Heute hatte ich mal was Außergewöhnliches vor, nicht immer bloß Thrash und Krach, und bin nach Fürth in die Stadthalle zum Musical der Addams Family. In der Stadthalle war ich ja erst vor Kurzem und so entsetzt über die dortigen Bierpreise. Ja, muss ich denn dort überhaupt mords was trinken? Da die Vorstellung bestuhlt war und ja nun mehr so an ein Theater erinnerte statt an eine Mosher-Party, ging das ja wohl ganz gesittet zu, und man musste sich gar nicht besaufen? Wenn ich kein Bier trank, dann konnte ich ja auch mit dem Auto hinfahren
.
Was zieh ich denn überhaupt an? Für mich zählt Addams Family oder Halloween ja mehr zu "Gothic", also schwarz und Hexenstyle. Zuerst dachte ich an meinen langen Rüschchenrock und das schwarze Mieder, aber ich hatte mich mittags so vollgefressen, dass ich meine Wampe nun nicht in ein Mieder pressen wollte. Vielleicht diesen schwarzen Samtrock? ...der ist bestimmt schon 20 Jahre alt, buh, aber noch ganz ok, konnte man schon noch sehen, doch. Seidenstrümpfe, Gothic-Ballerinas? Ich googelte: Die Bilder von der Veranstaltung zeigten leider alle nur die Darsteller und Szenen, aber nie das Publikum. Es war nicht zu erfahren, was denn die anderen so an haben. Ich fragte ChatGPT nach dem Outfit für Musicals: Also man sollte nicht grad einen Jogging-Anzug anziehen, sondern schon eher "Abendgarderobe". Sowas hab ich aber nicht
. Naja, mit Schwarz geht's immer
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Also fuhr ich mit dem Auto. Die Stadthalle besteht ja mehr aus einem Parkhaus, der Saal sitzt dann oben drauf über den ganzen Parketagen. Drum fuhr ich ganz hoch bis aufs 7. Parkdeck. So ein enges Parkhaus hab ich noch nie gesehen. Jetzt fahr ich ja echt bloß einen Schnakenfotzer, aber selbst mit dem kam ich fast nicht in die Lücke, die da oben noch frei war. Zum Nachbarn rechts und zur Säule auf der anderen Seite waren höchstens noch je 20 cm.
Ich lief die letzte Etage noch hoch und stand schon vor der Halle. Gleich mal gucken, was die anderen so an haben! Erleichtert stellte ich fest, dass ich gar nicht auffiel
. So richtig "Abendgarderobe" trug gar keiner. Ein paar erkenntliche Gothics liefen rum, aber auch mit mehr alltagstauglicher Gothic-Kluft, nicht allzu overstyled. Das passte.
Ich suchte im Saal erst mal meinen Platz und ging dann ins Foyer zur Tränke. Sie hatten gar keine Becher
! Also ich hatte nun schon Tour-Becher mit Addams-Motiv erwartet, da hätt ich einen mitgenommen. Aber sie verkauften nur Bier in Gläsern und Cola in Flaschen. Die Getränke durfte man noch nicht mal mit in den Saal nehmen. Ja, also dann brauch ich auch nichts zu trinken. Ich kaufte: nichts
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Aber ich traf dort gleich wieder Bekannte vom Feuertanz. Die saßen dann im Saal drei Reihen vor mir, das war ja ordentlich bestuhlt mit Reihen- und Platznummern. Ich hatte mir einen wirklich schönen Platz in der Mitte gebucht, nicht zu weit vorn, aber man sah alles noch recht gut. Neben mir saßen nur Stinos, die links von mir war so fett, dass sie fast nicht in ihren Stuhl rein passte. Zum Glück hatten die Stühle kleine Armlehnen, sodass der ganze Fettschwabbel nicht bis auf meinen Platz rüberquoll.
Naja, dann ging die Vorstellung an. Das eiskalte Händchen fummelte sich aus dem roten Vorhang heraus und eröffnete das Stück. Sechs beige gekleidete Steampunks präsentierten eine Tanzeinlage, das waren die Ahnen aus der Gruft.
Addams-Tochter Wednesday hatte sich in einen Stino-Jungen verliebt und die Stino-Eltern besuchten nun zum 1. Mal die Schwiegerfamilie Addams.
War ganz niedlich gemacht, doch. Fester gefiel mir am besten. Der sprang dann auch mal von der Bühne runter und bezog Leute aus dem Publikum in der 1. Reihe mit ins Stück ein, zum Glück saß ich ja mehr in der Mitte
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Es waren allemal ein paar echt lustige Szenen dabei. Am Ende hatten sie sich alle (wieder) ineinander verliebt und waren happy, juhu.
Seht ihr, das ist der Fehler! Man lernt immer bloß, wie man sich verliebt, aber nicht, was danach kommt: Ja, verliebt hab ich mich ja in meiner Jugend auch ein, zwei, dreimal, aber das dauerte ja nicht ewig und was kam dann? Da fand ich immer nur die große Langeweile und platzte wieder aus den Beziehungsfesseln. Mein ganzes Leben lang denk ich schon drüber nach, warum ich eigentlich nie einen (festen) Kerl wollte: weil ich einfach nicht mit anderen Menschen so eng zusammen leben will. Sie störten mich seit jeher. Man muss sich nach ihnen richten, ständig auf sie Rücksicht nehmen, kann nicht tun, was man grad will. Ich hatte nie irgendeine Spur von Familiensinn, renn aus jeglicher Gemeinschaft sofort davon, versteh gar nicht, was andere darin wollen und dran schön finden. Haben die kein eigenes Ich? Wissen die nicht selber was mit ihrem Leben anzufangen? Hmpf. Ja, das kann ich halt einfach nicht verstehen. Immer wieder unter Massen von Leuten gehen find ich super, aber dann will ich wieder heim, Tür zu und mei' Ruh' - so war ich schon als kleines Kind.
Massen von Leuten... noch beim Schlussapplaus standen die Ersten auf und gingen, und ich schloss mich gleich an. Ich ging direkt zum Parkautomaten, während viele anderen noch an der Garderobe ihre Jacken holten. So konnte ich dann mein Parkticket ganz schnell zahlen - 8 € wollten die für die 3 Stunden
- und fand auch gleich mein Auto, das nur eineinhalb Etagen tiefer stand. Ich quetschte mich aus der schmalen Lücke und kam ganz zügig noch an die Ausfahrt unten, kein Stau, nix. Bis dreiviertelelf war ich schon zuhause, zog gleich die Fotos vom Handy runter, schickte sie mir ins Büro und da sitz ich jetzt und schreib meinen Blogbericht, denn heute nachmittags hab ich dazu gar keine Zeit mehr, ich fahr ja dann gleich anschließend nach Geiselwind zum Konzert von Wind Rose.

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