Am nächsten Morgen regnete es. Es war kühl, aber jetzt ließ mich die Heizung natürlich wieder im Stich und zeigte ein rotes Blinklicht. Die geht anscheinend nur dann, wenn man sie nicht braucht
. Ich wickelte mich in eine Decke, dann ging's schon. Besonders gemütlich war's nicht, aber ich kenn's ja noch viel, viel schlimmer.
Mein Häkelzeug hatte ich dabei. Also hockte ich im Naglfar und häkelte.
Da kam der Torsten angefahren. Ich hatte ihm nebenan einen Platz reserviert. Das war auch gut so, denn jetzt war der Campground bereits echt voll geworden.
Nebenan stand ein Wohnmobil, der hatte kein Camping-Ticket. Drum stellte er sich mit der Nase zum Fluss in der Hoffnung, dass das fehlende Ticket hinter der Scheibe dann nicht so auffiel. Aber es liefen hier echt scharfe Verwaltungssklaven herum, die klopften extra an, um sich das Ticket zeigen zu lassen, und dabei redeten sie einen ganz förmlich mit "Sie" an. Glatt erwischten sie auch den Nachbarn und verwiesen ihn des Platzes, der musste echt wieder wegfahren . Naja gut, die Tickets waren ausverkauft, die Plätze abgezählt und dann passte einfach keiner mehr rein.
Nachdem der Regen aufgehört hatte, packte ich das Wägelchen aus dem Laderaum und lief vor ins Einkaufszentrum, Bier und Getränke kaufen. Da war auf dem Weg ein Schuhladen und ich dachte: "Ach, guckste mal rein..." Weiber, halt
.
...und da fand ich dann diese wunderhübschen Sandalen, die sprangen mir förmlich aus dem Regal in mein Wägelchen, meins!
Im Naglfar angekommen häkelte ich erst mal weiter. Es wird ein Sitzbezug
.
Der Torsten unterdessen leuchtete kräftig in seinen Biervorrat. Wenn er dann den Zacken in der Krone hat, hat er die dumme Angewohnheit, alle Leute zu bedrängen, es ihm gleich zu tun, aber richtig heftig: "Da los trink! Du sollst trinken!". "Nein, es ist erst drei Uhr nachmittags, ich mag jetzt noch kein Bier!" Es ist echt anstrengend, sich da zu wehren, aber wenn ich nicht mag, dann mag ich nicht, basta.
Um 18:30 Uhr kam die erste Band, da torkelte der Torsten schon übel umeinander und ärgerte sich, weil er so platt war. Ja, das hat er nun davon!
Ich zog mich um und ging dann auch mal vor. Der Opener hieß Killing Spree. Der Sänger sah aus wie ein Milchbubi, fein frisiert und ordentlich, aber der Sound war echt gut. Ich weiß nicht, ob sie mir nur so gefielen, weil sie halt die Ersten waren, oder ob sie wirklich so sau-gut waren. Ich werde da zuhaus auf jeden Fall nochmal reinhören, weil ich war grad echt von denen begeistert und moshte und hüpfte.
Nun guckte ich in den Metal-Markt. Da war ich aber ganz arg enttäuscht: Grad ein paar Buden waren am Rand des großen Zeltes verteilt, selbst da war noch viel Platz dazwischen gelassen. "Die sind erst noch beim Aufbau" glaubte der Torsten, aber nein, das waren schon alle
. Dazu war jede zweite Bude relativ uninteressant, weil den ganzen Krimskrams hab ich schon oder kann ihn einfach nicht brauchen: CDs, gravierte Trinkhörner, Cartoons. Also das war echt müde!
Der Torsten hatte sich ein Hamorrhage-Patch gekauft und freute sich riesig darüber. Das pappt er sich auf eine Mütze und trägt es auf der Stirn.
Jetzt spielten Geist in der Halle. War nicht so meins und ich spazierte mal rum und besuchte den Greimi. Der saß am Einlass und gab die Bändchen aus. Da war riesig Andrang und die Leute standen weit an, das Ende der Schlange konnte man schon gar nicht mehr sehen, es verlief sich irgendwo da hinten zwischen den Autos.
Ich ging dann mal zum Auto, ein Bier trinken. Ich trink nämlich das Stadthallen-Bier nicht, es ist die letzte Plörre und mir wird's drauf schlecht. Drum ist es mir ja so wichtig, möglichst nah am Eingang zu parken, da kann ich immer mal schnell raus und mir ein Bier holen.
Dabei kam ich an dem Camp vorbei, in dem vorhin noch Torstens Töchter gesessen waren und mit finsteren Gestalten fröhlich feierten. Ja, der Torsten ist jetzt abgeschrieben, sie übernachten auch nicht mehr bei ihm im Auto, sondern im Zelt bei ihren Lovern. Der Torsten ist traurig und typisch Mann äußert sich das in solchen Sprüchen: "Das macht mir doch gar nix aus, sollen sie doch, pah!" Ach, ist schon blöd, wie sich dann alles so ändert. "Da kann ich wenigstens im Auto machen, was ich will, schnarchen, furzen..." sprach's und schüttete sich voll Bier und Schnaps - vor lauter Freude, jaja.
Da saßen wir so bei mir im Naglfar, tranken Bier und Torsten erzählte mir so ein paar Anekdoten aus seinem beruflichen Alltag als Lokführer. Ich fand's zum Totlachen, was er mir da erzählte. Es war furchtbar witzig und ich lach fast immer noch, aber ich darf's nicht weitersagen, weil er will nicht, dass das jemand weiß. Sehr schade, ehrlich .
Dann ging's aber wieder vor in die Halle, denn jetzt kamen Saor. Es war erst Donnerstag und die ganze Halle war schon fast voll. Selbst oben auf den Rängen saßen schon 1000 Leute. Wie soll das erst am Samstag werden? Es ist total ausverkauft, das ist auch kein Wunder bei diesem geilen Line Up.
Als Headliner des Donnerstags spielten Agathodaimon. Mensch, so ne schöne, alte Band
. Die hab ich schon vor 20 Jahren gehört. Sie fingen erst um 0:30 Uhr an zu spielen und ich habe tatsächlich so lange durchgehalten. So kenn ich mich ja gar nicht.
Also dieser Auftakt war mal richtig schön. Super, Ragnarök!
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