, die da unten drin ist... da kriegt man ein feines Bier (! ) und da säßen sie oft drin nach "Feierabend" (Flyer verteilen, meinte er) und kehrten ein.

So so: Die Christenbagage verteilen da den ganzen Tag ihre blöden Flyer und abends kehren sie ein in der Wirtschaft in "meinem" Haus?

Auf der christlichen Flaniermeile tauchte dann auch noch ein neuer Akteur auf, nämlich dieser Zeuge Jehovas! Also da geht's zu...! Wider mein Erwarten bekamen sich die beiden christoiden "Mitbewerber" leider NICHT in die Haare, von wegen, wer die wahrere Religion hat, so sehr ich auf drauf wartete. Leider verteilten sie ganz friedlich ihre Flyer bzw. Wachttürme nebeneinander her. Was? Kein Krieg?

Ich radelte gegen Abend dann irgendwann nach Hause.

Kaum saß ich dort, klingelte mich der Jörg an: Da sei grad eine Vernissage von einer Fotoausstellung in der Villa Leon und ob ich nicht auch kommen möchte. "Aber klar, in einer halben Stunde bin ich da!" freute ich mich. Jörg meinte noch irgendwas von der Sorte: "Seit du wieder arbeitslos bist, kann man wenigstens was mit dir anfangen..." .

Zusammen mit dem Jörg gab ich mir also die Foto-Ausstellung.

Anschließend wollte Jörg noch irgendwie an die Rampen radeln, wo diese idyllische Hinterhofszene in meine Kamera sprang. Ein paar Leute hockten da rum und diskutierten und wir gesellten uns dazu. Ich guckte ein bisschen rum und fand da einen Eimer voll Malkreiden, so für Kinder. Mensch, klasse! Ich wollte schon seit ner ganzen Weile so eine Kreide! Also nahm ich eine von den Kreiden einfach mit und steckte sie ein.

Wir radelten weiter und kamen im Komm-Kino an. Dort zeigte mir Jörg die Computer-Gruppe, wo ein paar Leute in nem Raum saßen und umeinander häckten. An und für sich nichts Besonderes, aber ich habe mal das Treppenhaus vor dem Raum fotografiert...:

Das ist ein ganz heiliges Treppenhaus, Leute, denn genau an dieser Stelle, die ich da fotografiert habe ..., da...!
Es war 1979 im Frühjahr, also vor ziemlich genau 33 Jahren! Da war ein Konzert im Komm-Festsaal. Peter und ich tanzten da rum und schließlich verzupften wir uns mit unseren Frühlingsgefühlen irgendwohin, wo wir möglichst ungestört waren und das war genau dieses Treppenhaus. Damals war natürlich noch keine Computergruppe dort und auch sonst war dort nichts. Alle weiter führenden Türen waren verschlossen und verrammelt und Licht brannte dort auch keins. Da vögelten Peter und ich dort eins auf auf Teufel komm raus - mitten über dem Konzertssaal, ganz genau an dieser Stelle, völlig ungestört, während alle anderen einen Stock tiefer umeinander tanzten. Meine Güte, das waren noch Zeiten, da lief alles echt noch ganz anders als heutzutage. Ha, mei, das ist alles gar nicht mehr wahr... *seufz*

Der Jörg verzupfte sich irgendwann nach Hause und ich saß noch mit dem Team vom Komm-Kino in irgendso einem Raum unter dem Dachgiebel vom Komm und diskutierte über Nahost-Politik . Es war schon kurz vor 1 in der Nacht als ich ging. Leider war schon alles im Komm abgesperrt und ich kam an mein Fahrrad, das im Hofgarten abgeschlossen stand, nur noch hin, weil mir so ein Security-Typ mit dem Generalschlüssel alle möglichen Türen öffnete. Irgendwie hatte das echt was Gespenstisches.

Ich radelte hinaus in die Nacht und kam an die Christen-Flaniermeile. Da zog ich das vorhin geklaute Stück Kreide aus der Tasche und malte an die Stellen, wo der christliche Wurzelsepp immer seine Jesus-Plakate aufstellt, lauter 666en hin .

10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sehr einfallsreich. 666. So etwas ähnliches hab ich - glaub ich - auch mal gemacht. Als ich so 10, 11 Jahre alt war...

RAFA hat gesagt…

Naja, was Komplizierteres verstehen sie dann bloß wieder nicht, weißt' doch. Die merkbefreiten Depperle haben doch im Wirklichkeit von nix a Ahnung. Also schön simpel und einfach, dann kommt die Botschaft auch an! :-)

Anonym hat gesagt…

...vor allem, sind die "Pentagramme" falsch, nur wenn ein Zacken nach unten steht, steht es für das Böse. Wenn zwei Zacken nach unten stehen, steht es für einen Bann des Bösen. Man kann sich das einfach merken. Wenn ein Zacken nach unten steht, dann kann man einen Zigenkopf 'reinmalen, also böse. Wenn zwei Zacken nach unten stehen, kann man ein Menschlein 'reinmalen, also gut. (ein anderer Anonymer)

RAFA hat gesagt…

wieso? Sie stehen doch nach unten - von der 666 aus gesehen...?!

Anonym hat gesagt…

Es muß ein Zacken nach unten stehen. Wenn zwei Zacken nach unten stehen ist es ein "weißmagischs" Zeichen und ist auch in alten Stallungen zu finden um die Tiere vor Flüchen zu schützen. Ein Pentagramm ist nicht ein "böses" Zeichen, sondern umgekehrt, es ist ein "gutes" Zeichen; vergleichbar mit einem Kreuz, welches auch umgedreht wird. Der Satan hat keine Symbole, er kann nur "nachäffen". Genauso, weil dort die drei Sechsen gemalt sind, die für eine Art satanische Trinität stehen sollen. Der Antichrist ist letztendlich auch nur ein "nachäffen" des Sohnes Gottes.

RAFA hat gesagt…

Es STEHT doch ein Zacken nach unten! Es steht doch klar ein Zacken nach unten in Richtung der Zahl und auch vom Bildausschnitt aus gesehen. Was kann ich dafür, wenn ihr eure Maßstäbe an den Pflastersteinen setzt!? ;->

Merkberfreite Depperle, die von Nix ne Ahnung haben hat gesagt…

Die Botschaft kam bei uns an: In dieser Stadt leben Pseudosatanisten, die sich diebisch über kindliche Schmierereien auf dem Boden freuen. Wir haben also noch viel zu tun. Los Bruder, lasse uns weiter singen. Frohlocket und rocket, oh Jesus du Freund... *süng*

RAFA hat gesagt…

Ich wusste es, dass sowas Dummes am besten bei Christens ankommt :-D *Eier eindätsch und zum Faulen in die Sonne aufs Fensterbrett leg, oberflächenunbehandelte Bio-Tomaten kauf und zum Gären ansetz, Gummihandschuhe besorg und die alte Steinschleuder vom Dachboden wieder runterkram, hähähä*

Anonym hat gesagt…

...gut, ja, aber das es zu keiner Verwechselung mehr kommt, das nächste mal die drei Sechsen in den Zwischenräumen der oberen vier Zacken schreiben, dann weiß jeder sofort bescheid...
In meiner Jugendzeit, das liegt einige Jahrzehnte zurück, da gab es einige, die mit einem falschen Pentagramm auf der Jeansjacke 'rumgerannt sind und "Satan" geschrien haben; ich glaube einige wurden davon auch später Punks...LOL

RAFA hat gesagt…

Ja, sorry, bei Christen muss man wirklich ans Allerdümmste denken, damit es zu keinen Verwechslungen kommt. Ich konnte nicht ahnen, dass ich diese DAUs selbst mit sowas Einfachem noch überfordere, aber ich geb mir das nächste Mal mehr Mühe!