Samstag, 27. April 2024

Fiddler's Green im Löwensaal

Warum war denn jetzt die Woche so stressig, mei, ich hab schon wieder alles "traumatisch verdrängt" . Auf jeden Fall war's sehr kalt, ich war grantig, ich hatte ein paar Termine, Stress in der Arbeit und irgendwie kam ich erst am Donnerstag auf die Idee, dass ich noch gar nicht weiß, was ich denn am Wochenende machen wollte. Ja, was steht denn überhaupt zur Auswahl? Es sollte angeblich warm werden und auf Gut Wolfgangshof wäre ein Mittelalterfest. Da es aber aktuell noch so kalt war, konnte ich mir gar nicht vorstellen, dass mir das gefallen würde. Dann gab es noch in Lauda-Königshofen das keep it true-Festival, aber außer Grave Digger kannte ich keine einzige Band. Also entschied ich mich erst mal dafür, in Nürnberg zu bleiben und ließ mir noch schnell ein Ticket raus für Fiddler's Green im Löwensaal am Freitag.

Also fuhr ich mit den Öffis zum Tiergarten und lief den Berg über dem Löwengehege hoch. Maik und Martina standen am Eingang als Security, aber ich wurde dann irgendwie von ner anderen Securita kontrolliert und die wühlte meine ganze Tasche durch, ts.

Da hatte ich mir nun mal einen Gehörschutz anfertigen lassen, weil ich's ja mit meinen Konzis ziemlich übertreibe und manchmal echt Ohrenschmerzen hab. Der Gehörschutz war nun fertig geworden und ich konnte ihn diese Woche abholen. Sauteure Teile, fast 200 € kostet das Zeug. Aber die sind individuell genau für meinen persönlichen Hörschaden angefertigt, sind halt tontechnisch ganz top, filtern bloß Krach raus, lassen die Musik durch und man versteht auch noch, wenn jemand spricht. Bei der Abholung musste ich mit den Dingern noch einen Hörtest machen, aber alle Werte waren dann gut und so konnte ich sie mitnehmen. Beruhigenderweise hatte sich mein Hörvermögen seit dem letzten Test vor 5 Jahren nicht wesentlich verschlechtert. Ich sag's doch: mein Hörschaden kommt nicht vom Metal, sondern ich hab schon als Kind schlecht gehört, das war schon immer so .

Bevor ich mich jetzt mit den neuen Ohrenstöpseln in den Thrash stürze, wollte ich sie erst mal austesten und dazu war doch so ein zivilisiertes Folk-Konzert gerade richtig.

Im linken Ohr war das Ding drin, aber im rechten Ohr saß es nicht gescheit. Ich pfriemelte umeinander, da flog es wieder raus, dann stopfte und drehte ich dran rum, dass mir bald das Ohr weh tat, und irgendwie hörte sich alles ein wenig komisch an: die Stimme von diesem Sänger zum Beispiel, ein ziemliches Reibeisen. Der gäbe einen guten Thrash-Metaler ab, könnt ich mir vorstellen. Die Band konnte aber immerhin gut Stimmung machen und alle hüpften und winkten.

In der Pause stand ich draußen im Rauchergarten mit dem Christian und noch ein paar anderen und wir lästerten über das Bier in der Stadthalle Lichtenfels, das bis hierher für seine Schlechtheit bekannt ist. Jeder erzählte nun so, wie schlecht es ihm nach zwei oder drei Stadthallen-Bieren schon gegangen ist, wie es ihm den Kreislauf zusammengedonnert hat, wie er müde wurde, Filmrisse hatte, wie es ihm übel wurde, usw. "Was schenken die eigentlich hier aus?" fragte einer, und erst dann fielen uns ein paar leere Bierkästen auf, die da rum standen: Leikeim?? Was? Das kann doch nicht sein! "Das muss ein anderes Leikeim sein als das in der Stadthalle!" stellten wir einstimmig fest. Das Bier hier ist zwar auch schlecht, aber sooo schlecht wie das Stadthallenbier ist es doch wieder nicht.

Vor Ende der Pause guckte ich nochmal schnell an den Merch-Stand, was es denn da zu kaufen gab. Aber gleich entdeckte ich auf dem Tisch der Vorband unter CDs und Patches einen Stapel mit "FCK AFD"-Aufklebern - und damit ist es für mich aus, hier kaufe ich nichts. Ich kann diese linke Hetze nicht leiden und finde auch, dass sowas bei Konzerten und Kulturveranstaltungen nichts zu suchen hat. Wenn eine Band die Bühne für politische Propaganda missbraucht, dann hab ich auf die Band meistens auch gar keine Lust mehr, es sei denn, es sind eh so klar politische Bands wie die toten Hosen oder Sahne-Fischfilet, aber auf die hab ich ja von vorn herein schon eh keine Lust.

Zu den linkspolitischen Propagandisten gehört natürlich auch SaMo, aber bei denen ist die Musik wieder so gut, dass man darüber den bunten Quatsch überhören kann. Zumindest hätte ich mit SaMo hier nun nicht gerechnet, aber da wurde plötzlich der "bescheidene Alea" auf die Bühne gerufen.

Nun hüpfte tatsächlich Alea da droben auf der Bühne rum, setzte sich in Szene und stahl den Fiddler's Green die Show. Zusammen machten sie eine richtig gute Stimmung. Also Party machen kann der Alea schon immer, muss man ihm lassen.

Am Ende holten sie noch ein paar Zuschauer mit auf die Bühne und präsentierten sich zum Finale. Ach ja, so insgesamt war die ganze Vorstellung recht nett.

Beim Abgeben meines Bechers stellte ich fest, dass ich nun endlich diese grüne Pfandmarke los kriegte, die ich seit Wochen in meinem Geldbeutel liegen hab: Ach, in den Löwensaal gehört die?! Schnell hatte ich einen herrenlosen Becher gefunden, klaubte ihn auf und gab ihn mit ab. Schon drängten die Security die Leute aus dem Saal, also holte ich meine Jacke, latschte runter zur Straßenbahn und fuhr heim.

Und was mach ich nun heute? Mittelaltermarkt oder Keep it true? Na, erst mal in Ruhe frühstücken und dann überleg ich's mir noch .

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