Sonntag, 24. März 2024

Braincrusher in Hell, Hirschaid

Zeit ist es geworden, dass wieder ein Festival läuft und ich hinausfahren kann in die große, weite Welt ... bis Hirschaid . Das sind zwar nur knapp 45 km far(t) from home, aber immerhin. In der Jahnhalle war die Veranstaltung "Braincrusher in hell" angesagt.

Der Parkplatz dort ist geil, denn es ist ein Wohnmobilstellplatz angeschlossen, und man kann dort Schwarz- und Grauwasser entsorgen, frisches Wasser tanken und Strom zapfen. Drum hab ich mir letztes Jahr extra ein schönes, langes Kabel gekauft, um meine Batterie mal wieder richtig aufzuladen, aber die eine, aktive Stromsäule mit ihren 4 Zapfstellen war leider schon voll besetzt als ich nun endlich daher kam und meine lange Leitung verlegen wollte.

Ich war noch am Ankommen, also Gas aufdrehen, Zeug auspacken, Bier aufmachen, da sah ich gegenüber um einen großen, weißen Kastenwagen den "S."* herumhupfen.

* Erst mal eine Korrektur: Er heißt weder "Stefan", noch in irgendeiner Weise etwas mit "S.", sondern Thorsten - ich hab mich dann später tatsächlich nach seinem Namen fragen trauen. Jetzt merk ich's mir aber!

Der Thorsten hat sich vor 2 Monaten eben diesen Kastenwagen gekauft und ist ganz happy damit. Er ist gerade dabei, das Auto (selber) auszubauen und hat eine Zwischenebene reingezogen. Oben drauf schlafen seine beiden Töchter, die da schon begeistert drauf rumlungerten und unten schläft er. "Aber er schnarcht immer" sagte die eine Tochter . Eine Lichterkette hatten sie auf der Seite aufgehängt, es war richtig heimelig. Schön hat er das gemacht!
"Ha, aber in meinem kann ich mir morgens einen Kaffee kochen" trumpfte ich auf.
"Das kann ich auch!" rief der Thorsten und schmiss gleich seinen Gaskocher an.
Nur eine Pipibox hat er (noch) nicht.
Ich schon .

Da gingen wir also erst mal in die Halle, denn da spielte schon die erste Band. Die spielten grad mal eine halbe Stunde, dann kam schon die nächste Band. Das Line Up hing als Plakat an jeder Ecke, aber wir stellten schon bald fest, dass es wohl nicht stimmte, denn die Bands fingen irgendwann an zu spielen und hörten irgendwann auf, obwohl da ganz andere Zeiten auf dem Line Up standen. Zudem war das doch jetzt ne ganz andere Band als diese da auf dem Line Up, die da jetzt spielen sollten. Wahrscheinlich haben sie getauscht, oder war wieder jemand ausgefallen und sie haben dann alles verschoben? Da ich jetzt nicht wirklich irgendeinen Favoriten bei den Bands hatte, wusste ich eh nicht, wer hier spielte und wer das war, Hauptsache Geknüppel. Ich gebe ja zu: Von den Freitag-Bands kannte ich überhaupt keine und von den Samstag-Bands nur den Headliner, Asphyx. Aber Hauptsache Geknüppel .

Mit Geknüppel kam ich gut auf meine Kosten, denn es knüppelte ordentlich. Ich versteh es ja eigentlich selber nicht, was mir da jetzt dran so gefällt, weil irgendwie klingen die Bands alle ziemlich gleich, es ist alles ein fürchterliches Geschrubbe, echt nur Geknüppel, laut, schnell, vom Text versteht man kein Wort und wenn, dann ist der Song nicht gut und die Vocals werden ja auch nur mit Gegröle vorgetragen, die einen klingen nach röhrenden Hirschen, die anderen nach brüllenden Löwen, aber irgendwie alles nur gröööööh groooaaah groooh! Aber geil ist das *mosh mosh*!

Die Leute gingen ziemlich drauf ab und bei der Band da oben rechts im Bild hüpfte und moshte ich mir auch einen ab, die waren gut. Ich weiß aber nicht, wie die Band hieß.

Nun haben ja die ganzen Bands immer praktischerweise ihre Banner hinter sich aufgehängt, damit man auch ja weiß, wie sie heißen. Das kommt mir meist sehr entgegen . Leider ist die Beleuchtung dann immer so krass, dass kein Foto irgendwas Vernünftiges von dem Banner zeigt und zudem sprühen sie auch noch zentnerweise Nebel auf die Bühne, damit man ja nichts sieht. Insofern muss ich passen, keine Ahnung, wer diese Band war.

Ich blieb allemal nicht bis zum Schluss, denn morgen war auch noch ein Tag und da ging das Thrash-Geknüppel weiter. Insgesamt würde es mir dann an Krach und Gwerch sowieso zu viel werden, also sparte ich mir den Rest der Nacht und ging zum Auto.

Ich schlief zuerst recht gut, aber gegen Morgen kam ein Regen. Der prasselte wirklich heftig aufs Dach, gab sein trashiges Trommel-Solo, und ich wachte halb auf. Im Halbschlaf fiel mir dann ein, dass ich zwischen zwei Flüssen parkte, denn vorne floss die Regnitz vorbei und hinter mir irgendwo der Kanal. Wenn es nun so regnen würde, könnte es Hochwasser geben und dann schwemmt's ja das Naglfar weg! Aber dann müsste es ja die ganze Halle und nebenan das Schwimmbad auch wegschwemmen, schlussfolgerte ich im Halbschlaf, war wieder beruhigt und schlief weiter.

Gegen Samstagmittag wachte ich auf. Ich kochte mir einen Kaffee, schmierte mir ein Mettbrötchen mit Zwiebeln und wollte die Heizung anwerfen, aber sie lief schon wieder nicht. Schon das letzte Mal hat die rote Leuchte geblinkt, aber ich hatte trotzdem gehofft, die Heizung würde wieder anspringen. Aber so kalt war's auch nicht, die Sonne schien aufs Auto und man hielt es auch gut ohne Heizung aus.

Da hockte ich nun im sauber geputzten, schneeweißen Naglfar inmitten der anderen Black-Metal-Autos und guckte meine Bilder von gestern auf dem Laptop an. Es war recht frisch geworden und noch dazu blies ein heftiger Wind, also außen war's grad nicht so schön. Nur ein Stück weiter, da saßen so ein paar ganz Harte vor ihrem offenen Auto auf ein paar Bierkisten und grillten. Aber die meisten Leute hatten sich vor der Kälte und dem Wind verkrochen.

Vorne in der Halle gabs ein Weißwurstfrühstück und die erste Band hatte bereits ab 13 Uhr ihren Auftritt. Also ging ich dann auch mal vor in die Halle, obwohl mir das jetzt eigentlich noch ziemlich zu früh war. Der Greimi hatte auf Facebook geschrieben, dass er mit der Bahn im Anflug war und tatsächlich, da stand er schon in der Halle.

Thorsten und Greimi verstanden sich auf Anhieb und gingen gleich mal raus an die Bar, ein paar Pfeffis töten. Deutlich beömmelt kamen sie wieder herein. Hee, Jungs, es ist erst 14 Uhr! Der Tag ist fei noch lang!

Nun wurde auf der Bühne eine sehr interessante Deko aufgestellt. Dabei handelte es sich um einen Altartisch mit schwarzem Tuch und allerlei okkult ausschauenden Utensilien darauf, und ein Kerl in schwarzer Robe fing an, die ganzen Kerzen drauf anzuzünden. Das sah überaus geil aus!

Nun hatte der Kerl nicht nur die Kerzen angezündet, sondern auch einiges Räucherwerk, und bald drauf verbreitete sich ein ätzender Rauch von Weihrauch und abgefackelten Kräutern über die Bühne und in den Saal. Show-technisch war das wirklich dekorativ, aber der Rauch stank und biss derartig, da kriegste ja keine Luft mehr, und ich flüchtete hinaus ins Freie.

Da es eh noch sehr früh am Nachmittag war und Band-mäßig noch nichts Unverpassbares angesagt war, beschloss ich, einen kleinen Spaziergang nach Hirschaid rein zu machen. In der Halle bekam man grad eh keine Luft und ein bisschen Pause würde mir gut tun.

Das hatten sich auch ein paar andere gedacht und so war das Kruzifix gleich an der Zufahrt zur Location mit ein paar vollbrachten Bierflaschen dekoriert. Wie können die da auch so ein hässliches Balkensepp-Monument hinstellen, wenn sie doch wissen, dass da unten ein Metal-Konzert läuft?!

Es war kalt und regnerisch, über dem Kanal wehte mich der Wind fast von der Brücke. Zum Glück hatte ich noch meine Winterjacke mitgenommen, obwohl ich die eigentlich schon gewaschen und im Schrank für den Sommer eingemottet hatte.

Ich lief zum Supermarkt, setzte mich dort ins Cafe und futterte einen Kuchen. Aber was sollte ich in diesem Kaff sonst noch machen? Also lief ich halt wieder zurück. In der Halle hatte sich der Weihrauch-Nebel zum Glück schon verzogen, die haben wohl ordentlich gelüftet. Es waren nun auch die Opener-Bands durch und die besseren Bands standen auf der Bühne. Der Greimi hatte schon ordentlich einen sitzen und gurkte selig im Saal herum, den Thorsten fand ich nicht. Der war wahrscheinlich in seinem heiligen (neuen) Auto, kann ich ja verstehen.

Na, dann fing ich doch auch mal an mit meinem ersten Bier.

Also ich find, die Veranstalter haben das echt ganz liebevoll aufgerissen, alles. Sogar das Bier hatte ein eigenes Label. Dante's Luzifer war drauf und oben am Flaschenhals noch ein Skull mit Fledermausflügeln. Richtig schön blackmetalig!

Ach, ich liebe diese ganze Szene. Alle sind einerseits grob und derb, aber andererseits sowas von lieb und freundlich. Ich ging mal aufs Klo, da standen zwei stämmige, vollbärtige Kerle drin und machten da auf Gender, oder was? "Aus dem Weg, ihr Muschis!" lachte ich und drängte mich vor. Naja, wer aufs Damenklo geht, ist eine Muschi, oder?

Dann kam ne Band, die mir gar nicht gefiel. Das war irgendwie so Stoner-Zeug, recht langsam, teilweise melodisch, aber trotzdem doomig, nein, das war nicht meins. Die darauffolgende Band war ähnlich, aber schon wieder ein bisschen fetziger. Dann kamen Konvent, eine Mädels-Band. Also irgendwie kam mir das vor wie immer bloß zwei oder drei Accorde, dazu etwas grunzen... naja, wenn man dazu das Video sieht, dann klingt es ja wieder gar nicht mal so schlecht, aber live konnte ich da jetzt nicht viel damit anfangen.

Nach Konvent kamen Darkened Nocturn Slaughtercult auf die Bühne. Die waren wieder gut fetzig. Zudem hatten sie eine recht nette Maskerade. Die Sängerin hatte so eine Art Helm auf, der wohl eine Dornenkrone darstellen sollte, verziert mit so weißen Fransen, wie sie die Schamanen im Gesicht hängen haben. Gesangtechnisch erschloss sich mir der Gig nicht recht, denn das ging oft so: klampf klampf klampf ... dann ein kurzer Kreischer der Sängerin ... klampf klampf klampf .... kreisch! ... klampf klampf ... dann mal wieder kreischendes Gegrowle, was möglicherweise 2 Sätze darstellen könnte .... klampf klampf ... ugh *kreisch*! Aber irgendwie interessant, fand ich. Ne CD hab ich mir aber nicht gekauft, weil so zum im-Auto-hören ist das nix.

Langsam wurde ich des ganzen Thrashs müde. Ich hatte mich drauf gefreut, es war auch zuerst richtig geil, aber ich wusste von Anfang an: zwei volle Tage davon ist mir zu viel. Da schenkte ich mir Asphyx, die seh ich dann sowieso noch auf dem Breeze.

Ich lief durch die nächtliche Kälte zum Auto. Ah, da schau her, Thorstens Kastenwagen war weg! Er war wohl schon gefahren! Hatte mich schon gewundert, der kam mir vorhin ziemlich nüchtern vor. Dann sagte er noch, er hat sich am Nachmittg nochmal ins Auto gelegt und eine Runde geschlafen. Aha, und danach hat er nichts mehr getrunken und dann hat er seine Töchter ins Auto gepackt und war noch in der Nacht gefahren. Ja, versteh ich: so ohne Suff macht so ne Vorstellung einfach keinen Spaß.

Anders der Greimi: Der war schon vorhin ziemlich hinüber und verklickerte mir, dass er mit der Bahn wieder heim fahren wollte. Wie? Wann fährt denn hier ein Zug? Na, früh um sieben! Oh Schreck, armer Greimi! Was wollte er dann bis früh um sieben hier machen? So wie es aussah wollte er durchsaufen. Na, das ist mir zu hart. Da schmeiß ich mich lieber in mein schönes Federbett.

Aber da hatten wir gleich wieder das Problem: die Heizung lief nicht - und es war wirklich ziemlich kalt. Als ich im Bett lag, ging's dann schon, die Decken hielten warm, aber die Nase war kalt und die Luft und überhaupt, bäh! In zwei Wochen ist die nächste Tour, das Ragnarök, und da soll es in der Nacht wieder nur kurz um den Gefrierpunkt haben. Das ist ja unschön, da sollte ich mir was einfallen lassen. Eigentlich wollte ich jetzt die Heizung erst mal nicht mehr machen lassen, weil es kommt ja jetzt der Sommer. Na, ich werde mal gucken...

Da also keine Heizung lief und es auch sonntagmittags wirklich frisch war *schlotter*, ließ ich das mit dem Kaffee, packte gleich alles ein und fuhr lieber heim. Ich hatte nur 45 km, da bin ich gleich daheim, kann ich daheim noch einen Kaffee trinken. Nur das Blöde: auch daheim hab ich die Heizung bereits abgeschaltet, weil ich dachte eigentlich, wir haben doch Klimaerwärmung? . Ja, war wohl nix.

Keine Kommentare: