Gera

Als ich am Sonntag aufwachte, waren ganz viele Leute schon weg - und auch die Schwabacher Familie mit ihrem gleichgekennzeichneten Van. Gute Heimreise, liebe Freunde!

Ich fuhr noch nicht heim - für mich ging's jetzt erst mal weiter nach Gera. Dort würde ich die kommende Woche arbeiten. Ich fuhr auf die Autobahn, aber bald hieß es seitens des Navi, ne Baustelle sei im Anflug (besser: ich im Anflug auf die Baustelle), es gäbe dadurch Stau und Verzögerungen von xxx und es empfiehlt sich die Weiterfahrt auf der Landstraße. Also sagte ich "ja!" zur alternativen Route und fuhr von der Autobahn ab. Da zockelte ich über heimelige DDR-Dörfer.

Seltsame Namen haben die hier für ihre Ortschaften . Es ging ab nach Unterkaka, ich fuhr dann durch Oberkaka und wartete regelrecht auf das Schild nach Hinterpipi , aber das kam dann leider nicht.

Ich landete schließlich in Gera und parkte auf dem Betriebsparkplatz.

Montagfrüh - ich war gerade beim Kaffee kochen, klopfte schon der Hausmeister ans Auto und fragte, was ich hier mach. "Ja campen, sieht man doch. Noch 1 Wort und ich fahr die Markise aus und bau den Grill auf ." Die Sachlage klärte sich schnell und der Hausmeister meinte, es wär nicht gut, wenn ich hier oben parkte, weil dann fühlen sich andere recht schnell bewogen, es mir gleich zu tun und dann wär schnell der ganze Betriebsparkplatz voller komischer Fahrzeuge - und das geht ja nicht. Drum sollte ich umparken und stand dann ums Eck unten im Betriebshof.

Vom Büro aus konnte ich das Naglfar sehen. Es war der kürzeste Arbeitsweg, den ich je hatte. Wie ist denn das jetzt, wenn ich nachts aus dem Bett fall, ist das dann ein Wegeunfall oder ein Arbeitsunfall, weil das wär ja dann ein Unfall auf dem Betriebsgelände … tja, ein schwieriger Fall für die Sachbearbeiter bei der Berufsgenossenschaft! Neben dem Naglfar stand bald das Auto vom Oberchef, und das steht und steht bis in die Nacht rein! Der arme Kerl, wann macht denn der mal Feierabend?

Zuhause in Nürnberg war unterdessen die Kacke am Dampfen. Zumindest meldete mir meine Schwester, die während meiner Abwesenheit auf der Ranch die Katzen fütterte, dass die Eimer mit der Hundekacke überquillen. Die Leute nehmen einfach keine Rücksicht drauf, dass ich nicht da bin, sondern schmeißen weiterhin ihre Hundetüten in meine Kackeimer und diese platzen aus allen Nähten. Angeblich liegt schon ein ganzes Häufchen drüber. "Stell die vollen Eimer einfach rein und stell zwei neue Eimer hin, es stehen auf einem Stapel genug vor dem Schuppen. Wenn ich heim komm, entsorgt ich die Kacke." riet ich meinem Schwesterlein.

Die Miezerle auf der Ranch sind also halbwegs versorgt. Trotzdem hab ich ein schlechtes Gewissen, dass ich sie jetzt so lange einfach im Stich gelassen habe - und spendete dann wenigstens mein Pfand an das Geraer Tierheim.

Gera hat sich ein wenig verändert seit meinem letzten Besuch letztes Jahr. Die bunten Regenschirme aus dem Zentrum sind verschwunden und es hängen nur noch Fetzen und Streifen über der Straße: ob das schön ist?

Ich bin immer noch fasziniert von der Geraer Straßenbahn. Guckt nur, wie schmal die Spur ist, das ist doch grad mal ein Meter?! Da ist ja die Crispi-Bahn noch größer!

Hier fährt die Straßenbahn mit Gebimmel wieder mitten durch die Häuser. Vorsicht!

Es war Markt in Gera. Nein, der ist nicht jeden Tag, sondern nur montags.

Da standen auch noch "meine" Pflanzkübel! Sie waren seit letztes Jahr nur gering verschmiert, also viel Graffiti gab's nicht. Ob das "Anpflanzungen" sind, was darin wächst? Auf der Ranch wächst auch sowas und ich rupf das immer raus, hatte es bisher für Unkraut gehalten .

Der leere Laden dahinter hat immer noch keinen neuen Pächter, ja, schade .

Hm, hier gab's ein paar Graffiti und wildes Plakatieren - und außenrum wächst bald mehr als darinnen. Ich nehme an, es handelt sich um eine "Bienenwiese"! .

Ich ließ es mir gut gehen und obwohl ich zwischendrin ja auch mal was arbeitete (dafür war ich ja hier), fühlte sich alles fast wie Urlaub an .

Gestern hatte ich schon gesehen: Huch, hier parkt ja jetzt auch ein Fürther! Wo kommt denn der her (vermutlich aus Fürth)? Ja, und heute wollte ich grad fröhlich mit meinem kleinen Fahrrad in die Geraer City radeln, da stand vor dem Fürther Auto die Kollegin aus der KAT I! Sie fiel fast aus allen Wolken als sie mich sah: "Was machst denn du da?" "Ja, arbeiten - und morgen fahr ich weiter nach Leipzig." antwortete ich. Die Kollegin war hier auf Besprechung, guckte jetzt aber zu, dass sie fort kam, denn sie hatte noch gut 3 Stunden Heimreise und im Fränkischen sind schwere Unwetter gemeldet, Starkregen und Hagel, und man weiß nicht, wieviel Stau das wieder gibt. Gute Fahrt!

Der Hausmeister hatte Recht: Es gab tatsächlich die wundersame Camper-Vermehrung auf dem Betriebsparkplatz! Nun steht ein Van neben mir. Ne Frau wohnt da drin, hab ich schon grad gesehen. Wahrscheinlich eine Geschäftsreisende .

Ist aber auch echt schön hier: Vögelchen und Amseln pfeifen, es ist alles grün außenrum, leise prasselt der "klimawandelige Starkregen" auf das Dach vom Naglfar, es ist finster geworden, dem Chef sein Auto steht immer noch da, ich surf noch ein bisschen und geh dann ins Bett . Morgen noch arbeiten und dann geht's nachmittags ab zum WGT!