Was für ein herrlicher Sommertag! Die Sonne schien, es war schweineheiß und ich war bester Laune. Um 10 Uhr traf ich mich mit dem Michi und dem Uwe am Naglfar. Vorher war ich schnell auf der Ranch, die Katzen füttern, dann bin ich mit dem Naglfar noch auf Tanken gefahren und so stand ich am Treffpunkt, wo die Freunde dann pünktlich auftauchten.
Wir fuhren zuerst nach Bamberg, dort den Thomas und den Heiko abholen.
Drei Autos waren wir, und weil das Naglfar die schwerfälligste Karosse war, sollte ich als Erste vorfahren. Die anderen wollten mir nachfahren. Mei, mei, Sozialleben ist so schwierig, allein ist alles so sehr viel einfacher, weil nun musste ich aufpassen, dass immer alle mitkamen, die Ampel noch mitten im Grün war, so dass wir zu dritt noch durch kamen und keiner bei Dunkelgelb noch durchrutschen musste, und weil ich so angestrengt in den Rückspiegel glotzte, fuhr ich natürlich prompt auf die falsche Autobahn. Michi folgte mir, Thomas fehlte, rief mich dann aber an, warum ich Richtung Nürnberg gefahren war, oh peinlich, oh Mann, ist das alles stressig!
Allein ist das viel einfacher: Ja mei, hab mich halt verfahren, fahr ich halt wieder zurück - aber wenn man zwei Followers hat, dann hat man auch für die Verantwortung und außerdem kam ich mir schon wieder vor denen voll doof vor, zu blöd, meinen Weg zu finden.
Nach ein paar Wendemanövern über verschiedene Autobahnen waren wir dann endlich auf der richtigen Strecke … bis mein Navi meldete "A71 ist gesperrt, fahren Sie die nächste Ausfahrt runter". Das tat ich dann, die anderen mir nach, da wieder Telefon, der Thomas dran: wo ich denn jetzt schon wieder hin fahr? Sein Navi meldete nix von einer Sperrung - also wieder zurück, und so sollte nun bitte der Thomas führen, und ich fahr einfach hinterher. Also fuhr der Thomas vor, aber ich kam kaum mit. Über irgendwelche Dörfer mit engen Gassen, drückten sich LKW und Linienbus an mir vorbei, rechts die Häuserwand 10 cm neben meinem Außenspiegel, links der Spiegel vom LKW 10 cm neben meinem - und der Thomas im PKW war längst um die Ecke, ein anderer Wagen war eingebogen, und wir drohten uns zu verlieren. Überhaupt gibt man im PKW halt Gas, und dann fährt der schneller - wenn man im Naglfar Gas gibt, muss es erst mal "überlegen", was es jetzt machen soll, verschluckt sich, und beginnt nach einer Schrecksekunde dann langsam zu beschleunigen, Betonung auf "langsam", also von 0 auf 100 in einer halben Stunde … und bergauf hab ich sowieso mal ganz verloren . Schiff, halt.
Da endlich, ich war recht froh: wir waren fast da, hier begann der Rock-Harz-Anreisestau!
Da rumpelten wir im Stop and go den Feldweg entlang. Der Thomas hat ein Frankfurter Kennzeichen, bekennt sich aber voll zu Nürnberg, wenigstens fußballmäßig (FCN), seht ihr's?
Jetzt war wieder mal Halt angesagt, es ging nicht weiter, wir stellten die Motoren ab, hupften aus den Autos, ...da kam einer von hinten vor und sagte zu mir: "Bei dir tropft was!" Uwe guckte: "Ja, hier, hey, da sabbert's volle Kanne raus!" Thomas langte mit dem Finger in die Pfütze, die sich unter dem Naglfar gebildet hatte: Benzin (bzw. Diesel)! Die Jungs machten meine Kühlerhaube auf und guckten rein: Ja, hier, nass, und da tropft's, es sabbert hier entlang, oh weh.
Wir müssen weiterfahren, verstopfen den ganzen Feldweg! Zur asphaltierten Straße war es nicht mehr weit, nur noch 100 Meter und so wartete ich, bis alle anderen vor mir gefahren waren und die Lücke so groß war, dass ich die Straße mit einem Satz erreichen konnte. Ich startete und fuhr tropfend bis auf die Straße und von dort gleich an den Straßenrand links, sodass die anderen alle an mir vorbei konnten.
Was machen wir jetzt, große Lagebesprechung, und wir entschieden: Thomas, Heiko, Uwe und Michi fahren rein in den Campground, während ich hier den ADAC anrufe. Sobald ich Konkreteres wüsste, würde ich mich bei den Freunden melden. Sie sollten mir einen Platz reservieren, falls der ADAC das Naglfar heute noch hinkriegt, dann wollte ich nachkommen, andernfalls … hab ich dann auch keine Ahnung, was ich machen soll .
Ich rief also beim ADAC an. Zum Glück bekam ich erstaunlich schnell einen Mitarbeiter an die Strippe und meldete die Panne. Mit den Securities vorne hatte ich auch schon gesprochen, die meinten, ich würde mit meinem Getropfe ja den Boden verunreinigen, drum dürfte ich nicht mehr fahren (es tropfte nur bei laufendem Motor), musste mich abschleppen lassen. Ich könnte mich hier bis zum Presseparkplatz ziehen lassen, weil ich will ja hier im Auto schlafen, habe kein Zelt dabei und wo soll ich denn sonst übernachten?
Da hockte ich und häkelte ein bisschen, bis der ADAC-Servicewagen daher kam. Irgendwas am Gehäuse des Benzinverteilers (oder weiß der Geier) ist kaputt. An und für sich keine große Sache, ein bekannter Fehler, der oft bei Ducatos auftritt. Ich sollte das Teil bestellen und man könnte es dann sogar hier vor Ort noch einbauen. Da bin ich aber ja echt überfordert, irgendein Ersatzteil zu bestellen, von dem ich nicht mal weiß, was es ist, und das auch noch mobil am Handy von unterwegs, wohin soll ich das denn schicken lassen und überhaupt? Jugendliche dürfen mich jetzt auslachen, aber der Gedanke dieser Bestellung machte mich echt nervös (war ich ja eh schon aufgeregt angesichts der Panne und der ganzen Situation). Aber 1 Frage genügte: "Wo bestell ich denn das: bei Amazon? " "...ich bestell das schon für Sie." antwortete der Monteur, schlagartig von meiner völligen Unfähigkeit in dieser Angelegenheit überzeugt
.
Der gelbe ADAC-Wagen zog mich dann mit dem Abschleppseil die 200 m gar vor zu dem Presseparkplatz, und da stand ich dann. Wenn das Ersatzteil da ist, würde er mich morgen früh anrufen und dann kommen und es einbauen, meinte der Mann. Der Service ist echt klasse!
Was das Ganze kosten wird, weiß ich noch nicht.
Allemal war ich also hier gestrandet, klärte auch erst mal die Lage mit den Securities im VIP-Häuschen, dass ich ein Pannenfall sei, weil ich als Normalo und Un-VIP ja hier eigentlich gar nicht stehen durfte.
Nachdem ich mich wieder halbwegs beruhigt hatte, meldete ich mich bei den Freunden und ließ mir deren Standort durchgeben. Zu Fuß ging ich dann mit meinem Bollerwagen voller Bier und Proviant auf den Campground.
Ich fand dann auch bald die Freunde und da grillten wir dann noch eins auf, soffen und machten Musik.
Zusammen mit zwei Frauen aus dem Nachbarcamp ging ich dann sogar schon vor aufs Infield, holte mir ein Bändchen und peilte die Lage. Da versumpften wir vor dem Mutantenstadl.
Naja, recht traurig war mir schon zumute als ich dann spätnachts heimkam auf den Presseparkplatz und dort das Naglfar stand mit seinem Warndreieck im Fenster . Oh weh oh weh, wie wird das nur ausgehen, denn am Sonntag muss ich nach Gera fahren, dort will/muss ich ab Montag arbeiten.