Das Leben ist manchmal so wunderschön, zum Beispiel heute
. Als ich wach wurde, war es ziemlich warm, welch ungewohntes Gefühl! Vor lauter Frost und Frieren im bisherigen Mai wusst ich ja gar nicht, wie's mir g'schiecht und riss mir schleunigst das Winter-Plüsch-Nachthemd vom Leib. Die Sonne schien herrlich und ich krabbelte aus dem Bett. Ich kochte mir einen Kaffee, schmierte mir ein Brot mit Mett und Zwiebeln und frühstückte vor dem Naglfar. Mei, da hört man ja Sachen auf so einem Metal-Campground! Aus einem Nachbarcamp ertönte Iron Maiden, Megadeth, dann Janis Joplin mit Mercedes Benz, Stairway to heaven, Ghostbusters, Judas Priest, Metallica, dann die Titelmusik von Enterprise - und eine lauthals dazu grölende Meute
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Da saß ich nun vor meinem Campinggarten chillig in der Sonne und häkelte.
Gegen Spätnachmittag raffte ich mich mal auf, zog mich um, stylte mich und stellte mich vor das Naglfar an die Bushaltestelle. Da kamen 3 Kerle und eine Frau. Die Frau quatschte mich gleich an und erzählte mir, sie sei aus Kassel. "Du bist aus Kassel?" fragte ich: "Kennst du den Manfred aus Kassel?" Die Frau setzte zuerst zu einem Gelächter an, weil die Frage klingt ja echt so "kennste den Peter aus München?", aber dann stockte sie und rief: "....DEN Manfred?! Na klar!"
Dann erzählten wir:
- Der Manfred packte sein Mascara aus, machte die Augen zu und schmierte es sich einfach drüber. Ja, genau so sehen seine Corpse Paints auch aus!
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- Der Manfred ging in die Metal-Disco, hatte eine Tasche dabei, versteckte diese vor der Disco und dann kam er alle halbe Stunde wieder raus zu seiner Tasche und futterte von seiner Stulle, die er da drin hatte. Die Frau war Türsteherin an der Disco und hat das genau beobachtet.
- Der Manfred hatte kein Handy als wir uns kennenlernten. Drum tauschten wir Postadressen aus. Da schickte mir der Manfred einen dicken Snailmail-Umschlag mit der Post mit 40 Fotos drin von seiner Wohnung, Papierfotos. Wartet's nur ab, der realisiert das echt noch, was auf Facebook als Gag rum geht, dass er mit dem Topf auf die Straße rennt und den Leuten das Essen zeigt, das er gekocht hat.
Der Manfred kann einem fast Leid tun, weil er checkt das auch nicht, warum ihn die halbe Welt kennt .
Die beiden Kerle bei der Frau sagten, das dauert ihnen hier zu lange bis der Bus kommt, sie wollten die Treppe laufen. "Ha, der Bus ist zwar noch nicht da, aber wir sind bestimmt früher da als ihr, wetten!?" rief ich. Kurz nachdem sie losgelaufen waren, kam der Bus vorne um die Kurve. Er fuhr an uns vorbei und der Fahrer rief raus, er müsse erst wenden. Da kam der Bus wieder zurück, war aber voll besetzt. Er fährt erst rauf, kommt aber doch gleich wieder zurück, rief der Fahrer. Da kam der Bus nun endlich zurück - ich war immer noch der Meinung, wir würden eher oben sein als die Männer - da sagte der Fahrer, er will jetzt erst mal eine rauchen. Ja gut, man muss einfach einsehen, wenn man verloren hat
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Endlich waren wir oben und ich gab mir dann mal ein zweites Frühstück.
Die erste Band, die ich da hörte, war Nytt Land, eine Schamanenband. Das war jetzt grad nicht so meine Stimmung, aber es war sehr mystisch und die meisten Leute waren völlig hin und weg. Naja, da muss man sich drauf einlassen können, nur wollte ich halt grad moshen
Die Nytt Land hatten ihre Perchten dabei, die die Vorstellung bewachten.
Ich ging mal rauf in das heidnische Dorf.
In einem Zelt hatten sie was ganz un-A-iges stehen: einen Getränkekasten! Darin stand auch noch ein Laphroaig. Ja, hat's den im Mittelalter auch schon gegeben?
Da war eine Frau, die webte Bändchen und ich ließ mir zum x.ten Mal Tipps geben. Dabei hat es keinen Sinn: ich komm doch eh nicht dazu, mein verpfuschtes Bändchengewebe vom vorletzten Jahr weiter zu machen . Das liegt schon ewig in meinem Wohnzimmer hinten im Eck, ich könnt's ja wenigstes mal entsorgen.
Ich lief wieder vor die Bühne und guckte mir dort Ereb Altor an.
Mensch, das ist schon wirklich ein schönes Festival, einfach toll, allein schon die Kulisse. Da kommt nicht mal die Burg Abenberg hin, so ein tolles Ambiente, hier! 1.500 Leute passen hier rein, erklärte mir der Kanne - und es waren echt die besten Leute der Metal-Szene, echt urige Menschen, urige Kulisse, urige Bands!
...und die Aussicht von der Burg oben: einfach toll!
Dann wollte ich mal noch was essen. Leider fehlte dieses Jahr der leckere Burger-Stand. Auf den hatte ich mich eigentlich gefreut, aber ja mei, man kann halt nicht alles haben. Da ging ich mal hier an den Grill, was gibt's denn Feines? Oh, lecker! "Ich krieg a Fleischküchla in ner Semmel" sagte ich. "Was kriegst du? Was iss'n das?" fragte die Kassiererin. Mensch, da red ich schon betont Hochdeutsch und sag extra "Semmel" statt "Weckla", dann verstehen sie mich trotzdem wieder nicht. Was ist ein Fleischküchla? "Naja, so ein Stück Hackfleisch, gebraten" - "Ach, ein Klops?!" Naja, von mir aus .
Hier sieht man ja viele, teils wirklich ganz tolle Tattoos, aber das hier fand ich echt besonders toll: Elvira - und die Mama aus der Addams Family! Tolles Motiv, und toll gestochen!
Der Pappa Dieter war natürlich auch wieder am Start. Meistens steht er ja direkt vor der Bühne ganz vorne, aber wenn man genau hinschaut, hockt er da auf so einem hohen Dreibein. Ja mei, wir werden alle älter und müssen halt immer mehr auf Hilfsmittel zurückgreifen.
Auch Kameras werden älter und müssen auf Hilfsmittel zurückgreifen
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Es wurde langsam finsterer, auf der Bühne standen jetzt Sun of the sleeping (? sleeping? sleepless? sleep-was? Ich müsst googeln, bin aber grad offline und der Empfang hier ist grottenschlecht. Surfen geht nur nachts zwischen halbzwölf und eins).
Dazu passend, allemal: ein wunderschöner Sonnenuntergang!
Sie verteilen hier auch richtig guten Whisky! Aber da hielt ich mich mal zurück, weil irgendwie will ich ja auch die drei Tage hier überleben
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Es ist hier so ein tolles Ambiente und jetzt, am Abend, kam das noch viel besser zur Geltung. Also das macht schon teils echt Gänsehaut, hier.
Die vorletzte Band war Manegarm, die gefielen mir sehr, sehr gut. Ich kaufte mir ein Patch für meine neue Kutte, die ich grad bastel. Sie trugen auch zwei Akustik-Songs vor, die waren echt schön. Sie spielten bis halbzwölf, und da wurde ich natürlich schon wieder müd. Nach Manegarm verließ ich die Location und krabbelte mal die Treppe runter zum Parkplatz. Oh, ich war wirklich müd, denn ich legte mich auch gleich ab, dabei wollte ich eigentlich noch Blog schreiben, wäre die ideale Empfangszeit gewesen.
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