Sonntag, 6. Juli 2014

Hexenturm in Zeil

Heute mittags im Bett entschloss ich mich dann ganz spontan, dass ich jetzt nicht in den Hof geh und dort aufräum, sondern mich lieber auf die Trudl hock und damit einfach davon fahre. Das Wetter war super schön - bis auf ein paar einzelne Wölkchen, aber es sah nicht nach Regen aus. Also blockerte ich mal auf die A73 und fuhr nach Bamberg.

Bei Bamberg fuhr ich ab und dann irgendwie links am Main entlang. In einer Tankstelle tankte ich und fragte dann lieber mal: "Geht es hier nach Zeil?" "Ja" meinte der Tankwart: "und es ist eine sehr schöne Strecke!"

Ich fuhr also die Richtung weiter und kam auch durch die vom Tankwart aufgezählten Käffer. Es war wirklich eine sehr, sehr schöne Strecke: Die Straße war gut ausgebaut, es war kaum Verkehr, das Wetter war bestens und links und rechts waren wunderschöne Felder und Wiesen. Ich kam auch an einer Main-Schleuse vorbei, wo gerade zwei große Touristenschiffe hochgepumpt worden waren.

Tatsächlich fand ich das Städtchen Zeil. Es hatte ziemlich malerische Fachwerkhäuser und dort fand ich dann auch den Hexenturm, dieser da:

Gegenüber ist das Finanzamt.

Das war bestimmt auch im Mittelalter schon so. Da weiß man doch gleich, woher der Wind weht!

Ich ging also mal hin zu dem Hexenturm und guckte, wo ich da überhaupt rein muss. Den Eingang hatte ich dann gefunden und dort musste ich 2,50 € Eintritt zahlen. Ich war gerade der einzige Besucher im Turm, meinte die Kassiererin.

Der erste Raum, in den ich kam, beinhaltete eine Reihe solcher Säulen mit Schrifttafeln. Die Säulen waren so krumm wie der Boden. War wohl im Mittelalter nicht so wichtig, ob ein Boden eben war oder nicht. Hee, da muss man ja echt aufpassen, dass man nicht stolpert!

Auf den Tafeln stand ungefähr das, was man auch im Internet lesen kann. Ich fotografierte alle Tafeln nur schnell ab, um sie dann gegebenenfalls zuhaus zu lesen.

Nach dem Raum mit den Tafeln kam man in sehr düstere Räume, dort wurden mit Projektoren ein Foliensatz an die Wand geworfen. Aus nem Lautsprecher kam dann auch Gekreische, lautes Herzklopfen und unheimliche Geräusche.

Auf dieser großen, blutroten Tafel wurde das Prozedere bis zum glühend lodernden Scheiterhaufen beschrieben.

...aber heute gibt's ja zum Glück Rauchmelder!

Ich ging mal einen Stock höher.

Dort oben war eine kleine Galerie und eine Ausstellung von Gemälden und Kunstwerken, die sich mit Faschismus und Nazis beschäftigten. Naja, das ist ja doch recht anachronistisch, alles.

Aus Holz war ein Modell von der Stadt Zeil aufgestellt worden. Seht ihr den kleinen Galgen gleich im Vordergrund?

Ich krabbelte noch ein Stockwerk höher. Da wurde es dann wieder unheimlicher, mittelalterlicher, hexenmäßiger.

Das ist das "Angstloch". Eine kleine, viereckige Öffnung war im Boden. Da wurden an der Kette oder einem Seil die Gefangenen in ein tiefes, stockdusteres Loch hinunter gelassen (heute ist das natürlich ordentlich ausgeleuchtet). Wahrscheinlich hat man den abergläubischen, dummen Katholenmädchen dann auch noch erzählt, da unten hause der Nachtgieger oder das Hanserbuberding und dergleichen erschreckliches Koboldgesockse.

Das hier stellt einen "Hexenaltar" dar. In der Mitte hängt eine Urne.

Das Bild auf der Urne war sogar IRL sehr schlecht erkennbar. Es soll wohl eine Frau darstellen mit ägyptischem Kopfputz; sie hat sogar eine Schlange auf der Stirn. Das sieht mir doch recht nach Jugendstil aus und hat mich irgendwie eher an den Crowley erinnert...?

 

 

Daneben sind auf diesem großen, roten X an der Wand die Namen der Opfer gelistet, die hier in Zeil als Hexen ermordet wurden. Ui, das ist schon gruselig, ja, doch.

Damit war die Ausstellung aber bereits zu Ende und mehr gab's nicht zu sehen, schad.

Naja. Die Idee, das Hexenwesen touristisch zu pimpen, ist noch relativ neu, erst ein paar Jahre alt. Ich hab gelesen, sie wollen in Zeil auch noch einen Scheiterhaufen nachbauen und auch in Bamberg das "Trudner-Haus", von dem nur noch der Grundriss steht, neu aufbauen. Das fänd ich echt interessant und wenn's so weit ist, fahr ich mal wieder her.

Ich lief durch das idyllische Zeil und suchte mein Moped. Hui, da ist es!

Diesmal regnete es nicht. Ich blockerte die malerische Landstraße nach Bamberg zurück und machte mich dort auf die A73. Gemütlich cruiste ich nach Nürnberg zurück. Ja und jetzt bin ich wieder zuhaus, geh mal runter in den Hof und räum das Chaos von gestern dort auf.

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